In den letzten Wochen war die Empörung groß. Der Saubermann und Vorzeigeunternehmer Uli Hoeneß hat im Rahmen eines Steuerdeliktes Selbstanzeige gestellt.
Auch mich hat dieser Fall sehr nachdenklich gestimmt. Herr Hoeneß hat einen Fehler gemacht, OK, da gibt es nichts klein zu reden.
Er wird die hinterzogenen Steuern Nachzahlen müssen und eine Strafe wird er dafür auch bekommen. So weit so gut (oder schlecht).
Was mich persönlich aber sehr betrübt, ist die Art und Weise, wie die Öffentlichkeit und auch die Medien mit der Person Uli Hoeneß umgehen.
Auch in meinem Bekanntenkreis habe ich die ein oder andere Hetztirade über ihn gehört. Eine Debatte, die größtenteils von Enttäuschung aber auch von Missgunst und Neid getrieben scheint.
Generell sollte sich jeder von uns in diesem Zusammenhang fragen: Wie soll unser Umfeld mit unseren persönlichen Fehlern umgehen? Wollen wir nur auf unsere Fehler reduziert werden?
Als Führungskraft haben wir eine Vorbildfunktion. Alles was wir tun und auch nicht tun sendet entsprechende Signale an unser Umfeld und die Mitarbeiter. Urteilen wir über einzelne Personen nur auf Grund Ihrer Fehler, wirkt sich dies auf das Klima im Unternehmen und auf die generelle Kommunikationskultur aus.
Wir als Führungskräfte sollten daher aus dem Fall Hoeneß die folgenden Lehren ziehen:
1. Menschen machen Fehler, diese stehen jedem zu
Herrscht in Deiner Firma eine Null-Tolleranz Mentalität, geht Angst um. Um Fehler zu vermeiden, werden Risiken gescheut und das gesamte Handeln wird von einer ‚Fehlervermeidungsstrategie‘ geprägt. Daraus entstehen selten positive Dinge.
2. Stehe zu Deinen Fehlern
Gebe zu, wenn Dir ein Fehler unterlaufen ist. Sage klar und deutlich: ‚Das war mein Fehler, im Nachhinein hätte ich hier anders handeln sollen‘. Ermuntere hiermit Deine Mitarbeiter Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Zeige, dass Du aus Deinen Fehlern lernst. Nur so kannst Du das auch von Deinen Mitarbeitern erwarten.
3. Sei verständnisvoll
Hat ein Mitarbeiter einen Fehler eingestanden zeige Verständnis. Er wird dies nicht mit Absicht gemacht haben, oder er hat sich, wie Uli Hoeneß, im Vorfeld nicht ausreichend Gedanken über die Konsequenzen gemacht. Alles verzeihlich, wenn aus den Fehlern gelernt wird und dazu sollten Sie den Mitarbeiter ermutigen.
4. Loben
Wurde nachweislich aus einem Fehler gelernt und der Mitarbeiter hat sich in dieser Beziehung weiterentwickelt, solltest Du Ihn auf jeden Fall loben. Schließlich ist es der Sinn des Fehlers, daraus zu lernen und ihn nur einmal zu machen.
5. Gehe respektvoll miteinander um
Auch wenn Dich ein Fehler vielleicht viel Geld gekostet hat, sei respektvoll und wertschätzend, auch wenn es situativ sehr schwer fällt. Rede auf keinen Fall hinter dem Rücken eines Mitarbeiters schlecht über ihn. Du bestimmst den Ton in Deinem Unternehmen und Team.
Wie es scheint, leben wir in einer Gesellschaft, in der es in Bezug auf Fehler wenig Toleranz gibt. In einer solchen Gesellschaft möchte ich persönlich nicht leben. Daher versuche ich in meinem Umfeld und in meiner Firma für andere Werte zu stehen und diese entsprechend vorzuleben.
Ob man ihn mag oder nicht: Herr Hoeneß wird für mich durch diesen Fall kein schlechterer Mensch. Seine Verdienste und auch seine Menschlichkeit stehen für mich nach wie vor im Vordergrund. Oder haben wir alle vergessen, dass er sich sehr stark sozial engagiert, wie z.B. als Kuratoriumsvorsitzender der Dominik Brunner Stiftung für Zivilcourage?
Wie siehst Du den Fall Hoeneß? Bitte hinterlasse einfach einen Kommentar.
Der Fall Hoeneß zeigt wieder einmal deutlich, dass Fehler (in diesem Fall wohl eine Straftat) von Personen mit öffentlichen Funktionen von unserer Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Insbesondere den Medien kommt hier die Rolle der Moralabwägung zuteil. So werden Fehler von Prominenten nicht nur juristisch verfolgt sondern auch durch den Verlust des Ansehens und teilweise auch der bekleideten Ämter bestraft. Regelmäßige Berichterstattung in sämtlichen Medien in Verbindung mit einer schier unendlichen Meinungswiedergabe einzelner Personen im Internet üben einen gewaltigen Druck auf die betroffenen Menschen aus. Der Fall Wulf ist noch allen bekannt, nun also der Fall Hoeneß.
Für mich ist diese Medienmacht sehr ambivalent, jedoch wird sich hier wohl nichts ändern. Somit kann man allen Personen, die eine außergewöhnliche Bekanntheit erreichen nur empfehlen: Haltet euch an die gesellschaftlichen Spielregeln und setzt euren guten Ruf nicht unnötig aufs Spiel. Der Weg nach oben ist sehr lang, der Fall nach unten geht schlagartig.
Eine angemessene Strafe für seinen Fehler muss er hinnehmen. Ich hoffe jedoch, Hoeneß bleibt dem FC Bayern treu (und umgekehrt).
Sehr guter Kommentar! Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen, auch wenn es sicherlich sehr schwer ist, diese ‚Spielregeln‘ immer einzuhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das könnte… 🙂
Dass Menschen Fehler machen ist nichts Neues! Niemand könnte von sich behaupten fehlerfrei zu sein. Was in meinen Augen erst einmal nicht tragisch ist, denn dafür sind wir eben nur Menschen. Dennoch gibt es für mich bezüglich „Fehler machen“ eine große Spannbreite der Betrachtung und daraus resultierend eine große Spannbreite der Toleranz und Akzeptanz. Begehe ich einen Fehler aus einer Not oder Situation heraus, um Schlimmeres zu vermeiden, bin ich mir des Fehlers sicherlich bewusst und bereue ihn schon während des Handelns. Andererseits kann ich bewusst einen Fehler begehen um mich in irgendeiner Form zu bereichern ( z.B. in materieller Hinsicht oder wenn es um mein Ansehen geht ). Hierbei würde ich mir sogar erlauben das Wort skrupellos zu gebrauchen. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, sehen wir aktuell an dem Fall Hoeneß! Dann kommt der wichtigste ( für mich ) Aspekt: bin ich absolut aufrichtig, wenn ich eingestehe einen Fehler gemacht zu haben? Tut es mir von Herzen leid und bereue ich zutiefst einen Fehler gemacht zu haben? Wenn dies der Fall ist, hat jeder aufrichtige Mensch es verdient, dass ihm verziehen wird. Darin liegt sicher eine große Schwierigkeit, weil wir Menschen eher skeptisch sind, bevor wir den guten Willen des Anderen erkennen. ( wollen )
Zu Uli Hoeneß sei gesagt, dass ihm zu wünschen ist, aus den Fehlern gelernt zu haben und dass er mit Ehrlichkeit, Reue und Aufrichtigkeit in seinen privaten und beruflichen Alltag zurückfindet.
Ich erlaube mir noch anzufügen, dass alle diejenigen, die fehlerfrei durch´s Leben gehen, ihn weiter an den Pranger stellen können.
Toller Kommentar! Fehler einzugestehen ist für viele Menschen eine der schwersten Übungen überhaupt. Jeder der dies tut, verdient Verzeihung, Respekt und Anerkennung.