Heute tauchen wir in ein Thema ein, das uns alle betrifft: Überforderung. Kennst Du das Gefühl, ständig am Limit zu sein, obwohl Du doch alles gut organisiert hast? Im Gespräch mit Barbara stelle ich Dir die aus meiner Sicht häufigsten Fallen der Überforderung vor, in die auch ich getappt bin.
Podcastfolge
Links
Warum mehr Zeit uns nicht weniger gestresst macht
In unserer schnelllebigen Welt fühlen sich viele von uns permanent überfordert. Doch wären wir wirklich weniger überfordert, wenn wir zehn Stunden mehr am Tag geschenkt bekämen? Ich glaube nicht. Denn wir würden diese zusätzliche Zeit wahrscheinlich nur mit irrelevanten, unwichtigen Dingen füllen, die uns letztendlich genauso gestresst zurücklassen wie zuvor.
Das liegt an vier typischen Fallen, in die wir immer wieder tappen. Wenn wir diese erkennen und auflösen, können wir uns aus dem Hamsterrad des Stresses befreien.
Die vier Überforderungsfallen und wie Du Ihnen entkommst
1. Die „Ich-Muss“-Falle:
Die Illusion der Verpflichtung
Wie oft ertappst Du Dich dabei, Sätze mit „Ich muss …“ zu beginnen? „Ich muss noch E-Mails beantworten“, „Ich muss den Rasen mähen“, „Ich muss die Garage aufräumen“ … Diese Formulierung erzeugt eine Illusion von Fremdbestimmung und Verpflichtung und führt zu Überforderung. Doch die Wahrheit ist: Wir haben immer eine Wahl.
Lösung:
Ersetze „Ich muss“ durch „Ich entscheide mich dafür“, „Ich möchte“, „Ich werde“ oder „Ich darf“. Das Konzept der Antreiber – innere Motivationen wie „Sei perfekt“, „Sei schnell“ oder „Sei gefällig“ – kann Dir dabei helfen. Wenn Du Deinen persönlichen Antreiber kennst, kannst Du ihn bewusst steuern. Überprüfe Dein Vokabular und spüre in Dich hinein, welche Widerstände auftauchen, wenn Du etwas tust, obwohl Du eigentlich gar nicht musst.
2. Die „Alles-ist-wichtig“-Falle:
Das Bedeutungslosigkeitsparadox
![]() | „Du kannst die Bedeutungslosigkeit von praktisch allem nicht überschätzen“ (John Maxwell) |
Dieses Zitat von John Maxwell bringt die “Alles-ist-wichtig”-Falle auf den Punkt. Wir neigen dazu, allem eine immense Bedeutung beizumessen, was zu ständigem Stress führt.
Lösung:
Erkenne, dass vieles in Deinem Leben tatsächlich bedeutungslos ist. Das bedeutet nicht, dass Du keine Ansprüche an Dich oder Deine Arbeit haben sollst, aber nicht jeder noch so kleine To-Do-Punkt ist entscheidend. Radikale Priorisierung und Streichung sind hier der Schlüssel. Beispielsweise könntest Du Dich fragen: Wenn Dein Unternehmen nur noch eine einzige Sache machen könnte, was wäre das? Konzentriere Dich auf das Wesentliche und lass den Rest los. Das gilt auch für Dein Leben. Mit zunehmendem Alter und mehr Lebenserfahrung fällt es vielen leichter, diese Perspektive einzunehmen.
3. Die „Ich-kann-beides-machen“-Falle:
Die Zeit-Illusion und der Multitasking-Mythos
Wir leben oft in der Illusion, irgendwann für alles Zeit zu haben und alles gleichzeitig erledigen zu können. Doch die Zeit ist nicht dehnbar, und Multitasking ist ein Mythos.
Lösung:
Akzeptiere, dass Du nicht alles gleichzeitig tun kannst. Du bist gezwungen, Prioritäten zu setzen und Deine Grenzen zu erkennen. Trage alle Aufgaben – ob beruflich oder privat – in Deinen Kalender ein. So siehst Du visuell, wo Deine Grenzen liegen und wann Du „ausgebucht“ bist. Wenn neue Anforderungen auftauchen, frage Dich sofort: Was lasse ich dafür weg? Qualität geht vor Quantität.
4. Die „Mehr-ist-besser“-Falle:
Das Zielerreichungsparadox
Wir sind getrieben von der „Krankheit des Mehr“. Wir wollen immer mehr erreichen, und mit jeder erreichten Etappe verschiebt sich die Messlatte weiter nach oben. Selten sind wir wirklich zufrieden mit dem Erreichten, weil wir uns ständig mit anderen vergleichen.
Lösung:
Kehre das Denken um und mache Reduktion zu Deinem Erfolgsmaßstab. Statt immer mehr zu wollen, fokussiere Dich auf Qualität statt Quantität. Frage Dich: Was wäre die eine Sache, die Du am liebsten nur noch tun würdest? Und was solltest Du eigentlich sein lassen? Ein Weniger kann hier ein Mehr an Zufriedenheit und Gelassenheit bedeuten. Sei achtsam, mit wem Du Dich umgibst, da sogenannte Masterminds (Unterstützungsgruppen) manchmal eher zum Vergleich und Konkurrenzkampf anstacheln können.
Persönliche Entwicklung als Schlüssel zur Freiheit
Es ist nicht immer leicht, diese tief verwurzelten Muster zu durchbrechen. Doch wie Jim Rohn schon sagte:
![]() | „Die härteste Arbeit, die wir verrichten müssen, ist nicht am Unternehmen oder an irgendetwas anderem, sondern immer an uns selbst.“ (Jim Rohn) |
Fazit
Die Erkenntnis der vier Überforderungsfallen
- die Ich-Muss-Falle,
- die Alles-ist-wichtig-Falle,
- die Ich-kann-beides-machen-Falle und
- die Mehr-ist-besser-Falle
ist der erste Schritt, um aus dem Teufelskreis der ständigen Überforderung auszubrechen. Es geht nicht darum, noch produktiver zu sein oder den nächsten „Hack“ zu finden, sondern vielmehr darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und loszulassen.
Lass Dich inspirieren, hinterfrage Deine Muster und sei mutig genug, radikale Schnitte zu machen. Ersetze „Ich muss“ durch „Ich wähle“, erkenne die Bedeutungslosigkeit vieler Dinge, setze klare Grenzen in Deinem Kalender und definiere Erfolg neu – durch Reduktion und Qualität. Denn wie Peter Drucker so treffend sagte:
![]() | „Wir ertrinken nicht in Arbeit, sondern in unwichtigen Aufgaben, die wir nicht loszulassen wagen.“ (Peter Drucker) |
Am Ende geht es darum, sich nicht in unwichtigen Aufgaben zu ertränken, sondern den Mut zu haben, Dinge loszulassen, die uns nicht dienen. So schaffst Du mehr Raum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.