Kennst Du das Gefühl, wenn Du morgens unter der Dusche eine geniale neue Idee hast – und plötzlich alles andere unwichtig scheint? Als Unternehmer*in oder Führungskraft passiert das ständig. Doch genau darin liegt oft das Problem: zu viele Ideen, zu wenig Fokus.

In dieser Podcastfolge von Hallo Fokus! spreche ich mit Marco Alberti, OKR-Experte und Geschäftsführer von Murakamy, über das OKR-Framework (Objectives and Key Results) – eine Methode, die Unternehmen hilft, ihre Energie auf das Wesentliche zu lenken.

Wir sprechen darüber, warum Fokus im Alltag so schwerfällt, wie OKRs helfen, Ziele wirklich umzusetzen, und welche Schritte Du gehen kannst, um OKRs erfolgreich in Deinem Unternehmen einzuführen – besonders im Mittelstand.

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Publikationen (*):
OKR – Die Kunst, die richtigen Dingen nicht zu tun

Warum Unternehmen den Fokus verlieren

Marco bringt es gleich auf den Punkt: „Es scheitert an den verlockenden Alternativen.“ Neue Ideen entstehen ständig – beim Duschen, im Meeting oder durch Impulse von außen. Oft ist es die Geschäftsführung selbst, die sich von einer neuen Idee ablenken lässt, bevor alte Projekte abgeschlossen sind.

Das führt dazu, dass Teams ständig zwischen Projekten springen, Ressourcen verpuffen und am Ende wenig wirklich fertig wird. Der Kern des Problems: fehlende Priorisierung und Konsequenz im Handeln.

Wie OKR hilft, Fokus zu schaffen

Hier setzt OKR (Objectives and Key Results) an – ein System, das hilft, die richtigen Ziele zu wählen und sie konsequent zu verfolgen.

„Wenn Du alles gleichzeitig machst, hast Du am Ende viele halbfertige Dinge – aber nichts, das wirklich wirkt“,
sagt Marco.

Statt zehn Projekte gleichzeitig anzustoßen, werden bei OKR nur wenige, klar definierte Ziele pro Quartal verfolgt. Für jedes Ziel (Objective) gibt es messbare Schlüsselergebnisse (Key Results). So wird aus vagen Ideen ein konkreter Umsetzungsplan.

Ein einfaches Beispiel: App oder Webseite?

Angenommen, Du hast die Idee, Dein Unternehmen braucht unbedingt eine App – weil ein Kollege auf einer Konferenz das auch gemacht hat. Klingt gut, oder?
Doch wenn Du Deine Ressourcen betrachtest, merkst Du: Die Webseite ist noch nicht fertig, und Dein Team ist ohnehin ausgelastet.

Mit OKR würdest Du diese Idee auf den Prüfstand stellen:

  • Welchen Nutzen bringt die App wirklich?
  • Welche bestehenden Projekte müssten dafür zurückgestellt werden?
  • Was ist das eine Ziel, das jetzt den größten Hebel hat?

Ergebnis: Erst die Webseite fertigstellen – eine Sache richtig machen, bevor Du die nächste startest.

Fokus durch klare Prozesse

OKR sorgt nicht nur für klare Ziele, sondern auch für einen Prozess, der Dich und Dein Team dranbleiben lässt:

  • Quartalsweise Zielsetzung:
    Das Unternehmen definiert maximal fünf Objectives mit je vier Key Results.
  • Team-Alignment:
    Abteilungen leiten ihre eigenen OKRs daraus ab – alle ziehen in die gleiche Richtung.
  • Wöchentliche Check-ins:
    Jede Woche überprüft ihr gemeinsam den Fortschritt, besprecht Hindernisse und passt Maßnahmen an.

So wird verhindert, dass Ziele nach zwei Wochen im Tagesgeschäft untergehen. Stattdessen bleibt der Fokus messbar und präsent.

OKR funktioniert besonders gut im Mittelstand

Viele denken, OKR sei nur etwas für große Tech-Konzerne. Doch laut Marco ist das Gegenteil der Fall:

„Am einfachsten funktioniert es in inhabergeführten Unternehmen, wo Entscheidungen schnell getroffen und konsequent umgesetzt werden können.“

Gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) profitieren von der Klarheit, die OKR schafft: Weniger Projekte gleichzeitig, dafür echte Fortschritte, die sichtbar werden.

OKR ist nicht für alles geeignet

OKR wirkt vor allem dort, wo Unsicherheit und Veränderung herrschen – also in komplexen, strategischen Bereichen.
In stabilen Prozessen, etwa in der Produktion oder im Callcenter, braucht es dagegen keine agile Zielsteuerung.

Kurz gesagt:
OKR ist für das Denken über das Heute hinaus – für Innovation, Entwicklung und strategisches Wachstum.

Ein Praxisbeispiel: Vom Chaos zur Klarheit

Marco erzählt von einem Unternehmen mit 220 Mitarbeitenden, das in sieben Ländern tätig war und Verluste schrieb. Durch den OKR-Prozess wurde klar: Die Ressourcen reichten nicht, um alle Märkte gleichzeitig zu bedienen.

Das Team entschied sich, den Fokus auf die stärksten Märkte zu legen. Innerhalb eines Jahres wandelte sich das Unternehmen – vom defizitären Betrieb zu einem profitablen Geschäft mit klarer Strategie. Der Inhaber sagte am Ende:

„Früher musste ich jede Entscheidung absegnen. Heute trifft das Team sie selbst – und ich kann theoretisch Golf spielen gehen.“

🧭 Abschlussfragen an Marco Alberti

1. Dein wichtigster Tipp für mehr Fokus für Unternehmer?

Marco: „Trust the process. Wenn man sich auf einen Prozess einlässt, der einem hilft, mehr Fokus zu haben, muss man sich an die eigenen Regeln halten. Wenn Du zwei Tage lang mit Deinem Team Ziele definierst und dann am nächsten Tag wieder alles über den Haufen wirfst, schadest Du Dir selbst. Also: Prüfe das System gründlich – und wenn Du überzeugt bist, halte Dich daran.“

2. Dein wichtigster Tipp für mehr persönlichen Fokus?

Marco: „Keine Smartwatch, alle Notifications aus – die klassischen digitalen Ablenkungen abschalten. Ich arbeite außerdem mit einem Blank Paper-Ansatz: jeden Tag ein leeres Blatt. Darauf schreibe ich mein Tagesziel (Prio 1), zwei Management-Themen (Prio 2) und drei kleine To-dos, die das Leben morgen leichter machen.
Wenn man das regelmäßig macht und seine Tage klar trennt – zwischen Management und kreativer Arbeit –, bleibt man fokussiert. Wenn der Tag mich regiert, bin ich raus aus der Kreativität.“

3. Welche App oder welchen Internetdienst empfiehlst Du der Hallo Fokus! – Community?

Marco: „Definitiv etwas mit AI. Mein aktueller Favorit ist Replit – eine Plattform, mit der man kleine Automatisierungen und Prototypen bauen kann, auch wenn man kein Entwickler ist. Der integrierte Replit Agent hilft dabei, Dinge umzusetzen, die man vorher nicht konnte. Ideal, um Ideen schnell zu testen.“

🖥️ Tipp: replit.com

4. Was war Deine größte Herausforderung als Unternehmer – und was hast Du daraus gelernt?

Marco: „Ich hatte mal ein Restaurant. Das war meine größte Herausforderung – und die Erkenntnis: Gastronomie ist nichts für mich. Ich habe gelernt, dass Konsequenz und Fokus helfen. Man muss harte Entscheidungen treffen und sie konsequent umsetzen, auch wenn die Kommunikation unangenehm ist. Manche Geschäftsmodelle passen einfach nicht zu einem selbst – das zu erkennen, ist ein wichtiger Schritt.“

5. Welches Buch hat Dich als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

Marco:Principles von Ray Dalio. (*) Das Buch verbindet unternehmerisches Denken mit menschlichem Verständnis. Es zeigt, dass Menschen unterschiedlich verdrahtet sind – und dass daraus unterschiedliche Führungsansätze folgen. Das hat mir sehr geholfen.“

6. Was war der beste Ratschlag, den Du je bekommen hast?

Marco: „‚Du musst nicht.‘ – Das heißt nicht, dass man keine Konsequenzen trägt, aber es befreit vom inneren Zwang, alles tun zu müssen.“

7. Wo findet man Dich im Netz?

Marco: „Am besten direkt über murakamy.com oder per Mail an hello@murakamy.com – ich lese alles. Auch über LinkedIn bin ich erreichbar, aber E-Mail ist für mich der fokussierteste Weg.“

Fazit: Mit OKR den Fokus halten

OKR ist mehr als eine Zielmanagement-Methode. Es ist ein Denkrahmen, der Dich zwingt, bewusst zu entscheiden, was Du nicht tust.
Gerade in einer Welt voller Ideen, Chancen und Ablenkungen ist das der größte Erfolgsfaktor: Fokus.

Oder wie Marco sagt:

„Die Kunst ist, die richtigen Dinge nicht zu machen.“

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