Martin Geiger ist der Effizientertainer®, bekannt als Keynote-Speaker, Buchautor und Coach. Sein Motto ist, ähnlich wie das von Lars, er hilft seinen Kunden anders zu arbeiten und mehr zu leben. Martin erzählt uns mit einem Augenzwinkern, welche unfehlbaren Wege er schon erforscht hat, um sein Leben zu verplempern. Viel Spaß!

Das Interview findet Ihr auch als Video auf YouTube.

Links

Webseite: martingeiger.com

Oben ist besser
am 25. Mai 2019 im Europapark Rust

Martins YouTube Channel
Vortrag Berlinale: 10 unfehlbare Wege, sein Leben zu verplempern

Ein Spontan-Interview, das Martin mit Lars geführt hat, findet Ihr auf facebook und auch auf YouTube.

Publikationen(*):
Zeit. Macht. Geld. Die Erfolgsgeheimnisse produktiver Unternehmer
Schneller als die Konkurrenz
33 unfehlbare Wege, sein Leben zu verplempern

Internetdienst-Empfehlung:
Now do this

Buchempfehlungen(*):
The E-Myth Revisited von Michael Gerber

Transkript

LB = Lars Bobach
MG = Martin Geiger

LB:
Herzlich willkommen zum Podcast Selbstmanagement.Digital. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit dem Martin Geiger, hallo Martin.

MG:
Hallo Lars.

LB:
Schön, dass du da bist. Martin Geiger werden vielleicht einige von euch kennen. Er ist sozusagen ein Kollege von mir. Er ist auch Produktivitätsexperte, Buchautor, Vortragsredner und vor allen Dingen Coach. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, seinen Kunden dabei zu helfen, anders zu arbeiten und mehr zu leben. Ich würde sagen, da haben wir das gleiche Motto, oder?

MG:
Ja, ich hoffe.

LB:
Das neueste Buch, was er geschrieben hat, heißt: „Schneller als die Konkurrenz“. Das ist heute nicht unser Thema, wir wollen über die zehn unfehlbaren Wege, sein Leben zu verplempern, sprechen. Das ist ein Vortrag, den er öfter gehalten hat. Ich finde die Idee klasse, mit einem Augenzwinkern zu zeigen, wo wir unsere Zeit und unser Leben verplempern können. Martin, vielen Dank, dass du dabei bist. Ergänze doch mal die kurze Vorstellung, was habe ich ausgelassen? Mach das Bild mal rund für uns.

MG:
Das war im Grunde wunderbar. Ich habe mir die Berufsbezeichnung „Effizientertainer“ sichern lassen und bei jedweder Vorstellung, wenn ich irgendwo auf die Bühne gerufen werden, stolpern die Leute darüber und machen ein „r“ rein, dann ist es der Effizienztrainer. Ich hatte auch schon den „Ententrainer“, alle möglichen Wege.

Im Endeffekt geht es genau darum, wie du es gesagt hast, anders arbeiten, mehr leben. Wobei ich nicht so sehr der Experte darin bin, den Leuten zu sagen, wie kannst du schneller, weiter, besser. Sondern eben bei dem Thema, über das wir heute sprechen wollen, was du eben erwähnt hast, ich bin eigentlich ziemlich gut darin, Dinge wirklich radikal falsch zu machen.

Und da bin ich auch richtig konsequent und habe jetzt quasi ein fast 50-jähriges Selbststudium absolviert und habe die besten zehn Punkte, bei denen ich wirklich zweifelsohne sagen kann, die sind absolut verplemperte Lebenszeit, quasi rausgearbeitet, damit ich es heute deinen Zuhörern und dir erzählen kann.

LB:
Wunderbar! Bevor wir eintauchen, ich bin schon ganz gespannt, kurz zu dir. Wie bist du dazu geworden? Wie kam es dazu, dass du da Experte geworden bist?

MG:
Ich habe mal einen tollen Spruch gehört von einem dänischen Nobelpreisträger. Ein Experte ist ein Mensch, der in einem eng begrenzten Feld alle nur denkbaren Fehler gemacht hat. Ich weiß nicht, für dich kann ich nicht sprechen, aber für mich kann ich mit Fug und Recht sagen, da bin ich wirklich Experte in Sachen Produktivität.

Ich habe eine Unternehmerkarriere hinter mir in der Finanzdienstleistungsbranche. Das heißt, da war ich noch der irrigen Ansicht, du kannst Zeit wunderbar in Geld tauschen und 14-Stunden-Tage sind ein Zeichen deines Erfolges. Dann kann ich irgendwann an einen Wendepunkt, Gott sei Dank bei mir ein sehr positiver. Es war die Geburt meines Sohnes.

Als ich gesagt habe, willst du das für den Rest deines Lebens so weitermachen? Die Antwort war ziemlich eindeutig und ich dachte, okay, der Part an meinem Job, der mir viel Freude bereitet hat, das war, vor den Menschen zu stehen und die begeistern, Impulse vermitteln, den wollte ich gerne weiterhin ausüben.

Dann habe ich nach Wegen gesucht und bin da gelandet, wo ich heute bin und bin der erste wahrscheinlich einzige Effizientertainer, den es so gibt. Bei dieser schwierigen Ausbildung, weil man so viele Jahre alles falsch machen muss, gibt es auch wenige Bewerber auf diese Position, so dass ich da jetzt mein Unwesen treiben kann in aller Ruhe.

LB:
Ich habe hier im Podcast mal ein Interview geführt mit einem Launologen. Er hat ein Institut für Launologie eröffnet. Er war auch der Einzige. Er hat sich selbst eine Berufsbezeichnung gegeben, das fand ich auch ganz klasse.

MG:
Das muss man auch sofort schützen. Deutsches Patent- und Markenamt München, Effizientertainer war ziemlich leicht, weil es echt keine Mitstreiter gibt. Aber hätte ich geahnt, welche Schwierigkeiten es macht, es für die Leute nur auszusprechen. Der Rekord war, da hat einer mit mir geübt vor 700 Leuten, der mich ankündigen musste und dann nach dem dritten hilflosen Stammeln, nachdem er sagt, jetzt habe ich es drauf, war er dann auf der Bühne und es ging wirklich völlig daneben. Es ist immer ein schöner Auftritt, weil niemand deinen Beruf richtig ausspricht.

LB:
Ich bin so etwas wie Effektologe. Vielleicht wäre das etwas für dich?

MG:
Das ist auch gut, ich mache mir ein paar Notizen, wenn du so sprichst, lieber Lars, vielleicht ändere ich da nochmal etwas.

LB:
Ich sage gleich meiner Assistentin Linda Bescheid, dass sie es ganz schnell schützen lassen muss.

MG:
Ja, da musst du wirklich schnell sein. Aber du bist wahrscheinlich schnell. Das ist dein Beruf.

LB:
Das Buch „Schneller als die Konkurrenz“ ist ja dein Buch, das bin ja nicht ich.

MG:
Es ist mein Buch, aber du weißt selber, wir lehren, was wir dringend lernen müssen. Ich habe viel Prügel bekommen, vor allem auch von Frauen, die oft gesagt haben, „schneller“, „Konkurrenz“, „Wettbewerbsvorteil“, das ist nicht so unser Wording.

Also, den Vortrag habe ich jetzt umbetitelt, beim Buch ging es nicht mehr. Das heißt jetzt: „Warum pünktlich das neue zu spät ist“. Die gleichen Inhalte, es geht darum, wie du mit Geschwindigkeit begeistern kannst.

Wenn du es nur mal aus einer anderen Sicht siehst, alle Welt spricht von Entschleunigung. Aber wo sind wir als Kunde gezwungen, zu warten? Und wie wertschätzend wird da mit unserer Zeit umgegangen, wenn wir irgendwo eine halbe Stunde in einer Warteschleife hängen, damit sich irgendein menschliches Wesen unserer Bedürfnisse annimmt?

Dann muss ich einfach sagen, ich glaube, Geschwindigkeit ist ganz wichtig und so einen Turbo einzuschalten, wo er Not tut, nämlich im Kundenkontakt, ist elementar in der heutigen Zeit und leider aber in vielen Teilen noch gar nicht angekommen. Also, ich bin ein Tempo-Fan.

LB:
Man muss nur aufpassen, dass man selber nicht overpaced und dafür kommen jetzt die Tipps. Wir schweifen ein bisschen ab, jetzt rein in die Tipps, 1 bis 10, schieß los!

MG:
Wir werden später 81 Jahre alt, Frauen werden ein bisschen älter als die Männer. Einen Großteil unserer Zeit verbringen wir im Bett, daran lässt sich nicht viel drehen. Dann sind es fast 12 Jahre, die wir vor irgendwelchen Glotzen sitzen, also fernsehend. Nur 11 Jahre, die wir im Durchschnitt für Arbeit verbringen und genau da fragen die Leute meist nach Tipps, wie kann ich effektiver, höher, schneller, weiter?

Aber ich glaubte, es ist eben nur dieser eine Teil unseres Lebens. Das heißt, wenn du alles so zusammen addierst, dann sind 81 Jahre ratzfatz zu Ende und du musst dich fragen, Moment mal, wo ging die Zeit denn hin? Sie ist mir zwischen den Fingern zerronnen, wie es so oft heißt. Deswegen glaube ich eben, ich habe ein paar Zeitdiebe ausgesucht, es wird aktuell ein Buchprojekt. Es wird im Herbst erscheinen, dann sind es noch ein paar Tipps mehr.

Aber die top 10, wenn du so willst, aus meiner Sicht, die habe ich dir heute mal zusammengetragen. Nr. 10, ganz klar, wäre die Informationsüberflutung. Du weißt, wir haben tausend neue Infos bekommen, im Jahr 1900 hat es noch ein halbes Jahr gedauert, 60 Jahre später innerhalb einer Woche. Heute kriegst du Stunde um Stunde tausend neue Infos.

Egal, ob du auf einem YouTube-Kanal ein spannendes Interview hörst oder ob du nur durch die Fußgängerzone läufst. Es ist natürlich extrem radikal, was wir an Infos so bekommen und meines Erachtens braucht es da einfach eine Art Informationsdiät. Also die eine oder andere Information bewusst an uns vorbeirauschen zu lassen, einfach weil wir es gar nicht mehr beherrschen können.

Hier tut Filtern ein Stückweit Not. Hier ist wahrscheinlich ein lieber Kollege von mir, der Vilfredo Pareto gefragt, zu sagen, was sind wirklich die essenziellen News. Ich habe jede Tageszeitung abbestellt, ich muss morgens nicht zum Tagesstart den Server anschmeißen, um zu gucken, Spiegel Online oder Bild.de, je nach intellektuellen persönlichen Vorlieben, also die mir Neues bieten. Ich habe wahnsinnig viele Dinge auf eine Not-To-Do-Liste gepackt und Informationen gehören dazu. Was wichtig ist, werde ich schon erfahren.

LB:
Das ist auf jeden Fall einer der unfehlbaren Wege, seine Zeit oder sein Leben zu verplempern, wenn man sich da alles reinschaufelt, was man sowieso nicht verarbeiten kann, was einen auch null weiterbringt.

MG:
Ganz genau, das ist eigentlich die existenzielle Frage, welchen Mehrwert, Nutzwert, in irgendeiner Hinsicht hat es für mich? Meistens muss ich ihn beantworten mit 0,0 und dann ist es von vornherein gescheiter, sich dem gar nicht erst zu widmen.

LB:
Okay, das war 10, jetzt 9?

MG:
Ganz klar, das eine bedingt fast das andere. Das Internet! Die Zeit, die wir im Web zubringen, konntest du früher noch messen, indem du gesagt hast, so viele Stunden pro Tag oder Jahre. Inzwischen ist es ja fast rund um die Uhr. Leute machen sich noch nicht mal mehr die Mühe, ihr Smartphone nachts auszuschalten. Dann wird der Schlaf getrackt. Es ist irre, wir sind quasi ständig online.

Die Leute kommen nicht mehr in einen Raum und sagen „Grüß Gott“, die erste Frage ist, gibt es Netz oder wie ist hier das WLAN-Passwort? Das sind die elementaren Probleme in dem Zusammenhang. Und man muss sich fragen, wie viel befeuern wir davon auch selber? Da denke ich, das ist mehr als uns wahrscheinlich lieb ist, weil wir es nicht mehr filtern. Wir gehen nicht mehr bewusst ins Internet und schlagen schnell irgendwas nach.

Sondern wir sind ständig und immer fortwährend online. Es ist für mich definitiv ein völlig irrelevanter Part. Da kannst du Social Media natürlich dann nennen. Egal, ob es jetzt Facebook ist oder dieses Facebook mit Krawatte, Xing, da kommen Anfragen aus Hamburg, ob ich denn Zeit hätte, an einem Abendstammtisch teilzunehmen, an einem Unternehmerinnenstammtisch, also Frauen unter sich! Da prüft keiner mehr, wo es hin geht, einfach alles an alle, raus damit!

Ich finde, da oder dort mal etwas dezidierter, gezielter und es dürfte, darum mag ich auch so gerne die Inhalte, die du verbreitest, weil du einfach auch sagst, okay, da bedarf es sich manche Sachen mal bewusst zu machen. Will ich das jetzt ganz bewusst, brauche ich das? Muss ich das? Da ist weniger oft mehr. Bin ich der festen Meinung.

LB:
Okay, Punkt Nr. 8?

MG:
Alles hängt irgendwie am Netz, passend dazu sind es die Mails. Darüber ist schon alles gesagt. Da will ich mir nicht anmaßen, Tipps draufzupacken. Natürlich solltest du nicht morgens als erstes dein E-Mail-Postfach öffnen. Von dir weiß ich zum Beispiel, dass du Mails gar nicht auf dem Smartphone abrufst.

LB:
Genau.

MG:
Respekt, sehr fortgeschritten, hätte ich auch nicht anders erwartet. Aber es ist großartig! Diese Pushnachrichten, dass wir ständig unter Strom sind. Leute, die mir stolz erzählen, dass sie ihre E-Mails am liebsten beim Autofahrer abarbeiten. Es ist wahnsinnig gefährlich. Die sagen, nein, das kann man diktieren. Natürlich ist es genauso gefährlich, ob man sie diktiert oder nicht. Ich hoffe, dass die keiner tippt während der Fahrt.

Es ist alles schon irre, was da draufgeht. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass es weniger wird. Ich glaube, E-Mails bleiben trotz aller Instant Messenger aktuell. Vielleicht ein etwas unkonventioneller Tipp, den ich mal gehört habe. Ich hoffe, ich werde nie dafür verantwortlich gemacht. Aber mir hat man immer erzählt, wenn man auf seinem normalen Desktop einfach eine zusätzliche Signaturzeile einrichtet, indem man einfach nur darunter schreibt, gesendet mit meinem iPhone und beantwortet seine normalen Mails auch mit dieser Signaturzeile.

Du sparst dir Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung, du brauchst keinen vernünftigen Betreff mehr. Jeder hat Verständnis, weil es mit einem iPhone gesendet wurde. Also, für mich Wahnsinn. Jetzt hast du das iPhone erwähnt, ich springe gleich mal zum nächsten Thema.

LB:
Zu den E-Mails würde ich gern kurz etwas einwerfen. Mir ist in den Sinn gekommen, wie man sein Leben verplempern kann, dass man sich von seinem E-Mail-Eingangskorb den Tag diktieren lässt. Das ist dann die To-do-Liste, die man tagsüber abarbeitet. Man gibt sich selber gar keine Aufgaben mehr, sondern man nimmt nur die Aufgaben, die Externe für einen haben. Davon lässt man seinen Tag bestimmen.

Das ist natürlich wirklich ein unfehlbarer Weg, sein Leben zu verplempern. Sehe ich absolut so. Ich kenne Führungskräfte, gestandene Unternehmer, die als erstes morgens ihre E-Mails anschauen und den ganzen Tag im Reaktionsmodus sind.

MG:
Lars, ich hatte einen Unternehmer, der zu mir kam wegen eines Coachings. Ich frage immer nach dem Status Quo und er sagt zu mir, er drückt wie unter Drogen 200 Mal am Tag auf diesen „Senden-und-Empfangen“-Button. Wenn er keine neuen Mails hat, dann weiß er nicht, was er als Nächstes tun soll.

Es ist so beängstigend, dass den Leuten nicht klar ist, dass immer, wenn du eine Mail bearbeitest, du gerade an der To-do-Liste von jemand anderem arbeitest. Genauso allerdings auch wie jeder Anruf, den du entgegennimmst. Das kannst du alles machen, wenn deine leer ist, aber ich kenne kaum jemand, dessen To-Do-Liste leer ist. Ich kenne nur Leute, die sich wünschen, der Tag möge 48 Stunden haben, damit sie die To-Do-Liste wenigstens halbieren.

Mails sind vielleicht der falsche Weg, um die wenige Zeit, die uns auf Erden geschenkt ist, zu verbringen. Nr. 7 ist die Technik. Du bist der absolute Experte, nein, Experte dürfen wir jetzt nicht mehr sagen, du bist der Freak in Sachen Technik und Update, wenn du was sagst, dann glaube ich es auch.

Aber das Problem ist ja heute, ich bin total analog unterwegs und darum kommen wir uns nie ins Gehege inhaltlich. Ich weiß sehr zu schätzen, was es alles gibt. Aber ich kapiere das meiste nicht und um mich in die Tiefe einzuarbeiten, da halte ich es wieder mit der Informationsdiät, reicht es nicht. Dann habe ich nur Halbwissen und das bremst mich mehr, als dass es mir hilft.

Ich habe dann da ein bisschen was, dort ein bisschen was. Jetzt muss der ganze Mist noch synchronisiert werden und am Ende des Tages habe ich das Gefühl, ich renne nur immer hinterher, da wird der Speicherplatz knapp, da muss ich… Weißt du, Fotos! Jeder hat heute ein Handy, das Fotos macht. Und die meisten haben wahrscheinlich trotzdem noch eine Digitalkamera, weil die doch noch bessere Fotos macht. Also, bis vor kurzem war es so.

Diejenigen, die sich da melden und sagen, ja, Handy habe ich, ja, Fotoapparat digital habe ich auch noch, die kannst du fragen, wer von euch hat auf seinem Rechner auch noch irgendeinen Ordner, den er irgendwann, wenn er mal mehr Zeit hat, bearbeitet, um die Fotos alle abzulegen und zu sortieren. Dann strecken auch alle die Hand und da trennt sich jetzt die Spreu vom Weizen.

Dann kommt noch unsere Generation und ein bisschen drunter, die dann wahrscheinlich auch noch irgendwo einen Schuhkarton haben mit Fotos, die schön sortiert eines Tages ins Album geklebt werden, weil die noch nicht wissen, dass es mittlerweile Fotobücher gibt. Dich nehme ich natürlich aus, aber weißt du, was ich meine?

Wir haben einen Haufen technischer Errungenschaften, die eigentlich toll wären, wenn wir wüssten, wie wir sie nutzen würden. Wir nutzen sie aber nur so halbseiden. Ich nehme mich gar nicht aus und dann ist es oft eine wahnsinnige Zeitverschwendung. Wenn ich wieder von meinem Smartphone höre, der Speicherplatz wird knapp und die nächsten Apps können jetzt nicht mehr aktualisiert werden, dann schmeiße ich wieder irgendwas auf den Computer und dann liegt es da eben bis zur nächsten Meldung. Aber du würdest mich wahrscheinlich abstrafen dafür.

LB:
Nein, das würde ich nicht. Wenn du dir das nächste Smartphone holst, dann nimm etwas mehr Speicher. Das würde ich dir als Tipp geben, da spart man immer am falschen Ende. Ich habe das einmal getan, das mache ich auch nie wieder. Das ist schon etwas länger her. Ich hole mir immer das dickste, damit ich damit nie Probleme habe. Zweimal drüber geärgert und dann sind die 100 Euro locker das Geld wert.

Aber du hast absolut recht, es ist auch meine Erfahrung. Und ich habe es als Hobby, mir macht es Spaß, mich da mit Apps und so zu beschäftigen, aber es ist natürlich völlig unproduktiv. Gerade, wenn man dann zehnmal innerhalb von drei Jahren den Taskmanager wechselt oder das Notizprogramm oder was auch immer. Da wird man nicht effizienter durch.

Das eine hat dieses Feature, das bringt mich jetzt wirklich vorwärts, aber der Wechsel, das Übertragen, totaler Quatsch. Ich sage immer, Kontinuität ist da wichtig und auch weniger Apps sind da auch besser. Aber natürlich, man wenn dazu gar keine Affinität hat, ist analog vollkommen in Ordnung.

MG:
Gar keine, als ewiger Dinosaurier willst du auch nicht verschrien sein. Es gibt schon einige Tools, die einem helfen. Aber bei allem, was ich jetzt erwähne, was ich in dem Buch beschreibe, da geht es weiter über das Rasenmähen und anderes, da macht immer die Dosis das Gift.

Es werden mir immer Leute sagen, bei mir steht das Rasenmähen auf der Not-To-Do-Liste, andere erzählen dir aber, mich entspannt es total. Dann würde ich sagen, dann mache es unbedingt weiter. Ich habe nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Es ist meine Top 10, die mögen für jemand anderes anders aussehen. Aber für mich als Laie ist der Update von Technik der Horror. Wenn, dann würde ich sagen, wenigstens die neueste Version nehmen. Was nutzt dir der zweitneueste Virenscanner? Der hilft dir auch nicht.

LB:
Ja, okay.

MG:
Dann ein Punkt, den habe ich sehr ausführlich beschrieben in meinem Erstlingswerk. Das Buch: „Zeit. Macht. Geld. Die Erfolgsgeheimnisse produktiver Unternehmer“. Da habe ich von offenen Schubladen geschrieben. Offene Schubladen kannst du dir vorstellen wie so ein Apothekerschränkchen. Es ist vielleicht das schöne Bild dazu. Die sehen alle schön aus in unseren Wohnzimmern, aber wenn du dir vorstellst, du hast jetzt wirklich 10, 20, 30 Schubladen und die stehen alle auf, dann bedeutet es natürlich für die Stabilität dieses Schränkchens, es ist sehr kippelig oder es fällt sogar.

Genauso müssen wir uns unser Unterbewusstsein vorstellen, also alle unerledigten Aufgaben, die wir mit uns herumtragen, die nirgendwo notiert sind, sondern meist hier oben irgendwo umherschwirren, die sind vergleichbar mit diesen offenen Schubladen. Und ich würde behaupten, aus meiner Erfahrung, vielleicht deckt es sich mit dem, wie du es siehst, ein Unternehmer, vielleicht noch Vater von Kindern oder Mutter, eine Unternehmerin, hat parallel mindestens 500 offene Schubladen, mindestens 500!

Und dann fragen die Leute, was, 500? Die schätzen vielleicht bei 10 oder 20 hört es auf, das sind ja nur die Projekte, nicht mal jede einzelne Aufgabe. Jede E-Mail, die gecheckt und noch nicht bearbeitet ist, ist eine weitere offene Schublade. Das heißt, 500 sind gar kein Problem.

Die Meisten haben ja mehr Mails in ihrem E-Mail-Posteingang als 500. Es ist unglaublich hoch, dieser Faktor, weil diese Stabilität, die uns dann fehlt, die führt dazu, dass du abends ins Bett fällst und dich fragst, war ich jetzt eigentlich produktiv oder nur beschäftigt? Ich habe den ganzen Tag irgendwo Schubladen geschlossen, aber ich war nicht wirklich produktiv.

Da müssen wir enorm aufpassen, wann machen wir die Schubladen uns zum Teil sogar selber auf? Wenn eine Freundin anruft, ich bin gerade hoch konzentriert bei der Arbeit und sie fragt, ob wir heute Abend ins Kino gehen. Ich antworte, ich habe jetzt noch eine Stunde zu tun, aber dann gucke ich mal, was kommt und rufe dich zurück. Ich lege auf, bin ganz stolz, dass ich jetzt gerade fokussiert bleibe, aber ich habe mir ja zwei neue Schubladen aufgemacht.

Die realisiert man nicht, man muss gucken, was kommt und zurückrufen. Wenn dann, wie bei vielen anderen, der Tag voll ist und der Schreibtischstapel immer weiterwächst, vergessen wir den Rückruf am Abend und haben ein total schlechtes Gewissen, weil wir es nicht gemacht haben. Es wäre so leicht gewesen, wenn es mir mal bewusst ist, zu sagen, super Idee, ich habe jetzt noch zwei Stunden zu tun und baue mir einen Puffer ein. Ich sage dann, guck doch schon mal, was kommt und rufe mich in zwei Stunden bitte nochmal an. Ich lege auf, bin genauso fokussiert wie vorher, sind immer noch zwei offene Schubladen, aber nicht mehr meine!

Vielleicht ein bisschen unfair, dann hat jemand anders eine offene Schublade, aber die Schublade ist so oder so auf und eine gute Freundin wird es mir nicht verübeln, sie guckt, was kommt, ruft in zwei Stunden wieder an und was passiert meist? Sie hat auch andere Sachen zu tun, sie vergisst es und abends hat sie das schlechte Gewissen.

LB:
Ja, wunderbar. Das ist zum Beispiel ein Grund mit diesen offenen Schubladen, empfinde ich als tolles Bild, was du da malst, warum ich keine E-Mail-App auf meinem Smartphone habe. Sobald ich da reingucke, checke ich nur. Das bleiben dann, wie der Amerikaner sagt „Loose ends“, also die bleiben offen in deinem Kopf, das sind deine offenen Schubladen. Deshalb kann ich nur jedem raten, E-Mail-Checkerei auf dem Smartphone, sofort sein lassen!

MG:
Absolut. Leute, die in deinen Workshop gehen oder zu mir in den Vortrag, die vorher kurz ihre Mails checken. Was für eine sinnlose Zeitverplemperung! Die sitzen bei uns und nehmen nur die Hälfte von dem wahr, was wir sagen. Wer weiß, ob der eine oder andere jetzt in diesem Moment dieses wertvolle Interview hört und verpasst die Hälfte, weil er nebenbei noch seine Mails checkt.

Frau Zeigarnik hat es entwickelt, früher als Cliffhanger, da hast du es auch schon gemerkt. Wenn wir tatsächlich die letzte Dallas-Folge geguckt haben und an der spannendsten Stelle wurde gestoppt, dann hing unsere ganze Energie eine Woche lang daran, wie geht‘s weiter. Aber bei E-Mails definitiv vergeudete Lebenszeit.

LB:
Super! Okay. Weniger offene Schubladen!

MG:
Kommen wir zur nächsten Schublade, die lautet für mich Warten. Wir warten, dass das Video oder eine Präsentation anfängt. Kaum beginnt sie, warten wir darauf, dass sie wieder aufhört. Wir warten im Krankenhaus, im Wartezimmer, wo auch immer. Es gibt übrigens so viel tolle Geschäftsmodelle. Bei uns in der Gegend hat ein Institut für Samstags-Check aufgemacht. Da haben sich Ärzte zusammengetan und mit dem Slogan: Bei uns wartet nicht der Patient auf den Arzt, sondern der Arzt auf den Patienten.

Du kommst morgens rein, kriegst erstmal nüchtern Blut abgenommen. Dann kommst das Anamnesegespräch, du wirst mit dem Taxi zum Frühstück gefahren. Dann kannst du etwas essen, dann hast du von A – Z alle Ärzte durch. Durch wirst echt von Praxis zu Praxis gebracht, kommst zurück und hast die Laborergebnisse, an einem Samstag wohlgemerkt, um diese Gespräche zu führen.

Großartige Geschäftsidee, warum macht sowas kaum jemand? Es ist mir unerklärlich. Also, Warteschleifen, wer hat nicht schon mal bei seinem Mobilfunk-Provider angerufen und Stunden in der Warteschleife verbracht? Unfehlbarer Tipp an der Stelle, ich muss ja auch immer etwas zur Lösung beitragen, Lars, sonst lädst du mich nie mehr ein zum Interview.

Ich kann ja nicht nur die Probleme schildern, die ich so kennengelernt habe. Unfehlbarer Weg, Warteschleifen abzukürzen, sind übrigens Schimpfworte. Schimpfworte helfen 100 Prozent. Nächste Warteschleife, die von dir erwartet, dass du irgendwas eingibst, da sagst du ein Schimpfwort und dann kommt, tut mir leid, ich verstehe ihre Eingabe nicht, bitte wiederholen Sie. Nochmal Schimpfwort, kommt das Gleiche, spätestens beim dritten Schimpfwort heißt es, tut mir leid, ich konnte sie wiederholt nicht verstehen. Am besten, ich verbinde sie jetzt mit dem nächsten zuständigen Kundenbetreuer.

Dann musst du natürlich aufhören mit den Schimpfworten, sonst musst du nochmal anwählen. So kommst du um jede Warteschleife. Leider verstehen Unternehmen oft nicht, dass die Zeit ihrer Kunden auch kostbar ist, nicht nur die eigene.

LB:
Welche Tipps hast du denn, wenn man wartet? Was kann man tun? Du sitzt im Wartezimmer oder irgendwo, man hat ja manchmal Wartezeiten. Was kann man da machen?

MG:
Früher hätte ich gesagt, nimm dir was zu lesen mit, was auf deinem Stapel mit unerledigter Lektüre liegt. Heute hat ja kaum noch jemand wirklich ausgedruckte Lektüre, er wischt stattdessen auf seinem Smartphone umher.

Ich finde solche Zeiten ziemlich gut, um ein bisschen innezuhalten. Eine kleine Atemübung, so eine 60-Sekunden-Meditation zu machen. Oder ganz toll, aber auch für mich enorm schwer, mal eine Minute sein eigenes Ziel zu visualisieren, ohne dass störende Gedanken dazwischenkommen. Wirklich eine Minute an sein Ziel zu denken, es zu fühlen, zu riechen, zu schmecken, zu hören, als wäre es bereits erreicht, ohne dass zwischendrin kommt, oh verdammt, der Müll muss noch raus. Und ich habe noch vergessen, Mineralwasser einzukaufen oder was auch immer.

Wirklich dann da dranzubleiben konzentriert, das finde ich eine tolle Übung für Wartezeit. Ansonsten hat wahrscheinlich jeder seinen mobilen Alleskönner dabei, mit dem man dann Wege findet, wie man die Wartezeit überbrückt.

LB:
Finde ich toll mit der Visualisierung, finde ich einen guten Tipp, super.

MG:
Danke. Dann hätten wir Meetings, beliebt und ja, im Buch wird das Kapitel lauten, ich fand es so großartig, als ich es neulich gehört habe: Lächeln, nicken und hoffen, dass es keine Frage war.

So nehmen wir teil an Meetings häufig, während wir unsere E-Mails checken. Was uns nicht bewusst ist, wenn wir in diesem Meeting sitzen, erledigen Wettbewerber ihre Aufgabe. Das ist oft Wahnsinn, was da verdaddelt wird, wirklich.

Klar, was soll ich dazu jetzt berichten, was deine Zuschauer nicht längst kennen? Natürlich sollte man nicht nur eine Startzeit, sondern auch eine Endzeit haben. Ich finde, ein guter Tipp ist immer der Punkt, der immer ganz unten steht, der aber am längsten dauert. Das ist immer Sonstiges/Verschiedenes, oder?

LB:
Ja.

MG:
Agenda umdrehen und es an den Anfang setzen, halbiert das Meeting radikal. Also Sonstiges/Verschiedenes als ersten Punkt und das Meeting dauert wesentlich kürzer.

LB:
Da habe ich auch noch einen guten Tipp, den einfachsten Tipp, im Stehen! Also Meeting im Stehen.

MG:
Großartig!

LB:
Im Stehen, keiner darf sich setzen und zack, gehen die Meetings rasend schnell.

MG:
Wenn du jetzt die Kekse weglässt!

LB:
Bei uns gibt es Obst, bitte keine Kekse!

MG:
Natürlich, ist klar. Je weniger wohl sich die Leute fühlen, desto schneller sind sie wieder weg. Das ist bei Meetings sicherlich kein Fehler. Sind wir schon bei den Top 3. Wenn du mir die noch lässt?

LB:
Natürlich! Ich freue mich darauf.

MG:
Wir können jetzt auch hier aufhören und sagen, nächste Woche gibt es die Top 3, dann hätten wir klassisch offene Schubladen gelassen.

Also, Ablenkung und Störung, das wäre so ein Bereich, der ganz elementar ist. 11 Minuten können wir ungestört an einer Aufgabe arbeiten, bevor wir abgelenkt werden. Das hast du, glaube ich, inhaltlich auch schon mehrfach berichtet, dass es dann 25 Minuten dauert, bis wir wieder so konzentriert und fokussiert wie vorher sind.

Das ist dieser Sägeblatt-Effekt. Ich finde es ganz extrem, auch die Unfähigkeit, nein zu sagen, Störung zuzulassen. Ich habe eine tolle Idee entwickelt. Ich habe ein Stopp-Schild ins Leben gerufen. Ich habe gedacht, wenn ich „Stopp“ an die Tür schreibe, was würden sie tun, wenn ich nicht da wäre? Dann befähigt es deine Mitarbeiter, zu einer derartigen Lösungsorientierung, es ist fast unglaublich.

Was würden sie tun, wenn ich nicht da wäre und es macht dich ein bisschen unabhängiger. Ab und zu musst du das Ding noch umdrehen. Entweder, um zu sagen, worauf warten sie noch? Oder um den Leuten auch zu signalisieren, natürlich soll die Tür nicht den ganzen Tag geschlossen sein, aber wenn jeder an seinem wichtigsten Projekt arbeiten würde, was wäre möglich in Sachen Produktivität in vielen Unternehmen? Ich bin kein Fan von der bedingungslos offenen Tür.

LB:
Ich auch nicht. Wir sind hier vor zwei Jahren eingezogen in das Büro. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, wir konnten den Grundriss mitgestalten, weil es ein Neubau ist, einzelne Büros zu machen. Es sitzen immer zwei Leute in einem Büro, weil man sonst nicht konzentriert arbeiten kann.

MG:
Genau, wird auch wieder zurückgehen, new work schön und gut, aber ich glaube, es wird wieder ein Schritt in die andere Richtung gehen. Sonst drehst du direkt am Rad. Im Endeffekt, wenn ich dieses Stopp-Schild schon aufhänge, dann ist natürlich die Frage, tue ich jetzt in diesem Augenblick genau das, was mich meinem wichtigsten Ziel am nächsten bringt? Ist ja fast so ein Paradigma oder ein Mantra von uns.

Für viele Leute entsteht dabei aber das Problem, dass sie sich fragen, was ist denn eigentlich mein wichtigstes Ziel? Für mich wäre der Top 2 Punkt im Grunde, sich überhaupt mal klarzumachen, ich habe kein Ziel für das Jahr. Du kannst strampeln. Auch Geschwindigkeit ist immer toll! Tempo 200 auf der Autobahn, wow, ist irre schnell. Aber wenn du in die falsche Richtung auf der Autobahn fährst, entfernst du dich mit Tempo 200 von deinem eigentlichen Ziel.

Da würde ich wirklich sagen, wir brauchen einfach gute Gründe, dann ist Zeitmanagement relativ einfach. Aber wenn mir die schon fehlen, geht es nicht. Ich bin doppelt so produktiv geworden, als ich angefangen habe, Tennis zu spielen. Ich habe mir ein schönes Hobby gesucht und bei mir war es so, wenn bei mir die Sonne ins Zimmer reinfällt und ich sitze noch beim Arbeiten, dann sage ich mir, verdammt, spätestens 16:00 Uhr, jetzt wird es echt Zeit, auf den Tennisplatz zu gehen.

Und ich bin doppelt so produktiv, seitdem ich Tennis spiele, weil ich viel mehr Spaß habe auch an Dingen, die außerhalb des Büros stattfinden. Niemand wünscht sich am Ende seines Lebens, hätte ich nur mehr Zeit in meinem Büro verbracht mit einem dieser neuen unfehlbaren Wege, Lebenszeit zu verplempern.

LB:
Genau, aber sich seiner Ziele bewusst machen, das ist so wichtig. Es ist auch erstmal schwierig, es ist wirklich nicht einfach. Ich merke es oft in meinen Workshops, wenn wir da mit Zielen hantieren. Und da versuchen wir ja, so ein Navi für das Leben zu erstellen. Dann braucht man erstmal ein Ziel. Wenn man ein Navi programmiert, muss man erstmal ein Ziel eingeben. Das fällt vielen schwer.

MG:
Kann ich mir gut vorstellen. Dabei wird danach so vieles leichter.

LB:
Total.

MG:
Es ist von daher bestimmt sehr lohnend.

LB:
Du hast einen ganz wichtigen Satz gesagt. Den finde ich wirklich ganz toll und den möchte ich nochmal herausheben. Zeitmanagement oder Selbstmanagement ist so einfach, wenn man sich seiner Ziele bewusst ist. Das ist wirklich so.

MG:
Nichtsdestotrotz hat er es nicht auf Nummer 1 geschafft, Nummer 1 ist für mich und ich bin wirklich Meister darin und Experte. Ich habe es jahrelang studiert, es ist Aufschieben. Ich muss sagen, Aufschieben, Respekt!

LB:
Da bist du ein echter Experte?

MG:
Da macht mir keiner etwas vor. Wer kann schon Aufschieben für Fortgeschrittene? Tatsächlich, du weißt ja um die Macht der Deadline und ich muss sagen, gäbe es die nicht, es wäre keines meiner Bücher fertig geworden. Jetzt stehen wir kurz vor der Veröffentlichung des dritten, ich habe noch nie so viel Spaß gehabt am Buchschreiben und trotzdem ging alles so leicht und mühelos dahin.

Aber wenn ich die Deadline so angucke, so im 3-Monats-Zyklus und sage, ach, du hast noch drei Monate, dann läuft die Entwicklung ungefähr, weißt du, ach, du hast noch zwei Monate. Ist doch noch ein Monat. Schaust du, noch 14 Tage, sind nur noch fünf und zack, da wird das Buch dann geschrieben. Also, ist irgendwie, erster Monat zwei Seiten, zweiter Monat vier Seiten, dritter Monat 150 Seiten, also, da bin ich echt gut drin.

Ich habe mir sagen lassen, das hat mich dann sehr beruhigt, nach einem Vortrag kam eine Dame zu mir, sie hat sich dann vorgestellt als Geschäftsführer eines Steuerberaterverbandes in einem kleinen Bundesland allerdings. Ich darf nicht sagen, in welchem, sie hat zu mir gesagt, Herr Geiger, ich sage ihnen mal was, mir persönlich ist kein einziger Steuerberater, also kein Mitglied meines Verbandes bekannt, der seine eigene Steuererklärung abgibt, bevor nicht mindestens Zwangsgeld angedroht ist.

Unglaublich, oder? Das hätte ich im Leben nicht vermutet, denn das sind ja diejenigen, die uns immer damit nötigen, wir mögen schneller unsere Erklärung abgeben. Aber ein anderer Steuerberater hat mir, als ich das erzählt habe, auch mal erklärt, es liegt halt daran, dass sie für die eigene keine Rechnung schreiben können. Das kann natürlich sein.

Aber tatsächlich habe ich mir dann irgendwann das Motto zurechtgelegt, „Move your ass and your mind will follow“. Das hilft ganz oft. Ansonsten klar, diese 72-Stunden-Regel, die ein Stück weiterhilft. Ein bisschen was zu tun, einfach diesen ersten Schritt unmittelbar auf den Weg zu bringen. Das ist das, was mich rettet, häufig genug. Ansonsten ist es halt doch die Deadline.

LB:
Das ist oft so, knackige Deadlines helfen. Erster Schritt finde ich auch ganz wichtig. Der kann manchmal lächerlich klein sein, wirklich lächerlich klein. Wenn du sagst, jetzt mit Schreiben ist bei mir das gleiche. Ich tue mich sehr schwer, ich schreibe auch gerade ein Buch, da geht es mir ähnlich wie dir. Ich bin da auch noch nicht so weit fortgeschritten, wie ich eigentlich sein wollte.

Und wenn ich jetzt sage, so, jetzt machst du es und dann denke ich mir, och komm, dann sage ich, komm, mach es, einen Satz, einen Satz. Wenn du den dann geschrieben hast, meistens fällt es einem dann leichter, dann vorzugehen. Und dann, was mir auch immer hilft und ich meine, das wirst du auch bestätigen können, ist, einfach dann das große Ziel, das Warum dahinter hinterfragen.

Dass das Warum klar ist. Warum will ich denn dieses Buch schreiben? Mache ich das nur, um Autor zu sein? Dann bin ich auch mal wie du, Martin und auch Geiger, habe ich auch ein Buch geschrieben. Nee, es sind schon andere Gründe, die viel tiefer sitzen. Und wenn das Warum stark genug ist, dann hat aufschieben auch nicht so eine riesen Chance mehr. Also, dann wird es auf jeden Fall leichter, dem zu entkommen.

MG:
Absolut, ja. Also, ganz klar, so greifen viele dieser Punkte letzten Endes ineinander. Es gäbe eine unzählige Zahl mehr, die sich noch finden lassen, wo halt unser Leben da und da und da versandet oder wirklich uns durch die Finger rinnt. Aber ich glaube tatsächlich, wie du sagst, in dem Moment, wo uns unser Ziel klar ist, wo wir wissen, warum wir uns auf den Weg machen. So ein Ziel hat auch eine Leuchtturmfunktion.

Weißt du, auch wenn irgendwo Nebel ist, es läuft nicht immer alles so geradeaus und einfach und toll, wie wir es darstellen. Sondern es gibt ja manchmal ein paar Ecken und Umwege und Nebelbänke. Aber, wenn dieser Leuchtturm dir immer noch die Richtung zeigt, dann ist eigentlich ziemlich klar, was du tun kannst. Und wenn es dann der kleinste Schritt ist, wenn es keine Stunde ist morgens, sondern eine Minute und wenn du nur dann deinen Rechner aufmachst oder wenn du nur ein Blatt Papier in die Hand nimmst, dann ist schon viel getan, glaube ich.

LB:
Absolut, super. Also, da haben wir jetzt die zehn unfehlbaren Wege, sein Leben zu verplempern. Super. Sehr interessant, ich würde mal sagen, danke erstmal dafür. Kommen wir mal zu den Schlussfragen. Hier bitte ich ja immer um kurze und prägnante Antworten. Martin, bei allen Tipps, die du gibst, welcher ist dein wichtigster Produktivitätstipp?

MG:
Morgens Tür zu, alle Ablenkungen abschalten und einen Schritt auf sein wichtigstes Ziel zu machen.

LB:
Super! Was machst du als Unternehmer, um abzuschalten?

MG:
Ich begebe mich auf den Tennisplatz und wenn dafür die Zeit nicht reicht, dann höre ich Musik.

LB:
Welche Apps, welchen Internetdienst, kannst du der Selbstmanagement.Digital.-Community empfehlen?

MG:
Die kennen schon alles. Dann würde ich Webseite nowdothis.com nehmen, eine ganz reduzierte Seite, die immer nur den nächsten Punkt auf deiner To-do-Liste aufzeigt und alle anderen Ablenkungen ringsum ausblendet.

LB:
Werden wir verlinken. Welches Buch hat dich als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

MG:
Als Autor ist es gemein natürlich. Wesentlich geprägt hat mich, das erste selber zu schreiben, aber du meinst natürlich inhaltlich. Also, ich glaube, am meisten geprägt hat mich aus dem Englischen Michael Gerber mit dem Buch „The EMyth Revisited”. Er hat die Grundlage wirklich gelegt für viele andere Bücher auf dem deutschsprachigen Markt, die ringsum Selbst- und Zeitmanagement überhaupt erst entstehen konnten dadurch. Es geht darum, am statt im Unternehmen zu arbeiten, wie es einem gelingt und wie man aus der Falle herauskommt.

LB:
Super. Welches ist denn der beste Ratschlag, den du jemand erhalten hast?

MG:
Wenn ich es umwandeln dürfte in ein Zitat oder in ein Motto oder in etwas, was ich mal gehört habe von einer Amerikanerin? Im Alter von 83 Jahren hat sie gesagt: „Life’s journey is not to arrive at the grave safely in a well-preserved body, but rather to skid in sideways, totally worn out, shouting: ‚Holy Shit! What a ride!‘“ Das hat mich sehr beeindruckt!

LB:
Das muss ich erstmal sacken lassen. Da können wir hier im Video auch nochmal zurückspulen, wer es nochmal hören will. Langsam kommt es auch bei mir an, ich habe es verstanden, alles klar.

MG:
Das ist nicht so schön auf Deutsch, oder?

LB:
Das kann man, glaube ich, nicht übersetzen. Das sollte man auch auf Englisch lassen. Ich finde es klasse. Ja, bevor wir uns verabschieden, wie kann jetzt die Selbstmanagement.Digital.-Community mit dir in Kontakt treten und ich weiß ja aus erster Hand, dass du auch eine Konferenz planst wieder nächstes Jahr, die jetzt schon öfter gelaufen ist. Wie können wir mit dir in Kontakt treten und was sind so deine aktuellen Projekte?

MG:
Zunächst noch, wer was ein bisschen ausführlicher über Lebenszeitverplemperung wissen will, ich habe genau diesen Vortrag, der damals auf der Berlinale aus einer Laune heraus entstanden ist, auch auf YouTube mit mittlerweile so knapp 20.000 Klicks. Ich freue mich über jeden mehr, natürlich. Also auf meinem Channel Martin Geiger, Effizientertainer, findet man dann den kompletten Vortrag von einer Stunde.

LB:
Werden wir verlinken.

MG:
Gerne, dann ist daraus jetzt eben auch das Buch entstanden im Herbst. Also, es wird das dritte Buch sein. Da werden es dann 33 unfehlbare Wege, damit ich ein bisschen mehr Inhalt habe. Das sind so meine Projekte in jüngster Zeit. Ansonsten bin ich sehr viel für Vorträge unterwegs, habe eine ganz kleine Coachinggruppe, aber bei Vorträgen quer durch die Republik zu allen möglichen Anlässen trifft man mich immer wieder mal.

Im Netz bin ich rund um die Uhr immer erreichbar unter Martingeiger.com und jetzt hatte ich dieses Stoppschild hier mal in die Höhe gehalten. Wer es haben möchte, einfach eine Mail an Info@MartinGeiger.com, wenn es okay ist, danach schicke ich das auch gerne einmal rund zum selber ausdrucken und an die Türe hängen, um sich eine ungestörte Stunde zu sichern.

Das sind so meine ganz persönlichen Projekte und dann gibt es ein Herzensprojekt, das ich vor ein paar Jahren ins Leben gerufen habe. Es nennt sich: Oben ist besser. Hat zu tun natürlich sehr provokativ auch mit Karriere, aber es ist Erfolgs-Crashkursen, ein Tagesseminar, wenn du so willst, bestehend aus Vorträgen von fünf tollen Rednern und mir.

Und nächstes Jahr vier tollen Rednern und uns beiden, lieber Lars. Ich freue mich sehr, dass du da mit mir die Bühne teilen wirst am 25. Mai 2019. Dann wird „Oben ist besser“ stattfinden im Europapark in Rust. Es ist der weltweit erfolgreichste Freizeitpark, habe ich kürzlich gelesen.

Und genau da werden wir „Oben ist besser“ zwar nicht in Sachen Achterbahn oder Riesenrad unter Beweis stellen und vielleicht auch nicht mit viel Lampenfieber, wenn man dann auf einer Bühne steht, aber wir wollen einfach den Leuten ein breites Spektrum bieten. Nicht nur aus unserem Knowhow in Sachen selbstbestimmte Zeitverwendung, sondern es wird ganz andere Themen auch geben.

Da geht es einmal um, für nächstes Jahr kann ich es dir leider nicht ganz genau sagen, aber es geht häufig um Körpersprache, um Verkaufstipps, um Hinweise in Sachen Rhetorik, um Motivation. Wir versuchen, einen bunten Strauß für Unternehmerinnen und Unternehmer, Freelancerinnen und Freelancer und Führungskräfte zu bilden und machen es in einem kleinen, aber feinen Rahmen am 25. Mai, Samstag, 2019, auch mit uns beiden.

LB:
Da freue ich mich sehr drauf. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass du mich da angesprochen hast und gebeten hast, dabei zu sein. Ich kann hier für die Community schon mal sagen, ich werde in der Akademie, also die Akademiemitglieder meiner „Mach-Dein-Ding“-Akademie, die werden auf jeden Fall ein paar Freitickets bekommen.

Natürlich nicht alle, dann wäre es ja auch kein kleines mehr, sondern ein paar Freitickets werden wir auf jeden Fall verlosen unter den „Akademikern“, also in meiner Akademie. Da werdet Ihr aber Anfang 2019, ist ja noch ein bisschen hin, werden wir da noch entsprechend auf Euch zukommen. Aber darauf könnt Ihr euch freuen. Ich freue mich auf jeden Fall schon mal riesig.

MG:
Geht mir auch so.

LB:
Martin, super, vielen Dank, da waren wirklich super Inhalte dabei und viele Denkanstöße, wie man vielleicht sein Leben nicht verplempern sollte. Fand ich ganz klasse und finde auch diese augenzwinkernde Art, wie du das rüberbringst, die finde ich wirklich richtig toll. Es regt dann sicherlich den einen oder anderen auch mal zum Nachdenken an. Gerade wenn man es so rüberbringt, dass man nämlich nicht so stumpf und besserwisserisch oder oberlehrerhaft, sondern mit einem Augenzwinkern macht, finde ich super. Danke dafür, Martin.

MG:
Danke dir, dass du mich eingeladen hast.

LB:
Und Euch natürlich wieder und Martin, dir natürlich auch, wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

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