Herzlich willkommen zum Podcast Selbstmanagement. Digital. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich habe heute den Johannes Braith zu Gast.

Johannes ist Unternehmer, Gründer, 28 Jahre alt und wurde letztes Jahr, also 2018, ausgezeichnet mit dem Preis „Forbes 30 unter 30“. Er ist in den illustren Kreis dieser 30 unter 30 aufgenommen worden. Das bedeutet, es sind 30 Persönlichkeiten aus dem Sport, aus karitativen Dingen, aus Wissenschaftlichem, aber auch aus Unternehmerkreisen, die sich hervortun und die unter 30 Jahre alt sind.

Dazu gehört Johannes, weil er so ein toller Unternehmer ist und das werdet Ihr gleich im Interview auch hören. Er ist mit einer tollen Idee gestartet, hat festgestellt, dass die Idee einer Plattform, die er da hatte, so nicht funktionierte. Er hat das System dann weiterentwickelt zu einem eigenen Geschäftsmodell und das hat er dann noch einmal multipliziert und jetzt zum Franchisesystem ausgebaut.

Wirklich super interessant und als er gestartet ist, hatte er natürlich gar keine Ahnung, wo er mal rauskommen würde, dass er das nämlich mal als Franchisegeber anbietet. Wie er das gemacht hat und wie er sich finanziert hat und wie er Venture-Capital-Geber gefunden hat, erzählt er hier im Interview.

Links

Webseiten:
www.storebox.de oder www.storebox.at

Social Media:
Facebook
YouTube
Instagram

App-Empfehlungen:
Gmail
Google Calendar
Slack
Trello

Buchempfehlung(*):
Business Angel Hansi Hansmann von Lisa Ittner und Florian Novak

Transkription

LB = Lars Bobach
JB = Johannes Braith

LB:
Johannes, erzähle uns mal etwas über das Businessmodell hinter der Storebox.

JB:
Gern. Storebox, das Lager nebenan, ist ein Selfstorage-Konzept, das einerseits das Selfstoraging in deine direkte Nachbarschaft bringt, aber auch ins 21. Jahrhundert. Das heißt, wir haben einen digitalen Selfstorage-Ansatz. Wir adaptieren leerstehende Retailflächen, Erdgeschosslokale, die immer mehr verweisen und aussterben, zu Selfstorage-Einheiten, bei denen unsere Kunden dann in ihrer Nachbarschaft über eine App oder über eine Web-App direkt auf Quadratmeterbasis Lagerfläche mieten können und dann eben auch über die App direkt nach einem Online-Buchungsprozess in den Standort hineingehen können.

Dann gibt es noch zusätzlich Upselling und Cross-Selling-Produkte wie Transport, das heißt, wenn man nicht selber hingehen will, kann man sich auch seine einzulagernden Sachen in die Storebox bringen lassen. Das ist unser Geschäftsmodell.

LB:
Warum ist das ein Modell? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so etwas mal brauchen würde. Aber du hattest mir mal erzählt, die Zahlen in Amerika im Vergleich zum deutschen oder dem europäischen Markt, wie wir da hinterherhinken.

JB:
Absolut, grundsätzlich ist der Trend, den man da sieht, ganz klar der Treiber, die Urbanisierung. Ganz viele Menschen ziehen von der ländlichen Region in die Städte. Die Städte werden immer größer. Der Platz pro Person wird aber immer kleiner. Wir sehen da auf der Seite der Bautechnik und der Immobilienentwicklung Trends, wie zuvor beschrieben Micro-Living oder ganz kleine Wohnungen, die immer vermehrt aufkommen und auch die Tatsache, dass immer weniger Lagerfläche bei neu entwickelten Häusern angeboten wird.

Das heißt, es ist das Grundgerüst, es gibt immer weniger Fläche, es ziehen aber gleichzeitig immer noch mehr Menschen in die Stadt. Um dieses Bedürfnis nach zusätzlicher Fläche befriedigen zu können, ist der Selfstorage-Markt gerade extrem auf dem aufsteigenden Ast. Wir haben Zahlen wie zum Beispiel durchschnittliches Wachstum des Gesamtmarktes in Europa von 6 Prozent jährlich. Wir haben meine Lieblingszahl, die Quadratmeterfläche, Selfstorage-Fläche, pro Person, Einwohner eines Landes, da ist mein absoluter Lieblingsvergleich die USA mit knapp einem Quadratmeter, also 0,960, 0,97 Quadratmeter Selfstorage-Fläche pro Kopf.

Das heißt tatsächlich, pro US-Einwohner gibt es fast einen Quadratmeter Selfstorage-Fläche. Wenn man das vergleicht, z. B. mit Österreich oder mit Deutschland, es ist sehr ähnlich, dann liegen wir hier bei 0,00125 Quadratmeter Selfstorage-Fläche. Da sieht man dann auch, wohin die Reise gehen kann. Im Vergleich zu US.

LB:
Du hast mal erzählt, wenn ich in die Stadt ziehe und dann mein Mountainbike habe und nicht weiß, wohin damit, habe keinen Keller, da wärt ihr dann der ideale Anbieter?

JB:
Genau, für die Privatpersonen ganz klar geht es in die Richtung, dass wir hier kurzzeitig Lagerfläche zur Verfügung stellen. Das heißt, wenn man umzieht bzw. wenn man sich trennt, aber andererseits auch langfristig für Wohnraum mehr Platz bietet, für Mountainbikes, Winter- und Sommerreifen etc.

LB:
Ihr habt ein Konzept entwickelt, das völlig zu automatisieren. Erkläre das doch mal ein bisschen.

JB:
Genau, es geht ganz stark darum, dass die Selfstorage-Branche generell einerseits sehr viel richtig macht. Auch die Anbieter im deutschsprachigen Raum machen hier einen sehr guten Job. Aber hier gibt es einige große Player, die sehr offline agieren. Das heißt, als Endkonsument kann man sich ein Lagerabteil mieten, muss dann im Normalfall zu dem Selfstorage-Anbieter hingehen, muss Formulare ausfüllen usw.

Das ist bei uns nicht so. Bei uns hat man die Möglichkeit, eben über zwei Entry-Points, die App und die Web-App, direkt mit wenigen Klicks online zu buchen, um dann gleich in den Standort hineingehen zu können. Und das eben relativ schnell und unkompliziert und auch die Standorte werden gleich angezeigt in der direkten Nähe. Das heißt, man muss nicht großartig herumsuchen und ist ganz schnell dabei.

LB:
Das ist wirklich toll. Es war aber nicht die Ursprungsidee, als du gestartet bist? Du bist sehr jung Unternehmer geworden, du bist 27?

JB:
Jetzt bin ich schon 28.

LB:
Vor drei Jahren bist du mit einer ganz anderen Idee gestartet. Erzähle mal die Idee von damals und wie du dann auf die Idee gekommen bist, das so umzuwandeln in dieses Storebox-Konzept.

JB:
Wie du richtig sagst, die Anfangsidee von mir und meinen zwei Co-Foundern, dem Christoph Sandraschitz und dem Ferdinand Dietrich, war tatsächlich eine andere. Die Idee war, dass wir ein Airbnb für Lagerflächen entwickeln, bei dem wir nur die Plattform zur Verfügung stellen und auf der Anbieterseite Privatpersonen oder Unternehmen Lagerfläche inserieren können, die sie nicht brauchen. Also vom Kellerabteil bis zur Logistikimmobilie war alles dabei. Und wir haben dann diese Lagerflächen über die Plattform angeboten. So ähnlich wie bei Airbnb und haben einen Share davon genommen.

Das war die Anfangsidee damals, weil meine über 80-jährige Nachbarin ihren Keller an einen Mechaniker vermietet hatte und das tatsächlich passiert ist, dass manche ihre Lagerfläche vermietet haben, aber eben nicht digital. Das Produkt haben wir dann am 15. Januar 2016 gelauncht, unseren MVP, also den ersten Prototypen. Wir haben dann in kürzester Zeit auch die ersten zahlenden Kunden gehabt, etliche tausend Quadratmeter Lagerfläche auf die Seite gebracht.

Wir hatten dann aber ein großes Problem. Es ist schwierig, eine Plattform zu betreiben, die auf eine langfristige Partnerschaft von Vermieter und Mieter abzielt. Dabei ist zu meistern, dass diese zwei Stakeholder, dass die connected auf der Plattform bleiben. Die müssen wirklich den Mehrwert der Plattform so stark erkennen, dass sie auch dabeibleiben. Da haben wir uns schwergetan.

Es ist auch ein bisschen anders als bei Airbnb, wo man vielleicht punktuell in ein anderes Land fliegt und drei Tage dort Urlaub macht. Da muss man sozusagen die Plattform nutzen, es bleibt einem nichts anderes übrig. Im vierten oder fünften Monat, in dem ich meine Garage vermiete, kenne ich meinen Mieter schon und brauche die Plattform nicht mehr.

So hatten wir sehr viele Themen in Richtung Umgehung. Wir haben aber gesehen, der Traffic ist extrem hoch. Wir haben ganz viele Inserenten gehabt, mittlerweile sind es fast 400.000 Quadratmeter Lagerfläche in Deutschland und Österreich, was auch dann mittlerweile die größte Lagerplatzbörse auch ist im deutschsprachigen Raum und ganz viele Anfragen.

Dann haben wir gesehen, wir haben diesen Traffic, aber wie können wir den Traffic monetarisieren? So, wie es jetzt der Fall ist, funktioniert es nicht. Auch aus dem Grund, wenn man die der Sharing Economy Plattformen betreibt, muss man es riesengroß skalieren. Dafür sind Deutschland und Österreich viel zu klein, um wirklich gewinnbringend arbeiten zu können.

Da haben wir uns entschieden, wir müssen einen Pivot machen, wir müssen unser Geschäftsmodell verändern und so ist dann die Idee zu Storebox gekommen, weil wir gesehen haben, wir haben so viele Datensätze von Anbietern, dass wir wissen, wo Lagerfläche angeboten wird und wir wissen auch, wo sie angefragt wird von Endkonsumenten.

Dann haben wir gesagt, mit diesen Daten können wir eigentlich schauen, wo ist ein Mismatch, also wo sind Anfragen da, aber es gibt keine passenden Flächen, also in welchen Regionen. Und dort können wir dann selbst Standorte bauen und die auch noch wirklich so gestalten, dass sie einen Innovationsvorteils dem Wettbewerb gegenüber bieten. Das war unser Pivot zur Storebox.

LB:
Super interessant. Ihr seid wirklich als reine Plattform gestartet und bietet jetzt selber Fläche an? Das ist wichtig auch für alle, die hier zuhören, zu sehen, mit dem Geschäftsmodell, mit dem man startet, wo man sagt, das ist es jetzt, das ist meine Idee, da muss man so flexibel bleiben, um dann im Prozess zu sehen, dass sich etwas tut, was man nicht absehen konnte.

So, wie es bei dir war, als du versucht hast, an der Plattform vorbei weiter zu vermieten, wenn es ein paar Monate liegt, dass man dann sagte, hier muss ich jetzt wirklich mir etwas Neues überlegen, damit ich hier auch das monetarisieren kann. Tolles Beispiel. Mich interessiert in dem Zusammenhang, wie hast du das mit deinen zwei Co-Foundern gemacht? Seid ihr euch sofort einig gewesen oder war es ein schwieriger Prozess?

JB:
Das war ein richtig schwieriger Prozess, vielleicht auch die Entstehung dazu. Ich habe die Idee zu StoreMe gehabt und dann sind meine Co-Founder dazugekommen und wir sind gemeinsam dann, es war ein Funken einer Idee vielleicht, um es so zu beschreiben. Meine zwei Co-Founder und ich haben dann die Idee zu StoreMe, zur Plattform, damals gemeinsam wirklich ausgestaltet. Das war ein ganz langer Prozess, wo sehr viel Energie und Blut, Schweiß und Tränen reingeflossen sind. Da gibt es immer Phasen, wo Teile der Foundern eher pro sind und Teile contra.

Bei uns ist es auch generell so, dass wir als Founder sehr divers sind. Ich bin immer sehr überschwänglich, gleich motiviert in der Sache und sehe alles sehr positiv. Mein Co-Founder Christoph ist eher der Problemsucher und ein bisschen der Pessimist. Und Ferdi, mein zweiter Co-Founder, steht wirklich in der Mitte und versucht alles sehr realistisch zu sehen und einen Kompromiss zu finden.

So war es auch bei dem Pivot selbst, es hat lange Nächte gegeben, in denen ganz wild diskutiert wurde, ob man es doch so probiert und beibehält. Es war sicher nicht leicht. Bei uns war immer ganz wichtig, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben zu dritt als Founder, haben wir gesagt, wenn wir sie treffen, müssen wir uns alle drei dazu committen. Da darf es dann auch kein böses Blut geben und man muss zu dritt und gemeinsam an der Sache arbeiten, sonst funktioniert das Ganze nicht.

LB:
Und das hat bei euch auch funktioniert? Ihr seid immer noch zusammen?

JB:
Ja, es hat funktioniert. Es gibt immer wieder solche Themen. Nicht nur bei dem Pivot, generell in der Geschäftswelt, das kennst du auch. Das kennt jeder, der Unternehmer ist. Es gibt immer wieder große Entscheidungen, die zu diskutieren sind und man ist in den seltensten Fällen geschlossen immer einer Meinung. Da muss man sehr oft diskutieren und gemeinsam zu Entscheidungen kommen.

LB:
Ja, ihr habt das Ganze noch einen Schritt weiterentwickelt, nachdem ihr euch entschieden habt, diese Lagerflächen selber anzubieten. Ihr seid hingegangen und habt gesagt, wir machen ein Franchisesystem daraus, wir bieten anderen die Möglichkeit, auch als Geschäftsmodell, als Unternehmer aufzutreten mit einer eigenen Storebox. Das war dann nochmal ein Schritt weiter?

JB:
Absolut.

LB:
Wie war da der Prozess, wie seid ihr auf das Franchising gekommen?

JB:
Ganz ehrlich, wir sind nicht selbst darauf gekommen. Wir hatten es immer ein bisschen auf dem Radar, weil wir natürlich im Hinterkopf die Idee der Skalierung haben. Wir möchten auch geografisch gesehen wachsen. Da war bei uns immer das Thema, wir haben ein physisches Produkt, es ist nicht mehr nur eine Plattform, nicht nur eine Software, sondern tatsächlich etwas, was auf mikrolokaler Ebene funktioniert. Das ist schwierig zu skalieren.

Da haben wir darüber nachgedacht, ob wir es als Franchise anbieten können oder ob wir Lizenzen verkaufen oder wie machen wir es. Bis dann nach einigen Wochen, nachdem wir unsere erste Storebox aufgesperrt haben, der erste Bauträger oder Immobilienentwickler bei uns angerufen hat und uns gefragt hat, ob wir dieses System auch als Franchise anbieten.

Damals, da waren wir ca. 3 bis 5 Personen, inklusive uns Foundern im Team, ich war damals für den Vertrieb, so wie jetzt auch noch, zuständig. Der Call kam bei mir an und ich habe es natürlich gleich angeboten. Ich habe gleich gesagt, es ist eine gute Idee, Franchising bieten wir natürlich an. Ich habe das Gespräch dann beendet und gegoogelt, wie man ein Franchisesystem erstellt. Dann bin ich darauf gekommen, dass es sehr umfangreich ist.

Ich habe mich bis dahin mit Franchising überhaupt nicht im Detail auseinandergesetzt. Ich stand dann vor der Mammutaufgabe, innerhalb kürzester Zeit hier ein Franchisesystem anzubieten. Mit diesem ersten Franchiseinteressenten ist es nichts geworden, so schnell konnten wir unser System nicht aufbauen. Er ist aber jetzt tatsächlich nach einem Jahr Franchisenehmer geworden. Ich habe ihm es dann auch so erzählt, deswegen kann ich es hier ganz offen sagen, dass wir aufgrund seiner Anfrage es ausgearbeitet haben.

LB:
Ein tolles Beispiel, vom Portal, selbst angeboten, Franchising entwickelt. Und wirklich einfach mal ins kalte Wasser gesprungen, macht wahnsinnig Mut und so ist es ja. Wir Unternehmer müssen mal etwas wagen und Dinge auf den Weg bringen, obwohl wir nicht genau wissen, wohin wir dann kommen. Es muss nicht immer klar sein, sondern wir müssen uns erstmal auf den Weg machen. Ihr habt alles noch, die eigenen Storeboxen, das Portal und das Franchisesystem? Kannst du mir ungefähr prozentual sagen, wie der Umsatz und die Aufteilung sind?

JB:
Die Plattform bietet umsatzseitig 0 Prozent, wir machen wirklich tatsächlich keinen Euro Umsatz mit unserer Plattform und haben sie jetzt für jeden User völlig kostenlos geschaltet, um Daten zu bekommen. Es ist auch gar nicht unser Geschäftsmodell, wir wollen einfach der größte Anbieter sein, das ist unser Ziel. Bei Franchise und eigenen Standorten kann man eigentlich sagen, dass wir aktuell relativ ausgeglichen sind. Wenn ich jetzt die Einstiegsgebühren dazu nehme und den Umsatz, den ich laufend mit Storebox habe, kann man durchaus von fifty/fifty reden.

LB:
Wir reden hier Ende Januar 2019, wie viel Storeboxen gibt es schon im deutschsprachigen Raum?

JB:
Aktuell 32, wobei bis Februar zehn Stück dazukommen werden. Wir expandieren rasch, vier Standorte pro Monat ungefähr, das ist auch so unsere Benchmark für die Expansion.

LB:
Wenn es im April ausgestrahlt wird, seid ihr schon bei über 50?

JB:
Genau, hoffentlich.

LB:
Toll. Ihr habt wahnsinnig viele Anfragen, hattest du mir erzählt, sehr viele Franchise-Anfragen, weil es ein System ist, das sollten wir vielleicht auch in dem Zusammenhang erwähnen, wo man sich nebenbei selbständig machen kann. Wenn man so eine Fläche hat, muss man es nicht Vollzeit machen. Wenn es einmal eingerichtet ist, läuft es sehr automatisiert.

JB:
Richtig, der Franchisenehmer hat anfänglich natürlich die Aufgabe, gemeinsam mit uns diesen Standort zu errichten. Da kommt ganz viel Input von uns und im laufenden Betrieb gibt es abgegrenzte Bereiche, wo auch der Franchisenehmer selbst dafür verantwortlich ist, hier den operativen Prozess aufrecht zu erhalten. Das heißt, wirklich Kundenanfragen, die den Standort betreffen, ganz spezifisch, denn den Großteil der Kundenanfragen arbeiten wir hier in der Zentrale ab.

Der Rest, wirklich vom Zutritt bis zur Rechnungslegung, bis zum Mahnwesen, funktioniert automatisiert oder teilautomatisiert über unser System. Das heißt, man kann locker drei bis fünf Storeboxen betreiben, wenn man fleißig ist und die Zeit auch aufbringen möchte und nebenbei 40 Stunden arbeitet. Das ist überhaupt kein Problem.

LB:
Ihr habt Venture Capital aufgenommen, Fremdkapital in der Firma, um das alles aufzubauen. Wie seid ihr da finanziert?

JB:
Bei uns hat es angefangen, ganz am Anfang mit der Plattform war es Bootstrap. Das heißt, wir haben zu Dritt unser Geld in die Hand genommen, so wie man das macht. Das bisschen Ersparte, das da war als Student, das haben wir in die Firma gelegt und konnten so einige Wochen und Monate über die Runden kommen.

Da rede ich von Facebook-Marketing, Budgets von 10 Euro wöchentlich oder so. Es ist wirklich nicht um viel Geld gegangen. Danach war es so, dass wir gesagt haben, wir wollen Fundrasing, wir wollen Geld von Investoren in die Firma hineinnehmen, um wachsen zu können. Da war es aber so, dass wir schon das Produkt hatten, diesen Prototypen, diesen MVP und auch die ersten wenigen zahlenden Kunden.

Wir hatten einen Monatsumsatz von 200 bis 300 Euro. Aber immerhin hatte es fremde Menschen gegeben, die nicht unsere Mütter und Freunde waren und die dafür bezahlt haben, die unsere Dienstleistung konsumiert haben. Mit dieser Tatsache sind wir in den Fundraising-Prozess gegangen, haben aber nicht großartig Investoren angeschrieben, sondern sind auf Events gewesen, unter anderem auf den Pitching-Days in Tel Aviv.

In dem Fall waren es österreichische Startups vor internationalen Investoren, die pitchen dürfen. Dazu hat es Pre-Event gegeben, bei dem entschieden wurde, ob man mitmachen darf oder nicht. In diesem Pre-Event sind viele Business-Angels gesessen. Wir haben dort gepitcht und mussten dann direkt nach unserem Pitch sofort weg, weil wir ein Fotoshooting hatten für ein Magazin für unsere Firma.

Es war das erste Fotoshooting überhaupt für eine Zeitschrift. Wir haben einfach unsere Visitenkarten nach unserem Pitch auf einen Tisch gelegt, wo nachher so ein get together hätte stattfinden sollen und wir sind gegangen. Dieses Gehen aus der Runde vor diesen Business Angels und Investoren hat so eine große Nachfrage ausgelöst, dass unsere Handys schon geklingelt haben, als wir aus der Türe gingen. Die ersten Investoren haben uns gefragt, ob sie nicht investieren dürfen.

Das war witzig, weil wir so eine künstliche Verknappung geschaffen haben. Dann waren wir auch in Tel Aviv, haben diesen Pitch gewonnen eine Woche danach. Daraufhin hat die Martin Global AG, das ist eine Schweizer Investmentfirma, gemeinsam mit Hansi Hansmann, der in Österreich ein sehr bekannter Business Angel ist, unser Leadinvestment gemacht.

Es ging dann erst um ein niedriges, dann in der zweiten Stufe um ein mittleres, sechsstelliges Investment, das wir da aufgenommen haben. Da war es uns ganz wichtig, dass wir nicht nur das Cash in die Company bekommen, was natürlich schon auch wichtig ist, ohne das geht es nicht, aber da ist es wirklich in erster Linie um smart Money gegangen, also um Personen, die uns wirklich weiterbringen können. Wir sind alle first time Founder gewesen und hatten wenig Erfahrung. Da war es ganz wichtig, dass wir da seniore Personen reinbekommen.

LB:
Mit Hansi Hansmann ist euch das ja hundertprozentig gelungen.

JB:
Absolut.

LB:
Eine Lichtgestalt im Business Angel-Bereich, den ich hier auch schon im Interview hatte in dem Podcast. War da schon die Idee mit der Storebox oder war es noch die reine Plattform?

JB:
Das war StoreMe, die reine Plattform und es war natürlich auch ein Thema. Wir hatten ganz am Anfang mit Peter Koch, das ist der CEO der Martin Global AG, und mit Hansi monatlich Abstimmungstreffen, wo wir über die Plattform StoreMe geredet haben und schauten, wie wir da weiterkommen. Hansi sagte immer, er investiert in Leute und nicht unbedingt in erster Linie in Geschäftsideen. Natürlich sei das auch wichtig, aber wenn die Leute gut seien und wirklich daran arbeiten, würden sie schon eine Lösung finden, wie sie Geld mit den Produkten machten.

Deswegen hat uns Hansi auch sehr empowered, hat uns ganz viel Freiraum gegeben, hat aber natürlich auch ganz kritisch gefragt und darauf geschaut und hinterfragt. Das war ein Prozess, indem wir über Monate hinweg sozusagen gemeinsam mit den Investoren versucht haben, eine Lösung zu finden, wie wir das Businessmodell gestalten könnten.

Es war nicht so, dass die Business-Angels gesagt haben und das ist auch ein bisschen der Irrglaube, der manchmal herrscht, dass die da reingegangen sind, sich das angeschaut haben und sagen konnten, bitte macht es nach Schema F und es wird funktionieren.

Sondern es ist eher so ein Prüfen und Fragen. Es hat gut funktioniert, wir sind mit dem Vorschlag gekommen und hatten sofort die Zustimmung unserer Investoren. Damals dann auch schon mit dem dritten Investor, mit Markus Ertler, der auch ein sehr interessanter Business Angel ist. Er hat Immobilien.net an die Scout24-Gruppe verkauft, er kam also aus diesem Plattform- und Immobilien-Plattformbereich und gemeinsam haben wir dann die Entscheidung getroffen, dass wir Storebox betreiben wollen.

LB:
Genau das hat Hansi Hansmann auch hier im Interview gesagt. Du musst zuerst einmal den Schmerz der potenziellen Kunden erkennen. Also, welches Bedürfnis befriedigst du da. Das habt ihr gemacht. Man braucht Lagerfläche und zuerst habt ihr es mit der Plattform versucht. Hinterher dann mit den eigenen Storeboxen und dann als Franchising. Er sagte im Interview auch, wenn du den Bedarf kennst, wird dir hinterher immer einfallen, wie du es zu einem Geschäftsmodell machst, wenn du die richtigen Leute hast.

JB:
Absolut, sehe ich auch so.

LB:
Wo ist eure Vision, wo wollt ihr einmal hin?

JB:
Unser ganz klarer Anspruch ist, dass wir Marktführer werden wollen im Selfstorage-Bereich bis 2023 in Europa.

LB:
Da habt ihr große Konkurrenz.

JB:
Absolut und die Konkurrenz macht ihre Sache auch sehr gut. Aber alles andere wäre auch langweilig. Wir haben da ganz große Ansprüche und sehen auch den Trend ganz stark zu diesen dezentralen, in der Nachbarschaft liegenden kleinteiligen Lagern. Da wollen wir Marktführer sein, das ist unsere Vision.

LB:
Toll, jetzt Abschlussfrage, bevor wir zur Schlussrunde kommen, um das Thema Storebox abzuschließen. Mit deiner Erfahrung, mit 28, aber natürlich schon tolle Dinge entwickelt und mit Business Angels, was würdest du Gründern raten? Wie sollen sie ein Modell entwickeln, wie sollen sie an Kapital kommen, was ist deine Quintessenz mit deiner ganzen Erfahrung?

JB:
Das Wichtigste ist, dass man nicht mit der Prämisse an die Sache herangeht, ich möchte gründen und zwanghaft überlegt, was gibt es für Geschäftsmodelle, die ich irgendwie integrieren kann. Sondern wirklich mit Verstand darüber nachdenken, welche Probleme gibt es in meinem alltäglichen Leben, mit denen ich konfrontiert bin. Und wie kann man sie lösen? Wenn man das einmal hat, ist eigentlich schon das Größte geschafft, dann hat man schon mal eine Idee.

Und im zweiten Schritt geht es wirklich darum, diese Idee nicht nur zu spinnen und vielleicht nicht nur niederzuschreiben und zu haben, sondern sie auch umzusetzen. Ich glaube, das ist etwas, was fast jeder Unternehmer, der längerfristig erfolgreich ist, immer wieder sagt. Einfach weitermachen, einfach Dinge umsetzen und immer einmal öfter aufstehen als man hingefallen ist. Das ist wirklich das Wichtigste. Resilient sein, an die Sache glauben, ein Ziel zu haben und dann ständig weiter zu marschieren.

LB:
Schön, da hast du schon fast den Ratschlag, den ich in der Schlussrunde immer abfrage, was dein bester Ratschlag ist, fast schon beantwortet. Aber kommen wir einmal zu den Schlussfragen, da bitte ich immer um knappe und präzise antworten. Johannes, was ist denn jetzt dein wichtigster Produktivitätstipp?

JB:
Wir haben vorher kurz darüber gesprochen, einerseits geht es ganz stark darum, sich zu fokussieren und abgegrenzte Ziele, die man erreichen kann, wirklich zu fokussieren und diese abzuarbeiten. Ganz wichtig ist es, Tools zu verwenden und nicht einfach in der Früh aufzustehen, sich an den Tisch zu setzen und hunderttausend Sachen abzuarbeiten, sondern wirklich prozessgetreue Themen abzuarbeiten. Dafür gibt es verschiedene Tools, z. B. Trello oder Scrum. Man muss selbst versuchen, einzelne abgegrenzte Themenbereiche herauszupicken und die dann versuchen, systematisch abzuarbeiten.

LB:
Du hast jetzt schon eine App genannt, Trello. Aber welche App oder welche Internetdienste kannst du der Selbstmanagement. Digital.-Community denn noch empfehlen?

JB:
Ich arbeite eigentlich mit ganz großen Tools, die wahrscheinlich ganz viele Leute kennen und auch verwenden. Ich bin ein riesen Google-Fan und so blöd es klingt, Google hat viele Funktionen, die das Leben erleichtern. Mein ganzes Unternehmen, meine 30 bis 40 Leute, arbeiten mit Gmail oder verwenden den Google-Kalender.

Extrem gut funktioniert auch Slack, ein internes Kommunikations-Tool, bei dem man auch Gruppen zusammenstellen kann mit externen Personen, mit denen man dann ganz gezielt kommunizieren kann. Das ist etwas, was schrecklich ist, diese Flut an E-Mails, dieses unkoordinierte Versenden an Informationen und dieses Zwangsbeglücken. Am besten noch in CC, 100.000 Menschen, die eigentlich diese Informationen gar nicht erhalten müssen. Das kann man mit Slack perfekt managen. Das Toll kann ich auf alle Fälle jedem ans Herz liegen.

LB:
Ich kann dir auf jeden Fall ans Herz legen, dir mal MeisterTask anzugucken. Die beiden Gründer, ein Österreicher aus Wien und ein Deutscher aus München, haben MeisterTask als Alternative zu Trello angeboten. Ein ganz tolles Tool, nutze ich in all meinen Firmen. Für mich ist es das schönere Trello. Schau es dir mal an, mit dem Gründer habe ich auch ein Interview geführt, ein richtig smarter Kerl.

JB:
Okay, schaue ich mir mal an.

LB:
Was war deine größte Herausforderung bisher als Unternehmer und was hast du daraus gelernt?

JB:
Sie ist noch immer da und sie heißt bei uns Wachstum. Wir wachsen so schnell und so massiv und auch international, dass man einerseits versuchen muss, sich selbst und seine Rolle im Unternehmen immer zu hinterfragen und sich seiner Rolle neu bewusst zu werden.

Bei mir bedeutet es ganz klar, weniger im Unternehmen zu arbeiten, weniger operativ da zu sein, sondern am Unternehmen zu arbeiten, den Rahmen zu setzen und die Struktur zu bieten. Und Personen reinzuholen, die in den einzelnen Bereichen noch besser sind, als ich es jemals sein kann und die zu managen, als selber im Mikromanagement versuchen, alles umzusetzen. Diese Selbstreflektion und zu versuchen, seine Persönlichkeit auch so weiterentwickeln zu können, dass man da mitkommt. Das ist eine große Herausforderung.

LB:
Welches Buch hat dich denn als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

JB:
Ganz klar Business Angel Hansi Hansmann, weil ich ihn als Mensch sehr schätze und auch als erfolgreichen Unternehmer. Er gibt in komprimierter guter Form sehr viele wertvolle Tipps in seinem Buch.

LB:
Seine Biografie?

JB:
Korrekt.

LB:
Welches ist der beste Ratschlag, den du jemals erhalten hast?

JB:
Einen Ratschlag hört man immer, ich kann nicht zuordnen, wer ihn zu mir gesagt hat: Einmal mehr aufstehen, als man hingefallen ist.

LB:
Wo findet man euch im Netz? Wo sind deine Plattformen? Wenn man Interesse hat, sich mit dem Franchisesystem auseinanderzusetzen, wo findet man euch?

JB:
Unter www.storebox.de oder www.storebox.at kommt man auf unsere Homepage. Da sieht man auch, wo man die Apps downloaden kann, aus dem Playstore bzw. die iOS-App, kann man hier direkt downloaden. Man findet auch unter dem Reiter Franchise ganz viele Informationen, bei denen man tief eindringen und mit uns in Kontakt treten kann. Natürlich auch Facebook, YouTube, Instagram. Auf allen Kanälen einfach Storebox suchen und man findet uns.

LB:
Das werden wir alles verlinken, super. Johannes, vielen Dank, hast einen guten Einblick in die Storebox gegeben. Ich finde, es ist eine tolle Sache, wie du Mut machst, dass man mit einer Sache startet, aber nicht sklavisch da dranbleiben muss. Sondern es lässt sich auch weiterentwickeln. Mein Lieblingsspruch ist immer: Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße. Man muss einfach mal losgehen und dann ergeben sich so viele Möglichkeiten. Und ihr von der Plattform zur Storebox, zum Franchisesystem. Ganz toll, wirklich sehr inspirierend. Und das mit 28, da hast du etwas Tolles geleistet!

JB:
Danke dir, Lars.

LB:
Und Johannes, dir und natürlich Euch wünsche ich wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Foto: © Adrian Almasan


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