Das Fazit der Stiftung Warentest nach dem Test der Apple Watch war eindeutig: ‚Viel Geld für wenig Mehrwert‘. Sie sei ein ‚teures Spielzeug für Technik-Freaks‘.
Ich habe die Apple Watch mittlerweile 7 Wochen. Längst ist die anfängliche Neugier dem Alltag gewichen und ich muss gestehen: Auch bei mir hat sich Ernüchterung breit gemacht.
Hier die 8 Dinge, die mich an der Apple Watch am meisten nerven:
1. Immer laden
Mit einer Akkuladung kommt man problemlos über den Tag, keine Frage. Nur an wirklich langen Tagen, mit einer längeren Sporteinheit, hat der Akku am Ende des Tages unter 10% Restkapazität.
Doch ich muss jeden Abend daran denken, die Watch zu laden. Gerade auf Reisen darf ich nicht vergessen, noch ein zusätzliches Ladekabel einzustecken.
2. Lesbarkeit in der prallen Sonne
In der prallen Sonne ist die Uhr schlecht bis gar nicht ablesbar. Da hilft nur, sich von der Sonne weg drehen und das Display mit der Hand abschatten. So lässt sich dann die Uhrzeit ablesen. An eine Bedienung ist dann natürlich nicht mehr zu denken.
3. Siri
Siri funktioniert mit der Watch grandios, nur Siri braucht einen schnellen Internetzugang.
Ich wohne recht ländlich und wenn ich nur eine Edge-Verbindung habe, kann ich die Spracheingabe direkt vergessen. Ich habe es immer wieder versucht und musste dann doch noch zum iPhone greifen und die Nachricht eintippen.
Aber auch wenn die Internetverbindung ausreichend ist, verhört sich Siri immer mal wieder. Eigentlich nicht weiter schlimm. Nur leider gibt es keine Möglichkeit, das Gesprochene zu korrigieren. Einzige Lösung: Abbrechen und alles wieder von vorne einsprechen.
4. Performance
Die Apps laufen nicht direkt auf der Uhr. Es werden größtenteils nur die Inhalte vom iPhone auf die Uhr übertragen und das mit einer schneckenähnlichen Geschwindigkeit.
Mal eben den Kalender öffnen oder in Todoist nach den Aufgaben des Tages gucken, verlangt nach einer Engelsgeduld. Es fühlt sich teilweise so an wie meine ersten DFÜ-Erfahrungen in den 90ern mit einem 300er Modem (wer kennt das noch?).
5. Datenabgleich
Keine Ahnung, wie das technisch gelöst ist, aber der Datenabgleich zwischen dem iPhone und der Uhr ist prähistorisch. Termine, die ich auf meinem Mac im Kalender gelöscht habe, halten sich weit über 24 Stunden im Kalender der Uhr. Das Gleiche gilt auch für Daten aller anderen Apps.
6. Ungereimtheiten
Natürlich ist die Uhr neu und noch nicht zu 100% ausgereift, aber ein paar Basics dürfte man schon erwarten.
Bei mir hat sich die Favoritenliste in der letzten Woche eigenhändig zerschossen und zwar derart, dass die Nummern nicht mehr richtig zugeordnet waren und Favoriten teilweise komplett fehlten. In der Watch-App auf der Uhr war dagegen alles ok.
Auch verliert die Watch relativ häufig, bei mir ungefähr alle zwei Tage, die Verbindung zum iPhone, auch wenn das iPhone direkt daneben liegt. Einzige Abhilfe: Watch und/oder iPhone neu starten.
7. Herzfrequenzmessung
Die Messung der Herzfrequenz ist ungenau und dadurch nicht zu gebrauchen. Ein Freund von mir hat die Herzfrequenzmessung der Apple Watch mit den Messwerten eines klassischen Brustgurtes verglichen und die Unterschiede waren eklatant.
Hier scheint die verwendete Technologie noch nicht ausgereift. Verlässliche Daten für das Health-Kit lassen sich so garantiert nicht sammeln.
Nur am Rande: Apple hat diese Unregelmäßigkeiten als gewollt bezeichnet. Gutes Indiz dafür, dass der Geist von Steve Jobs in dem Unternehmen noch omnipräsent ist.
8. Immer diese Fragen
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht auf die Uhr angesprochen und zu einem Urteil genötigt wurde. OK, da kann Apple jetzt nichts dafür, trotzdem nervig.
Fazit
Eigentlich sollte dieser Artikel ‚8 Bereiche, in denen Dich die Apple Watch produktiver macht‘ heißen. Dafür reichte es aber noch nicht.
Bei allem Potential, welches die Apple Watch mit sich bringt, ist der Mehrwert und der Nutzen zur Zeit noch sehr gering. Ich kann mich diesbezüglich dem Urteil der Stiftung Warentest uneingeschränkt anschließen: Ein teures Spielzeug für Technik-Freaks. Ich würde nur noch ergänzen: mit Potential.
Mein ultimativer Test der Apple Watch waren die letzten 4 Tage: Einfach mal ohne. Mein Fazit: Ich habe sie überhaupt nicht vermisst. Traurig, aber wahr. Bye bye, Apple Watch…
Wie ist Eure Meinung zur Apple Watch? Welchen Mehrwert bietet sie Euch? Ich freue mich auf unseren Austausch in den Kommentaren.
Hallo Lars,
Sehr aufschlussreicher Artikel!
Hast Du inzwischen eine Alternative im Gebrauch? Ich meine in einem Deiner Videos eine Garmin Fenix gesehen zu haben. Bist Du damit zufrieden (wäre ggf ja auch mal einen Beitrag wert? 🙂 )?
Lg Marwin
Adlerauge 🙂
Stimmt, zur Zeit nutze ich eine Fenix. Ich habe aber mittlerweile viele Smartwatches ausprobiert (würde für einen eigene Blog reichen…). Wenn daran Interesse besteht, kann ich gerne mal was dazu schreiben.
Hallo in die Runde,
für mich ist die Apple Watch nicht nervig. Hier die 8 Dinge, weshalb sie das nicht ist:
1. Ich habe das iPhone kaum noch in der Hand, weil ich die eingehenden Mitteilungen auf der Watch sehe.
2. Mein iPhone ist stumm geschaltet und ich werde nicht ständig durch die Töne gestört.
3. Dadurch ist es auch in Gesprächsrunden möglich, nicht aufzufallen 🙂
4. Ich sehe neben der Uhrzeit auch den nächsten anstehenden Termin.
5. Ich nutze seit Besitz der Watch viel mehr die Erinnerungsfunktion, selbst für meine Einkäufe.
6. Wenn ich unterwegs bin und etwas nicht vergessen will, kann ich schnell eine Erinnerung mit Siri erstellen.
7. Ich habe das Online-Banking auf mTan umgestellt, denn ich muss nicht mehr das iPhone suchen, die Tan landet auf der Watch.
8. Ich habe auch sonstige Infos schnell zur Hand, z.B. das Wetter.
Klar kann Apple das Ding noch verbessern, sie werden es sicher auch tun. Aber ich liebe meine Watch. Und was das Laden betrifft: Irgendwohin legt man abends ja auch eine Armbanduhr, warum also nicht die Watch jeden Abend aufs Ladegerät. Und das Ladekabel, naja, für Laptop und Phone schleppt man sie ja auch mit. Klar, eine Watch mit Anschluss wie am iPhone wäre ja besser gewesen, nur 1 Kabel für alle mögliche Geräte. Aber Apple muss sich ja verbessern können.
Danke für Deine Meinung, lieber Jürgen.
Lieber Lars
In meinem kleinen Betrieb trug ich in der linken Hosentasche das iPhone 6 und im rechten das normale Telefon, ich kam mir vor wie ein Revolverheld.
Machte sich das iPhone bemerkbar, musste ich es umständlich aus der Hosentasche klauben.
Nun war meine Idee, dem iPhone in der Mitte des Betriebes ein Plätzchen zu finden, wo die Watch immer verbunden ist. Zu meiner Begeisterung, es klappt!! Meine Hosen Danken es der Watch und ich einem entspannteren Tag.
Alles andere ist Zugabe die mich begeistern.
Fazit: Mehrwert
Danke für Deine Meinung, lieber Erol. Schön, dass die Watch für Dich funktioniert und einen Mehrwert bietet.
Es kommt wohl immer drauf an was man sich erwartet. Ich habe mir von Anfang an einen Sportbegleiter gewünscht und zum anderen eine Entlastung für den iPhone Akku. Beides erfüllt die Watch bei mir prima. Seit ich die Watch vor knapp 2 Monaten bekam, habe ich fast jeden Tag alle meine Aktivitätsziele erreicht. Ich mache fast täglich min. 30 min Sport um die Ringe zu füllen. Es ist also sehr motivierend für mich die Watch zu tragen. Zum anderen sehe ich sofort alle Nachrichten und E-Mails und sehe ob es wichtig ist oder noch Zeit hat.
Zu den Punkten die du ansprichst Lars:
– Täglich laden stört mich nicht, man nimmt sowieso die Uhr abends ab und ich bin eigentlich noch so gut wie nie unter 20% Akkustand gekommen.
– Auch im Sonnenlicht finde ich die lesbarkeit gut. Kommt halt auch auf den Betrachtungswinkel an. Aber ich hatte bisher kein Problem damit.
– Siri finde ich gut, benutze es aber nicht so häufig. Ich habe auch überhaupt keine Verbindungsabrisse zum iPhone oder wilkürliche Neustarts. Mit der Datenübertragung gebe ich dir recht, das ist manchmal doch sehr mühsam, wird aber hoffentlich mit WatchOS2 besser.
– Herzfrequenz habe ich wenig Vergleich, aber die Werte klingen plausibel und ich habe ein paar Videos gesehen wo Leute verglichen haben, da hat es auch mit geringer Abweichung gepasst.
Was ich mir wünschen würde wären mehr Sport Optionen. Sprich: Zusätzliche Trainingsarten, denn die sind knapp bemessen. Auch eine Lauf App wie zB Runtastic wo man auch die Routen sieht oder die Musik sich anpasst wie bei Spotify Run wäre eine feine Sache.
Was wahrscheinlich nicht geht, weil man ja täglich laden muss, ist die Schlafaufzeichnung. Ich wechsle abends immer auf das Jawbone UP Move um diesen aufzuzeichnen.
Ich habe bisher nie eine Uhr getragen seit ich vor rund 15 Jahren mein erstes Handy bekam, mittlerweile geht mir richtig was ab wenn ich die Watch nicht trage. Ich möchte sie nicht mehr missen.
Danke für Deine Meinung und die Argumente, lieber Thomas.
Hallo Lars,
eine Smartwatch ist total reizvoll. Das ständige gucken aufs Handy und die Wischerei kann manchmal schon nerven. Mich zumindest. ( Ein Grund, warum ich im Aussendienst auch wieder mehr mit Laptop arbeite ) Das könnte man mit so einer Uhr minimieren.
Von daher ist das eine coole Sache und bringt bestimmt auch irgendwann den entsprechenden Nutzen.
Was mich allerdings davon abhält, ist, dass ich nicht Abends noch ein Gerät mehr an die Ladestation hängen will. Und wenn der Akku mal etwas älter ist, kannst Du mittags schon sehen, dass Du Deine Uhr an die Stromquelle bekommst, oder bindest Dir eine Powerbar ans Handgelenk 😉
Und wenn ich mir dann vorstelle, dass irgendwann die meisten meiner Gesprächspartner die gleiche Uhr am Handgelenk haben wie ich….unvorstellbar und langweilig. Das ist wie Science-Fiction…jeder wird über eine Handfessel gesteuert und kontrolliert 🙂
Aber ich erinnere mich auch, als die ersten Smartphones kamen…ich wollte nie eins haben und wollte mit dem Ding einfach nur telefonieren…mehr nicht. Und heute fühle ich mich ohne dem Ding nackt:-)
Es fehlt was. Das kennen wir ja alle.
So wird es mit der Smartwatch auch kommen. Vielleicht hab ich auch irgendwann eine 🙂
Momentan streube ich mich noch…weil ich denke, dass eine Uhr immer noch ein Stück Persönlichkeit darstellt…Nutzen hin oder her….und wie Du schon sagst…eine Automatikuhr ist was feines:-)
Danke für Deine Gedanken, lieber Andreas.
Dein Vergleich mit Science-Fiction gefällt mir besonders gut. Eine wirklich beängstigende Vorstellung.
Bezüglich der „Ungereimtheiten“ bei der Herzfrequenzmessung der Apple Watch, muss ich dich leider korrigieren, denn Apples Äußerung war auf die zeitliche Unregelmäßigkeit bezogen, da sich darüber einige Nutzer beschwerten. Selbst Stiftung Warentest beschießt der Watch eine höhere Genauigkeit als manchem Brustgurt. Ich weiß nicht ob du schon einen Artikel in der Art veröffentlicht hast, aber könntest du nochmal schreiben, welche Funktionen du am öftesten benutzt und was du von dem Grundgedanken einer Smartwatch hälst? VG Sheldor
Danke für Deine Korrektur und die Anregung, lieber Sheldor. Da habe ich die Äußerungen von Apple wohl falsch gedeutet.
Trotzdem: Auch wenn die Stiftung Warentest das schreibt, bei mir und meinem Bekannten ist die Herzfrequenzmessung auf keinen Fall aussagekräftig. Aber vielleicht sind wir auch nur Ausnahmen…
Vielleicht wart ihr auch einfach so begeistert von der Watch, dass ihr kurzzeitige Änderungen der Herzfrequenz zu verzeichnen hattet 😉
Hallo Lars,
ich könnte ja jetzt sagen: „Hab ich’s nicht gesagt!“. Nun so ist das mit neuen Geräten. Als das Handy massentauglich wurde, gab es auch seitenlange Zeitungsberichte über die Ladestationen-Manie in heimischen Wohnzimmern. Viele Ratschläge zur Verlängerung der Akku-Laufzeit. Im Laufe der Zeit wurden die Akkus besser und die Handys sparsamer.
Ich denke, es sind vornehmlich Kinderkrankheiten, die im Laufe der Zeit verschwinden werden. Als Science-Fiction-Leser kenne ich mich mit Computer-Armbändern und KI mit Persönlichkeiten aus. Deswegen halte ich die Idee der Apple-Watsch für zukunftsfähig und ausbaubar.
Danke für Deinen Kommentar, lieber Ralf.
Keine Frage, die Idee ist zukunftsfähig und ausbaubar. Es gibt ja auch schon viele gute Ideen. Nur zur Zeit gibt mir die Watch noch keinen Mehrwert. Und ohne Mehrwert wird sie sich nicht durchsetzen, das ist sicher. Vielleicht ändert sich das ja schon mit Watch OS 2, mal sehen…
Ich habe gestern einen schönen Vergleich gelesen: Mit der Apple Watch ist es wie mit dem Geschirrspüler: Eigentlich auch nicht wirklich nötig, aber total praktisch. 🙂
Das ist mein Fazit nach ca. 10 Tagen. Die Probleme, die du hast, hatte ich (bisher?) noch nicht. Hingegen finde ich Siri auf der Apple Watch schlicht genial. Seither diktiere ich viel häufiger als auch schon. Auch das „verlängerte Display des iPhones“ finde ich sehr nützlich. Auch bargeldlos zahlen zu können (mit meiner Supermarkt-App) oder mal kurz die Zeiterfassung auf der Watch zu starten sind schon toll.
Ist eine Apple Watch nötig? Falsche Frage – ich habe hier viele Dinge, die „eigentlich“ nicht nötig wären (wie der Geschirrspüler 🙂 ). Macht mich die Apple Watch produktiver? Keine Ahnung. Nutze ich das iPhone viel weniger häufig? Absolut. Macht mir die Apple Watch Spass? Ja. 🙂
Von daher bin ich gespannt, wie mein Fazit nach 7 Wochen aussehen wird. 🙂
Auf das Fazit freue ich mich auch, lieber Ivan.
Gleichzeitig bin ich aber auch entsetzt! Das Du als Schweizer der Schweizer Uhrenindustrie derart in den Rücken fällst 😉
Da kann man nur mit Goethe antworten:
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen: die eine hält in derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen; die andre hebt gewaltsam sich vom Dust zu den Gefilden hoher Ahnen.“
Welche Seele (Schweizer vs. Apple-Fan) nun zur Welt und welche „zu den Gefilden hoher Ahnen“ gehört, lassen wir hier offen. 🙂
Die Diskussion über den Nutzen von Smartwatches habe ich schon öfter mit meinem Sohn geführt und ich bin für mich persönlich zu dem Schluß gekommen, daß meine 10 Jahre alte Rolex Seadweller die beste Smartwatch ist, da sie die Zeit anzeigt ohne eine Batterie zu benötigen und heute gebraucht mehr wert ist als sie 2005 gekostet hat. Alle Funktionalitäten der Apple Watch sind in meinem iPhone oder meiner Laufuhr und keines der beiden Geräte würde die Apple Watch vollständig ersetzen können.
Das sind ohne Frage gute Argumente und ich persönliche sehe auch noch keinen großen Mehrnutzen an Smartwatches, aber in Ausnahme Situationen in (meinem) Leben, sind diese nicht zu bestreiten. Die Frage ist halt nur ob einem so etwas 400€ wert ist…
Danke für deinen Kommentar, lieber Jens.
Ja ja, Automatikuhren sind etwas schönes… Auch eine meiner Schwächen…