In der heutigen Folge des Unternehmer-Talks geht es um das Arbeitszeitmodell der 4-Tage-Woche. Bei diesem Modell wird die Arbeitszeit verringert, aber nicht die Entlohnung. Dennis Schwarzer und ich unterhalten uns über die Durchführbarkeit einer Arbeitszeitverkürzung bei gleichen Leistungen, aber auch über die Auswirkungen und Reaktionen der Mitarbeitenden.

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Podcast

Der Unternehmer-Talk

LB:
Hallo und herzlich willkommen hier auf meinem YouTube Kanal und in meinem Podcast Hallo Fokus! Mein Name ist Lars Bobach und ich bin wieder hier im Unternehmer-Talk mit Dennis Schwarzer zusammen. Hallo Dennis!

DS:
Hallo Lars!

LB:
Heute haben wir ein ganz spannendes Thema „Macht die 4-Tage-Woche für Unternehmen Sinn?“ Sollten wir als Unternehmerinnen und Unternehmer uns Gedanken darüber machen, die 4-Tage-Woche einzuführen? Natürlich bei gleicher Bezahlung. Also nicht weniger bezahlen, sondern genauso viel bezahlen, aber nur vier Tage arbeiten.

Ich bin auf das Thema gestoßen bzw. gestoßen worden, da ich in mehreren Bücher darüber gelesen habe. So auch über einen Surfladen in Kalifornien, der die 15-Stunden-Woche eingeführt hat, weil sie mehr surfen gehen wollten. Sie hatten festgestellt, dass sie nur noch arbeiten. Und jetzt arbeiten sie nur noch 15 Stunden in der Woche.

Dann war ich letztes Jahr in Österreich im Urlaub und habe dort ein Interview mit einem Schreiner im Radio auf Ö3 gehört, der die 4-Tage-Woche bei gleicher Bezahlung eingeführt hat. Und zwar für alle Mitarbeiter, ich glaube es waren 20 bis 30. Als Grund nannte er, dass er keine Auszubildenden gefunden hat und er wollte sich so attraktiver für die jungen Leute machen. Denen ist nicht mehr die Arbeit und das Geld verdienen wichtig, sondern dass sie auch noch viel Freizeit haben.

Jeder von uns, der junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, wir haben es in der Agentur, in der Akademie, Du sicherlich im IT-Bereich auch, Dennis, kann es nur bestätigen. Das ist auch so. Und das Interessante war, es ist schon etwas länger her seit er das eingeführt hatte, dass er gesagt hat, es hat geholfen.

Seitdem rennen ihnen Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Azubis die Bude ein. Und das im Handwerk!

DS:
Das ist mit Sicherheit ein sehr positives Beispiel dafür. Wir hatten uns mit dem Thema auch schon beschäftigt und es gibt wohl auch Feldversuche aus skandinavischen Ländern, Finnland, die das großflächig einführen wollten oder sogar sollten. Es gibt wirklich viele positive Aspekte dazu.

Allerdings gibt es dann auch uns Unternehmer, die da sitzen und Angst haben vor irgendwelchen Dingen. Ich will mich da gar nicht ausnehmen. Es gibt bestimmt sehr viele positive Aspekte in dem Zusammenhang, gerade Attraktivität für Mitarbeiter steigern etc. Mir fallen dann aber direkt so Sachen ein wie, dann ist aber freitags keiner mehr da, der die Kunden bedienen kann.

Das ist natürlich sehr kurzfristig gedacht und ich bin sicher, dass man das auch anders darstellen kann. Eine 4-Tage-Woche muss ja nicht zwingend auch bedeuten, dass ich nur vier Tage arbeite. Es könnte ja auch stattdessen eine 30 Stunden Woche sein.

LB:
Ja klar.

DS:
Bestimmte Positionen kann man auch so besetzen, dass sie trotzdem jeden Tag besetzt sind, aber nicht so lange oder so etwas. Ich habe einen Kompagnon bei mir in der Firma, der hat das Thema schon mal vor zwei oder drei Jahren aufgemacht. Wir haben tatsächlich auch bei uns die Wochenarbeitsstunden reduziert. Nicht in so einem riesigen Umfang, aber damals war es irgendwie üblich, dass man 42-Stunden-Wochen hatte und wir sind dann auf 38,5 Stunden gegangen. In dem Zusammenhang war das schon relativ viel. Aber das wäre jetzt nochmal ein viel größerer Schritt, eine 4-Tage-Woche daraus zu machen.

Wenn man es schön bunt ausmalt, klingt es total attraktiv. Wenn ich mir vorstelle, dass in weniger Zeit die gleiche Arbeit gemacht würde. Das wäre dann unternehmerisch mein Gedanke dazu. Also ich würde dann von meinem Mitarbeiter erwarten, dass er das, was er bisher in fünf Tagen gemacht hat, in vier Tagen macht, von der „Wertigkeit“ her.

LB:
Vom Ergebnis her.

DS:
Dafür bezahle ich ihn ja auch gleich. Man hätte dann eine fokussiertere Arbeitszeit in dieser Zeit. Man könnte das schon sehr bunt, sehr schön sich ausmalen.

Der Schwarzmaler könnte dann halt auch wieder sagen, es würde viel mehr Zeit rechts und links verloren gehen. Dann brauche ich wieder mehr Stellen, die ich besetzen muss, damit ich gleich viel Leistung meinen Kunden erbringen kann usw. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt. Also da bin ich noch ein bisschen ambivalent zu. Aber längst nicht mehr so gesperrt, wie ich es mal war. Das muss ich zugeben.

Als ich das zum ersten Mal gehört habe, habe ich gesagt, soweit sind wir auf keinen Fall. Das kriegen wir hier nicht hin. Ich glaube aber auch, dass das nicht nur meine Entscheidung ist als Unternehmer und Führungskraft, sondern dass das insgesamt auch zum Unternehmen passen muss. Es muss kulturell irgendwie passen, die Mitarbeiter müssen da mitmachen, die müssen auch die Sinnhaftigkeit dessen verstehen.

Da sind wir dann wieder bei meinem Warum bzw. unserem Warum, über das wir schon gesprochen haben. Das sind dann so Punkte, die man dann auch noch klar machen muss. Und das muss man dann auch wieder nach außen und zu den Mitarbeitern tragen, was man sich denn davon erhofft und klarmachen, dass es für alle Beteiligten etwas Gutes sein kann. Wie stehst Du denn dazu?

LB:
Ich bin auch total zwiegespalten. Ich würde es total gerne machen, genau wie dein Kompagnon. Ich würde es am liebsten morgen machen und in allen meinen Firmen. In den Handwerksfirmen, aber auch jetzt hier in so einer Online-Marketing Agentur, wo es sicherlich einfacher ist. Aber ich habe genauso Zweifel und genauso Angst.

Wir diskutieren das auch schon, gerade in den Handwerksfirmen, wo dann gesagt wird, Moment mal, wie kann ich denn dann gleich bezahlen, weil da wird ja oftmals gedacht, wobei, wir sind da in unseren Handwerksbetrieben Gott sei Dank schon etwas weiter, nach dem Motto, so dieses klassische Handwerkerdenken, eine Stunde arbeiten, eine Stunde abrechnen.

Da sind wir von weg und da muss man auch von weg, glaube ich, generell als Firma, dass man immer Zeit gegen Geld rechnet, sondern man muss einfach seine Leistung abrechnen. Leistung hat jetzt nichts mit Zeit zu tun, sondern, ich gebe ein einfaches Beispiel, bei ISOTEC dichten wir Wände ab, da wird nach Quadratmetern abgerechnet und nicht nach „wie lang braucht der denn, um diese Wand abzudichten?“ Sondern die Wand hat 20 Quadratmeter, dann werden 20 Quadratmeter angeboten und 20 Quadratmeter abgerechnet.

So bin ich ein bisschen weg von dieser Stundengeschichte und das ist in der IT ja das Gleiche. Da habt ihr euch ja auch schon Gedanken gemacht.

DS:
Unbedingt, ja. Wir wollen auch gerne nicht für die Störungsbehebung bezahlt werden, sondern wir wollen dafür bezahlt werden, dass Störungen gar nicht erst passieren. Somit wollen wir davon weg kommen, dass wir letzten Endes für eine Störung beim Kunden „belohnt“ werden, weil wir es beheben müssen. Wir haben da auch so gemanagte Services, wo wir also einen Service zur Verfügung stellen und dafür sorgen, dass das funktioniert. Und wenn der nicht funktioniert, dann stört uns das genauso, wie den Kunden, denn wir müssen dann etwas tun und kriegen dafür aber nicht mehr Geld. Da sind wir schon auf einem ähnlichen Level.

Jetzt ist es ja im Handwerk so, gerade machst du da eine 20 Quadratmeter Wand, aber an dem fünften Tag könntest du ja auch rein theoretisch eine 20 Quadratmeter große Wand machen, die fehlen dir ja dann.

LB:
Ja, gut. Aber an einem Tag machst du keine 20 Quadratmeter große Wand. Ich weiß aber, was du meinst. Es ist nur so, was wir uns fragen müssen, grundsätzlich als Unternehmerin und Unternehmer, haben wir, wenn wir jetzt tatsächlich einen Tag weniger arbeiten, dann sind es jetzt beispielsweise 32 Stunden anstatt 40, rechnen wir mal ganz einfach, schaffen wir dann in den 32 Stunden genauso viel wie in den 40 Stunden?. Das ist jetzt erstmal die Frage. Sind wir genauso produktiv?

Ich würde behaupten ja. Weil ich glaube auch, dass niemand länger als sechs Stunden konzentriert am Tag arbeiten kann. Auch wenn man sich 12 Stunden im Büro aufhält, heißt das noch lange nicht, dass man dann 12 Stunden arbeitet.

DS:
Genau. Wir müssen in unserem Kopf einfach davon weg, dass wir bislang irgendwie Anwesenheitszeit bezahlen und es eigentlich vollkommen egal ist, ob derjenige jetzt um acht oder um 10 Uhr anfängt. Sondern eben das Produktive, genau wie du eben sagtest, …

LB:
Das Ergebnis zählt.

DS:
… bezahlen wollen. Und dann uns dadurch attraktiver machen, mehr Leute haben, die dann den fünften Tag wieder ausgleichen können. Und dann bekomme ich doch meine 20 Quadratmeter Wand wieder hin, wie in deinem Fall, weil ich jetzt auf einmal Leute da habe, die diese Baustelle bedienen können, die ich vorher gar nicht hätte bedienen können, weil ich gar keinen Trupp dafür gehabt hätte.

Da muss man glaube ich einfach über seinen Schatten springen und ein bisschen weiter schauen. Wie gesagt, ich will jetzt hier gar nicht den Messias für die 4-Tage-Woche sein, aber das sind so die Punkte, die mich so umtreiben in diesem Zusammenhang.

LB:
Ja, ich glaube, die Produktivität nimmt nicht ab. Und ich habe mich jetzt mal in dem Zusammenhang, auch als Vorbereitung für diese Folge, damit beschäftigt. Und ich hatte letztes Jahr einen Online-Vortrag vor einer Steuerberater-Gemeinschaft gehalten und bin da auf Erich Erichson gestoßen. Der hat das nämlich durchgeführt in seiner Steuerberatung. Und der hat nicht die 4-Tage-Woche, der hat die 25-Stunden-Woche.

Erich hat eine sehr interessante Geschichte hinter sich. Er hat einen Burn-out gehabt, wohl sehr massiv, das ist auch kein Geheimnis, das erzählt er auch immer sehr ausschweifend. Und deshalb ist er auf die Idee gekommen und hat sich gesagt, ich muss irgendetwas anders machen, um nicht wieder da hinein zu kommen.

Deshalb hat er in seiner Steuerberatungskanzlei die 25-Stunden-Woche eingeführt, mit gewissen Regeln. Das hat aber so gut hinterher funktioniert, dass er das zum neuen Geschäftsmodell gemacht hat und jetzt andere Steuerberatungskanzleien dazu berät, wie sie auch die 25-Stunden-Woche einführen.

Erich Erichson sagt, es gibt fünf Dinge, die man dafür braucht:

  1. Digitalisierung
  2. Strukturierte Arbeit, also richtige Workflows
  3. Gute Kommunikation
  4. Veränderungen im Team wollen, also die Identifizierung des Teams mit dem Ziel nur noch 25 Stunden die Woche arbeiten zu wollen
  5. Nehmerqualitäten, denn es gibt Rückschläge und es müssen gemeinsam Hürden genommen werden

Aber, wenn das dann so funktioniert, sagt er, ist die Produktivität die gleiche.

DS:
Das kann ich mir gut vorstellen. Das ist ja leider etwas, was wir Menschen immer wieder so machen, sobald dann der erste Rückschlag kommt, dass wir sagen, das Konstrukt funktioniert nicht und wieder zurück zum alten Modell.

Ich denke auch, das tut dann mal ein Weilchen weh und dann muss man da aber irgendwie durch. Wenn man sich da aber ein schönes Ziel malt, das man dann durchaus erreichen kann, dann hat man ja was, woran man sich festhalten kann. Und wenn einem von vornherein klar ist, das nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, dann passt es. Es müssen aber bestimmt ein paar Voraussetzungen erfüllt sein.

Deshalb hab ich damals vor zwei, drei Jahren auch gesagt, wir sind noch nicht so weit. Das war nur ein Bauchgefühl damals, aber es kann durchaus sein, dass ich das unbewusst an solchen Faktoren wie Kommunikation, Prozesse, Abläufe usw. auch festgemacht habe. Gerade die Kommunikation, wenn man immer davon ausgeht, der andere ist auch da und ich frage den das. Habe also gar keinen Ablauf, sondern eine Hand gibt der anderen was. Wenn man das digitaler und prozesstechnischer abbilden kann,

LB:
Weniger Reibungsverluste hat.

DS:
Genau, wenn man weniger nachfragen muss, hat man weniger Reibungsverluste, dann kann man das Gleiche in viel kürzerer Zeit erreichen. Man muss bestimmt zu Anfang da einiges rein investieren und wenn es Schweiß und Schmerz ist.

LB:
Ich weiß auch, was er gesagt hat, zum Beispiel Handynutzung, das verbieten wir ja keinem, die haben auf dem Schreibtisch oder auch auf der Baustelle immer ihre privaten Handys dabei. Ist auch vollkommen in Ordnung, da wird natürlich mal hier und mal da eine Whatsapp-Nachricht geschrieben. Aber das hat er eingeschränkt, weil er gesagt hat, wenn wir dann schon in so wenig Zeit arbeiten, dann müssen da auch andere Regeln her, was das angeht.

DS:
Da würde ich mir fast wünschen, dass das von alleine kommt. Das der Mitarbeiter dann sagt, ich kann das jetzt gar nicht machen, sonst schaffe ich meine Arbeit für den Tag ja gar nicht und ich will ja um 15 Uhr in Feierabend gehen. Das heißt, ich nehme mir das jetzt gar nicht raus, weil sonst müsste ich ja länger bleiben.

Ich würde zum Beispiel sagen, ich will dich nach 15 Uhr hier gar nicht mehr sehen. Und wenn er dann aber beispielsweise eine halbe Stunde privaten Kram macht, dann würde er seine Arbeit für den Tag nicht schaffen, dann müsste er länger bleiben, was wiederum würde dazu führen, dass er dann „Rechenschaft“ablegen müsste. Ist natürlich der falsche Begriff. Letzten Endes, dass er merkt, oh, es hat nicht geklappt. So dass er es aus seinem eigenen Antrieb heraus macht.

Da sind wir dann wieder bei dem Warum für den Mitarbeiter. Ich persönlich würde versuchen, nicht zu viel zu „beregeln“, sondern es aus eigenem Antritt heraus zu schaffen. Aber ich habe es ja auch noch nicht eingeführt, deshalb bin ich ja dem Erich hinterher.

LB:
Genau, wir haben uns das noch nicht getraut. Bevor ich jetzt zu der Frage komme, wie wir jetzt hier weitergehen, würde mich mal interessieren, ich habe mir auch dazu Gedanken gemacht, Pro hatten wir jetzt ein paar Punkte. Dass man als Arbeitgeber attraktiver wird, wir haben diesen Kampf um Talente, War for Talents, Krieg um die Talente, sagen die Amerikaner sogar, dass man den gewinnen kann oder sich zumindest in eine gute Position manövriert, indem man solche Arbeitszeitmodelle andenkt.

Sicherlich eine gute Idee. Jetzt aber ein paar Kontras noch. Zwei würde ich gerne noch ansprechen. Das eine ist und das habe ich auch, es gibt Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, die wollen das gar nicht.

DS:
Überstundensammler!

LB:
Überstunden werden bei uns sowieso nicht bezahlt, im Handwerk schon, aber in der Agentur nicht. Aber die wissen gar nicht, was sie mit ihrer Freizeit anfangen können, so könnte man fast glauben. Die dann sagen, will ich das? Die identifizieren sich so mit ihrer Arbeit, was sehr viel mit ihrem Selbstwertgefühl zu tun hat, das haben wir Unternehmerinnen und Unternehmer ja ganz häufig, diese Identifikation hauptsächlich über unsere Arbeit.

Und wenn das bei Mitarbeitenden auch so ist, tun die sich sogar schwer. Die Jungen haben da kein Thema mit. Wir haben da gerade wieder ein Bewerbungsgespräch gehabt, da war dann direkt klar, mehr als 25 Stunden werde sie nicht arbeiten, weil sie noch ihren privaten Hobbies nachgehen möchte.

Aber es gibt auch welche, die genau umgekehrt sagen, gerade jetzt langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wirklich mit Begeisterung bei der Sache sind, die wollen das gar nicht. Was machen wir mit denen?

DS:
Schmackhaft erklären. Da habe ich natürlich auch keine Antwort.

LB:
Die wollen gar nicht nach Hause.

DS:
Flüchten vor zu Hause. Aber da hätte ich jetzt spontan auch keine Idee.

LB:
Das muss jeder selber wissen.

DS:
Letzten Endes muss es jeder selber entscheiden. Aber vielleicht ist es dann ein Unternehmenswert und das klingt jetzt vielleicht hart, aber dann passt es halt nicht. Vielleicht ist es dann einfach ein Unternehmenswert, der so präsent ist, das sich das Thema dann von selbst erledigt, weil man dann vielleicht da gar nicht mehr arbeiten mag.

LB:
Ok.

DS:
Das Eine ergibt dann vielleicht das Andere. So hart, wie das jetzt klingen mag. Ich hätte jetzt so ein Beispiel bei mir nicht, glaube ich.

LB:
Ich schon. Ich hätte mehrer sogar. Ich hätte viele, wo ich sagen würde, die würden sich total freuen, ich habe aber auch ein paar, die mir sofort einfallen, die würden sich total schwer damit tun. Wir diskutieren das ja schon. Ich habe das ja schon mal in allen Firmen angesprochen und habe gefragt, was haltet ihr denn davon? Es ist wirklich schwer.

Das andere, und da habe ich die meisten Bauchschmerzen mit, aber vielleicht seid ihr da schon weiter und kann mir die da nehmen. Es ist das Thema, was mich jetzt auch schon in der Coronazeit bewegt hat, das Zusammengehörigkeitsgefühl.

DS:
Arbeitszeit, Arbeitsort frei wählbar und dadurch wenn man sich dadurch nicht mehr trifft, meinst du das?

LB:
Ja, das ist ja sowieso so. Aber wenn man jetzt noch sagt, wir arbeiten kürzer, aber das muss dann absolut produktiv und effizient sein.

DS:
Das ist dann auch intensiv.

LB:
Intensiv. Man sitzt dann sozusagen in seinem Tunnel am Rechner oder wo auch immer und dann kommt es ja zu viel weniger Gesprächen hier und da oder das man sich mal in der Küche zusammensetzt und einen Kaffee oder Tee zusammen trinkt, ein Pläuschchen hält.

DS:
Ist das soß

LB:
Da hätte ich jetzt die Sorge, dass das zu kurz kommt.

DS:
Oder könnte man dann sagen, man arbeitet dann intensiver gemeinsam im Team. Weiß ich jetzt nicht, ob das vielleicht nur ein Glaubenssatz ist.

LB:
Garantiert ist das ein Glaubenssatz. Aber ob der jetzt richtig ist?

DS:
Genau, ob der stimmt oder nicht. Also ich hätte jetzt gesagt, dann ist die Zusammenarbeit intensiver und man muss sich auch aufeinander einstimmen, damit man in dieser kürzeren Zeit trotzdem das schafft, was man schaffen möchte. Vielleicht ist es dann tatsächlich so, dass man sich durch das bessere Aufeinandereinstimmen sogar besser versteht. Und vielleicht im Anschluss dann sogar die Freizeit gemeinsam verbringt.

LB:
Aber das Zwischenmenschliche, du weißt, was ich meine. Dass das bei der Arbeit besser geht, das glaube ich schon. Aber das Zwischenmenschliche, dass man sich auch verbindet, dass man weiß, was sie privat machen, das man an dem Leben teilnimmt, an dem Leben der Kinder so ein Stück, dass das irgendwie zu kurz kommt.

Das ist mir schon aufgefallen, dass das in der Coronazeit bei mir weniger geworden ist, dass ich das von anderen mitbekomme.

DS:
Wir merken einfach, dass wir uns in der Coronazeit gar nicht mehr in der Form sehen, persönlich. Dass diese soziale Komponente verloren geht und mit entsprechenden Events online wieder aufzufangen, aber das ist dann wieder eine andere Herausforderung vor der wir dann stehen. Mit der man sich dann in dem Zusammenhang auch wieder beschäftigen muss.

Aber machen wir nochmal Glaubenssätze und einen Schritt zurück. Hättest Du vor zwei Jahren gedacht, dass du quasi alle Arbeiten, die du machst, auch machen kannst, ohne dass man sich an einem Ort, wie einem Büro trifft?

Ich hätte gesagt, nein das geht nicht. Wir brauchen einen Ort, an dem wir zusammenkommen, um gemeinsam zu arbeiten. Ich habe in den letzten zwei Jahren gemerkt, selbst ich, der ja sehr digital unterwegs ist, es ist nicht nötig.

Also diese Glaubenssätze, die man dann hat, an anderen Orten wird dann nicht mehr gearbeitet, in der Form, usw. ist in unserem Fall überhaupt nicht bestätigt. Nur weil jemand an einem Ort wie einem Büro ist, heißt das nicht, das er da produktiver arbeitet als an einem anderen Ort.

Es gibt bestimmt diese Herausforderung, aber es gibt auch eine Lösung dafür. Vielleicht ist da draußen ja jemand, der das besser weiß als wir, das würde mich interessieren. Da freue ich mich auf die Kommentare.

Das ist durchaus etwas, womit, wie ich denke, wir uns befassen müssen in der Zukunft, weil wir irgendwie uns um Mitarbeiter kümmern müssen, es ist auch ein bisschen Selbstzweck bzw. Selbstfürsorge für den Mitarbeiter, es ist attraktiver machen für andere oder neu hinzukommende Arbeitnehmer.

Aber dann gibt es auch wieder so Punkte wie stelle ich sicher, dass meine Kunden auch in den „anderen“ Zeiten betreut werden.

LB:
Ja, gut. Das kann man ja organisieren. Ich glaube, da ist noch viel Diskussionsbedarf. Wie werdet ihr jetzt konkret vorgehen?

DS:
Es war ganz witzig in der Vorbereitung auf dieses Gespräch, weil ich mich nicht mal 48 Stunden vorher mit meinem Partner genau über dieses Thema unterhalten habe. Auch in Vorbereitung auf das neue Jahr, wir sind jetzt zum Zeitpunkt der Aufzeichnung, Anfang Januar. Wir haben gesagt, das ist etwas, mit dem wir uns unbedingt beschäftigen wollen.

Wir werden das jetzt auch noch ein bisschen weiter für uns ausarbeiten. Ein paar Eckdaten, die wir für uns spannend finden und ich würde es dann gerne dem Team mal präsentieren, um zu gucken, was da denn für eine Antwort kommt. Ich habe da bislang auch nur Glaubenssätze. Ich könnte mir vorstellen, dass es ganz gut ankommt. Es muss halt irgendwie passen. Vielleicht macht man es in Verbindung mit einer Testphase. Ich bin mir tatsächlich noch nicht ganz im klaren, muss ich zugeben.

LB:
Ich auch nicht, da sind wir schon zwei. Wir diskutieren das auch. Ziel ist es, dass wir das irgendwie dieses Jahr durchdiskutieren, also 2022, und dann 2023 irgendwie ins Handeln kommen. Das wäre so mein Wunsch. Ob dem so ist, ich habe ja auch nicht in allen meinen Firmen nicht immer das Sagen, muss man dann mal gucken.

DS:
Aber genau darum geht es hier auch. Es geht nicht darum, dass wir sagen, so soll das sein und so soll das laufen. Wir wollen einfach den Gedankenanstoß machen und sagen, dass sich da draußen mehrere Leute damit beschäftigen und es für jeden ein anderes richtig gibt, als für uns.

Ich könnte mir vorstellen, dass ich gedrängelt durch meinen Partner, der da ein bisschen forscher ist als ich es bin, das durchaus schon in diesem Jahr umsetzen könnte.

LB:
Das wäre toll.

DS:
Weiß ich nicht, ob es toll ist, aber ich bin gespannt, was passiert.

LB:
Du wirst es auf jeden Fall berichten.

Mich bzw. uns interessiert natürlich jetzt, inwieweit Ihr damit seid. Habt Ihr Euch auch schon mal damit beschäftigt? Seid Ihr da eventuell schon viel weiter als wir? Oder welche Themen oder welche Pro und Kontra Argumente habt Ihr, die wir hier nicht behandelt haben? Bitte schreibt da einfach an office@larsbobach.de. Das würde mich sehr freuen, dann werden wir garantiert in einem der nächsten Unternehmer-Talks mal darauf eingehen. Weil das ist wirklich ein spannendes Thema für uns Unternehmerinnen und Unternehmer.

DS:
Dann gibt es eine Folge 2.

LB:
Vielleicht gibt es sogar noch mehrere Folgen, so eine Art Sequel, nennt man das heutzutage, das wir da immer wieder mal etwas dazu machen, gerade wenn du das einführst. Wenn ich es einführen sollte, in irgendeiner meiner Firmen, in den nächsten Jahren, werde ich garantiert darüber berichten.

Dennis, vielen Dank dir und Euch für Eure Aufmerksamkeit.

DS:
Gerne.

LB:
Und ich wünsche Euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Macht’s gut.

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