Tagebuchschreiben ist eine super Sache. Du reflektierst das Erlebte, strukturierst Deine Gedanken und bist generell dankbarer. Siehe hierzu auch meinen Artikel: 6 Gründe, warum Du ein Tagebuch führen solltest.
Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es aber oft anders aus. Nach einem anstrengenden Tag habe ich abends oft nicht mehr die Muße und Lust, mich an mein Tagebuch zu setzen. Meine Einträge in der Tagebuch App DayOne weisen daher Riesenlücken auf. Nach einer Tagebuchpause brauche ich meist erst eine größere Krise, um mich mal wieder dem Tagebuch zu widmen und die Vorzüge des Tagebuchschreibens erneut für mich zu entdecken. Doof.
Mit der iPad App Grid Diary hat sich das grundlegend geändert.
Die Struktur
Jeder, der regelmäßig schreibt, kennt die Angst vor dem leeren Blatt Papier, dem leeren Bildschirm. Gerade beim Tagebuchschreiben ist diese Leere oft ein echtes Hindernis. Genau hier setzt Grid Diary an.
Der Bildschirm wird in ein Raster (Grid) aufgeteilt. Jedes Feld wird mit einer vordefinierten Frage belegt. Das Schreiben besteht jetzt ‚nur noch‘ aus der Beantwortung der dort gestellten Fragen.
Das Tagebuch
Zum Schreiben einfach auf ein Feld tippen und die entsprechende Frage beantworten. Zur nächsten Frage kommst Du über die Wischengeste nach rechts.
Zusätzlich kannst Du bis zu 9 Fotos hinzufügen. Dazu einfach im Schreibmodus auf das Fotosymbol tippen.
Eigene ‚Historische Inhalte‘ (Verknüpfungen zu den älteren Tagebucheinträgen) oder Daten der App Moves (Aktivitätstagebuch) können auch eingebunden werden.
Das Wetter und das eigene Wohlbefinden kann mit Icons dokumentiert werden.
Eigene Fragen stellen
Zur Inspiration gibt Grid Diary Standard-Fragen für die einzelnen Felder vor. Diese können per Zufallsgenerator von Tag zu Tag variieren (einstellbar). So ist es immer spannend, welche Fragen einen erwarten.
Das war aber nichts für mich (Gewohnheitstier). Ich habe teilweise eigene Fragen hinterlegt und diese als Tagebuch-Vorlage abgespeichert.
Hier meine Fragen:
- Was habe ich heute gemacht?
- Was habe ich heute für mein Lebensziel getan?
- Was habe ich heute mit meiner Familie gemacht?
- Wie fühle ich mich gerade?
- Was habe ich heute gelernt?
- Wofür bin ich dankbar?
- Was waren heute die besten drei Dinge?
- Was nehme ich mir für morgen vor?
Hier kann jeder die für ihn passenden Fragen vorgeben. Ich hatte auch einmal probiert, die Felder nach meinen Tätigkeitsbereichen zu gliedern. Hat sich in der Praxis aber nicht bewährt.
Die Lese-Ansicht
Zum Schmökern in seinen Tagebucheinträgen ist die Rasteransicht aber nicht geeignet. Dafür hat Grid Diary einen Lesemodus hinter dem Buchsymbol versteckt (die deutliche Ähnlichkeit mit dem App Symbol von DayOne ist garantiert rein zufällig…).
Hier werde alle Einträge in reiner Textform inklusive der gestellten Fragen dargestellt (auch einstellbar).
Die Cloud
Alle Tagebucheinträge können in der Cloud abgelegt und mit dieser synchronisiert werden. So werden die Daten zwischen mehreren iOS Geräten automatisch abgeglichen.
Grid Diary bietet dafür Schnittstellen zur Dropbox und iCloud Drive an. Die Nerds unter uns können auch ihren eigenen WebDAV Dienst nutzen.
Der Evernote-Export
Das ist für mich ein echtes Killer-Feature. Alle Tagebucheinträge können nach Evernote exportiert werden. So habe ich diese auch dort verfüg- und vor allem durchsuchbar. Richtig klasse.
Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Synchronisation. Das Tagebuch wird nach Evernote exportiert. Dieser Vorgang muss händisch angestoßen werden.
Sonstiges
Grid Diary bietet eine Vielzahl an weiteren Funktionen, hier die aus meiner Sicht wesentlichen:
Geschützt: Grid Diary ist Passwort oder Touch-ID geschützt.
Tagebuchführen am PC: Tagebuch kann man auch an jedem PC / Mac im Browser führen. Einfach auf http://type.griddiaryapp.com gehen und losschreiben. Die Daten müssen aber etwas umständlich mittels QR-Code in die App übertragen werden. Für die reinen iPhone User sicherlich sehr praktisch.
Day One Import: Sämtliche Einträge aus der App Day One können in Grid Diary importiert werden. Super praktisch und etwas technisch, aber hier gibt es eine gute Anleitung. Generell gefällt die gut gepflegte Internetseite unter griddiaryapp.com
Kosten
Die Basis Version von Grid-Diary ist kostenlos. Prima, so kann man die App gut kennen- und schätzen lernen. Die Pro Version kostet dann € 5,99 (als In-App-Kauf) und bietet die wichtigen Funktionen wie Sync und Evernote Export.
Fazit
Grid Diary ist die perfekte iPad / iPhone App für die Tagebuchschreibmuffel wie mich. Durch die vordefinierten Fragen fällt es leichter, ins eigentliche Schreiben zu kommen. Gleichzeitig kann man durch die geschickte Auswahl der Fragen dem Tagebuch eine gewünschte Richtung vorgeben.
Klar, Hardcore-Prosa-Autoren finden das aufgezwungene Korsett von Grid Diary garantiert zu einschränkend. Kann ich verstehen. Aber für jemanden wie mich, der gerne strukturiert vorgeht, mehr Arbeiter als Künstler, sind die gestellten Fragen eine riesige Hilfe.
Ich für meinen Teil war selten so motiviert und konsequent in der Tagebuchführung, zumindestens bis jetzt… Mal sehen, wie lange dieser Zustand so anhält…
Kannst Du eine App zum Tagebuchschreiben empfehlen? Was machst Du, um regelmäßig ein Tagebuch zu führen? Ich freue mich auf Eure Anregungen in den Kommentaren.
Gibt es ein Update? Schreibst du noch immer Tagebuch? Welche positiven Auswirkungen hat es für die gehabt?
Gibt es etwas ähnliches auch für die „Windows-Welt“?
Da bin ich überfragt, sorry…
Gefällt mir wirklich sehr gut. Schade nur, dass es keine Mac-Version gibt, weil ich doch dort bevorzugt schreiben würde. Der QR-Scan ist umständlich und noch dazu habe ich es nicht geschafft eine Verbindung hinzukriegen.
Stimmt, der QR-Scan ist murks…
Hallo, Lars,
vielen Dank für die gelungene App-Besprechung. Ich hatte Grid Diary eine zeitlang mit eigenen Fragen genutzt – allerdings auf dem iPhone. Da ich aber die kleine Tastatur nicht mag, habe ich es gelassen. Dank Deines Artikels bin ich auf die Idee gekommen, mein iPadpro mit gekoppelter Tastatur zu nutzen. Und schon schreib sich richtig schnell. Dank Synchronisierung konnte ich alles Einträge übertragen. Aber eine Fragen habe ich noch: Ich würde gerne mein 4-Fragen-System behalten (Was war gut? Was war schlecht? Wofür bin ich dankbar? Was will ich besser machen?) behalten, aber einige Tage mal mit dem Zufallsgenerator arbeiten. Hast Du eine Funktion gefunden, um mein System abzspeichern, um es später wieder zu nutzen? Ich sehe nur die Möglichkeit, ein einziges System abzuspeichern. Vielen Dank für Deinen inspirierenden Blog.
Gruß
Richard
Danke für Deinen Kommentar und das Kompliment, lieber Richard.
Ich hoffe, ich habe Dich richtig verstanden… Deine Fragen kannst Du einfach als ‚Muster‘ abspeichern: … -> ‚Current als Muster des Tagbuchs speichern‘. Und Du hast Recht, hier gibt es nur eine Speichermöglichkeit.
Möchtest Du den Zufallsgenerator an einem Tag nutzen, einfach auf den Schraubenschlüssel und dann auf den Zauberstab. Deine Fragen werden nun gegen Fragen des Zufallsgenerators ausgetauscht.
Am nächsten Tag steht Dir aber wieder Dein hinterlegtes ‚Muster‘ automatisch zur Verfügung. Passt das?
Hallo, lieber Lars,
Danke für den guten Tipp. Genauso wollte ich Grid Diary verwenden: Mal meine eigenen Fragen, mal den Zufalls-Generator nutzen. Wie Du es beschrieben hast, funktioniert es. Besten Dank nochmals.
Danke für Deine wertvolle und super interessante Ergänzung, lieber Carl-Eduard. Sehr inspirierend 🙂
Sensationell, Lars, vielen Dank! Damit wird das Journaling ja wirklich auch ein optisches Erlebnis! Ich glaube, aus deinem Blog hatte ich damals den Tipp mit DayOne – aber das ist wieder in der Versenkung verschwunden …
Ich brauch’s optisch nett 🙂
Liebe Grüße,
Claudia
Hallo Lars,
prima App. Hatte ich auch schon mal ausprobiert. Ist dann aber wieder in Vergessenheit geraten, da ich mich wieder auf das Handschriftliche verlagert habe. Die Ausflüge in die digitale Kalender-, Tagebuch- und Notizenwelt war sehr ernüchternd. Für mich ist die digitale Welt noch kein echter Ersatz. Mittlerweile halte ich es nach dem Prinzip: persönliches = handschriftlich, Teamwork = digital.
Die App werde ich aber trotzdem wieder installieren und es wie meine Vorschreiberin Annette halten, dass ich die Antworten handschriftlich in meinem Journal festhalte. Ich wünsche Dir, dass Dir jemand einen schönen Füller schenkt, damit Du wieder dieses tolle Gefühl erlebst, etwas selber geschrieben zu haben. Den papierloses Büro bedeutet nicht, dass man eine der größten Errungenschaft der Menschheit einfach so aufgibt.
Danke für Deinen Kommentar und die guten Wünsche, lieber Ralf.
Einen guten Füller habe ich mal von meiner Frau geschenkt bekommen. Ist weit über 10 Jahre her. Ich habe ihn geliebt und jetzt liegt er eingetrocknet in der Schublade… nicht schön…
Lieber Lars, das ist wirklich ein tolles Tool, um regelmäßig die täglichen Eckdaten festzuhalten. Ich werde es mal eine Zeit lang ausprobieren. Danke für den Tipp!
Dennoch werde ich beim handschriftlichen Tagebuch-Schreiben bleiben, um mir den Zugang zu meinem kreativen Potential zu erschließen. Laut Julia Cameron (Von der Kunst zu Schreiben) brauchen wir dazu 1 1/2 Seiten, um in diesen Flow zu kommen.
Danke für Deinen Kommentar, liebe Annette. Das kann ich nur bestätigen! Handschriftliches Schreiben setzt eine ganz andere Kreativität frei.
Wo oder wie findest Du nur immer diese guten Apps, lieber Lars? Herzlichen Dank für den Tipp. Ich habe vor längerer Zeit angefangen Tagebuch zu schreiben, es kann sogar sein das Dein Artikel dazu beigetragen hat. Zunächst habe ich in Evernote geschrieben, das fand ich aber wenig animierend und wenn ich mal einen Tag nachgetragen habe, hat mich schon die Sortierung gestört. Dank Deinem Tipp habe ich dann zu Day One gewechselt. Dort war die Motivation deutlich höher. Chic finde ich dort die automatische Übernahme des Wetters, der Schritte und die Möglichkeit ein Bild hinzuzufügen. Kleine Wehrmutstropfen: Nur ein Bild und das Wetter wird nur beim Zeitpunkt der Erfassung, meist spät abends, übernommen, spiegelt also nicht wirklich das Wetter des Tages wieder. Das Update auf die neue Version habe ich verweigert, da es noch einen Sync über deren eigenen Server gibt.
Jetzt also Grid Diary, mit DayOne Import und Evernote Export. Hammer. Die Fragenstruktur wird mir helfen, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du im Blogpost schilderst. Vor allem für wiederkehrende Aktivitäten erscheint mir das sehr hilfreich. Bei DayOne habe ich versucht mit Hashtags zu arbeiten, war aber nicht so bequem.
PS: Bei der Frage „Für was bin ich heute dankbar?“ Gibt es übrigens den Ansatz jeden Tag drei neue Dinge aufzuschreiben. Das zwingt dazu viel intensiver darüber nachzudenken.
Super Tipp, danke!
Gibt es etwas Ähnliches für Android?
Beste Grüße, Dirk
Mit Android kenne ich mich leider nicht aus, sorry.
Danke für die Anregung, lieber Oliver.
Tolle App, die ich nicht kannte. Danke für den Tipp!
Mit geht es ähnlich wie dir. Meine Lösung: ich arbeite auch mit Fragen (ich orientiere mich am 5-Minute-Jorunal), die ich in TextExpander im Markdown-Format gespeichert habe und dann per Kürzel in Day One einfüge. Klappt auch ganz gut!
Auch eine gute Möglichkeit, mit einem sehr ähnlichen Ansatz.
Danke für die Ergänzung, lieber Ivan 🙂
5-Minute-Jorunal, klingt spannend. Gibts dazu was auf deutsch zu lesen? Google spuckt nur englischen Content aus. DANKE
Ich glaube nicht…
Na das wäre dann doch mal ein Blogpost wert 🙂