Große Ziele, kleine Ziele, was passt wann besser? Und womit fange ich denn an? Ist ein großes Ziel nur ein großes Ziel, wenn es lange dauert, bis es erreicht ist? Was sind Lebensziele, die Alpen überqueren, ein Haus bauen?

Barbara sagt, sie brauche manchmal ein Fernziel, um die Richtung zu klären. Ein Thema heute zur Podcast-Parade von Olaf Kapinski.

Hier das Transkript des gesamten Podcasts und vorab die erwähnten Sponsoren und Links:

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Podcast Leben-Führen von Olaf Kapinski
PidZ 129 Ohne Ziele erfolgreich – Interview mit Dr. Stefan Frädrich

Transkript

BF = Barbara Fernandez
LB = Lars Bobach

BF: Herzlich willkommen zum Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Barbara Fernandez und hier, mir gegenüber, sitzt der liebe Lars, hallo Lars.

LB: Hallo Barbara.

BF: Heute haben wir ein spannendes Thema, große Ziele, kleine Ziele, was passt wann besser? Du musst vorab ganz kurz erklären, Lars, dass wir hier in einer Blogparade sind und was das eigentlich ist?

LB: Ja, Blog oder Podcast-Parade, also, der Olaf Kapinski, der hat den hörenswerten Podcast Leben-Führen, also, Leben und Führen, jeweils ein Wort. Und der hat zu einer Blogparade aufgerufen oder Podcast-Parade. Das heißt, er gibt ein Thema vor und wer sich daran anschließen möchte, bearbeitet dieses Thema halt auch in seinem Podcast. Und er geht dann bei sich darauf ein, so verlinkt man sich ein bisschen untereinander, tauscht ein bisschen die Zuhörer aus und das ist die Idee dahinter, dass sich da Podcaster oder Blogger dann so gegenseitig unterstützen.

Habe ich sehr selten gemacht, ich habe selber noch nie eine gemacht, also, ins Leben gerufen. Ich habe mal an ein oder zwei teilgenommen, ist aber auch schon Jahre her, zwei, drei Jahre bestimmt gar nicht mehr. Aber ich fand das Thema so toll, große Ziele, kleine Ziele, ist ja genau unser Thema und ich dachte, da hat mich jemand darauf hingewiesen, da gibt es so etwas, da dachte ich, da gehst du rein.

BF: Da machen wir mit und das heißt für Euch, wenn Ihr noch mehr rund um das Thema große Ziele, kleine Ziele, hören wollt, dann gibt es eben bei Olaf Kapinski auch noch von anderen Podcasts dann ja Spannendes zu hören rund um das Thema Ziele. So, was passt wann besser? Kommt man eigentlich zum gleichen Ziel, Lars, wenn man viele kleine Schritte macht oder ist es jetzt besser, einen großen zu versuchen? Was sagst Du denn?

LB: Ich glaube, um kleine Schritte kommst Du nicht drum herum, einen großen versuchen, das geht, wenn man das Beispiel Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin, da kommst du ja mit einem großen Schritt nicht hin. Da musst Du schon viele /

BF: Es gibt doch die Siebenmeilenstiefel im Märchen, oder? Die kann man sich doch anschnallen und sagen, komm, ich mache hier die Abkürzung, überhole rechts und gehe mal direkt nach ganz oben.

LB: Das ist aber auch ein Märchen.

BF: Nein, das hast Du auch gemacht!

LB: Wo?

BF: Ja, zum Beispiel, Du hast ja jetzt auch nicht angefangen, Seminare zu machen mit drei Leuten in einem Hinterhof, sondern Du hast es direkt ganz fein, ganz groß und ganz toll aufgezogen!

LB: Das ist jetzt immer die Frage des Betrachters. Es gibt Leute, die können das noch größer und noch toller, aber danke erstmal für die Blumen, liebe Barbara, sehr nett. Ich glaube schon, dass ich da auch lange für gebraucht habe. Erstmal habe ich vier Jahre vorher gebloggt, bevor ich da überhaupt diese Community hatte, die diese Seminare oder Workshops bucht, muss man ja sagen.

Das ist auch nicht von jetzt auf gleich gewesen. Es waren viele kleine Schritte und es hat sich auch erstmal das Ziel ergeben auf dem Weg dahin. Also deshalb auch bei mir nicht und ich meine, wenn Du jetzt sagst, es ist erfolgreich, ich kann Dir jetzt aus dem Kopf fünf nennen, die viel erfolgreicher sind in den Bereichen, sofort und es gibt ja wahrscheinlich Hunderte, die da viel erfolgreicher sind.

MDD Selbstmanagement Workshop

BF: Also müssen wir natürlich erstmal in die Definition gehen, was ist ein großes Ziel, was ist ein kleines Ziel, was ist überhaupt ein kleiner Schritt und was ist ein großer? Das bleibt ja dann im Auge des Betrachters und ist eine Perspektivenangelegenheit.

LB: Genau, absolut, sehe ich auch so. Für mich sind zum Beispiel große Ziele Lebensziele.

BF: Also, Du hast gerade gesagt Bundeskanzler? Lebensziel ist aber auch, die Alpen überqueren, Lebensziel ist auch, ein Haus bauen, einen Baum pflanzen?

LB: Ja, gut, Baum pflanzen kann ja relativ schnell gehen. Lebensziel ist wirklich eine Berufung, wo ich gerufen werde und was ich irgendwie dann groß erreichen möchte. Da finde ich zum Beispiel Haus bauen als Lebensziel? Gut, kann man haben, aber das wäre mir ein bisschen zu kurz gesprungen.

BF: Okay, Du persönlich, aber Du hast jetzt gerade gesagt, Baum pflanzen ist ja schnell gemacht, aber gehört ja in die Heilige Dreifaltigkeit des deutschen Lebens.

LB: Was war das nochmal?

BF: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen.

LB: Und einen Sohn zeugen, glaube ich?

BF: Und heutzutage würde man Kind sagen, aber lustig ist, das ist in Argentinien nicht das Haus bauen, sondern da ist es einen Baum pflanzen, ein Kind bekommen und ein Buch schreiben.

LB: Ach? …. Das ist ja toll.

BF: Stille in der Leitung. Ja, also, ist ein großes Ziel nur ein großes Ziel, wenn es lange dauert, bis es erreicht ist?

LB: Gute Frage, sehr wahrscheinlich nicht aus Deiner Sicht?

BF: Nein, ich glaube, es hat nicht direkt mit der Zeit zu tun, die ich investieren muss, um es zu tun. Also, ich meine, eine Alpenüberquerung sind vielleicht auch vier Wochen und dann Vorbereitung. Das ist ja tatsächlich in diesem Leben zu erreichen. Natürlich muss man sportlich sein, man muss sich das zutrauen usw., aber manchmal liegt es ja einfach nur daran, es zu tun.

LB: Ja, oder großes Ziel für den einen, ein Buch schreiben, wie Du das jetzt sagst in Argentinien, die Heilige Dreifaltigkeit, kann für den Anderen, wie für mich zum Beispiel, nur ein kleines Etappenziel zu einem größeren Ziel sein, geht auch.

BF: Okay, gut, genug gerührt in der Sauce der Ziele. Kommen wir zu den Fakten, also, dieses spannende Thema passt natürlich perfekt hier zu uns in unseren Podcast und ich finde ja auch gerade zum Ende des Jahres ist es einfach eine wichtige Frage. Wie sieht es denn jetzt genau bei Dir aus? Also, hast Du Deine Ziele für nächstes Jahr schon geklärt, Lars?

LB: Für 2018 habe ich meine Ziele geklärt, ja.

BF: Gut, dann kommen wir zur nächsten Frage.

LB: Oder zum nächsten Podcast?

BF: Was ist die Definition von einem kleinen Ziel für Dich?

LB: Ja, für mich ist ein kleines Ziel ein Jahr. Ich mache das wirklich an Zeit fest, also für mich ist das, was ich mir für nächstes Jahr vornehme sind meistens kleine Ziele, weil, das große Ziel habe ich irgendwo da draußen. Und was ich nächstes Jahr vorhabe, ist ein Schritt auf dem Weg zu diesem großen Ziel. Da sind natürlich nicht nur Schritte oder Ziele drin, die mich jetzt dahin bringen, es sind auch kleine Ziele, die dann in dem Jahr auch abgehakt sind oder abgearbeitet sind. Aber alles, was ich so fürs nächste Quartal, das sind für mich ganz kurzfristige Ziele, und fürs nächste Jahr, das sind dann die kleinen Ziele. Und ich habe ja gerade eine Auszeit genommen, war in den Alpen ein paar Tage für mich alleine und habe das da gemacht für nächstes Jahr.

BF: Wunderbar, wirst Du da gleich noch ein bisschen inhaltlich drauf eingehen?

LB: Ein bisschen können wir gerne darauf eingehen. Wir machen ja noch eine extra Folge für Zielsetzungen, für die Ziele für 2018 haben wir uns extra noch eine Folge vorgenommen. Die kommt dann in den nächsten Wochen.

BF: Gut, okay, und Stefan Frädrich hat zu diesem Thema auch in seinem Interview was gesagt. Wieso willst Du den gerne zitieren an der Stelle?

LB: Ja, weil das Interview mit dem war wirklich lustig. Wir haben zweimal gesprochen und er ist sehr erfolgreich, das kann man ihm nicht absprechen. Über 1 Million Bücher verkauft mit seinem Günter, mit dem inneren Schweinehund. Und dann jetzt dieses „GedankenTanken“. Er ist aber wirklich jemand, der ziellos vorgeht. Ich habe dann nach dem Interview hinterher gedacht, wie nennst du das jetzt? Da habe ich gesagt „Ohne Ziele erfolgreich“. Weil, der nimmt sich persönlich keine Ziele vor, der lebt im Flow nur. Das finde ich auch ganz interessant, weil ich habe dann wirklich überlegt, das habe ich ihm dann auch gesagt, hör mal, kann ich dich hier überhaupt interviewen in meinem Podcast, ohne Ziele erfolgreich, das geht ja fast gar nicht, das widerspricht allem, woran ich jetzt glaube.

Aber der hat wirklich sehr einleuchtend erklärt, wie er das macht, dass er dann die Dinge tut, wenn er Bock draufhat, nur dann und dass daraus sich dann automatisch ein Erfolg dann einstellt. Er ist nicht hingegangen und hat gesagt, so, nächstes Jahr schreibe ich das Buch und danach das Buch, sondern er ist in das Jahr gegangen und hat dann irgendwann festgestellt, ich würde ja echt gerne mal ein Buch schreiben und dann hat er das gemacht. Also, ganz anders, finde ich eine tolle Herangehensweise und für diejenigen, die das jetzt hier hören und die das Interview mit Stefan oder Dr. Stefan Frädrich noch nicht gehört haben, die Folge 129 ist das hier im Podcast. Sehr zu empfehlen.

BF: Wunderbar, ja, finde ich sehr sympathisch. Kommt mir in manchen Dingen auch entgegen, aber, ja, ich kann das schon auch verstehen und finde das auch richtig, sich Ziele vorzunehmen oder sagen wir mal, es geht ja nicht darum, wie schreibe ich die wann genau wo auf, sondern es geht darum, zu reflektieren und sich zu fragen, wo stehe ich, bin ich glücklich mit dem, was ich tue oder wovon möchte ich gerne mehr und wovon möchte ich gerne weniger? Das tut Dr. Stefan Frädrich sicherlich auch auf seine Art und Weise.

LB: Total und hat im Businesskontext hier mit „Gedanken tanken“ und so, da hat er auch ganz harte Businessziele. Muss er ja auch haben, das ist ja klar. Aber, so für sich, wo er dahingekommen ist jetzt, das war nicht geplant, das ist passiert.

BF: Ja, ich glaube, dass halt vieles, wenn das große Ziel stimmt, dass das viel mit Energie zu tun hat. Also, die Energie, die ich da rein gebe, die Gedanken, die ich daran … verschwende will ich jetzt nicht sagen, sondern die Gedanken, die ich da reinstecke, die Leute, die ich zu diesen Themen interviewe, das strahlt natürlich alles aus und bringt mich auf dem Weg zu diesen größeren Zielen.

Es muss nicht so anstrengend sein, das ist das, was man sich vielleicht von ihm abgucken kann. Das man durchaus auch aus dem Bauch agieren kann und sagen wir mal, lustvoll das Ganze angeht und nicht nur kopflastig und jetzt ersten, zweitens, drittens und nicht drittens vor erstens, so. Also, weil, die Gesetzmäßigkeit da draußen kriegen wir sowieso nie komplett unter Kontrolle. Aber, unseren eigenen Flow zu finden, ist natürlich echt auch eine glückliche Situation, in der wir dann auch leben können.

LB: Total.

BF: Das ist, glaube ich, für viele Leute sehr erstrebenswert.

LB: Absolut und ich glaube auch, dass das natürlich das Allheilmittel gegen Aufschieberitis, Prokrastination ist, wenn man so aus dieser Lust heraus agiert, wenn man so richtig Bock hat, dann hat man gar kein Thema mit Aufschieberitis. Das ist, glaube ich, diese Kopfsache. Da passiert das dann häufig, dass man dann irgendwo die Dinge doch immer vor sich herschiebt.

BF: Okay, gut, dann kommen wir mal zu den großen Zielen.

LB: Ja, jetzt aber mal Du mit Deinen, was hast Du denn für Ziele, welche Ziele nimmst Du Dir vor oder wie definierst Du für Dich Deine Ziele? Du hast einen Jahreskalender, das weiß ich ja, wo Du Dir alles reinschreibst. Hast Du ja mal erzählt, wo Du für Dich dann reinschreibst, was Du Dir für dieses Jahr vornimmst. Wie weit planst Du denn im Voraus?

BF: Ja, ich habe auch immer so ein Sonderbuch laufen, wo ich weitere Ziele einschreibe, aber tatsächlich auch handschriftlich und mein Fernziel das ich eigentlich vor zwei Jahren für in zehn Jahren geplant habe. Also, vor zwei Jahren stand ich vor der 40 und hatte dann, aber die ist mir auch so aus dem Bauch gekommen, eine Idee, wo ich sein will, wenn ich 50 bin. Und lustigerweise fügen sich die Dinge ziemlich organisch dahin und ich bin tatsächlich komplett auf dem Weg.

LB: Super, also, Du hast schon ein 10-Jahres-Ziel gesetzt?

BF: Genau.

LB: Das würdest Du auch empfehlen?

BF: Ich glaube, es kommt so ein bisschen auf die Lebensphase an, dass man es mit 40 macht, halte ich für sehr sinnvoll. Das man einfach noch mal guckt, dass die Jahre nicht einfach so ins Land ziehen und man dann mit 50 im Burnout dasitzt und denkt so, eigentlich wollte ich es doch irgendwie nochmal rumreißen, das Steuer. Ich glaube, dass man das zu einem gewissen Zeitpunkt, der vielleicht ungefähr da in der Lebensmitte liegt, ganz gut tun kann.

Ich kenne Leute, die auch so, wie gerade schon angesprochen, eher so aus dem Bauch heraus leben und die leben auch sehr glücklich. Dann gibt es aber auch ein paar, die leben so aus dem Bauch heraus, wo ich merke, die sind tatsächlich ziellos und angebotsabhängig und nicht unbedingt glücklich damit. Ich glaube, das muss jeder letztendlich auch für sich selber entdecken, bin ich mit meiner grundsätzlichen Situation im Großen und Ganzen zufrieden? Dann macht alle weiter so, wie ihr wollt, würde ich sagen.

Aber was ist denn, wenn ich gern eine Veränderung hätte? Da wird es ja spannend. Und dann ist die Frage, mit welchen Tools mache ich das oder mache ich das mit einem Kalender und handschriftlich? Oder fahre ich weg oder mache ich das nebenher oder bin ich jemand, der oft nachdenkt oder muss ich mir da wirklich Zeit für nehmen? Das ist wirklich unterschiedlich je nach Mensch und ich finde es spannend, über Ziele nachzudenken.

Also, nicht nur im beruflichen Kontext, sondern die Frage, die darunterliegt, ist ja, mit was wollen wir diese Zeit, die wir hier auf der Welt haben, gerne verbringen und was ist uns wichtig und wie können wir eine Situation schaffen, wo wir das wirklich auch loswerden können. Weil, das, glaube ich, ist ein großes Glück, wenn wir das loswerden können, was wir auch mitbekommen haben an Talent.

LB: Ja, Sinnfrage ist natürlich da?

BF: Richtig!

LB: Stellt sich da natürlich und ist es denn, ich meine, Du hast es jetzt vor zwei Jahren gemacht, sagst Du. Ist natürlich jetzt noch nicht so lange, ändert sich das, dieses große Ziel? Oder hat sich das teilweise verändert bei Dir oder ist das so ein work in progress eher?

BF: Das ist ein work in progress und es war auch die letzten Jahre immer so, dass sich die Ziele sehr verändert haben. Aber ich habe den Eindruck, dass dieses Ziel jetzt zumindest die letzten zwei Jahre mich begleitet. Aber ich wäre auch jederzeit offen dafür, das wieder in die Tonne zu kloppen. Manchmal brauche ich auch so ein Fernziel, was ich benenne, um die Richtung zu klären. Und dann passiert was, was ja wie so ein Aufwacherlebnis sein kann und ich sage, das wusste ich ja noch gar nicht von dieser Welt oder von mir selber. Dann verändere ich das Ziel und damit die Richtung meines Wirkens, aber ich bin natürlich nur dahingekommen, wo ich hingegangen bin aufgrund des großen Zieles.

LB: Weil Du Dich mal auf den Weg gemacht hast?

BF: Genau. Aber ich wäre auch immer …, und es können so viele Sachen in diesem Leben passieren, die wir gar nicht unter Kontrolle haben. Ich glaube, so eine gewisse Demut und Flexibilität tut uns allen gut. Alle Ziele in Ehren, aber, das, wo viele sich mehr wünschen, ist, den Moment genießen zu können und ich glaube, das steht mindestens genauso wichtig da wie das Fernziel zu klären.

LB: Ja, dem ist, glaube ich, nichts hinzuzufügen. Finde ich gut, wie Du das sagst und das sehe ich auch so. Ich habe es ja oft und in meinen Workshops dann, dass die Leute da, ist ja auch immer ein Teil, das Lebensziel irgendwie mal festlegen, da tun sich viele schwer. Ich würde mal sagen, so mindestens 50 Prozent kriegen das in dem Workshop gar nicht so richtig raus. Oder machen da vielleicht eher so einen Kompromiss. Aber ich sage immer, ist auch gar nicht schlimm, wenn man es nicht hat oder wenn man einen Kompromiss draus macht.

Erst mal loslegen und auf den Weg machen und das andere ergibt sich dann. Man plant ja jetzt nicht sein Leben, egal, ob man 30, 40, 50, 60 ist für den Rest. Sondern, es ergibt sich immer irgendwas. Das habe ich bei meinem Sohn, der hat jetzt gerade Abitur gemacht, der denkt ja jetzt, mit der nächsten Entscheidung fällt er so die Entscheidung für den Rest seines Lebens. Dann sage ich, mach dich davon frei, mach erstmal, dann ergibt sich alles von ganz alleine irgendwie.

BF: Die Väter vor 20 Jahren haben andere Sachen gesagt.

LB: Ja, stimmt.

BF: Es ist auch wirklich eine zeitliche Entwicklung.

LB: Obwohl, die Kinder oder die Jugendlichen, die jungen Erwachsenen, die denken heute auch noch so, dass sie wirklich jetzt entscheiden und dann ist das für den Rest des Lebens irgendwie festgelegt. Vielleicht sind sie schon ein bisschen flexibler, mag sein, als wir es damals waren oder ich, aber es ist schon so, es hat eine Schwere auch bei denen dann, so eine Entscheidung. Sie denken, das ist jetzt wahnsinnig wichtig und wir, jetzt älter, können da natürlich sagen, pff. Ob du die oder die Ausbildung machst, ist eigentlich im Endeffekt egal.

BF: Ist auch schrecklich, die Armen! Ich meine, es ist schon auch wichtig für die, sie müssen ja mit der Zeit, mit ihrer Lebenszeit, jetzt erstmal in die Ausbildung auch rein und das darf ja auch seine Wichtigkeit haben. Aber klar, aus der heutigen Sicht ist alles ein bisschen relativ. So, Schluss der Plauderei, jetzt mal hier große Ziele, was ist ein großes Ziel, Herr Bobach?

LB: Ja, also, ich habe mir mal Gedanken darüber gemacht. Großes Ziel, genau, also Lebensziel, also Bundeskanzler hatten wir eben gesagt, Bundeskanzlerin. Aber bei mir, mein Lebensziel ist ja, ich möchte der Selbstmanagement-Experte sein. Das ist mein Ziel! Ich möchte 1 Million Menschen erreichen in den nächsten zehn Jahren.

BF: Wow!

LB: Und denen helfen mit ihrem Selbstmanagement.

BF: Toll!

LB: Ich glaube, dass große Ziele so wahnsinnig wichtig sind. Ich bin ja großer Fan und das auf die Frage, ob große oder kleine Ziele, große Ziele sind wichtig, weil du nur dann auch eine Tiefe erreichst oder eine Höhe, wie du es auch immer definieren willst. Weil, wenn du, ich sage mal, immer zwischen kleinen Zielen hin und her springst, verzettelst du dich, wirst unruhiger und ich glaube, das große Ziel und diese Tiefe oder Höhe erreicht man nur, wenn man sich wirklich auch darauf fokussiert und konzentriert.

BF: Ich würde gerne eine ganz kleine Übung dazu erzählen. Die mache ich immer mit den Schauspielschülern, die machen Bewerbungstraining bei mir. Und da gibt es immer den „Sessel of the wildest dream“. Der Sessel der wildesten Träume. Was ist in nur fünf Jahren und dann setzen die sich darauf und dann werden die von mir interviewt aus der Zukunft. Also, es ist dann nicht 2017, sondern 2022 und Mensch, toll, dass du Zeit gefunden hast, dass du jetzt heute hier bist und erzähle doch mal, wie hast du das gemacht? Und dann stelle ich so Behauptungen auf, die eben in einer ganz großen Größenordnung sind. Wie zum Beispiel: tatsächlich, und für diesen Film seid ihr auch im Oscar nominiert? Und dann müssen die immer ja sagen und sagen ja, das ist jetzt der Wahnsinn und dadurch kriegen die einen unheimlichen Spaß an der Zukunft, auch spielerisch damit umzugehen. Aber das verschiebt Grenzen im eigenen Kopf und regt die Fantasie an. Und das macht Spaß.

LB: Das ist ein gutes Beispiel dafür, weil es die Grenzen im Kopf verschiebt. Weil Du Dich dann darauf einstellst oder fokussiert, was möglich sein kann. Wichtig hierbei, dass man sich nicht sklavisch daran halten muss, wie ich eben sagte, bei meinem Sohn auch, was du jetzt festlegst, muss in drei, vier, fünf Jahren nicht mehr so wichtig sein. Vielleicht hast du dann auch auf dem Weg dahin ein anderes Ziel dir vorgenommen.

Aber, was mir dazu einfällt, ist, mit den großen Zielen, nämlich, dass man, Bill Gates hat das mal gesagt, dass man dazu neigt, das zu überschätzen, was man in einem Jahr erreicht. Also, dass man sich für das erste Jahr wahnsinnig viel vornimmt und das überschätzt man oft, seine eigene Fähigkeit. Aber, was man in zehn Jahren oder zwanzig Jahren erreichen kann, das unterschätzt man. Und wenn man aber auf dieses eine Ziel losmarschiert, dann kann man wirklich richtig Großes erreichen. Und nicht, wenn man sich zwischen kleinen Zielen irgendwie aufreibt.

BF: Sehr schönes Gedankenspiel, vor allen Dingen, das, was man in zehn Jahren erreichen kann, unterschätzt. Das glaube ich auch.

LB: Ja, total, das macht jeder, das merkt man wirklich komplett. Da kann so viel passieren in zehn oder 20 Jahren. Wenn du wirklich dein Ziel hast und dich nicht verzettelst.

BF: Okay, also, bei großen Zielen ist es wichtig, dass es ein Lebensziel ist und dass man sich eben auch auf das Wesentliche konzentriert und sich nicht verzettelt, wie Du gerade gesagt hast. Dadurch erreicht man eben auch eine Tiefe und was sagst Du denn zu dem Punkt, muss ich dieses Ziel denn auch wirklich verfolgen oder darf sich dieses Ziel ändern?

LB: Ja, es darf sich ändern, aber, Du musst Dich erstmal auf den Weg machen. Nur dann kann es sich ändern. Es kann sich nicht ändern, indem du am Schreibtisch sitzt und dir Gedanken machst, so, jetzt, was ist mein großes Ziel. Oder was ist mein nächstes Ziel? Das funktioniert nicht. Sondern, erstmal auf den Weg machen und es ergibt sich dann. Als ich angefangen habe zu bloggen, war Selbstmanagement immer mein Herzensthema. Aber, dass ich dann gesagt habe, da habe ich richtig Bock drauf, weil ich merke, was ich bei den Leuten damit erreiche oder was ich denen dadurch geben kann, hat sich das erst entwickelt da auf dem Weg dahin.

Und die einzige Gefahr, die ich sehe bei diesen Planungen oder großen Zielen, ist halt Aufschieberitis, das sehe ich sehr häufig, dass man erschlagen wird von diesem großen Ziel und denkt, kriege ich das überhaupt hin? Und dann sich dahingehend aber wirklich so erschlagen fühlt und dann gar nicht den ersten Schritt macht.

BF: Das ist die Gefahr bei großen Zielen. Was würdest Du dann empfehlen?

LB: Das große Ziel zerhacken, klar, aber nicht zerhacken in ganz viele Teilschritte, sondern erstmal nur in ein, zwei Teilschritte. Auch das wieder, wenn ich jetzt sage, okay, in 10 Jahren will ich da sein, dann nimmt man sich vielleicht mal ein Ziel für das nächste Quartal, das nächste Jahr und vielleicht in drei Jahren. Das reicht erstmal, um auf den Weg kommen zu den großen Zielen in 10, 20 Jahren. Und nicht hingehen und jedes Jahr überlegen, was ich da mache. Das ist so dieses Overplaning und das führt ganz klar wieder in die Prokrastination, weil man dann nur mit Planen beschäftigt ist, sondern wirklich ganz kleine Dinge jetzt mundgerechte Stücke für nächstes Quartal, nächstes Jahr und dann loslegen. Dann kann sich auf dem Weg, eben flexibel, das auch ergeben, dass sich das dann anpasst oder ändert.

BF: Oder auch einen Coach nehmen?

LB: Gute Idee, absolut.

BF: Also, dass man eben mit einem Experten von außen oder was heißt Experten? Also, mit jemandem von außen das gegenspricht, damit man nicht in so eine Aufschieberitis gerät.

LB: Kann auch helfen, Ziele zu definieren, der Coach. Der stellt ja dann die richtigen Fragen oder kann er zumindest, wenn es ein guter ist. Kann auch helfen, wenn man sich sagt, ich bin mir meiner Ziele gar nicht so bewusst, da kann auch ein Coach helfen, indem er richtige Fragen stellt. Und natürlich dann auch in der Verfolgung, dass man dann dem noch ein bisschen verantwortlich Rechenschaft abgeben muss.

BF: Genau, das gibt eine Struktur auf der einen Seite, das ist eine praktische Seite am Coach und er macht aber auch deutlich, dadurch, dass ich dann diese Termine setze, kann man immer schön gucken, was ist in der Vergangenheit passiert? Diese rein praktische Seite kann man auch selbst erledigen, wenn man zum Beispiel, wie Du das machst, mit dem Selbstmanagement-Board dann auch arbeitet.

LB: Gut, aber da muss man auch ein bisschen Disziplin haben, dass man es dann auch tut und offenbar ist so eine externe Hilfe dann auch ganz gut, die einen dann auch ein bisschen verantwortlich hält.

BF: Gut, das war quasi die Beleuchtung rund um das Thema große Ziele. Gibt es noch etwas zu sagen zu den großen Zielen, Lars? Oder können wir zu den kleinen übergehen?

LB: Nein, gehen wir mal zu den kleinen.

BF: Also, die kleinen, kleinen Ziele. Die kleinen Ziele sind auch die Ziele für das nächste Jahr, so sieht Lars es zumindest. Kleine Ziele können auch die kleinen Minischrittchen sein. Kleine Ziele können auch die sein, die man vielleicht ganz schnell erledigen kann. Gibt es etwas Negatives an den kleinen Zielen auch?

LB: Ja, also, zum einen ist es so, genau das, was wir eben gesagt haben, was große Ziele können, die eine Tiefe und eine Höhe geben, können kleine Ziele dir eine Breite geben und das ist auch eine Gefahr. Verzetteln, Hektik, Orientierungslosigkeit, da muss man aufpassen, wenn man sich zu viele kleine Ziele nimmt, dass das nicht allzu ruhelos wird. Das man so jeder Opportunity, jeder Möglichkeit, hinterherrennt. Denn kleine Ziele können ja auch sein, dass man sich, ich sage mal so, ich habe dieses Jahr fünf neue Kunden gewonnen, ich will nächstes Jahr sechs neue Kunden gewinnen. So, dass man nie aus der Komfortzone rauskommt. Ja, weißt Du, was ich meine? Das sind so kleine Ziele.

BF: Das mache ich manchmal ein bisschen.

LB: Okay.

BF: Dann habe ich nicht so einen Stress.

LB: Genau, man macht sich keinen Stress, man bleibt schön im Gemütlichen, auf dem Sofa, in der Komfortzone und da passiert natürlich erstmal gar nichts mit einem. Da passiert nichts mit dir, deiner Persönlichkeit, da passiert nichts Magisches und das ist halt auch noch eine riesen Gefahr bei kleinen Zielen, dass man sich da wirklich total unterfordert. Und ich fühle mich richtig lebendig nur, wenn ich außerhalb der Komfortzone bin. Da merke ich, dass das Leben passiert. In der Komfortzone passiert nichts aus meiner Sicht.

BF: Ja, also, ich wäre dafür, so ein gesundes Mittelmaß zu haben aus eigener Erfahrung auch, weil, ich bin auch gerne außerhalb der Komfortzone gewesen, viel und dauernd. Ich glaube, dass man immer mal hin- und herschwingen muss und dass man sich nicht dauerhaft überfordern sollte, weder mit kleinen Zielen noch mit großen. Also, das Leben passiert sonst auch im Vorbeirauschen oder wir sitzen schneller im Burnout als wir denken. Also, ab und zu mal aufs Sofa und mit sich zufrieden sein, würde ich jetzt sagen, ist mindestens genauso wichtig.

LB: Ja, absolut, das hat aber jetzt nicht nur was mit Zielsetzung zu tun.

BF: Das stimmt.

LB: Und glaube, mit Zielen, wenn wir jetzt mit Burnout drangehen, also, wenn man sich ein Ziel setzt, auf das man hinarbeitet, was ein sinnvolles Ziel ist, wo man seinen Sinn drin sieht. Wie sagte Steve Jobs, „put a dent in the universe“. Also, wo man wirklich seine kleine Beule ins Universum haut mit dem Ziel. Da wirst du kein Burnout erleben, weil du geil drauf bist, auf das Ziel.

BF: Aber, das ist doch nochmal ein ganz spannender Aspekt, der jetzt irgendwie gerade zu Tage kommt, dass die Ziele eigentlich einer Leidenschaft entspringen müssen und dass es nicht nur sein muss, ich muss meine Firma auf das nächste Niveau heben, ich muss statt zehn Mitarbeitern in drei Jahren 30 Mitarbeiter haben, ich muss statt 100 Kunden 1000 Kunden haben und, und, und. Sondern, die Ziele müssen unbedingt verknüpft sein mit der vielleicht uns eigenen Leidenschaft, was wir gerne tun wollen. Und dafür braucht es erstmal eine Reflexion, auch sich einzustellen, was könnte denn tatsächlich mein Ziel im Leben sein?

LB: Ja, genau.

BF: Okay, und dann ist plötzlich klein und groß vielleicht gar nicht mehr so kompliziert, sondern ergibt sich aus diesem großen Ziel, ergeben sich die kleinen Schritte und wenn ich aber zu Verzettelung neige, dann ist es ganz gut, da ab und zu mal beizusteuern und zu gucken, bin ich eigentlich noch auf Kurs? Was wäre mein nächster Schritt, den sollte ich immer schon auch klar haben.

LB: Ja, sehr gut, genau. Wenn man sich den Sinn und dahinter die Ziele setzt, was weiß ich, ganz einfach, jeder von uns möchte ein guter Vater oder gute Mutter, also, gute Eltern, sein. Und das ist ein großes Ziel, was man ja haben sollte, wenn man Kinder hat. Und daraus ergeben sich viele kleine Ziele, auf die man aber auch dann Bock hat. Dann sind kleine Ziele auch nicht schlimm.

BF: Das stimmt, mir fallen ganz viele lustige Sachen ein, aber ich fasse mal zusammen. Ein spannendes Thema, große Ziele, kleine Ziele, was passt wann besser? Große Ziele sollten aus der Leidenschaft entspringen, sind ein Lebensziel und bringen uns zur Konzentration auf das Wesentliche. Wir erreichen mit einem großen Ziel auch eine Tiefe in unserem Wirken. Ich muss es nicht sklavisch verfolgen, aber es bringt mich auf Kurs.

Die kleinen Ziele sind mindestens genauso wichtig. Sie kommen aus dem großen Ziel, entspringen quasi automatisch hervor. Ich muss aber darauf achten, dass ich nicht unbedingt total in die Breite gehe, also, mich hier verzettel und alles noch ganz dringlich wird und ich das große Wichtige dann aus den Augen verliere. Das Schöne an den kleinen Zielen ist, dass ich auch mal einen kurzfristigen Erfolg habe und sagen kann, ich bin auf dem richtigen Weg. Da habe ich jetzt hier meine Credits schon mal eingesammelt und jetzt kommt der nächste Schritt. Was würdest Du sagen, Lars, wenn jetzt einer noch ziellos ist? Mit was fange ich an, mit einem kleinen Ziel oder mit einem großen?

LB: Das kann ich so nicht beantworten, das hängt total von der Person ab. Aus meiner Workshoperfahrung kann ich nur sagen, wenn ich jetzt sagen würde, großes Ziel anfangen, fühlen sich viele erschlagen. Ich sage einfach, dieses dump writing einer Bucketlist, dump writing heißt einfach dump, also von Rausschütten, einfach free for writing, also, einfach mal alles rausschreiben, was an Zielen bei einem im Kopf ist und daraus kann sich dann ein großes Ziel oder viele kleine ergeben. Aber grundsätzlich zu sagen, damit muss man anfangen, ist glaube ich falsch oder nicht wirklich.

BF: Okay, Christian Morgenstern sagt es ganz poetisch, „Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben und wird im selben Kreis als Leben traben“. In diesem Sinne wünschen wir Euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.