Das Girokonto ist der natürliche Feind der Geldanlage, meint Lars Erichsen, der heute zu Gast bei Lars ist. Er erklärt uns, dass die Deutschen immer noch auf Immobilien setzen und nicht gemerkt haben, dass sich unsere Nachbarn in der ganzen Welt aufgemacht haben zu anderen Vermögensanlagen.

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Transkript

LE = Lars Erichsen
LB = Lars Bobach

LB:
Herzlich willkommen zum Podcast Selbstmanagement.Digital. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich habe heute mein Namensvetter zu Gast, den Lars Erichsen, hallo Lars!

LE:
Hallo Lars, ich grüße dich.

LB:
Hallo Lars, hallo Lars, ja, klingt ein bisschen lustig. Der Lars Erichsen, der hat einen eigenen YouTube Kanal: Erichsen Geld und Gold. Er gibt dort allgemeine Tipps, wie man erfolgreich sein Geld anlegen kann und Vermögen aufbaut. Und wir als Selbstständige, für uns ist das ja auch sehr wichtig, ein Vermögensaufbau, weil wir oft unser ganzes Geld in der Firma stecken haben. Deshalb ist das wirklich ein Thema, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Und der Lars Erichsen ist da der absolute Experte. Ja Lars, erzähle uns mal ganz kurz deinen Werdegang. Wie bis zu dem geworden, was du heute bist?

LE:
Ja, vielen Dank erstmal für die Einladung. Nach einigen Umwegen, ich habe mal ein paar Semester Sport studiert, ich habe mal gelernt, wie man ein Heim leitet, heute modern Senioren Wohnpflegeeinrichtungen genannt. Da habe ich irgendwann überlegt, willst du das eigentlich weitermachen oder gibt es da irgendwas, was du immer schon machen wolltest?

Und ein Thema, mit dem ich mich schon sehr früh beschäftigt habe, war die Börse. Da muss ich sagen, habe ich erstmal BWL zu Ende studiert, habe dann aber gemerkt, im Studium sind die Themen, die mir eigentlich wichtig sind, die tauchen so wirklich dort nicht auf. Ich habe mir die Dinge selber beigebracht. Wobei ich ganz klar sagen muss, es ging mir am Anfang nicht so sehr um Vermögensanlage, sondern um das, was man heute, na, ich würde sagen, unter dem Begriff Day Trading finden würde oder es damit überschreiben würde.

Also, ich habe angefangen 1998 für meinen Lebensunterhalt, der Gott sei Dank zu dieser Zeit nur mich selbst betraf und keine Familie drumherum, habe ich also zu traden begonnen. Tag ein Tag aus und Gott sei Dank war das etwas, was mir lag. Das weiß man natürlich vorher nicht, aber das betrifft ja alle Selbstständigen, dass sie sich den Erfolg zwar sehr gut vorstellen können, ihn visualisieren können, aber natürlich nicht sicher sind, dass er so eintritt.

Es ergab sich dann erfreulicherweise nach einer gewissen Zeit, zehn, elf Jahren, dann eben auch langsam die Notwendigkeit darüber nachzudenken, was man mit seinem Ersparten, mit seinem Eingenommenen für die Zukunft machen kann. Da war ich dann in etwa Mitte Ende 30 und das ist im Prinzip schon sehr spät, um so über ein Thema wie Altersvorsorge nachzudenken.

Aber glasklar ist, als Selbständiger kommt man nicht in den Genuss einer Selbständigen-Rente bzw. einer gesetzlichen Rente. Daraus entstand dann die Idee, einen Kanal zu machen. Wobei ich sagen muss, das ist nur ein Kanal, der sich nicht explizit auf die Zielgruppe der Selbständigen bezieht, sondern der allgemein über die Vermögensanlage, über die Geldanlage spricht und nur besonders für Selbständige ergibt sich natürlich die Notwendigkeit. Denn wenn sie sich nicht damit beschäftigen, dann wird es auch kein anderer tun.

So kam es dann, den Kanal mache ich seit zwei Jahren, betreibe ihn seit zwei Jahren und gemessen mit einem Schminkkanal sind rund 20.000 Kanal-Abonnenten vermutlich ziemlich wenig, aber wenn man sich überlegt, dass Geldanlage in Deutschland tatsächlich eher eine Randerscheinung ist, warum auch immer, vielleicht kommen wir noch dazu, dann bin ich eigentlich ganz zufrieden und es macht mir nach wie vor großen Spaß.

LB:
Du hast ja auch wahnsinnig viele Videos da schon hochgeladen. Wie viele sind das? Jetzt ein paar hundert schon?

LE:
Gute Frage! Ich habe auch ein kleines Team im Hintergrund, das mit mir die Themen bespricht und auch einiges vorbereitet. In der Woche jeden Montag und Mittwoch laden wir ein Video hoch. Und insofern, ja, tatsächlich, also, es müssten schon einige hundert sein.

LB:
Das ist Wahnsinn, nicht wahr? Wo siehst du denn den Trend in der Geldanlage? Ich meine, wenn du die Märkte jetzt seit 20 Jahren, wenn du 98 angefangen hast, seit 20 Jahren beobachtest, was sind dann so die Trends, die uns jetzt als Endkonsumenten quasi irgendwie betreffen. Wo geht der Weg denn hin?

LE:
Ja, sagen wir mal, wenn du mal die Trends am Aktienmarkt nimmst, die verändern sich durchaus. Aber wenn wir jetzt darüber bleiben, also über die Geldanlage im Allgemeinen sprechen, dann würde ich sagen, die Themenfelder oder auch die Problemfelder aus Sicht des Anlegers sind die gleichen wie früher auch, wie schon vor 20 Jahren.

Und das ist, dass wir in Deutschland, so pauschal darf man das sagen, ein ganz starkes Übergewicht der Immobilie haben. Es werden sich vielleicht andere schon darüber den Kopf zerbrochen haben, warum das so ist? Vielleicht ist es ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis der Generation, die nach dem Krieg das Land wiederaufgebaut hat. Also, die Immobilie ist die Hauptanlage und dann haben wir die größte bzw. den ja absolut betrachtet größten Posten der Geldanlage und das ist das spektakuläre Sparbuch oder sogar das Girokonto.

LB:
Das Sparbuch, das war mir klar.

LE:
Ja, genau. Eigentlich würde ich sagen, das Sparbuch bzw. sagen wir ehrlich, das Sparbuch kann in guten Zinszeiten, die liegen nun lange hinter uns, kann man das vielleicht sogar als Geldanlage bezeichnen. Aber die Hauptsumme liegt tatsächlich nicht mal auf dem Sparbuch, also nicht mal die Inflation wird ausgeglichen, sondern die liegt einfach auf dem Girokonto oder was aufs Gleiche hinauskommt, vielleicht in irgendeinem Tresor oder unterm Kopfkissen.

Das Girokonto ist der natürliche Feind der Geldanlage und ist aber ein Phänomen. Wir haben in Skandinavien, wir haben in den US, wir haben östlich, westlich, egal, welche Nachbarn wir nehmen, überall wird das Geld breiter angelegt. Und offen gesagt sinnvoller angelegt als in Deutschland. Es kann nur an diesem Sicherheitsbedürfnis liegen und vielleicht kann ich dem mit meinem Kanal ein klein wenig entgegenwirken.

LB:
Das ist ja lustig, das Girokonto ist der natürliche Feind der Geldanlage. Das lassen wir jetzt alles mal so sacken. Das finde ich schon einen klasse Spruch. Das kann ich genauso bestätigen. Also, ist ein paar Jahre her, da hatte mir meine Bank mal so einen Vermögensberater an die Hacken geheftet und hat gesagt, hier mit dem musst du dich unbedingt mal unterhalten. Das habe ich dann getan, er hat alles analysiert, was ich da so habe und hat auch gesagt, klar, viel zu viel in Immobilien angelegt. Sagte der auch sofort und das war bei mir auch der Fall.

Also, würdest du sagen, generell Immobilien ja, aber nicht so viel oder wie ist dein Tipp da? Ich weiß nicht, das ist jetzt nicht genau deine komplette Expertise, aber was hast du denn da so für ein Gefühl oder für eine Erfahrung gemacht?

LE:
Als Teil einer diversifizierten Geldanlage ist die Immobilie selbstverständlich durchaus sinnvoll. Wobei man vielleicht auch sagen muss, dass die selbstgenutzte Immobilie dann noch mal ganz anders zu betrachten ist als eine Immobilie, die ich fremdvermiete. Allein schon deshalb, weil ich natürlich Aufwendungen, die ich für diese Immobilie habe, also jeder Eigenheimbesitzer wird es wissen. Egal, was ich mir im Garten machen lasse und wenn ich mir die Terrasse schön machen lasse, da kann ich das Finanzamt leider nicht dran teilhaben lassen. Also, das muss ich selber bezahlen.

Das ist natürlich bei einer Immobilie, die ich fremdvermiete was anderes. Insofern ist es auch ganz klar kein Standpunkt contra Immobilie. Nur, wer Statistiken sich anguckt, der sieht eben, dass die Immobilien nicht der beste Sachwert sind. Der einzige große Vorteil, den Immobilien bieten gegenüber anderen Sachwerten, ist natürlich, dass ich mit einem überschaubaren Betrag an Eigenkapital beginnen kann. Ich würde niemals empfehlen, ein Aktienportfolio mit Fremdkapital aufzubauen. Das ist etwas, was selbst einigen Experten schon zu großer Tragik irgendwann genügt hat.

LB:
Viel Geld gekostet hat!

LE:
Ja, genau. Aber es ist natürlich im Immobilienbereich anders. Und insofern, einen Teil in die Immobilie zu stecken, ist auf jeden Fall sinnvoll. Aber wenn man sich anschaut, wie sich die Immobilienpreise momentan entwickelt haben und man hat zumindest ansatzweise das Gefühl, man möchte vielleicht ein klein wenig antizyklisch investieren, sprich, ich kaufe dann, wenn ein Wert, ein Sachwert, relativ günstig ist und verkaufe vielleicht auch mal, wenn dieser Sachwert heillos überteuert erscheint.

Da muss man eben sagen, aufgrund der niedrigen Zinsen und aufgrund der auch recht gut laufenden Wirtschaft, die dazu führt, dass viele Unternehmer oder sagen wir mal Menschen die Ersparnisse anhäufen, dadurch entsteht natürlich auch eine große Nachfrage im Immobilienbereich. Wenn man sich Immobilien in Ballungsgebieten ansieht, dann wird vermutlich kaum jemand auf die Idee kommen, diese nun als günstig zu bezeichnen.

LB:
Nein, garantiert nicht.

LE:
Ja, und das sagt irgendwo schon, dafür braucht man gar kein Studium und vermutlich auch keinen Anlageberater, dass es nicht immer die beste Idee ist, genau dann zu kaufen, wenn alle anderen genau das Gleiche machen. Das ist eigentlich das einzige, wie ich das betrachten würde bei Immobilien. Immobilien als Teil der Geldanlage selbstverständlich, zumal sie eben auch in Form von Mieten dann irgendwann mal konstante Renten ausschüttet. Das ist ja, was wir möchten oder worum es heute auch geht, aber eben nicht alles.

LB:
Verstanden, jetzt eine Frage, was ist denn für Selbständige und Unternehmer im Vermögensaufbau zu beachten? Was ist denn da ganz wichtig?

LE:
Also, ich denke, wenn wir den Teil mal überspringen, wo wir wirklich jemanden als Berater brauchen, der unsere steuerliche Situation ansieht. Also, wenn wir über so etwas wie Berufsunfähigkeit usw. sprechen. Das muss sicherlich alles erstmal gewährleistet sein, bevor ich dann Geld abnehme, abschöpfe, von meinem Ertrag, den ich dann investiere.

Das Wichtigste überhaupt ist, das wir den Zinseszins mal wirken lassen. Also, ich habe in Vorbereitung auf dieses Gespräch gesehen, dass es so einige Fragen gibt, die du gerne wieder stellst. Insofern werden wir nachher noch bei meiner Lieblingsapp darauf kommen, auf welcher Seite man sich das ansehen kann. Aber einfach früh anfangen. Es können auch kleine Beträge sein. Überlegen, was ist wichtiger, solange natürlich das Kapital komplett und 100 Prozent in der Firma bleiben muss, im Unternehmen bleiben muss und ein Abfluss von Kapital dazu führen würde, dass die Existenz des Unternehmens bedroht ist oder dass es einfach nicht mehr so gut läuft, dann muss das Geld natürlich noch im Unternehmen bleiben.

Man kann das sicherlich nicht so konstant planen wie jemand, der in der Verwaltung arbeitet oder der eine absehbare Karriere macht. Aber sobald es möglich ist, würde ich mit kleinen Beträgen anfangen, regelmäßig zu investieren. Der frühe Zeitpunkt, das ist ganz entscheidend. Ich habe es gesagt, mit Mitte 30 war ich eigentlich schon zu spät dran. Das heißt, die Beträge, die ich einsetzen musste, um die Summe zu erreichen, die ich nachher mal haben möchte, die waren schon relativ hoch. Das kann man sich sparen, wenn man früh anfängt, es kann sogar schon im Studium sein mit 50 Euro oder 25 Euro im Monat. Einfach, um so eine Regelmäßigkeit reinzubekommen und um das im Kopf zu verankern, zu wissen, ich brauche, monatlich muss ich etwas zurücklegen. Das macht Sinn, unabhängig davon, ob ich selbständig oder angestellt bin.

LB:
Jetzt ist natürlich für Selbstständige das Besondere, du hast es eben angesprochen, es ist nicht die Regelmäßigkeit und jeder, der länger selbstständig ist, weiß, es kommt auch mal die Durststrecke zwischendurch. Ich habe die in meinem Unternehmen auch erlebt, wo es dann mal ein, zwei Jahre gab, wo ich halt nicht so viel verdient habe. Wo ich dann auch mal vielleicht die Liquidität anzapfen musste. Das ich dann auch mal dran musste an das Geld, was ich zurückgelegt habe. Gibt es da so spezielle Anlageformen, wo man das machen kann?

LE:
Ja, das ist das Schöne eigentlich an der Anlage, um die es hauptsächlich bei mir auch auf dem Kanal geht, nämlich die Aktien. Die Aktie an sich ist der erfolgreichste Sachwert, seit wir die Sachwerte überhaupt aufzeichnen. Wenn wir uns die Börse angucken der letzten hundert Jahre, dann gab es da selbstverständlich und das ist auch etwas, worüber immer wieder geredet wird, wenn wir über Risiken sprechen, dass es natürlich an der Börse Einbrüche geben kann.

Nur, unter dem Strich und das ist einfach das, was uns ja interessiert, haben wir die beste Brutto- und auch Nettorendite. Also das, was nach Steuern übrig bleibt für uns, das, was wir ausgeben können zum Leben, diese Rendite ist im Aktienbereich die beste gegenüber Immobilien, gegenüber Gold und Silber, gegenüber Oldtimern, alten Uhren, was man so an Sachwerten nehmen kann und selbstverständlich jedem Geldwert, also jeder Lebensversicherung, jeder Anleihe gegenüber sowieso überlegen.

Der ganz große Vorteil, um die Frage, man hätte sie auch kürzer beantworten können, ist, ich kann von heute auf morgen die Aktie verkaufen. Das ist natürlich für einen langfristigen Aktienanleger nicht das, was ursprünglich in der Planung stehen sollte. Man muss ganz klar unterscheiden zwischen jemanden, der langfristig in Aktien investiert, der ist kein Spekulant, der wird also nicht eine Aktie heute kaufen und in zwei Monaten oder drei Monaten wieder verkaufen, weil sie vielleicht zehn oder 15 Prozent gestiegen ist. Das ist ein völlig anderer Ansatz, ein spekulativerer Ansatz. Aber der hat eben die Möglichkeit.

Wenn ich heute für eine Steuernachzahlung oder weil Erträge ausgeblieben sind, mit denen ich gerechnet habe, wenn ich an dieses Geld ran muss, dann kann ich die Aktie per Knopfdruck von einer Sekunde auf die andere verkaufen. Und genau das ist beispielsweise mit einer Immobilie nicht möglich und in der Regel dann auch nur mit Abschlägen, wenn es schnell gehen muss. Also, die Aktie ist zum einen erfolgreich und zum anderen auch noch ein sehr flexibler Sachwert.

LB:
Wenn ich jetzt aber überhaupt keine Ahnung habe von der Börse. Also ich werde mich auch nie so intensiv wie du jetzt oder andere Anlage- oder Investmentberater damit beschäftigen können. Jetzt einfach irgendwelche Aktien blind zu kaufen kann es ja nicht sein. Machen da Fonds Sinn? Oder zu was würdest du da raten, wenn man in Aktien investieren möchte?

LE:
Ich würde nur gern den Begriff leicht korrigieren, weil das in Deutschland ja eine eigene „Zunft“ ist, also Anlageberater oder Vermögensberater. Die sind ja zulassungspflichtig in Deutschland und ich bin also weder das eine noch das andere. Das bedeutet, man kann meine Dienstleistungen in punkto Aktienberatung auch gar nicht in Anspruch nehmen. Man kann sich den Kanal ansehen. Es gibt ein Produkt, einen Newsletter, über den wir unser Wissen weitergeben. Aber das nur als kleiner Hinweis.

Also, bei mir besteht gar keine Absicht in irgendeiner Form diese Leistungen an jemanden zu verkaufen. Aber das Sinnvollste, was man sicherlich machen kann, ist, sich überhaupt erstmal der Börse zu nähern und dabei den Kostenblock, genauso, wie man‘s im Unternehmen machen würde, im Auge zu behalten. Einzelaktien, das Investment in Einzelaktien, erfordert, dass man sich mit der Materie beschäftigt. Das macht man in der Regel nur, wenn man auch wirklich Lust hat, sich damit zu beschäftigen.

Da hapert es bei dem einen oder anderen Selbstständigen vermutlich auch einfach mit der Zeit. Aber dennoch kann man über sogenannte ETFs, das sind Exchange Traded Funds, kann man an der Entwicklung der Börse eins zu eins partizipieren. Wenn ich zum Beispiel einen ETF auf den DAX nehme, das ist der deutsche Leitindex, also die umsatzstärksten 30 Unternehmen in Deutschland. Wenn man daran partizipieren möchte, dann hätte man in den letzten 30 Jahren eine durchschnittliche Rendite von knapp 7 Prozent gehabt. Dann kann man so einen ETF kaufen, der hat im Jahr eine Gebühr, die liegt zwischen 0,25 und 0,35 Prozent. Das ist also absolut vertretbar und das wäre meine Empfehlung.

Ich weiß, dass eine ganze Armada von Vertriebsleuten selbstverständlich auch versucht, Aktienfonds an den Mann zu bringen und ich möchte auch nicht sagen, dass Aktienfonds per se schlecht sind. Ich stelle aber fest, dass es bei 90 Prozent der Aktienfonds, den Fondsmanager nicht gelingt, den Markt zu schlagen. 90 Prozent der Aktienfonds schließen also unter dem Strich und was das bedeutet, darauf gehe ich gleich noch ein, schlechter ab als ein ganz stinknormaler ETF, der einfach nur widerspiegelt, was der Markt gemacht hat.

Das liegt nicht etwa daran, dass die Fondsmanager in Deutschland so schlecht sind. Das liegt einfach daran, dass die Fondsmanager und auch der gesamte Vertrieb bezahlt werden müssen, das Normalste von der Welt. Und da geht natürlich dieser Betrag der Verwaltungsgebühren oder Provisionen im Jahr ab, die liegen zwischen ein Prozent und anderthalb Prozent. Das macht den wesentlichen Unterschied aus.

Wenn ich eine kleine Anekdote dazu erzählen darf: Warren Buffett hat mit einem Hedgefondsmanager, also Hedgefondsmanager sind diejenigen, die Besten der Besten, von Protégé Partners, einer amerikanischen Firma, mit dem hat er eine Wette beschlossen vor etwa zehn Jahren und hat gesagt, ich werde deine Performance schlagen und zwar einfach nur, in dem ich mir einen ETF auf den Gesamtmarkt kaufe.

Der S&P 500, der größte Leitindex der Welt, einfach nur eine Durchschnittsrendite, die er da bekommen hat. Und bereits vor zwei Jahren hat der Hedgefondsmanager zugegeben, na gut, ich habe tatsächlich verloren. Ich glaube, es ging um eine Million Dollar, die Warren Buffett dann an eine wohltätige Organisation gespendet hat.

Warum hat Warren Buffett mit diesem ETF nach acht, neun Jahren bereits die Wette gewonnen? Weil der Hedgefonds zwar eine gute Rendite hatte und etwa so viel verdient hat wie der ETF. Aber im Hedgefonds saßen eben sehr gut bezahlte Fondsmanager und das hat dazu geführt, dass die Rendite nach Gebühren, nach Provision und nach Bezahlung der Fondsmanager eben knapp zweieinhalb Prozent schlechter war und das macht es langfristig aus.

LB:
Warren Buffett, da lese ich gerade die Biografie oder höre die gerade. Auch gelesen?

LE:
Ah ja, das, nee, habe ich noch nicht, das Orakel von Omaha, also ja, einer der letzten großen verbliebenen Stars an der Börse.

LB:
Ja, es heißt irgendwie, das Leben ist ein Schneeball auf Deutsch und ist aber, also, ist jetzt keine Leseempfehlungen, ist wahnsinnig langatmig. Also, wirklich wahnsinnig.

LE:
Der Mann ist halt auch schon ein paar Jahre alt.

LB:
Ja, könnte aber ein bisschen zusammenfassen! Also, ich glaube, es ist das erste Hörbuch, was ich überhaupt auf erhöhter Geschwindigkeit höre. Weil, das ist so zäh, das ist unglaublich. Und ich höre Hörbücher seit fünf Jahren, keine Ahnung, also.

LE:
Das ist wahrlich keine Empfehlung, gut.

LB:
Obwohl der Herr wirklich ein faszinierender Mensch ist. Ich liebe Biografien, aber das ist wirklich etwas langatmig. Also, ich glaube, ich bin jetzt irgendwie zehn Stunden dran und der ist irgendwie gerade 30, also, so ist das.

LE:
Ja, da kommt noch ein bisschen was, stimmt.

LB:
Ja, alles verstanden, was du gesagt hast. Finde ich super interessant. Also, wenn ich jetzt hier 50.000 Euro hätte, dann würdest du sagen, pack dir die in ein ETF. Was weiß ich, Deutsch, Europäisch, Weltmarkt und das würdest du mir zurzeit empfehlen?

LE:
Ja, genau. Ich würde in diesem Moment feststellen erstmal, dass du bitte im Hinterkopf behalten solltest, wir haben jetzt gerade neun, fast zehn Jahre Bullenmarkt hinter uns.Ich glaube, genau aus diesem Grund kommen jetzt ganz viele auf die Idee, dass sie jetzt in die Börse investieren müssen. Denn, wenn etwas so gut läuft, dann kann es ja eigentlich nur richtig sein.

Aber wir waren ja vorhin schon mal bei zyklischem Investieren und antizyklischem Investieren. Wer jetzt in die Base investiert, der hat, wie gesagt, neun oder zehn Jahre Bullenmarkt. Eine längere Periode hatten wir nicht mehr seit dem Zweiten Weltkrieg. Also, der ist dann auch kein Early Mover, um es mal so zu sagen. Aber wenn man von vornherein sagt, ich investiere diese 50.000 Euro für einen Zeitraum zehn Jahre plus, am besten wären eher 15 oder 20 Jahre, der kann sicherlich investieren.

Wobei ich dazu empfehlen würde, gerade in diesen Zeiten, wir sind jetzt gerade so in dem Umschwung, wo die Notenbanken, in den USA ist das bereits geschehen, die Zinswende eingeleitet haben. Und es ist alles so kein ganz sicheres Umfeld. Das bedeutet, wenn ich heute eine große Summe hätte für eine Einmalanlage, ja, wenn die 50.000 nur der erste Schritt sind und ich möchte im Laufe der nächsten fünf Jahre noch weitere 750.000 investieren, dann würde ich sagen, die 50.000, man kann jetzt ruhig rein in den Markt.

Wenn es aber darum geht, das ist das gesamte Ersparte und ich möchte jetzt für die Zukunft anlegen, dann würde ich sagen, diese 50.000 lieber über die nächsten vier bis acht Quartale verteilen, so, dass man so einen gewissen Durchschnittspreis in den nächsten zwei Jahren erzielt. Sprich, wenn die Börse jetzt sehr hoch steht, wobei wir eine leichte Korrektur schon hatten, dann kaufe ich jetzt Anteile und klar ist auch, wenn die Börse dann 1.000 oder 1.500 Punkte, also etwa 10 Prozent tiefer steht, dann bekomme ich natürlich für die gleiche Summe, die ich dann investiere, mehr Anteile.

Das nennt sich Durchschnittskosteneffekt, hat langfristig gar keinen so großen Einfluss auf die Rendite, ist aber kurzfristig ganz gut, um so Marktschwankungen ein bisschen aus dem Weg zu gehen. Und wenn man sagt, in das was? Ja, ETFs, da würde ich den deutschen Markt nicht zu sehr übergewichten, denn dem einen oder anderen wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass wir zwar einen sehr regen und einen sehr erfolgreichen Mittelstand haben, aber die großen börsennotierten Unternehmen sind in vielen ihrer Sektoren eben nicht mehr Nummer eins auf der Welt.

Also, insofern, es gibt einen ETF beispielsweise auf den MSCI World, das ist der breiteste und größte Markt. Das wäre vielleicht vorstellbar, dort ein Drittel zu investieren, dann ein Drittel in den deutschen Markt, also den DAX und dann noch ein Drittel, das wäre meine momentane Empfehlung, in die MSCI Emerging Markets, das sind die sogenannten Schwellenländer. Aber da sind eben nicht nur Länder wie Russland drin oder Thailand, bei denen sich die Zukunft relativ schwer prognostizieren lässt, die zwar sehr günstige Märkte sind, aber eben auch unsicherer Märkte. Aber in den Schwellenländern sind eben auch China drin, Südkorea und ja, wer würde bestreiten, dass das zukunftsfähige Märkte sind? Insofern, diese Drittelung wäre aus meiner Sicht ganz passend.

LB:
Okay, super, sehr handfeste Tipps. Ich hoffe, ihr habt alle was zu schreiben dabei gehabt und habt euch das jetzt notiert oder ihr hört den Podcast dann hinterher nochmal im Büro kurz durch, damit ihr euch das auch notieren könnt.

Also, vielen Dank für diese super Tipps, Lars. Also, sehr anschaulich und auch sehr praxisorientiert, finde ich ganz klasse und vor allen Dingen einleuchtend. Für mich, jemand, der jetzt wirklich gar keine Ahnung von Geldanlage hat, hört sich das alles sehr gut an. Ja, kommen wir zu den Schlussfragen. Lars, bist du bereit?

LE:
Ja, ich bin bereits, kann losgehen.

LB:
Was ist dein wichtigster Produktivitäts- oder Selbstmanagementtipp?

LE:
Ich gebe zu, darüber habe ich lange gegrübelt, aber habe mich dann entschieden für: Mache es einmal richtig.

LB:
Okay, was machst du als Unternehmer, um abzuschalten?

LE:
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Ich gehe also gerne reisen, dann spiele ich sehr gerne Golf und habe einige Ehrenämter übernommen. Auch das ist für mich eine Form von Entspannung.

LB:
Handicap?

LE:
Aktuell 2,9. Das klingt jetzt so, als hätte ich zu viel Zeit eigentlich, nicht wahr? Aber ich wohne nur 700 m entfernt vom Golfplatz. Insofern habe ich auch zwischendurch mal Zeit zu trainieren.

LB:
Okay! Welche Apps oder welchen Internetdienst und da bin ich jetzt natürlich ganz gespannt, du hast es ja eben schon angedeutet, kannst der Selbstmanagement.Digital.-Community empfehlen?

LE:
Ja, es klingt unspektakulär, aber hilft, um seine Zukunft zumindest mal im Theoretischen darzustellen. Die ganz simple Seite lautet und ich habe auch keine Kooperation mit ihr: www.zinsen-berechnen.de. Dort kann man mit den Beträgen, die man eingibt, sehen, was passiert aus einer Einmalanlage, wenn ich eine Durchschnittsrendite von 5 Prozent annehme? Was passiert, wenn ich nur 3 Prozent bekomme?

Dort kann man auch sich Renditen aus einer wiederkehrenden Anlage anzeigen lassen und bitte nicht schockiert sein. Wer beispielsweise heute sagt, ich möchte in 20 Jahren mal 80.000 Euro Nettoeinkommen haben, der wird momentan bemerken, dass er bei 2 Prozent jährlicher Inflation knappe 3 Millionen Euro benötigt, die er zurücklegen muss in der Zeit.

Also, davon nicht verunsichern lassen, aber es hilft ja nicht, wir müssen einen realen Blick auf die Zukunft uns selber gewähren, sonst sind möglicherweise die verkehrte Erwartungshaltung an uns und unsere Anlage etwas, was uns da hemmen könnte.

LB:
Welches Buch hat dich als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

LE:
Ich sage dir ganz offen, ich kann das gar nicht so auseinanderhalten. Deswegen möchte ich nennen „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny. Ist ein preisgekröntes Buch, wird vielleicht der eine oder andere auch schon gehört haben. Aber einfach die Dinge anders zu sehen und damit trotzdem seinen Weg zu finden, mir hat das Buch sehr gut gefallen.

LB:
Welches ist der beste Ratschlag, den du jemals erhalten hast?

LE:
Auch da musste ich überlegen, aber mir hat mal jemand als Zeugnisspruch, ich war auf einer Waldorfschule, einen Satz von Rudolf Steiner reingeschrieben in das Zeugnis und dort stand: Drei Schritte tue nach innen, dann den nach außen. Mich hat das zum Nachdenken angeregt.

LB:
Das regt auf jeden Fall zum Nachdenken an, auf jeden Fall, super. Ja, dann bis hierhin erstmal ganz vielen Dank, war wirklich sehr interessant. Wie kann denn jetzt die Selbstmanagement.Digital.-Community, wenn sie Interesse hat, dir zu folgen, wo findet man dich im Netz? Wo kann sie mit dir in Kontakt treten?

LE:
Erstmal nochmal vielen Dank für die Einladung. Also, selbstverständlich auf dem YouTube Kanal, den du schon genannt hast. Darüber kann man mir gerne eine Nachricht schicken oder, bei der E-Mail-Adresse habe ich es mal besonders einfach gehalten: lars@lars-erichsen.de. Und ich freue mich natürlich über Zuschriften.

LB:
Alles klar, ja Lars, vielen Dank.

LE:
Ich danke dir.

LB:
Und ich wünsche euch natürlich wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, ciao.