Hilfe zur Selbsthilfe-Projekte in Afrika verwirklichen, das ist das erklärte Ziel von Thomas Ludwig. Der Unternehmer, Buchautor und Buddhismus-Experte engagiert sich seit Jahren sozial in der Entwicklungshilfe. Er hatte den Mut, sein Unternehmen zu verkaufen, um nach Westafrika als Entwicklungshelfer zu gehen.

Nach seiner Rückkehr hat er eine neue Agentur gegründet, dann wieder verkauft, um in Burundi zu leben. Seit ein paar Jahren lebt er wieder in Deutschland, hat mittlerweile eine Familie und er hat eine neue Firma gegründet, die sein Hobby mit seinem Beruf kombiniert. Hat sich das Unternehmen am Markt etabliert, wird es umgewandelt in eine gemeinnützige GmbH. Dann hat sich der Lebenstraum von Thomas Ludwig erfüllt, afrikanische Projekte mit seinem Geld zu unterstützen.

Hier das Transskript des gesamten Interviews und vorab die im Interview erwähnten Links:

Links:

Website Cosyspeed: http://www.cosyspeed.com/de/

Website Keepafocus: http://www.keep-the-focus.com

Ich geh‘ offline von Thomas Ludwig

Der Diamantschneider von Michael Roach

LB: Herzlich willkommen beim Podcast, produktiv in digitalen Zeiten. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleiben. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit dem Thomas Ludwig. Hallo Thomas.

TL:Ja, hallo Lars. Freut mich, dass ich in Deiner Show sein kann.

LB: Ja, ich freue mich auch sehr, dass Du dabei bist. Der Thomas hat einen wirklich sehr bewegten Lebenslauf. Super spannend. Er hatte eine Werbeagentur, von der er sich dann getrennt hat. Er hat sich dann der Entwicklungshilfe gewidmet, plant jetzt ein Non-Profit-Unternehmen. Alles wirklich super spannende Themen. Ja, Thomas, stell Dich der „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community bitte einmal kurz persönlich vor, auch gerne privat, was du so treibst und vor allen Dingen, was Dich antreibt.

TL: Ja, okay. Also, ich bin der Thomas Ludwig, bin zurzeit 48 Jahre alt und lebe mit meiner Familie im Moment noch in der Nähe von Hamburg. Wir sind aber gerade auf dem Sprung nach Bonn. Wir ziehen jetzt im April nach Bonn um.

LB:Ins schöne Rheinland!

TL: Ja, genau, ins schöne Rheinland. Ich werde die Leute zwar ein bisschen vermissen, aber ich freue mich schon sehr auf Bonn. Es ist eine schöne Stadt und wir kennen auch ein paar Leute da. Alles nette Leute, die Rheinländer.

Vom Hintergrund her, ich bin Betriebswirt mit Schwerpunkt Marketing und habe 1994, als ich 25 Jahre war, meine erste Werbeagentur gegründet. Die war damals noch mit Schwerpunkt Graphik, wir haben viele Handwerker und so betreut. Die Agentur habe ich im Jahr 2001 verkauft und bin für zwei Jahre für den deutschen Entwicklungsdienst nach Westafrika gegangen, als Entwicklungshelfer im Bereich Wirtschaftsförderung für Kleinbetriebe.

Dann bin ich in 2004 zurückgekommen, habe eine neue Agentur gegründet, die dann einen anderen Schwerpunkt hatte. Da ging es dann vornehmlich um strategische Marketingplanung für mittelständische Betriebe. Die Agentur hatte ich dann bis 2010. 
Meine Frau ist 2009 für die UN und eine deutsche Organisation nach Burundi gegangen. Ich habe mich dann ein bisschen alleine gefühlt zu Hause und stand auch irgendwie kurz vor einem Burnout. Ich habe mich dann entschieden, wiederum die Agentur abzugeben und bin dann 2010 meiner Frau nachgereist nach Burundi, wo ich erstmal ein Jahr lang quasi einen Break gemacht habe.

Da habe ich erstmal gar nichts gemacht und mich erstmal so ein bisschen orientiert. Fand ich sehr schön, so in der Mitte des Lebens sich einfach mal Gedanken darüber zu machen, was ist bisher gelaufen und wie war das? Und was willst du mal machen? Wie soll es weitergehen? Ich kann das jedem nur empfehlen, der sich das leisten kann, wie auch immer, so in dieser Phase einfach mal einen Stopp zu machen und sich mal umzuschauen, zurückzuschauen und ein bisschen zu planen. Das ist eine gute Sache.

Dann war ich da in Burundi ein Jahr lang Marketingleiter in einer großen Seifenfabrik. Das war auch sehr spannend. 
In 2012 sind meine Frau und ich dann nach Deutschland zurück, da haben wir Nachwuchs bekommen. Und wir sind eben hier oben bei Hamburg gelandet. 
Da ging es dann für mich darum, wie es beruflich weitergeht. In das Agenturbusiness wollte ich nicht mehr rein, das war mir zum Schluss auch zu stressig geworden.
 
So habe ich mich dann entschieden, ein neues Unternehmen zu gründen, eine eigene Marke aufzubauen. Damals kam mir der junge stark wachsende Markt der kompakten Systemkameras quasi über den Weg gelaufen. Wer sich in der Fotografie ein bisschen auskennt, der kennt diesen neuen Kameratyp, kleine, kompakte Kameras mit sehr hoher Bildqualität, die ebenso um diese Zeit auf den Markt kamen. Die wachsen weiter, das ist also quasi der Zukunftsmarkt. 
Auf dieser Welle wollte ich quasi mitschwimmen und habe die Firma Cosyspeed GmbH gegründet, die Zubehör für diesen Kameratyp herstellt. 

Im Moment ist Cosyspeed noch eine ganz normale GmbH, aber sobald es soweit ist, dass auch die finanzielle Situation sehr stabil und sehr solide ist, wir sind ja immer noch ein Startup, da ist es ein bisschen schwierig. Sobald das soweit ist, soll eine gemeinnützige GmbH gegründet werden und mit den Profiten, die wir erwirtschaften, Entwicklungshilfeprojekte angeschoben werden. Mir schwebt vor, einmal eine Produktion in einem afrikanischen Entwicklungsland aufzubauen, zumindest von einfachem Fotozubehördingen.

LB: Ich habe auf der Webseite gesehen, Ihr macht das ja auch schon, dieses Pillow, wird das nicht schon in Burundi gefertigt?

TL: Genau, wir haben schon ein einfaches Produkt, das Cam Pillow. Das ist im Prinzip ein kleines Schaumstoffkissen mit buntem afrikanischem Stoff. Das kann ich auf den Schreibtisch legen und meine Kamera da drauf tun und wenn die Kaffeetasse umfällt, bleibt die Kamera trocken. Das lassen wir in Deutschland produzieren in so einem ganz netten Entwicklungshilfeprojekt, aber das ist nur wirklich eine kleine Sache, wo wir auch jetzt keine große Stückzahl machen. Ich würde gerne eben da ein bisschen mehr machen.

LB: Ja, super interessanter Lebenslauf, da finde ich mich so ein bisschen wieder. Wobei ich jetzt mit Entwicklungshilfe nichts zu tun habe. Aber bei mir ging es auch so, Firma gegründet, weg, dann bei meinem Vater im Betrieb, da wieder weg. Also, es war auch ein Auf und Ab bei mir. So ähnlich wie bei Dir, Du hast aber auch alles sehr bewusst gemacht.

Mich würde mal interessieren, ich meine, mit 25 Jahren erstes Unternehmen gegründet, eine Werbeagentur. Die hast Du verkauft, das scheint dann ja auch recht erfolgreich zu sein. Wie kam es denn zu der Entscheidung, dass Du nach 20 Jahren oder fast 20 Jahren Deine erste Agentur verkauft hast?

TL: Die erste Agentur habe ich nach acht Jahren verkauft, das waren also acht Jahre, da war ich dann irgendwie Anfang 30 oder so. Und ich meine, wer in Agenturen arbeitet, der weiß, wie anstrengend das ist und da war ich schon das erste Mal irgendwie so ein bisschen durch. Und es war finanziell auch gut möglich, mir kam auch ein Angebot auf den Tisch geflattert, jemand wollte die Agentur kaufen. Und dann kam parallel noch die Chance, in die Entwicklungshilfe zu gehen. Da habe ich einfach zugepackt, ohne jetzt groß darüber nachzudenken und habe einfach getan, was ich damals vom Bauch her für richtig hielt. So war das.

LB: Das waren ja auch noch so die goldenen Zeiten der Werbeagenturen?

TL: Ja. Damals haben wir oftmals noch so gearbeitet, dass da keine Pitches waren oder Angebote abgegeben werden mussten. Da war es oftmals so, dass einfach bestellt wurde. Man hat natürlich niemanden übervorteilt, das ist klar, man ist immer fair gewesen. Aber das hat das ganze Arbeiten natürlich viel angenehmer gemacht. Heutzutage ist es so, man wird stark unter Druck gesetzt und ist für jede Kleinigkeit in irgendeiner Pitch drin. Das war damals nicht so. Da war das alles noch einfacher. Vielleicht ist aus so einer angenehmen Situation raus die Entscheidung auch so leichtgefallen.

LB: Ja gut, aber dann bist Du ja wiedergekommen und hast dann die nächste Agentur gegründet, also, scheint Dir ja dann doch Spaß gemacht zu haben damals.

TL: Ja, also die Arbeit hat mir Spaß gemacht, macht es mir auch heute noch. Ich betreue auch heute noch hier und da ein paar Kunden. Es war so, dass ich damals, als ich in 2004 zurückkam, zum einen den Kontakt zu ehemaligen Kunden eigentlich nie verloren habe, das habe ich immer aufrechterhalten. Und das ging sofort wieder los. Ich bin in Deutschland angekommen und mir sind sofort wieder Aufträge angetragen worden und alte Kundenbeziehungen wollten wieder aufgefrischt werden. Also, das war sehr einfach.

LB: Aber dann, sagst Du ja, warst Du kurz vor dem Burnout. Also, ich glaube, dieses Gefühl kennen ja viele Selbständige, dass man im Hamsterrad dreht und dreht und je schneller man läuft, desto schneller dreht es sich ja. Und dann hast Du ja auch wieder bewusst den Absprung gewählt. Wie hast Du das da organisiert? Auch verkauft?

TL: Ja, das war ein Teilverkauf. Also ich hatte da bei der zweiten Agentur später eine Partnerin mit im Boot. Da haben wir einen Teil dieses Geschäftes veräußert und einen anderen Teil hat meine damalige Geschäftspartnerin übernommen und weiterhin noch Kunden betreut. Das ging eigentlich auch wieder relativ einfach. Ich meine, wer selbständig ist, gerade in dem Agenturbereich, man kennt dann einfach eine Menge Leute. Man kennt auch seine Berufskollegen und wenn es da irgendwelche Veränderungen gibt, dann ist eigentlich schnell immer jemand zur Stelle, der sagt, ich helfe dir da oder das wäre für dich interessant, wie auch immer. Also, so habe ich es damals empfunden.

LB: Schön, dass Du es so empfunden hast! Also, ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, auch ich kenne ja nun viele Unternehmer, aber das empfinden nicht viele so. Viele fühlen sich dann auch wirklich teilweise in der eigenen Firma sehr oft gefangen. Und vielleicht hast Du da auch eine Branche erwischt, die sich vielleicht gut veräußern lässt, die vielleicht auch sexy ist für den einen oder anderen Käufer. Aber wenn Du, wie ich jetzt hier, im Handwerk dann auch unterwegs warst, da ist es schon deutlich schwieriger. Da stehen die Käufer nicht Schlange, das ist wirklich ein anderes Thema dann.

TL: Ja, ich meine, klar, dieses Agenturwesen, das braucht jetzt eigentlich keine großen Investitionen. Man hat keine Maschinen und nichts, was man abliefert, ist quasi das, was man am Schreibtisch macht und insofern ist Handwerk immer noch mal eine andere Sache, weil da auch ganz andere Summen über den Tisch gehen.

LB: Ja, klar. Was mich mal interessieren würde, jetzt zum zweiten Punkt dann, nimm uns mal so ein bisschen mit in die Geschichte. Hattest Du diesen einen Moment, wo Du gesagt hast, das war der Punkt, jetzt geht es nicht mehr, jetzt steige ich wirklich aus. Es hat also keinen Sinn mehr.

TL: Ja, die Situation war damals so, ich hatte die Agentur mit 15 Leuten, ich war Vorsitzender von einem kleinen Unternehmerverband in der Region, in der ich da in Nordhessen war. Und außerdem habe ich parallel noch ein Fernstudium gemacht. Ich war einfach völlig durch, zeitlich völlig überlastet. Ich habe ein halbes Jahr lang eine Ohrenentzündung mit mir rumgeschleppt. Mein HNO-Arzt hat mir halt alle paar Wochen Antibiotika gegeben. Irgendwann war der nicht da und ich bin bei so einem ganz alten Knaben gelandet, der ihn vertreten hat. Der ging schon auf die 70 zu und er hat sich das angeguckt und gesagt, was machst denn du eigentlich so den ganzen Tag? Und dann habe ich dem eben erzählt, wie mein Tagesablauf aussieht und wie mein Monat aussieht und da hat er gesagt, Antibiotika kann ich noch viel verschreiben, das bringt nur nichts, du musst mal ein paar Monate Pause machen, du bist nämlich kurz davor, auszubrennen. Das hat er mir so direkt gesagt und das habe ich überhaupt bis dahin gar nicht so wahrgenommen und da war es mir aber schlagartig klar.

Dann hat es auch nur zwei, drei Tage gedauert, bis die Entscheidung gefallen war, auszusteigen. Das ging ganz schnell, das war im November 2009. Ich war dann ein paar Tage später noch auf einer Hochzeit von einem Freund von mir und habe mit dem da zusammengesessen und habe gesagt, du, ich steige aus. Ich glaube, es war maximal eine Woche danach. Und da war es schon klar. Ich bin auch so ein Typ, wenn ich eine Entscheidung für mich getroffen habe, dann geht es immer ganz schnell. Und dann ziehe ich es auch durch. Und das war damals auch so.

Also, es ist natürlich auch eine emotionale Sache, selbstverständlich muss man gucken, dass das Finanzielle auch stimmt und man muss gedanklich auch mitkommen. Aber letztendlich ist das eine emotionale Sache und wenn das für einen einmal klar ist und sich das gut anfühlt, dann habe ich bisher in meinem Leben nie gezögert und ich kann das eigentlich auch jedem nur raten.

LB: Was würdest Du denn Unternehmern raten, die sich da schwertun? Es gibt, wie ich eben sagte, es gibt wirklich viele, die tun sich sehr, sehr schwer. Was würdest Du denen denn raten? Dass sie auch so ins Tun kommen wie Du.

TL: Ja, also, ich würde raten, einfach mutig zu sein. Im Zweifelsfall so etwas einfach mal machen. Ich meine, was soll schon groß passieren? Wir leben in Deutschland und wenn jemand vom Typ her sowieso ein Unternehmer ist, fällt er irgendwie immer wieder auf die Füße. So war es bei mir ja auch. Ich habe irgendwie nach der ersten Agentur, ich habe die abgegeben und war zwei Jahre weg und bin wiedergekommen. Und es lief nach einem halben Jahr eigentlich sogar noch besser als vorher.

Das war meine Erfahrung und mit der Aufgabe von der zweiten Agentur war es ähnlich. Man macht quasi einen Reset und geht neu an den Start und kann alles, was irgendwie schlecht war, hinter sich lassen und kann die positiven Dinge richtig massiv einsetzen. Das ist so meine Erfahrung und von daher, würde ich jedem raten, hab den Mut und zieh einfach mal den Stecker und mach mal einen Break. Und dann machst du nach zwei, drei Jahren mal was Neues.

LB: Super, also, finde ich ganz ganz toll. Ich sehe es genauso. Wenn man Unternehmer ist, dann fällt man auf die Füße. Das ist ja so, man ist der, der macht, da braucht man keine Angst. Aber viele haben es, das kriegt man ja oft mit. Aber jetzt hast Du Dich ja dann wirklich für einen Break entschieden auf der einen Seite, aber dann bist Du ja in die Entwicklungshilfe eingestiegen. Ich meine, Deine Frau, hast Du gerade erzählt, hat Dich da mitgenommen, aber, irgendwie muss es bei Dir ja auch ein aktiver Prozess gewesen sein, dass Du Dich dafür entschieden hast.

TL: Ja gut, also, ich meine, das geht eigentlich schon lange zurück bis in die neunziger Jahre. Da bin ich immer mal wieder irgendwie in Kontakt gekommen damit. Ich muss auch sagen, damals so ein bisschen aus Abenteuerlust im Hinterkopf, mal in die Entwicklungshilfe zu gehen. Das war sicherlich auch ein Punkt, Abenteuerlust. Aber dann war es für mich auch immer ganz wichtig, wenn man was bekommt und gut lebt, dass man da etwas abgibt. Dass man etwas zurückgibt. Und das machen auch ganz viele Menschen, insbesondere in Deutschland. Spenden ist ja auch eine ganz wichtige Sache für viele Deutsche und viele engagieren sich, ob es jetzt im Sportverein ist oder in den Kirchen oder wo auch immer, es gibt ganz viele Menschen, die sich auch sozial engagieren, das war für mich auch wichtig. Und dann habe ich eben irgendwann so meine Liebe für das Ausland und für Afrika entdeckt und bin in 2001 in Togo, in Westafrika, gelandet. Als ich da aus dem Flugzeug ausgestiegen bin und das erste Mal die tropische Luft gerochen habe, da habe ich gedacht: ja, genau, das ist es!

Ich habe in Afrika nur gute Erfahrungen gemacht und habe auch das Gefühl gehabt, dass ich da mit meinen bescheidenen Mitteln ein bisschen was bewegen konnte. Und da habe ich eben gesehen, wo eigentlich das Problem ist. Eine Geschichte erzähle ich immer ganz gerne: Als ich damals in Togo war, habe ich dort einen Deutschen kennengelernt, der schon lange Jahre dort war. Und der hatte 1990 angefangen, Kartoffeln anzubauen auf seinem Land. Und diese Kartoffeln wollte er da in Togo, in dem Land, verkaufen. Der hatte auch so ein bisschen den Ansatz, die Bauern in der Region mitzunehmen, damit die lernen, wie man Kartoffeln anbaut und so weiter, also auch im Entwicklungshilfeansatz. Und bei der ersten Ernte ist er in der Hauptstadt Lomé angekommen und wollte die auf dem Markt verkaufen und zur gleichen Zeit kamen das erste Mal EU-subventionierte Kartoffeln dort an.

LB: Also, verschickt jetzt aus Europa?

TL: Genau, aus Europa, die hier irgendwie im Überhang waren. Was auch immer. Und die Kartoffeln waren billiger, als er seine überhaupt produzieren konnte. Weil die eben subventioniert waren. Das ist zum Beispiel eines der großen Entwicklungshilfeprobleme. Und für mich war es damals irgendwie klar, man muss vor Ort was machen, man muss den Leuten da das Know-How irgendwie mitgeben, damit die sich selber helfen können, damit selber erstmal eine Mikroökonomie entsteht und da vielleicht auch etwas Größeres draus wachsen kann.

Und das ist über die Jahre bei mir immer als Idee im Hinterkopf geblieben und als ich dann die zwei Jahre in Burundi war, da kam schon die Idee auf, wenn ich wieder in Deutschland bin und etwas Neues anfange, dann muss da auch die Option sein, dass man zum Beispiel eine Produktion für kleinere Sachen in einem Entwicklungshilfeland aufbauen kann, damit die Leute dort vor Ort was lernen und selber eine Existenzgrundlage haben.

LB: Super, dass Du sozusagen das Unternehmertum und die Entwicklungshilfe dann da irgendwie verbindest, Deine Talente. Super. Du hast ja dann auch noch zwei Bücher geschrieben. Das eine hat auch noch den schönen Titel: „Ich geh’ offline.“ Wann hast Du das gemacht und worum geht es in den Büchern? Oder, gerade in dem Buch hier mit dem Offline?

TL: Ja, „Ich geh’ offline“, Meditative Walkingpraxis, das ist in 2010 und 2011 entstanden, während meines ersten Jahres in Burundi. Also, ich habe zwar gesagt, ich habe einen Break gemacht und nichts gemacht. Ich habe in der Zeit dieses Buch geschrieben. Dieses Buch, „Ich geh’ offline“, ist im Prinzip eine Anleitung, wie man eine einfache Meditationstechnik mit Walking kombinieren kann. Das war im Prinzip auch die Methode, die ich in 2010 genutzt habe, um mich selber aus dem Loch wieder rauszuholen.

Es ist in Studien nachgewiesen, dass zweimal die Woche 45 Minuten Walking bei vielen depressiven Patienten die Medikamente ersetzt, weil einfach das Gehirn bestimmte Stoffe ausschüttet, die die Stimmung anheben. Ich habe mir gedacht, wenn man das jetzt noch kombiniert mit den positiven Wirkungen von Meditationen, das ist ja irgendwie so ein zeitsparendes Turbomodell, um sich wieder zu erholen.

LB: Das zeitsparende Turbomodell zur Entschleunigung.

TL: Genau. Und da ist eben dieses Buch raus entstanden. Zum Hintergrund muss man wissen, ich bin jetzt im letzten Jahr eines siebenjährigen Studiums des Buddhismus am tibetischen Zentrum in Hamburg. Und im Buddhismus geht es im Prinzip darum, seine Persönlichkeit so weiterzuentwickeln, dass man sich wohlfühlt, dass man sich gut fühlt. Und die Hauptmethoden sind eben verschiedene Meditationsmethoden. Ich bin in diesem Studium mit alten traditionellen Meditationsmethoden in Kontakt gekommen, aber auch mit ganz modernen. Und das ist eben der Hintergrund, aus welchem ich da etwas zur Meditation schreiben konnte und was das Walking betrifft, da hatte ich noch einen CoAutor mit an Bord, den Günther Lehmann, das ist ein bekannter Trainer im Bereich Physiotherapie, der sich da sehr gut auskennt. Und dieses Buch, das ist eher, würde ich mal sagen, eine Praxisanleitung, die man in vielleicht zwei Stunden gelesen hat, es ist nicht sehr umfänglich. Es konzentriert sich wirklich auf die praktische Seite, man kann das schnell lernen, wie das funktioniert. Und ich mache das seitdem, je nachdem, wie es bei mir beruflich läuft, mal regelmäßiger, mal unregelmäßiger. Aber das ist eine wirksame Geschichte.

LB: Also, Sport trägt ja allgemein zum Glücksempfinden bei und Walken, wenn man das dann damit kombiniert, eine tolle Sache! Meditation – tue ich mich wahnsinnig schwer, habe ich schon immer wieder mal versucht, aber irgendwie, das schaffe ich nicht. Sport natürlich, mache ich fast jeden Tag, das ist bei mir auch immer ein ganz fester Bestandteil, weil sonst kann ich überhaupt nicht abschalten. Sonst geht das nicht.

Jetzt hast Du Dich dann irgendwann, als Du wiedergekommen bist aus Afrika, entschieden, dieses neue Unternehmen, also diese Marke Cosyspeed, zu gründen. So bin ich ja überhaupt erstmal auf die aufmerksam geworden, weil, ich sehr gerne fotografiere und ich hatte mir auch genauso eine Mirrorless-Kamera gekauft. Da bin ich dann über Deine Tasche gestolpert. Die ist wirklich super, die besitze ich ja auch, richtig klasse.

War Fotografie schon immer Deine Leidenschaft oder hat sich das entwickelt? Oder wie bist Du jetzt darauf gekommen, genau in dem Markt? Ich meine, Du hättest ja auch irgendwelche anderen Produkte erfinden oder entwickeln können.

TL: Ja, also Fotografie hat durch die Arbeit in der Werbeagentur natürlich immer eine Rolle gespielt und irgendwie so vor 15 Jahren, habe ich mal angefangen, so ein bisschen Streetfotografie zu machen. Und das ist in den Jahren immer mehr geworden und ist auch, sage ich mal, so eine Möglichkeit, um runterzukommen. Also, Fotografie an sich hat ja auch was Meditatives, weil ich mich auf was konzentrieren muss. Ich muss mich fokussieren, damit ich eben ein Foto machen kann. Das zieht einen schon mal aus dem Gedankenstrom raus, den man täglich durch den Kopf sausen hat.

LB: Ich finde auch. Beim Fotografieren ist es bei mir so, man kann es nicht erzwingen. Also, wenn ich jetzt rausgehe oder ich nehme meine Kamera mit und dann sage ich, jetzt will ich mal ein schönes Foto machen, gerade wenn Du Street fotografierst oder Landschaften oder so etwas, das geht ja nicht auf Knopfdruck „jetzt mache ich es“, sondern, man muss ja dann auch Zeit mitbringen und es passieren lassen irgendwo. Das ist glaube ich auch ganz wichtig dabei.

TL: Du musst Dich darauf einlassen, Du musst auf die Suche gehen und das bringt mich schon mal dazu, dass sich meine Gedanken damit beschäftigen und somit werden Probleme, Gedanken, die Sorgen des nächsten Meetings, am nächsten Tag oder so, das wird so ein bisschen ausgeblendet. Du bist ein bisschen im Off, Du bist damit beschäftigt. Also, das war für mich immer so. Ich wollte gerne eben eine Leidenschaft mit meinem zukünftigen Beruf verbinden. Und dann gab es aber nach Burundi auch noch andere Geschäftsideen, aber dieser junge, stark wachsende Markt, Systemkameras, der war einfach so bestechend, dass ich gesagt habe, da musst du rein.

Also, es gibt ja ab und zu mal so eine Chance, wenn etwas Neues aufkommt und man das realisiert, dass da etwas Neues im Entstehen und im Wachsen ist und man da am Anfang auf den Zug aufspringt, dass man schön in Ruhe über die Jahre mitwächst und irgendwann ein nettes Unternehmen da stehen hat. So hatte ich mir das damals vorgestellt und so, wie es aussieht, habe ich da damals auch richtig gelegen.

LB: Wie hast Du denn die Finanzierung hingekriegt dafür?

TL: Das waren im Prinzip Eigenmittel, die ich da mit reingebracht habe. Es gab auch eine kleine Anschubfinanzierung, die ich mit meiner Hausbank damals ausbaldowert habe und inzwischen ist es so, wir haben jetzt noch etwas Neues am Start, da geht es um Elektronik, die in die Fototasche eingebaut wird. Ich kann jetzt gar nicht sagen, was das ist und was das werden wird, es ist etwas ganz Spannendes. Da sind die Investitionskosten allerdings so hoch, dass ich das nicht alleine stemmen kann und da haben ich mir einen Unternehmensberater engagiert, der mich da durch verschiedene Fördermöglichkeiten durchlotsen will. Meine Firma ist ja in Hessen angesiedelt. Hessen hat eine tolle Förderlandschaft, da ist zum Beispiel die mittelständische Beteiligungsgesellschaft in Hessen, die sind sehr gut ausgestattet mit finanziellen Mitteln. Ich versuche jetzt im Prinzip, über solche Förderungen den Anschub für das zweite Projekt zu bekommen.

LB: Spannend, ich bin auch mal ganz gespannt, was das für ein Projekt ist. Fototasche mit Elektronik hört sich erstmal spannend an. Du willst ja diese Firma Cosyspeed dann in eine Non-Profit-Firma umwandeln. Wie kann ich mir das denn genau vorstellen?

TL: Ich würde eher sagen „Not for profit“. Non-Profit, da würde ich fast sagen, das ist so etwas wie das Rote Kreuz oder so, die im Prinzip Dienstleistung anbieten für das Gemeinwohl. Ich möchte ja schon eine Firma haben, die Produkte verkauft und damit Geld verdient. Also sage ich lieber „Not for profit“, die Gesellschaftsform soll eine gemeinnützige GmbH werden. Und ich möchte ganz einfach die Gewinne, die wir erwirtschaften, in Entwicklungshilfeprojekte zum Beispiel reinstecken.

Hintergrund ist im Prinzip der, ich denke, die Situation auf unserem Globus wird immer schwieriger. Die Dinge sind doch gehörig aus der Balance geraten. Und diese Imbalance, in der wir uns befindet, die hängt damit zusammen, dass die Ressourcen und finanziellen Mittel einfach ungleich verteilt sind. Die Reichen sammeln immer mehr Reichtum und die Armen haben immer weniger. Und ich habe mir überlegt, das einzige, was ich dagegen tun kann, ist eben das, was ich mit meinen eigenen Mitteln machen kann. So kam eben die Idee, eine Firma zu gründen, wo ich mich schon als Unternehmer ausleben kann und wo ich auch natürlich gut von leben möchte. Die Gewinne allerdings möchte ich eben gerne teilen, die sollen eben zum Beispiel in Entwicklungshilfeprojekte fließen, damit Andere davon auch profitieren können.

LB: Super, also, Hut ab, finde ich eine ganz tolle Einstellung! Prima! Gibt es da irgendein Vorbild auf Deinem Weg? Das ist jetzt nun wirklich eine tolle Entscheidung. Hast Du da irgendwie ein Vorbild, an dem Du Dich so anlehnst, wo Du sagst, der hat das so gemacht, so wie ich das auch gern machen möchte.

TL: Also, ich habe ja von Dir die Frage ja vorab schon mal gelesen, dass diese Frage kommen könnte.

LB: Jetzt verrätst Du hier alles… Unsere ganzen Geheimnisse!

TL: Ich muss sagen, ich habe da ein bisschen drüber nachgedacht. Eigentlich kann ich jetzt nicht sagen, dass es da einen Unternehmer gibt, den ich da irgendwie als Vorbild habe. Ich habe mal darüber nachgedacht, Mensch, eigentlich, es ist eher so, dass mich so Persönlichkeiten der Weltgeschichte mit ihrem Wirken und ihrem Tun so ein bisschen in so eine Richtung gedrückt haben. Das würde ich mal eher so sagen.

LB: Wer ist das so? Kannst Du einen rausstellen, der das sein könnte?

TL: Ich meine, ich mache diese Buddhismus-Studien und so weiter und ich muss ganz einfach sagen, der Dalai-Lama, das ist für mich schon jemand, der mit seinem Handeln und seinem Tun und mit dem, was er so sagt schon für mich Standard setzt, Maßstäbe setzt. Ich meine, nicht jeder von uns oder wer von uns kann schon irgendwie ein Dalai-Lama werden? Das ist eigentlich ja gar nicht möglich. Aber prinzipiell sagt er gute und sinnvolle Dinge, die man für sich annehmen kann und die ich versuchen möchte, so gut es geht umzusetzen. Ich bin jetzt auch kein religiöser Spinner oder so etwas, das darf man überhaupt nicht so sehen. Aber das ist einfach was, das hat mich schon lange beeindruckt, schon seit 20, 30 Jahren lese ich gerne mal Zitate von ihm und bin über den eigentlich so beeinflusst, dass ich denke, ich muss das, was ich mit meinen Fähigkeiten mache, irgendwie Anderen zur Verfügung stellen.

LB: Ich glaube, dazu gibt es auch keine zwei Meinungen. Egal, welcher Religion man angehört, dass der sicherlich wertvollen Input gibt, was das Weltgeschehen angeht, da bin ich mir ganz sicher.

Ja, erstmal Danke bis hierhin für die wirklich sehr spannende Lebensgeschichte, finde ich ganz ganz toll. Und Deinen Weg, finde ich superklasse, wie Du den dargelegt hast. Kommen wir jetzt zum Schluss zu unseren Abschlussfragen. Hier bitte ich immer um schnelle und präzise Antworten, kurz und knackig.

TL: Mmh (zustimmend).

LB: Welcher ist denn Dein wichtigsten Produktivitätstipp?

TL: Regelmäßige Pausen machen.

LB: Auf welche drei digitalen Gadgets kannst Du nicht mehr verzichten?

TL: Smartphone, Smartphone, Smartphone.

LB: Keine Kamera?

TL: Ja gut, Du hast recht. Kamera, Smartphone, Kamera.

LB: Welche ist Deine Lieblingskamera zurzeit?

TL: Im Moment habe ich am liebsten eine Panasonic Lumix GX8.

LB: Okay, also richtig so eine kleine fürs Vielfotografieren.

TL: Ja.

LB: Okay, super. Welche App oder welchen Internetdienst kannst Du der „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community empfehlen?

TL: G-Mail oder die Google Suite.

LB: Super! Welches Buch hat Dich als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

TL: Der Diamantschneider von Michael Roach.

LB: Okay, werden wir verlinken. Und Dein Buch übrigens dann natürlich auch. Welches ist der beste Ratschlag, den Du jemals erhalten hast?

TL: Es gab mal eine Zeit in 2012, als ich in der beruflichen Neuorientierung war, da habe ich mal irgendwo in einem Artikel im Handelsblatt von jemandem gelesen, ich weiß den Autor nicht mehr, der sagte, investieren Sie Ihr Geld in junge Unternehmen mit guten Ideen oder setzen Sie Ihre eigenen Ideen um. Denn die beste Währung sind immer noch die eigenen Fähigkeiten. Und das war ein Ratschlag, der mir ganz klar gesagt hat, okay, alles klar, ich brauche gar nicht weiter darüber nachdenken, jetzt gehst Du dahin und baust ein neues Unternehmen auf.

LB: Super, finde ich ganz toll. Riesen Echo bei mir hier, finde ich wirklich klasse. Im Bekanntenkreis war jetzt die Diskussion, ja, was macht man denn, man kriegt keine Zinsen mehr, was macht man mit seinem Geld und und und. Da waren Immobilien und so, da war meine Meinung immer, investiere es in dich, das ist eigentlich die beste Investition.

Was machst Du als Unternehmer, um abzuschalten?

TL: Ich meditiere gern, ich fotografiere gern und habe natürlich zentral sehr gern Zeit mit meiner Familie.

LB: Schön. Mit dem Fotografieren, das habe ich mir schon gedacht. Mit dem Meditieren auch nach dem Interview. Wie kann denn die „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community mit Dir in Kontakt treten, wo findet man Dich denn im Netz?

TL: Am einfachsten ist es, auf die Seite cosyspeed.com zu gehen, das ist die Internetseite meiner Firma, da gibt es ein Kontaktformular. Wer mir was schreiben will, der kann da schreiben. Diese E-Mails, die landen bei mir im Posteingang, ich kontrolliere quasi, ich nehme selber in Empfang, was da von Kunden über die Webseite kommt. Oder es gibt noch die Seite keepafocus.com. Das ist mein aktuelles Projekt, ist mein zweites kostenloses E-Book und darüber kann man auch kommen. Da sind auch Facebook und so weiter verlinkt.

LB: Super. Ja, Thomas, dann sage ich vielen vielen Dank.

TL: Ja, vielen Dank an Dich, dass ich in Deiner Show sein konnte, hat Spaß gemacht.

LB: Ja, fand ich auch, war super spannend, super inspirierend. Also, tolle Ideen, da kommen mir ja sofort 10.000 Ideen, was ich mal irgendwann machen möchte. Okay, finde ich wirklich richtig klasse. Thomas, nochmal, vielen, vielen Dank und ich sage mal, Dir und Euch natürlich da draußen eine produktive Zeit, auf bald, danke!

TL: Danke.