Kann das überhaupt funktionieren? Ein Unternehmen ohne eigenes Büro, ohne einen festen Firmensitz an dem die Mitarbeitenden regelmäßig ein- und ausgehen, sich treffen und austauschen?

Ich bin skeptisch und trotzdem habe ich mich getraut. Zum 31. Juli habe ich für zwei meiner Firmen, die Franchise Rockstars GmbH und die Lars Bobach Akademie, die Büroräume gekündigt. Zukünftig werden wir nur noch von zu Hause arbeiten. Virtual first.

Wie ich darauf gekommen bin? Zum einen durch personelle Veränderungen, die sich in meinen Firmen ergeben haben. Ein paar Mitarbeiterinnen ziehen weg und möchten weiterhin für das Unternehmen arbeiten, teilweise aus Sri Lanka!!!

Dann war da noch der Einfluss der Pandemie und die leerstehenden Büros. Und zu guter Letzt hatte ich auch ein großes Vorbild: Die Firma Dropbox aus den USA.

Video

Podcast

Schaffe eine Fokus-Kultur in Deinem Unternehmen, Marc Paczian (Dropbox)
Franchise-Rockstars
Lars Bobach Akademie

Mein Ohne-Büro-Experiment

Die Firma Dropbox macht es vor

Letztes Jahre hatte ich mit Marc Paczian, einem der Führungskräfte von Dropbox Deutschland, ein Interview geführt. Dort hat er die ‘Virtual First’ Strategie von Dropbox vorgestellt. Seit Anfang 2021 gibt es bei Dropbox nur noch Homeoffice Arbeitsplätze. 

Weltweit wurden alle Büros gekündigt und die Mitarbeitenden ins Homeoffice geschickt. Alle 1.500 Mitarbeitenden von Dropbox arbeiten seitdem nur noch von zu Hause.

Virtual First, bedeutet nur noch Homeoffice

Dropbox hat bewusst auf eine Wahlmöglichkeit zwischen Büro und Homeoffice verzichtet. Auch wurden die bestehenden Büros nicht in Coworking-Spaces umgebaut. Nein, virtual first bedeutet nur noch Homeoffice, ohne wenn und aber.

Der Grund dahinter ist einleuchtend. Mit der Homeoffice-Pflicht wird vermieden, dass die Firma in zwei Lager gespaltet wird und dass diejenigen Mitarbeitenden, die weiterhin ins Büro kommen, bei Beförderungen oder Lohnverhandlungen bevorzugt behandelt werden.

Ohne Büro, dafür mit einem Café

Für den persönlichen Austausch hat sich Dropbox etwas Besonderes überlegt: das Dropbox Café. In jedem Land, in dem Dropbox tätig ist, hat es für seine Mitarbeitenden ein Café eingerichtet. Das ist nicht öffentlich zugänglich, sondern steht nur Mitarbeitenden von Dropbox zur Verfügung. 

Dort können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum persönlichen Austausch, für Teammeetings, zum Brainstorming oder für allgemeine Events treffen. Für regelmäßiges Arbeiten sind die Dropbox Cafés nicht ausgelegt.

Wie ich das Ohne-Büro-Experiment umgesetzt habe

Für mein Ohne-Büro-Experiment habe ich mich von Dropbox inspirieren lassen. Auch wir haben eine Art Café eingerichtet, in dem wir uns persönlich treffen und austauschen können. 

Im Gegensatz zu Dropbox sind dort aber auch ein paar Arbeitsplätze eingerichtet, sodass dort gearbeitet werden kann. Jeder Mitarbeitende kann ohne Ankündigungen dort einen Arbeitsplatz beziehen, ähnlich wie im Coworking-Space.

Einen von diesen Arbeitsplätzen werde hauptsächlich ich nutzen, da ich nicht gut im Homeoffice arbeiten kann. Klappt bei mir irgendwie nicht, aber das ist ein anderes Thema…

Was ich mir mit meinem Ohne-Büro-Experiment erhoffe

Mehr Freiheit für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Wesentliche, was ich mir von dem Ohne-Büro-Experiment erhoffe. Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeitenden die gleichen Freiheiten besitzen, wie ich sie mir rausnehmen kann. 

Das bedeutet eine freie Zeiteinteilung, Arbeiten nach dem eigenen Biorhythmus und das bedeutet auch, dass Freizeitaktivitäten in die „eigentliche“ Arbeitszeit gelegt werden können, die sonst nur am Abend oder am Wochenende möglich sind. 

Damit erhoffe ich mir, gezielt junge Familien zu fördern. Durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie habe ich mitbekommen, dass viele berufstätige Mütter und Väter öfters zu Hause kochen, sich die Kinderbetreuung besser aufteilen können, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen und generell präsenter sind. 

Zusätzlich habe ich auch ein egoistisches Motiv: Mit dem Virtual First Ansatz erhoffe ich mir, als attraktiver Arbeitgeber für junge Menschen wahrgenommen zu werden. Solltest du das so empfinden und würdest du gerne in einem meiner Teams mitarbeiten, so kannst du mir gerne deine Bewerbung schicken.

Was mit an meinem Ohne-Büro-Experiment Sorgen bereitet

Aber ich habe auch Sorgen und viele Fragen:

  • Kann eine echte Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen, wenn nur noch virtuell zusammengearbeitet wird?
  • Wie sieht es aus mit dem Teamspirit, wenn man sich nur noch selten persönlich sieht? 
  • Wie gestaltet sich das Onboarding neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? 
  • Wann finden die Unterhaltungen statt, die sich nicht um Arbeitsthemen drehen, die normalerweise in der Küche stattfinden? 
  • Wie wird es mir gelingen Zwischentöne wahrzunehmen, wie in einer persönlichen Begegnung? 
  • Werden die Mitarbeitenden im Homeoffice auch abschalten können, oder ist dadurch die Arbeit allgegenwärtig?
  • Wie gestaltet sich die Mitarbeiterführung, wenn die Mitarbeitergespräche hauptsächlich virtuell stattfinden?
  • und und und

Fragen über Fragen, auf die ich heute noch keine Antwort weiß…

Worüber ich mir bei dem Ohne-Büro-Experiment keine Gedanken mache

Aber es gibt auch viele Themen über die ich mir keine Sorgen mache. Da unsere Kommunikation und alle Prozesse 100% digital abgebildet sind, werden wir diesbezüglich keine Schwierigkeiten haben. 

Auch mache ich mir keine Sorgen um die Produktivität. Die Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Teams in meinen Unternehmen arbeiten alle sehr selbständig und unternehmerisch. Da wird sich nichts ändern.

Fazit

Ist dieser Schritt mutig? Vielleicht. Aber vielleicht ist er auch total naiv und dämlich. Ich weiß es nicht, aber die Zukunft wird es uns zeigen.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt und frohen Mutes, dass das Positive überwiegen wird. Über den weiteren Verlauf und meine Erfahrungen mit dem Ohne-Büro-Experiment werde ich auf dem Laufenden halten. Versprochen.. 

Das könnte Dich auch interessieren:

Mitarbeiterführung aus dem Homeoffice
Schaffe eine Fokus-Kultur in Deinem Unternehmen – Marc Paczian