Wer kennt dieses Gefühl des Versagens und der Hilflosigkeit nicht, wenn er kurz vor einer Präsentation oder einer Rede steht?

Barbara ist Schauspielerin und hat Techniken entwickelt, die ihr vor ihren zahlreichen Auftritten helfen, trotz der Anspannung ihr inneres Gleichgewicht zu erhalten. Arbeitsreiche Techniken, die sich ganz bestimmt auszahlen.

Hier das Transkript des gesamten Podcasts und vorab die Sponsoren:

Sponsoren:

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Lars Bobach Online-Marketing AG

LB: Herzlich willkommen zum Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit der bezaubernden Barbara Fernandez, hallo Barbara.

BF: Guten Morgen lieber Lars.

LB: Hallo, ja, schön, dass Du da bist und ich finde auch, wir haben eine super interessante Folge heute. Schnaps oder Yoga – fünf Tipps zur Beruhigung vor einer wichtigen Präsentation. Ja, erstmal die Frage an Dich, Barbara, bist Du überhaupt noch aufgeregt vor einer Präsentation? Du bist doch hier der Bühnenprofi schlechthin, Schauspielerin, Du stehst andauernd auf der Bühne, machst Vorträge und, und, und.

BF: Natürlich bin ich aufgeregt und wer nicht aufgeregt ist, der ist, glaube ich, tot. Also, alle Menschen sind aufgeregt, auch Schauspieler, auch Profis. Vielleicht in einem einigermaßen balancierten oder ausbalancierten Maße, aber, Aufregung gehört einfach dazu, das macht unser Körper ganz natürlich.

LB: Und? Schnaps oder Yoga bei Dir?

BF: Früher Schnaps, heute Yoga.

LB: Echt?

BF: Nein! Also, Alkohol hilft nicht wirklich für die Fokussierung und die Konzentration. Das ist nicht wirklich zu empfehlen. Es ist natürlich eine Nervenberuhigung, das funktioniert ja wunderbar. Zum Beispiel, wenn man ein Fotoshooting machen muss, kann es schon mal ganz cool sein, ein Glas Sekt zu trinken, das löst. Aber, wer redet und wer klar denken will auf der Bühne, der sollte Alkohol meiden.

LB: Ja, klar, aber Yoga? Das hilft? Oder?

BF: Atmung hilft, Fokus hilft und Yoga könnte durchaus, also, wer viel Yoga macht, hat den Vorteil, sich zu berufen auf kleine Atemübungen, Konzentrationsübungen, die er halt schon kennt. Und alles, was man schon kennt, ist dann auch leicht einsetzbar vor der Präsentation.

LB: Meditationsübungen sind das auch teilweise, so mit Atmen. Denke ich direkt an Meditation, hilft das auch?

BF: Das hilft auch, genau. Das Beste ist, das, was wir sowieso schon machen, zu nehmen. Das, wo wir uns zu Hause fühlen und was uns irgendwie nah ist. Also, wer meditiert, hat auch den Vorteil natürlich, eine kleine Meditation einzulegen vor der Präsentation.

LB: Gut, das ist eine Sache, die ich gar nicht kann.

BF: Du könntest einfach mit dem Fahrrad zum Vortrag fahren, dann bist Du schon mal im Körper und in der Atmung.

LB: Und auf jeden Fall müde! Aber trotzdem, ich bin immer super nervös, muss ich ehrlich sagen, vor so einer Präsentation.

BF: Und wie äußert sich Deine Nervosität? Verhaspelst Du Dich oder schwitzt Du?

LB: Also, ich glaube, auf der Bühne merkt man es dann vielleicht nicht so, das war früher schlimm, da habe ich sogar teilweise gezittert. Da konnte ich mein Mikro gar nicht ruhig halten. Dann trage ich relativ viel vor und habe das Mikro immer gegen mein Kinn gedrückt, damit es nicht so wackelte. Weil, wenn es dann zu viele Menschen waren und ich auch ein bisschen unsicher war, war das immer eine Hilfe, dass ich gesagt habe, wenn ich es in die Hand nehmen muss, dann ans Kinn drücken. Und das hat auch geholfen oder wenn ich, die meisten, die ich aber früher gemacht habe, waren noch hinter einem Podest oder Podium, so ein Sprecherpult. Da kann man sich auch gut dran festhalten. Obwohl das natürlich eigentlich nicht gut ist bei einer Präsentation.

BF: Andere Nachteile mit sich bringt, aber, es ist schon sehr gut, für sich zu sorgen und zu wissen, ich bin so Kandidat, ich kann jetzt nicht ein DIN-A4-Blatt in der Hand halten auf der Bühne, weil, dann sehen alle, wie sehr ich zittere, das möchte ich nicht. Gut, das zu wissen und dann auch dafür zu sorgen, das ist gut. Die Aufregung kommt natürlich vom Adrenalin und unserem Körper, das funktioniert ganz schnell im limbischen System, Achtung, Gefahr, Bühne, alle Augen gucken mich an. Da fährt das System hoch, da können wir gar nichts gegen machen. Wir können halt höchstens damit umgehen und gucken, dass es in einem Maß bleibt, mit dem wir gut agieren können. Weil, der Vorteil von Adrenalin ist, dass wir schnell denken können, wir sind unglaublich aufmerksam, wir kriegen ganz viel mit und wir können diese Aufregung deshalb einfach auch positiv für uns nutzen, so dass wir vielleicht sogar noch eloquenter werden.

LB: Dieses viel mitkriegen, das stimmt, wobei, das stört mich auch manchmal. Wenn ich da einen Vortrag halte, dann gucke ich in die Gesichter und dann sieht man auch nicht immer nur sehr Interessierte. Da guckt vielleicht der eine auf das Smartphone, okay, dann kann man sagen, alles klar, da habe ich irgendeinen Fehler gemacht. Aber, wenn Dir das dann in dem Moment auch noch einfällt, stürzt Dich das noch tiefer in die Verunsicherung.

BF: Ja, ich sage immer, sich starke Partner im Publikum suchen. Das hat man ganz schnell raus, es gibt Leute, die sehr aufmerksam zuhören und auch das zeigen durch Kopfnicken oder Lächeln oder wo wir einfach merken, die sind bei mir. Auf die setzen, die auch immer wieder angucken und sich im Vorfeld dann aber auch zu den Anderen klarmachen, dass wir das oft missinterpretieren. Wir sind verletzlich, weil wir auf der Bühne sind und wenn einer wegguckt, heißt das für uns gleich, der ist jetzt desinteressiert. Den habe ich jetzt nicht gekriegt. Ja, das stimmt auch auf der einen Seite, aber, auf der anderen Seite können wir auch immer nicht wissen, was die eigentlich beschäftigt. Wenn zum Beispiel zwei Köpfe zusammengehen und Leute tuscheln, denken wir sofort, die kommentieren mich, die kommentieren meinen Inhalt. Das ist aber ganz oft natürlich nicht so. Der eine hat Durst, der nächste möchte mal raus. Da fragt jemand nach der Uhrzeit, irgendwas passiert, was vielleicht nichts mit mir zu tun hat und dessen sollte ich mir immer bewusst sein.

LB: Genau, das muss man sich wirklich klarmachen, weil man sich da irgendwie noch kleiner macht und denkt, um Gottes Willen, was habe ich denn jetzt noch falsch gemacht. Das ist dieses Aufmerksamkeits… , man heischt so ein bisschen nach Bestätigung dann. Aber Du sagst, man sollte wirklich sich solche Bestätigungen im Publikum suchen, bewusst?

BF: Genau, weil, das Wichtigste ist, das Publikum auch anzunehmen und wahrzunehmen und die Leute auch direkt anzugucken und da dann einfach sich so Säulen zu suchen.

LB: Wirklich angucken? Ich habe mal gehört, man sollte so drüber gucken, über alle?

BF: Es kommt natürlich grundsätzlich immer drauf an, welche Menge an Publikum habe ich und welche Lichtverhältnisse habe ich. Wenn ich jetzt, wir haben gerade über Gedanken tanken gesprochen, also, wenn ich mir die Bühne angucke und Du hast dann da wirklich in einem Theater auch Dunkelheit und richtig dolles Bühnenlicht, dann bist Du auch ein Stückweit geblendet. Dann guckst Du quasi die Masse an. Aber trotzdem sprichst Du so, als würdest Du zu jemandem persönlich sprechen. Und guckst auch in die Runde. Wenn die Leute sichtbar sind, dann solltest Du die auch wirklich angucken, unbedingt.

LB: Also, immer mal wieder einen packen, so „Säulen“, wie Du das nennst, ja?

BF: Ja, genau.

LB: Alles klar. Gehört das zu Deinen fünf Tipps, die wir heute kriegen oder war es jetzt so ein bisschen vorweggenommen?

BF: Das war jetzt so Allgemeines und ich könnte Dich auch nochmal kurz fragen, was Konkretes tust Du denn vor einer Präsentation, wo Du sagst, damit kann ich mich beruhigen?

LB: Also, ich habe da mal einen TED Talk zu gesehen, ich weiß aber nicht mehr, von wem und da war es so, dass man atmen muss, ganz bewusst, dann auf die Toilette gehen und bewusst atmen, die Arme nach oben strecken, sich groß machen, Selbstbewusstsein aufbauen oder die Pose, fake it, before you make it. Zu zeigen, hier, ich bin groß und sich selbst erstmal bewusstmachen. Also, das mache ich schon immer, dass ich dann sage, okay, ich gehe jetzt mal auf die Toilette zwei Minuten und mache da mein Posing und versuche ganz tief zu atmen, dass ich da so ein bisschen ruhiger werde.

BF: Sehr gut, das ist auf jeden Fall einer von den Tipps, die jetzt kommen.

LB: Okay, alles klar. Fangen wir mal an, was ist der erste Tipp, um auf der Bühne oder vor der wichtigen Präsentation zur Beruhigung zu kommen?

BF: Also, das allerwichtigste, Tipp Nummer eins, ist eine gute Vorbereitung. Ich kann nur ruhig in die Präsentation gehen, wenn mein Gewissen mir sagt, ich habe alles getan, um hier perfekt dazustehen. Das heißt, ich habe inhaltlich genau gearbeitet, ich bin sorgfältig vorbereitet, alles, was ich an Material auf der Bühne habe, also sei es technische Geräte oder Flipchart oder Stifte oder irgendwelche Gegenstände, sind da, sind gecheckt, funktionieren. Dann habe ich den Vortrag geübt und geübt und noch mal geübt und ich könnte jetzt noch viele, viele Male anfügen, weil, wir unterschätzen immer, was dieses Adrenalin macht, wenn wir auf der Bühne sind. Wir vergessen ganz viel, wir springen im Text oder in den Charts. Wir vergessen, wie es weitergeht und deswegen muss ich quasi den Vortrag so verinnerlicht haben, dass ich Dich nachts um drei wecken kann, Lars, und sagen kann, so, jetzt, go. Und Du springst sofort rein.

LB: Als Beispiel, ich habe ja die „Fünf besten Tipps zum Selbstmanagement“, ist ja einer meiner Vorträge, die ich häufiger halte und ich stand wirklich mal vor dem Publikum, da fiel mir der fünfte nicht mehr ein.

BF: Genau, die müssen also ganz tief …

LB: Das zähle ich so runter, 1 2 3 4 und dann beim fünften …, da kam Gott sei Dank der Zwischenruf aus dem Publikum, ich habe mich so geschämt.

BF: Da will sich dann das Erdloch auftun, in so einem Moment. Und man möchte unbedingt reinspringen. Aber, wir brauchen das Publikum. Ist auch ein schönes Beispiel, weil, das ist unser Partner, wir sind im Dialog, immer mit dem Publikum. Und da hat Dir das Publikum geholfen und dann war es bestimmt ein Lacher und die Leute nehmen es als sympathisch wahr. Wir selber sterben einen kleinen Tod, aber das Publikum freut sich. Zu dem Tipp Nummer eins, Thema gute Vorbereitung gehört aber auch, dass ich mir Feedback einhole, weil, das ist das, was mir Kraft gibt in dem Moment vor der Präsentation.

BF: Aber, da frage ich mich, ja, ist sicherlich richtig, aber, wenn ich das jetzt zu knapp davor kriege. Nehmen wir einen Tag vorher oder vielleicht jetzt, man übt dann noch mal. Beim TED Talk ist es ja so, da gibt es am Tag vorher immer das Üben, da ist auch ein Coach dann dabei und wer dir dann noch sagt, pass mal auf, du musst da und da und da drauf achten, das kann einen auch total rausbringen.

LB: Deswegen ist es gut, wenn man sich also kurzfristiges Feedback immer besser vom Profi, weil, der kann einschätzen, was kann jemand noch verarbeiten und was nicht.

BF: Maximal drei Sachen gehen da noch rein und es sollte sowieso ein wertschätzendes, förderndes Feedback sein. Kurz vorher geht nur noch in die Richtung, größer, stärker, dadurch strahlender auf der Bühne. Eine Veränderung ist nicht mehr zu machen, da muss man frühzeitig mit anfangen. Also, die Vorbereitung ist nämlich auch klassischerweise, dass die Leute das oft unterschätzen, wie viel Zeit man dafür eigentlich sich nehmen sollte. Genau und letzter Punkt für eine gute Vorbereitung ist, dass ich klar habe, mit was möchte ich mein Publikum inspirieren, weil, das kann der Gedanke sein, mit dem ich rausgehe.

LB: So ein Leitgedanke, was ist mein Ziel, das Ziel des Vortrags mal ganz klarmachen und sei es jetzt eine Präsentation im Businessumfeld, wo ich sage, ich möchte den als Kunden gewinnen. Ist ein klares Ziel. Es kann auch inspirierend sein, dass man sagt, okay, ich möchte, dass er so begeistert ist von mir, dass er mich beauftragt. Aber gerade bei anderen Vorträgen, auch, wenn Du Deine Vorträge hältst, willst Du ja nicht unbedingt, das kann natürlich ein Nebeneffekt sein, dass die Leute Dich beauftragen, aber Du willst ja andere Gedanken in den Kopf lassen.

BF: Genau.

LB: Finde ich toll, eine gute Vorbereitung klarmachen und ich habe da einige Bücher zu gelesen zu dem Thema und je kürzer der Vortrag, desto intensiver die Vorbereitung. Wenn ich jetzt wirklich einen Vortrag, ist bei mir auch so, aus dem Lamäng eine Stunde, geht immer, aber, wenn es dann plötzlich auf eine Viertelstunde, wie bei so einem TED Talk, so 18 Minuten zusammengedampft wird, da muss man wirklich so klar sein.

BF: Du wirst von der Bühne kommen und sagen, was, ist die Zeit schon vorbei? Ich habe ja maximal 7 Minuten gebraucht. Nein, du warst sogar eine Minute drüber oder so. Also, die Zeit ist auch eine andere Wahrnehmung, wenn wir auf der Bühne sind.

LB: Meine Erfahrungen dann nur nochmal zum Abschluss des Punktes. Weniger ist immer mehr bei einem Vortrag. Rausstreichen gehört immer dazu, man kann durchaus mal die Hälfte locker weglassen, dann bringt er es immer noch auf den Punkt. Man neigt dazu, sein ganzes Wissen in so einem Vortrag reinzupacken und überfordert aber sein Publikum damit in der kurzen Zeit. Das ist einem gar nicht bewusst. Beim Üben wird einem das aber bewusst.

BF: Ja, ganz wichtig.

LB: Okay, aber Du bist hier die Expertin.

BF: Aber bitte gerne, ergänzen Sie bitte gerne.

LB: Okay, also, der erste Punkt ist, gute Vorbereitung, üben, üben, üben. Was ist der zweite Punkt?

BF: Selbstcoaching, das ist auch was, weil ich nicht einen Tag vorher einfach anfangen kann, aber, es ist von Vorteil, wenn ich mich selber gut begleiten kann. Also, was mache ich gut, wofür schätzen mich andere? Dass ich mir das mal beantworte. Was will ich mit meiner Präsentation erreichen, was soll danach anders sein? Ein Satz. Worauf kann ich mich bei mir selbst verlassen? Und Begeisterung ist wichtiger als Perfektion.

LB: Okay, gibt mal ein Beispiel wie Du das für Dich machst. Du hältst ja viele Vorträge auch.

BF: Ja, also, ich bin natürlich, Selbst- und Fremdbild ist, damit habe ich mich auch viel beschäftigt. Von daher weiß ich, wie ich wirke oder wie ich wirken kann, wenn ich was Bestimmtes erreichen will. So, das kann ich einsetzen. Ich weiß dann, worauf ich mich bei mir verlassen kann. Dazu habe ich übrigens eine Übung entwickelt, dass wir fünf Schlagworte haben, wo ich weiß, mein authentischer Auftritt funktioniert so. Es gibt fünf Schlagwort, auf die ich mich immer verlassen kann. Weil, oft passiert ja, kurz vor der Präsentation, warum bin ich hier, ich kann das überhaupt nicht. Jetzt merken die, dass ich überhaupt nichts auf dem Kasten habe. Das denken übrigens alle Menschen immer mal wieder. Jetzt kommt raus, wie wenig ich weiß. Deswegen wollen wir ganz viele Informationen in die Präsentation hauen, so, aber, auf was kann ich mich verlassen? Zum Beispiel, ich kann mich darauf verlassen, dass ich kompetent wirke. Um jetzt ein Beispiel zu sagen.

LB: Aber gerade da zweifelt man ja dann dran.

BF: Genau und ich habe da auch immer dran gezweifelt. Und dann habe ich diese Übung gemacht, dann ist immer wieder rausgekommen, ich habe es mit verschiedenen Testgruppen gemacht, das wird bei mir immer angekreuzt. Verstehe ich bis heute nicht, warum, aber irgendwie wird es immer angekreuzt. Und seitdem mache ich mir keine Sorgen mehr darum, ob das kompetent wirkt, weil ich annehme, von meinem Fremdbild, dass das anscheinend so ist. Die Leute assoziieren das mit mir, wenn ich da bin, also kann ich mich viel mehr darum kümmern, leichter zu sein oder lustiger oder unterhaltsamer. Aber ich dachte immer, das bin ich sowieso und das, worüber ich mir Sorgen gemacht habe, ob das kompetent wirkt, das habe ich so wie ein bisschen da so hingedrückt und dadurch wurde ich sehr ernst und schwer mit denen Dingen. Deswegen ist es natürlich wichtig, sich mit sowas grundsätzlich auseinanderzusetzen und sich seine Stärken klarzumachen.

LB: Und wie macht man das im Selbstcoaching? Wenn ich jetzt mal an mich denke, woher weiß ich denn, was meine Stärken sind?

BF: Das schreibst Du auf. Du hast eine Ahnung von dem, was Du gut kannst!

LB: Ja, okay.

BF: Ja, Du hast davon eine Ahnung. Du musst das jetzt nicht vor anderen veräußern. Kannst ja einfach mal schreiben, was kann ich gut und was weißt Du von anderen Menschen, was sie an Dir schätzen. Und wenn Du das gerade überhaupt nicht weißt, dann fragst Du das nochmal. Fängst vielleicht bei einer Vertrauensperson an, vielleicht wagst Du Dich einen Schritt weiter, an einen Kollegen, fragst Barbara. Und dann schreibst Du Dir das mal auf und es sind Sachen, die Du Dir wieder in Erinnerung rufst, wenn Du zur Präsentation gehst. Du musst Dich aufbauen innerlich. Du kannst Dich nicht zerstören vor dem Auftritt.

LB: Okay, und wie wecke ich so eine Begeisterung in mir oder soll ich nur über Sachen reden dann, die begeisternd sind? Das war auch im Selbstcoaching, sagtest Du, Begeisterung ist wichtiger als Perfektion?

BF: Genau, dass ich mir klarmachen, dass es nicht darum geht, perfekt zu sein auf der Bühne. Weil, es geht nicht darum, dass es nur aalglatt läuft, sondern, dass der Funke überspringt. Und der kann sogar überspringen in so einem Moment wie Du ihn gerade beschrieben hast. Erstens, zweitens, drittens, viertens, was war noch mal der fünfte Punkt? Zwischenruf vom Publikum, alle lachen, alle sind entspannt. Du sagst nochmal, oh mein Gott, ist das peinlich. Ach, der Lars ist auch nur ein Mensch, da fliegen Dir die Herzen zu. Sowas können wir nicht planen und wir sollen auch keine Fauxpas planen, aber diese Offenheit im Dialog mit dem Publikum ist wahnsinnig wichtig, wichtiger als Perfektion und diesen Satz sich auch nochmal klarzumachen, bevor man rausgeht. Sich zu sagen, ich trete hier nicht an, um perfekt zu sein. Das ist kein Mensch. Wir sind keine Maschinen. Ich will die da draußen begeistern.

LB: Alles klar. Okay, super, also, die ersten beiden Punkte haben wir abgehackt, eine gute Vorbereitung und das Selbstcoaching. Bevor wir zu den nächsten kommen, wollen wir uns noch kurz bei unserem Sponsor bedanken.

Ja, wieder zurück, heute mit dem Thema „Schnaps oder Yoga – Fünf Tipps zur Beruhigung vor einer wichtigen Präsentation“. Die ersten beiden Punkte hatten wir abgehackt, gute Vorbereitung und das Selbstcoaching. Liebe Barbara, was ist jetzt Dein dritter Tipp?

BF: Ja, mein dritter Tipp ist der, den Du selber auch schon anwendest. Das sogenannte Powerposing oder auch Siegerpose genannt. Es ist tatsächlich so, dass, wenn wir uns zwei Minuten lang in eine körperliche Pose geben, die wir alle von so Sprintern auch kennen, wenn sie über das Ziel laufen. Arme hochreißen, die Brust quasi öffnen, das Brustbein aktivieren. Dann ein breiter fester Stand, die Füße hüftbreit parallel nebeneinander. Ich suche mir also vorher mal ein ruhiges Örtchen, wo mir keiner zuschaut und dann gehe ich in diese Pose, Augen auf Augenhöhe und dann halte ich das zwei Minuten und dabei kann ich mir eben auch noch mal gedanklich in den Kopf rufen, was kann ich gut und was will ich da draußen? So und dann passiert tatsächlich was im Körper. Wir hatten ja auch mal eine Folge zu dem Thema gemacht, also, der Hormonspiegel ändert sich. Mein Testosteron steigt, das brauche ich für solche Situationen, das ist ein Dominanzhormon: Hallo, hier bin ich! Die Angst geht weg, das ist einfach eine Situation, wo ich mich körperlich super einstellen kann. Wenn ich in dieser Pose bin, kann ich mir auch noch mal vornehmen oder die Vorstellung holen, dass ich aus den Füßen in den Boden wachse, so wie Wurzeln schlagen und dass ich mir vorstelle, mit dem Hinterhaupt einen Verbindungsfaden zum Himmelszelt zu haben. Und mit den Augen einen Punkt an der Wand zu nehmen, wo ich mich fokussiere. Das ist sowas wie die Heilige Dreifaltigkeit, also unten in den Boden wachsen, mich oben verankern und mit den Augen das Ziel vor Augen auch greifen oder mich fokussieren. Und der Unterschied ist sichtbar. Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen nach Yogaübung tatsächlich, aber der Unterschied ist sichtbar und auch spürbar im Körper.

LB: Ja, kann ich absolut bestätigen, positive Selbstgespräche sehr wahrscheinlich auch, gehören auch dazu, oder?

BF: Genau, das ist ja das, was ich auch mit dem Selbstcoaching meine und diese positiven Selbstgespräche. Also ich plädiere dafür, in sie oder einer Situation sich einen Satz vorher auch zu überlegen, den ich sage. Es kann sein: „Ich kann das“. Es kann auch sein, „ich bin gut“ oder „ich liebe meinen Job“ oder „ich will jetzt 300 Leute begeistern“. Also, kurz und knackig, was ich mir vorsage. So arbeiten übrigens auch, kommen wir gleich noch zu, so arbeiten einfach auch Hochleistungssportler.

LB: Ja klar, für die ist das Mentale wahnsinnig wichtig im Hochleistungssport. Da kommt es oftmals nur auf Nuancen an und da ist das Mentale natürlich oftmals ausschlaggebend über Sieg und Niederlage. Beim Fußball auch.

BF: Ja, da können wir uns Impulse holen und uns inspirieren lassen.

LB: Genau, genau. Ja, finde ich super, mache ich schon teilweise oder habe ich dann angefangen, als ich das gesehen habe, das hilft mir auch wirklich sehr. Ja, was ist der vierte Tipp?

BF: Der vierte Tipp ist der Moment davor. Ganz konkret passiert uns oft in der Vorbereitung, dass wir nicht gedanklich und auch nicht praktisch durchgehen, wo gehe ich auf die Bühne hin. Gibt es da Stufen? Wie komme ich dahin? Trete ich von hinten auf? Wo ist eine Tür? Hat die eine Klinke? Braucht man da einen Schlüssel? Wo ist dann genau mein Laptop? Also, genau alle Handgriffe, was mache ich da und wann sage ich hallo. Was ist mein erster Satz? Das ist oft dieser Moment eigentlich zwischen. Ich bin irgendwo und jetzt fängt meine Rede an und der wird oft zur Seite gelassen und dass ist der, der uns dann oft raushaut. Weil wir dann, ach so, das steht hier oder das Mikro hat ein Kabel, kann ich gar nicht da rübergehen? Also, viele Sachen, die dann ungeklärt sind, die bringen uns dann in eine ganz große Aufregung und können uns auch so raushauen.

LB: Okay, aber das heißt, vorher, bevor das Publikum da ist, den Bühnenraum scannen, nochmal gucken, wie trete ich auf, wie ist die Technik. Ich habe in dem einen Buch gelesen, der Techniker ist Dein bester Freund als Redner. Mit dem verbinden, klar sein, wie ist die Technik, was muss ich machen, genau. Man sieht es ja häufig vor so Präsentationen und das finde ich, wirkt immer wahnsinnig unprofessionell. Man kommt auf die Bühne oder rein und dann wird erstmal rumgewuselt und jaja, ich bin jetzt hier, ich muss noch gerade das. Das wirkt natürlich dann unprofessionell.

BF: Genau, und das mit dem Techniker ist auch sehr wichtig. Sobald ich vom Techniker auch abhängig bin, immer auf Augenhöhe, immer wertschätzend mit dem Techniker umgehen, weil, der macht seinen Job zu 50 Prozent, dass das läuft, was da laufen soll und wir machen die anderen 50 Prozent dazu. Da kann ich mir guten Support holen. Es sind Kleinigkeiten, zum Beispiel, ich habe einen Vortrag mit einer Flipchart. Da kläre ich immer, wo genau steht die? Wer trägt die wann auf die Bühne und wo steht die dann auf der Bühne? Es ist unglaublich unprofessionell, es ist einen Bruch und es ist einfach auch zum Selbstschutz, dass man das weiß. Weil, letztendlich gibt genau das Sicherheit. Es ist wie ein Countdown, der läuft und das ist eben auch Thema Hochleistungssport, wenn wir zum Beispiel Stabhochspringer nehmen, wie die diese ganze Bewegung durchgehen. Dann gehen die das Ganze mental durch. Oder Bobfahrer, die die ganze Bahn im Kopf durchfahren. Genauso mache ich das bitte vor meiner Präsentation. Dann ist es wie ein Countdown. Jetzt stehe ich auf, jetzt kommt die Treppe, jetzt bin ich da, jetzt trägt er die Flipchart dahin. Da ist mein Moment, jetzt wird es ruhig, jetzt kommt die Begrüßung und dann spring ich quasi ins große Blau.

LB: Machen viele Sportler, mir fällt immer der Basketballer ein vor dem Freiwurf, der auch immer dreimal auftippt, dann den Ball ganz besonders hält und dann erst hochguckt. Die haben auch ihre Routinen. Klar, wenn man jetzt unterschiedliche Bühnen hat, sind die Routinen anders, aber diese Routine kann sehr ähnlich sein und muss ein bisschen geübt werden, dass man dadurch eine Sicherheit bekommt. Okay, super, was ist der fünfte Punkt und letzte?

BF: Der fünfte und letzte Punkt ist, verbinde Dich mit Deinem Publikum. Das aller schwierigste ist natürlich, in dem Moment, wo wir die größte Aufregung haben, das ist ja der Anfangsmoment. Und dort sich nicht zu verstecken in unserem Material, in dem Computer, in die Flipchart, sondern in dem Moment wirklich da sein, sich angucken lassen und Verbindung schlagen zum Publikum, zu sagen, wunderschönen guten Abend zusammen, ich begrüße sie. Wie auch immer, sich da zur Verfügung stellen, nicht in diesen Zug einsteigen und durch die Präsentation hektiken und dann aussteigen, um zu sagen, wo ist die Zeit geblieben? Sich also wirklich einmal da zu sammeln, sich einmal freimachen, sich wirklich mit dem Publikum verbinden und dann kann auch noch meine Präsentationen ein Erfolg werden. Wenn ich das Publikum habe, ich muss die direkt am Anfang einmal holen. Das kann eine kleine Pause sein.

LB: Okay, wollte ich gerade fragen. Gib mal ein Beispiel für einen Vortrag, den Du hältst. Wie machst Du es da?

BF: Es ist so etwas wie eine innere Haltung, sich auszusetzen. Also auf die Bühne zu stellen, die Leute wirklich anzugucken, mal auszuatmen und dann in einer Haltung den Leuten wirklich zu sagen, ja, wunderschönen guten Abend zusammen hier. Ich sehe viele Redner, die einfach ihr Programm abspulen. Da gibt es keinen Bruch, es gibt keinen, verstehst Du das, wenn ich das so sage? Wie so eine Öffnung.

LB: Ja, ich weiß, was Du meinst.

BF: Und das muss ich suchen, das muss ich mich trauen.

LB: Also hinstellen und ins Publikum gucken, erstmal nichts sagen. So habe ich das jetzt verstanden?

BF: Ja, sich treffen lassen. Selber auch gucken, wo sitzen die hier? So sehen die also aus! Das kann lang sein, das kann kurz sein, das kann charmant sein, das kann trocken sein, das kann zügig sein, aber, es muss einmal aufgebrochen sein, dass das ein Livemoment ist, der zwischen genau diesem Redner und genau diesem Publikum stattfindet.

LB: Das muss man aushalten?

BF: Das muss man nämlich aushalten, weil, man spürt förmlich in so einem Moment, wie die Spannung im Raum steigt. Und die macht Druck. Und wenn der Druck schön hoch, dann hole ich mir die und dann surfe ich meine Rede ab.

LB: Okay, was hältst Du davon, mit Humor zu starten?

BF: Super.

LB: Aber schon diesen Moment erstmal aufbauen und dann kann man mit Humor starten?

BF: Ja, also, da bin ich immer so frei für alle Individualitäten. Humor ist immer super, ist aber auch eine Königsdisziplin. Und ich weiß auch, dass es in den ganzen Büchern drinsteht und so, starten sie mit einem Zitat, starten sie mit einem Bild. Starten Sie mit einem Witz, ja, man kann alles machen. Man kann auch einfach nur freundlich hallo sagen, das ist eigentlich egal. Qualität ist, wie mach ich das. Und ein Witz kann auch ein Rohrkrepierer sein und ein Witz kann politisch schief liegen. Also, das ist auch ein weites Feld, wo ich sehr mit großem Fingerspitzengefühl drangehen sollte. Da sollte man selber eine Ahnung davon haben, so bin ich, das ist mein Ding, so kann ich gut auftreten.

LB: Ich glaube, authentisch sein ist das A und O. Wenn man sagt, jetzt Humor, und man ist gar nicht so der Typ, der Witzeerzähler, der auch vielleicht das Timing oftmals daneben hat, dann wirkt es auf einer Bühne dann manchmal noch ehr peinlich.

BF: Ja, es gibt auch Leute, die starten mit einer Frage, mit einem Rätsel.

LB: Ja, genau. Aber erstmal verbinden mit dem Publikum. Ja super, das waren schon die fünf Punkte. Fassen wir nochmal kurz zusammen. Also, was sind die fünf wichtigsten Tipps zur Beruhigung vor einer wichtigen Präsentation? Und ich stelle gerade fest, Schnaps und Yoga waren irgendwie gar nicht dabei, liebe Barbara. Also, das erste ist eine gute Vorbereitung, üben, üben, üben. Das zweite Selbstcoaching, sich klarmachen, worauf kann ich mich verlassen und Begeisterung ist hier wichtiger als Perfektion im Selbstcoaching. Dann Powerposing, zwei Minuten in die Siegerpose gehen vor der Präsentation. Tipp vier: Der Moment davor, ganz klar und bewusstmachen, Routine, wie gehe ich auf die Bühne, was fasse ich an, wo steht was und das wirklich als Routine dann sehen. Und Tipp Nummer fünf, direkt am Anfang eine Verbindung mit dem Publikum aufbauen. Ja super, Barbara, vielen Dank dafür, fand ich super.

BF: Sehr gerne.

LB: Das sind auch Tipps, die ich mir wirklich hinter die Ohren schreiben sollte. Was würdest Du denn sagen, ist der größte Fehler, den Du immer wieder bei Präsentationen siehst?

BF: Das die Leute nicht an der Inspiration, sondern an der Perfektion arbeiten.

LB: Okay, das lassen wir mal so stehen. Abschließend noch das Zitat von T. S. Eliot „die Angst ist die rechte Hand der Kreativität“. In diesem Sinne wünschen wir Euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.