Warum tue ich mir das eigentlich an? Ich sollte lieber inspirierende Artikel schreiben, statt Email-Apps für das iPhone zu testen. Am Ende des Tages wäre ich auch viel entspannter und lange nicht so genervt.
Aber erst mal der Reihe nach: Dispatch ist eine weitere, hochgelobte Email-App. In meiner Testserie auf dem Weg zur ‚ultimativen Übersicht aller Email-Apps für das iPhone‘ habe ich auch Dispatch einmal unter die Lupe genommen und 14 Tage getestet.
Die grobe Funktionalität und Bedienung zeigt das folgende kurze Video:
The Good
Touch-ID / Code geschützt
Dispatch ist bisher die einzige Email-App mit Code-Schutz. Lobenswert. Ich kann die App mit einem Code oder mit der Touch-ID vor unberechtigter Bedienung schützen. Na ja, irgendwie toll, aber brauche ich das bei einem genau so geschützten Smartphone wirklich?
Textkürzel integriert
Für die schnelle Abarbeitung von Emails sind Textkürzel unerlässlich. Ich nutze dazu seit Jahren TextExpander, welchen Dispatch lobenswerterweise auch unterstützt.
Dispatch hat aber auch eine eigene, recht mächtige Textkürzel-Funktionalität. Wer also die Anschaffung des recht teuren TextExpander scheut, bekommt bei Dispatch die gleiche Funktionalität direkt mitgeliefert. Auch die Umsetzung in der App gefällt mir sehr gut.
Einzige Einschränkung: Die Textkürzel funktionieren, im Gegensatz zu TextExpander, nicht plattformübergreifend.
Schnittstellen zu Taskmanagern
Die Anzahl an Schnittstellen zu Taskmanagern ist gigantisch, fast schon unübersichtlich. Wer da nicht seinen bevorzugten Taskmanager wiederfindet, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Rückgängig
Die Rückgängig-Funktionalität ist bei Dispatch äußerst prominent implementiert. Sehr gut. Ermutigt zu schnellem Arbeiten, da man Fehler einfach beheben kann.
The Bad
Bedienung
Die Bedienung ist aus meiner Sicht nicht rund und teilweise unnötig kompliziert. Dazu kommt, dass die Symbole der Funktionen auch nicht selbsterklärend sind. Die Symbole für ‚Antworten‘ und ‚Aktionen‘ gleichen sich derart, dass ich sie auch nach 14 Tagen noch nicht auseinanderhalten konnte.
Keine Cloud-Anhänge
Anhänge aus Cloud-Diensten, ein Quasi-Standard, wird von Dispatch überhaupt nicht unterstützt. Ich kann weder mir geschickte Anhänge in der Cloud ablegen, noch meinen Emails selbst Cloud-Dateien anfügen. Schwach.
The Ugly
Keine Wiedervorlage
Das machte für mich die Arbeit mit Dispatch zur Qual. Keine integrierte Wiedervorlage oder Snooze-Funktion. Ich habe mich in den Jahren mit Mailbox so sehr an diese Funktion gewöhnt, dass es ohne nicht mehr funktioniert.
Der Umweg über die Erstellung einer Aufgabe in einem Taskmanager und der Ablage der Email in irgendwelchen Unterordnern ist mir einfach zu kompliziert. In den zwei Wochen Dispatch habe ich so abends nie den Inboxzero erreicht und das ging mir nach ein paar Tagen gehörig auf den Keks.
Ich weiß, einige von Euch werden jetzt argumentieren, dass die fehlende Wiedervorlagefunktion eher ein Vorteil ist. Schließlich müssen für die Wiedervorlage die Passwörter auf den Servern der Email-App-Schmieden abgelegt werden. Stimmt. Ich persönlich kann mit dem Kompromiss aber sehr gut leben. Readdle, die Softwarefirma hinter der App Spark, hat sich einmal zu diesem Thema geäußert.
Ordner Verwaltung
Um die Ordnerverwaltung anzulegen, bedarf es eines Nerd-Gens. Nicht dass ich Ordnerstrukturen in Email-Apps bräuchte, nein, brauche ich nicht. Aber selbst das Archivieren von Emails funktionierte mit einem Google-Konto standardmäßig erst einmal nicht. In den Tiefen der Einstellungen muss ich der Funktion erst einen entsprechenden Ordner zuweisen.
Aktualität
Auch wenn die aktuelle Version noch nicht so alt ist (Dezember 2015), sind Bedenken bzgl. der Zukunft der Firma durchaus berechtigt. Der aktuellste Eintrag auf deren Firmenblog kündigt die Unterstützung der iOS 7 Version an. Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, war das 2013… Peinlich.
Fazit
Puh, das war eine harte Zeit. Eigentlich bin ich ein ruhiger und entspannter Typ, aber in diesen zwei Wochen haben mich meine Emails richtig gestresst. An einen leeren Eingangskorb, den Inboxzero, war nicht zu denken. Und ich hasse es wie die Pest, meinen Arbeitstag mit Emails im Eingangskorb zu beenden.
Unterm Strich bleibt, auch wenn ich über die fehlende Wiedervorlagefunktion einmal großzügig hinwegsehe, eine nicht empfehlenswerte App. Zwar hier und da ein paar nette Ideen, aber die Bedienung, die Ordner-Verwaltung und das Gesamtbild passen einfach nicht. Die schlecht gepflegte Internetseite unterstreicht diesen Eindruck.
Bevor ich mich in mein nächstes Email-App-Abenteuer stürze, werde ich die nächsten 14 Tage erst mal wieder Spark verwenden. Zur Entspannung.
Ein gravierender Nachteil von Apps wie Spark ist gerade im geschäftlichen Umfeld das Fehlen einer entsprechenden App für Mac: den Großteil des Tages arbeitet man eben doch am iMac (gut, einige ja nicht, wie wir aus diesem Blog hier wissen 🙂 ) .
Was Spark wirklich bietet, ist doch letztlich lediglich die „Snooze“-Funktion“ (die sich ja auch mit Apple-Mail und Apple-Erinnerungen erledigen ließe) und ein anderes graphisches Front-End.
Der Hauptvorteil aller Apple-Produkte geht damit aber verloren: Die problemlose Interoperabilität zwischen den Apps auf verschiedensten Plattformen. Wenn ich 2 Tage ausschließlich am Mac arbeite, muß ich mit Mail „klarkommen“, auf Spark findet sich das dann nicht wieder und vice versa.
Zum Thema Datensicherheit möchte ich hier nicht gesondert Stellung nehmen: Passwörter und Zugangsdaten überall kreuz und quer zu verteilen und damit zu vernetzen ist Ansichtssache. Zumindest aber für Cloud-Dienste, die auch relevante Daten enthalten könnten (Evernote?) würd ich meine PW nicht an jede Dritt-App weiter verteilen. Evernote-Upload ginge auch per Mail-Weiterleitung.
Danke für Deine Meinung, lieber Jan.
Lieber Lars, ein persönlicher Tipp: Hör auf mit den Besten-Listen! – Ich hab selber mal so was angefangen mit Banking-Programmen für den Mac. Und ich hab schnell gemerkt, dass es ok wäre, die Erfahrungen, die ich gemacht habe, zu veröffentlichen, um sie mit anderen zu teilen. Etwas ganz anderes ist es aber, sozusagen Vollständigkeit anzustreben, indem man alles in eine Tabelle einträgt, um dann ein „gerechtes“ Urteil zu fällen. Das ist ein Job für den Redakteur einer Computerzeitschrift, der den ganzen Tag Zeit hat für so etwas.
Mir helfen Deine Erfahrungen auch dann, wenn sie unvollständig sind. Da ich inzwischen weiß, dass Deine Arbeitsweise der meinen in vielen Punkten ähnelt (sonst würde ich ja Deinem Blog überhaupt nicht folgen), reicht es mir völlig, zu wissen, welche Deine Lieblings-App bleibt und warum. Vielleicht noch ein paar Hinweise darauf, was Dir bei anderen Apps nicht so gefallen hat.
Ich weiß, Du hast Deine erste Besten-Liste für die Schreib-Stifte erstellt. Aber da war es Dein persönliches Interesse, jeden neuen Stift zu testen, weil es keinen optimalen gab. Und da hast Du ja nun auch diese Liste geschlossen, seitdem es das iPad Pro mit Stift gibt.
Den Tipp hier in den Kommentaren, mit Mail und Erinnerungen von Apple zu arbeiten, finde ich übrigens sehr erwägenswert! Vielleicht gerade auch dann, wenn man als eigentlichen Aufgabenplaner etwas anderes verwendet wie z. B. ToDoIst.
Danke für Deinen Kommentar und die Anregung, lieber Joachim.
Da ist viel Wahres dran, wobei ich meine Listen und meine Tests nie als ‚vollständig oder ‚gerecht‘ bezeichnen würde. Ist nur meine Meinung. Aber sehr wahrscheinlich sollte ich öfters meine Topp Apps aktualisieren, anstatt irgendwelche Rankings zu pflegen… da muss ich jetzt erst einmal in Ruhe drüber nachdenken. Nochmals Danke 🙂
Danke für Deine Kommentar und die Empfehlung, lieber Frank. Es ist genau wie Du schreibst: Alles eine Frage der Gewohnheit und des persönlichen Geschmacks.
MitHandAnStirnKlatsch…… Über die Cloud funktioniert natürlich Erinnerungen
übergreifend…… Ick Dummerle……. 🙂
Also werde ich die Mail-Wiedervorlage mal mit Siri testen!
Danke @Alexander für den Tipp!
Die Idee mit Siri und der Apple-App Erinnerung klingt gut und geht auch, doch leider nicht übergreifend!
Lege ich eine eine Mail in Erinnerung auf dem iPad ab, erscheint diese auch nur auf dem iPad! Was dann leider doch nicht den eigentlichen Zweck erfüllt, oder mache ich was falsch?
Hallo Micha, ich habe es gerade bei mir noch einmal getestet: Wenn ich eine Erinnerung für eine Mail per Siri auf dem iPhone erstelle, erscheint diese bei mir sowohl auf dem iPad wie auch auf dem Mac. Funktioniert.
Lieber Lars,
danke für diesen weiteren Test. (Bei der Einleitung bleibt einem ja gar nichts anderes, als Dir erst noch einmal zu danken. 😉 )
Und klar weißt Du, warum Du Dir das antust: stell‘ Dir einfach einmal vor, es kommt doch noch die ultimative E-Mail-App auf den Markt und Du verpasst die! Und außerdem kannst Du uns arme Leser doch nicht einfach so im Regen stehen lassen.
Also bitte nicht aufgeben!
Herzliche Grüße
Daniel
Danke für die Ermunterung, lieber Daniel. Ich bleibe am Ball, kämpfe aktuell aber gerade mit einem echten Fall von Aufschieberitis… Ich kann mich einfach nicht aufraffen, eine weitere Email-App zu testen. Wird aber kommen, versprochen 🙂
Danke für den weiteren Test dieser sehr interessanten Kategorie. Ich habe selber einige Zeit Spark getestet und bin letztendlich wieder zum Apple eigenen Mail-Programm zurückgekehrt. Denn, seien wir ehrlich, die wichtigste und bisher fehlende Funktion ist die Wiedervorlage von Mails, weshalb ich mich in meinem Fall nach Spark umgesehen habe. Diese Funktion löse ich nun aber mit der integrierten Erinnerungen-App. Auf dem Mac ziehe ich die betreffende Mail in Erinnerungen…und schwupps…erstelle damit meine Wiedervorlage. Am entsprechenden Tag klicke ich dann einfach auf den hier hinterlegten Link – und die Mail erscheint. Beim iPhone mache ich es genauso: Ich aktiviere Siri während ich die Mail geöffnet habe und spreche einfach „Erinnere mich an das“ hinein….und diese Mail erschein in der Erinnerungen-App. Für mich ist also somit ein weiters Programm überflüssig. Genauso geht es mir inzwischen mit der Kalender-App, in der wesentlich mehr steckt wie man zuerst meint. Die zum Teil 50 Euro teuren Alternativen bieten auch hier meiner Meinung nach keinen wirklichen Mehrwert der diese zum Teil saftigen Preise rechtfertigt.
Hallo Alexander,
vielen Dank für Deinen Tipp mit den Apple eigenen Programmen. Ich probiere gerade, ob das auch funktioniert, wenn man die Mail nach dem Ziehen einer Mail in Erinnerungen archiviert, denn das Ziel ist ja „Inbox Zero“.
Diese Art zu arbeiten könnte mir vielleicht auch helfen, nicht mehr so viele E-Mails „mal eben schnell zu snoozen“, sondern sinnvoller auszuwählen, was ich
a) wirklich als E-Mail später beantworten kann und will oder
b) doch eher eine eigene Aufgabe außerhalb von Mail und Erinnerungen werden sollte oder
c) doch besser gar nicht weiter bearbeitet sondern gleich gelöscht oder archiviert wird.
Mein Test von oben war übrigens erfolgreich. Es ist dem Link in Erinnerungen egal, in welchem Ordner die Mail mittlerweile liegt.
Ich werde das nächsten Monat einfach einmal ausprobieren, ob ich mit dieser Kombi auch klar komme.
Ach ja, gibt es eigentlich eine Möglichkeit, auf dem iPhone diese Erinnerung an eine Mail auch auf anderem Wege einzurichten. Ich bin nämlich nicht so der Fan von Siri, z.B. wenn ich in einem vollen Zug unterwegs bin.
Herzliche Grüße
Daniel
Hallo Daniel,
freut mich wenn ich helfen konnte. Ich kenne leider selber keinen anderen Weg um auf dem iPhone eine Mail an Erinnerungen zu übergeben als mit Siri. Über das Kontextmenü wäre mir das auch lieber – geht aber leider nicht. Schaun wir mal, was da noch so kommt.
Viele Grüße
Alexander
Danke für Deinen Kommentar und Deine Erfahrungen, lieber Alexander.