Dr. Kerstin Hoffmann gehört wohl zu Deutschlands bekanntesten Fachleuten, was den Bereich PR, Social Media und Content-Strategien angeht. Eine Renaissance für Facebook, das viele schon als Social-Media-Plattform unterschätzt haben, erfahren wir heute ebenso wie ausgesprochen spannende, wissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse.

Warum Ihr Bäcker seine Urlaubsfotos posten sollte und was das mit Ihnen und Ihrer Beziehung zu Ihrem Bäcker macht, ist spannend. Eine Bindung eingehen mit dem Kunden, wer hätte gedacht, dass dies so bedeutsam ist?

Hier das Transkript des gesamten Podcasts und vorab die erwähnten Sponsoren und Links:

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Transkript

KH = Dr. Kerstin Hoffmann
LB = Lars Bobach

LB: Herzlich willkommen zum Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Orientierung im digitalen Dschungel, so dass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze hier zusammen mit Dr. Kerstin Hoffmann, hallo Kerstin.

KH: Hallo Lars.

LB: Ja, schön, dass Du da bist. Dr. Kerstin Hoffmann gehört wohl zu Deutschlands bekanntesten Fachleuten, was den Bereich PR, Social Media und Content-Strategien angeht. Wir haben uns wirklich, das ist super lustig, kennengelernt im Zug auf dem Weg nach Saarbrücken. Kannst Du Dich daran noch erinnern?

KH: Ja, klar.

LB: Durch Zufall sind wir da ins Gespräch gekommen und haben dann festgestellt, dass wir ja da doch ähnliche Gebiete abdecken. Ja, sie hält Vorträge, schreibt Bücher, hat Journalismus gelernt, Geisteswissenschaften studiert und in Germanistik promoviert. Sie hat viele Jahre für einige namhafte Agenturen gearbeitet und hat jetzt den Blog PR Doktor und damit einen führenden der deutschen Blogs über digitale Kommunikation herausgebracht. Du lehrst an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, das ist richtig?

KH: Ja.

LB: Über Public Relations und digitale Strategien. Besonders hervorzuheben sind ihre Bücher. Das erste war, glaube ich, „Prinzip kostenlos“, Wissen verschenken, Aufmerksamkeit steigern, Kunden gewinnen. Da geht es um Content Marketing, nehme ich an?

KH: Genau und das ist gerade vor ein paar Wochen in der Neuauflage erschienen.

LB: Okay, super. Das ist aus 2015 und das geht so schnell, da muss man dann zwei Jahre später schon die Neuauflage hinterherschicken.

KH: Es ist „Prinzip kostenlos“ aus 2012, aus 2015 ist „Web oder stirb“.

LB: „Web oder stirb“, erfolgreiche Unternehmenskommunikation in Zeiten des digitalen Wandels. Und das aktuelle, das neueste Buch, ist „Lotsen in der Informationsflut, erfolgreiche Kommunikationsstrategien mit starken Markenbotschaftern aus dem Unternehmen“, ein etwas sperriger Titel.

KH: Ist ja nur der Untertitel. Deswegen haben wir halt „Lotsen in der Informationsflut“ genommen, damit der Haupttitel nicht so sperrig ist.

LB: Okay, super. Frage mal vorab, auf welchen Social Media – Kanälen bist Du eigentlich überall aktiv?

KH: Frag mich, auf welchen ich nicht aktiv bin, das geht vielleicht schneller, oder?

LB: Genau, machen wir es so rum.

KH: Wenn man beruflich unterwegs ist, dann probiert man natürlich alles aus und bleibt bei einigen wenigen, die sich dann bewährt haben und das ist für mich, also, mein Hauptkanal kann man ja schon fast nicht sagen, meine Hauptplattform ist wirklich Facebook und da mein persönliches Profil. Da bin ich mit Abstand am aktivsten, da pflege ich Beziehungen, da tausche ich mich mit Freunden aus, da arbeite ich mit Kollegen daran, Wissen zu vermehren. Auf Twitter bin ich natürlich auch aktiv und die anderen üblichen Verdächtigen, Xing, LinkedIn, nehme ich auch so mit. Was viel weniger geworden ist und das ist, glaube ich, bei allen so oder kaum noch eine Rolle spielt, ist Google+. Ich würde sagen, Facebook und Twitter sind schon für mich die wichtigsten, auf denen ich wirklich auch aktiv Gespräche führe und um Gespräche geht es ja in Social Media.

LB: Ja, ich bin auch immer erstaunt, ich folge Dir da ja auch und bin auch mit Dir da befreundet, Du hast eine sehr aktive Community. Wenn Du da mit denen diskutierst, das sind ja teilweise hunderte von Kommentaren dann.

KH: Ja, das ist natürlich auch das Privileg des fortschreitenden Alters. Ich bin ja schon relativ lange vernetzt und habe ja in Deutschland im Grunde mit dem Internet angefangen, als das Internet in Deutschland angefangen hat, um die Jahrtausendwende ging das so los. Und als ich dann 2007 oder 2008 mit Facebook und Twitter angefangen habe, da hatte ich natürlich schon Kontakte. Und Community ist für mich durchaus ein zwiegespaltener Begriff, weil das auch so ein bisschen was davon hat, einer sendet was aus und die anderen sind alle Fans. Ich würde einfach auch wirklich gerne von meinem Netzwerk sprechen. Also, ich habe tolle Beziehungen auf Facebook und ja, ich habe auch einfach sehr viel Glück gehabt mit den Leuten, die mir zum richtigen Zeitpunkt begegnet sind. Und offensichtlich scheinen sich auch Leute für das zu interessieren, wobei, auf Facebook poste ich oft nur lustige Sachen von meinen Laufrunden oder irgendwelche Begebenheiten von Reisen.

LB: Ja, aber ein sehr aktives Netzwerk hast Du da auf jeden Fall.

KH: Ja, und da, wo wir uns in Saarbrücken begegnet sind, das war ja überhaupt so ein Trip. Ich hatte 3 Stunden oder zweieinhalb Stunden Luft zu meiner Keynote und es gab ein paar Verspätungen. Ich bin tatsächlich und war noch nicht umgezogen, hinterher 10 Minuten vor dem Beginn meiner Keynote da eingetroffen und musste mich noch schnell umziehen. Im Moment ist es Stress, im Rückblick ist es eine Anekdote.

LB: Genau, wie sieht das aus mit diesen neueren Kanälen, so wie Snapchat und Instagram bei Dir?

KH: Snapchat habe ich ausprobiert, bin ich nie so richtig mit warm geworden. Instagram mache ich ziemlich intensiv, aber eher so persönlich privat. Ich mache auch Instagram-Stories, aber, Instagram ist für mich selber. Für meine Kunden natürlich schon, in der Beratung, aber, für mich selber wirklich auch so ein Spaßkanal. Also, da mache ich viel über Sport und über Reisen und schöne Fotos, die mir so begegnen.

LB: Also, Du unterscheidest schon zwischen den Kanälen, was Du wo dann postest, ist das richtig?

KH: Ja, natürlich, das muss man ja auch. Also, nichts ist ja schlimmer, wenn man ein und dieselbe Sauce über alle Kanäle streut, ohne sich darum zu kümmern, wer das empfängt und wer sich da überhaupt für interessiert. Also, Instagram ist etwas, was ich beruflich und in der Beratung schon professionell einsetze, aber für mich ist es eher persönlich so ein Privatspaß.

LB: Geht mir ähnlich, also, ich bin auch privat auf Instagram sehr aktiv. Das mache ich auch am liebsten und andere Kanäle nutze ich dann eher geschäftlich oder beruflich.

KH: Nutzt Du denn auch Instagram-Stories?

LB: Ja, so einmal die Woche mache ich eine Story, ja, kann man so sagen.

KH: Und für mich mit Instagram-Stories hat sich eigentlich wirklich Snapchat erledigt.

LB: Ja gut, Snapchat ist ja auch eine ganz andere Altersstruktur. Wenn ich meine Kinder angucke, die sind da sehr aktiv und die sind zum Beispiel kaum auf Instagram, lesen da ein bisschen mit und Facebook machen die gar nicht.

KH: Ja, das ist bei meinen Kindern etwas anders, vielleicht sind die auch schon älter. Ich gucke mir sehr gerne die Instagram-Stories von meiner Tochter an. Einen Kanal habe ich natürlich noch vergessen, Social Media, ich habe einen YouTube Channel und da gibt es sehr viele Vorträge von mir und es gibt kaum noch neue Kundenanfragen, wo die Leute nicht sich schon mal ein paar Videos von mir angeguckt haben und den baue ich auch gerade weiter aus mit Erklärvideos. Gerade zum Thema Content-Strategie und Markenbotschafter.

LB: Okay, also, diese ganzen Kanäle werden wir natürlich im Artikel zu diesem Interview dann verlinken. Jetzt erzähle uns aber mal, gehen wir erstmal zurück, erzähle uns doch mal kurz Deinen Werdegang. Wie bist Du zu dem geworden, zu dem PR Doktor, was du heute bist?

KH: Ja, das waren eigentlich ein paar Zufälle, so zur richtigen Zeit die richtigen Leute getroffen. Ich habe angefangen, Deutsch und Englisch zu studieren und ich wollte eigentlich schon ganz früh immer Journalistin werden. Ich habe dann auch in meiner Studienzeit schon angefangen, für Zeitungen zu arbeiten, habe danach ein bisschen Rundfunk gemacht. Und dann hat es sich aber irgendwann so ergeben, dass ich die Seiten gewechselt habe. Das klingt so ein bisschen feindselig, aber, irgendwann bin ich dann in die Unternehmenskommunikation gegangen, habe da ja auch eine Weile eine Abteilung geleitet. Es hat sich aber so ergeben, dass ich schon vor der Jahrhundertwende sehr gut vernetzt war oder vor der Jahrtausendwende, das klingt so lange, aber so Ende der 1990er sehr gut vernetzt war in der deutschen Journalisten-Community. Das war damals das Jonet und das waren so ein bisschen die Leute, die in Deutschland das Internet mit erfunden haben. Spiegel Online, Zeit Online und die haben halt ganz selbstverständlich gebloggt, die hatten Mailinglisten. Und da habe ich auch sehr früh angefangen zu bloggen und das hat dann Resonanz gefunden. Dann hat sich das so weiterentwickelt und der PR Doktor wird im nächsten Mai zehn Jahre alt.

LB: Wow, super, da warst Du wirklich ganz an vorderster Front. Da gab es damals Bloggen, kannte so gut wie keiner in Deutschland vor zehn Jahren?

KH: Ja, eben halt die Leute, die ich so kannte, die waren da sehr fortschrittlich, noch viel fortschrittlicher als ich. Aber von denen habe ich natürlich sehr viel gelernt und es war natürlich auch ein Glück, weil ich glaube, dass es heute schwieriger ist, mit einem Blog wirklich so viel Sichtbarkeit zu erzielen, weil es einfach viel mehr gibt.

LB: Ja, es ist wahnsinnig laut da draußen und man braucht wahnsinnig Zeit. Also ich blogge jetzt fünf Jahre, also halb so lange wie Du und habe jetzt auch schon eine relativ große Reichweite, aber ich glaube, wenn man anfängt, jetzt ist es noch lauter geworden. Ich meine, es wird immer lauter im Internet und da wirklich Gehör zu finden und eine Community oder wie Du es nennst, Netzwerk aufzubauen, da braucht man heute, glaube ich, noch viel länger und es ist viel schwerer.

KH: Ja, vielleicht, vielleicht ist es aber auch nur eine Überzeugung. Darum geht es ja eben in meinem Buch Lotsen in der Informationsflut. Das geht von der These aus, dass Du heute eine starke Persönlichkeit und auch in Unternehmen sichtbare Köpfe brauchst, um Sichtbarkeit zu erzeugen. Ich meine, wir sehen das ja schon, dass auch ganz junge Blogger, YouTuber, sehr schnell sehr viel Sichtbarkeit erzielen. Die Frage ist halt immer, wen interessiert das und es ist eben auch so, bloggen ist ja eigentlich eine Schriftform und es hat auch nach wie vor seine Berechtigung, aber, man kann eben nicht mehr alleine auf diese eine Form setzen. Sondern man muss sich schon Gedanken über andere multimediale Formen machen.

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LB: Genau, es geht mir auch so. Ich habe auch das größte Wachstum in meinem Podcast, zu dem wir auch gerade hier mit aufnehmen und auf meinem YouTube-Kanal. Da habe ich richtig Zuwächse und auch darüber generiere ich den meisten Traffic zurzeit auf meinem Blog. Also, die reinen Textbeiträge, klar, die muss man noch machen für Google, sonst findet einen Google ja nicht. Aber wirklich den Traffic-Zuwachs und das Netzwerk ausbauen, das mache ich hauptsächlich über Podcast und YouTube zurzeit.

KH: Das ist ja überhaupt das Tolle, dass Podcasts so auf dem Vormarsch sind, wo man ja eine Zeitlang gesagt hat, nein, die Leute wollen sich Videos angucken. Aber, Podcasts kann man eben schön irgendwo hören, wenn man unterwegs ist. Mache ich auch im Auto über Bluetooth von meinem iPhone aus und das finde ich toll. Ich habe auch tatsächlich einen Podcast in der Pipeline, das ist eine ganz witzige Sache, darf ich aber noch nicht drüber sprechen. Und den mache ich eben nicht alleine, deswegen kann ich damit auch noch nicht alleine raus oder etwas sagen.

LB: Okay, sind wir gespannt. Ja, Podcast ist das Schöne, man kann halt andere Dinge gleichzeitig tun, Rasenmähen, Autofahren, Kochen, was weiß ich was. Es nimmt einen nicht komplett in den Bann wie jetzt ein Video, wo man sich drauf konzentrieren muss, weil man es sich ja anguckt. Das ist das schöne. Was würdest Du denn sagen, unsere „Produktiv in digitalen Zeiten“ – Community, kleine, mittelständische Unternehmer. Was können die denn von Dir lernen?

KH: Eigentlich das, was sie schon immer von mir lernen konnten, auch in vordigitalen Zeiten, wie Unternehmenskommunikation funktioniert. Wie man mit den richtigen Inhalten auf den richtigen Plattformen die richtigen Empfänger oder heute muss man eher sagen, Gesprächspartner, erreicht. Das ist eigentlich mein Ziel und daran hat sich nichts geändert, aber eben auch doch zugleich alles geändert, weil die Medien heute anders sind und weil man anders, schneller, multimedialer, kommunizieren muss. Aber daran, dass man sich überlegen muss, was will ich denn selbst erreichen, wen will ich erreichen, was braucht derjenige und wie setze ich das so um, dass er das direkt erkennt und dann auch so handelt, wie ich es gerne möchte. Diese Fragestellungen gelten eben nach wie vor und die gelten eben für digitale Medien genauso wie für Printmedien.

LB: Eben hast Du was ganz Spannendes gesagt, da würde ich auch gerne noch mal reingrätschen. Und zwar Marken und Personen, das hast Du ja so ein bisschen unterschieden. Gerade auch in dem Buch, was Du ja gesagt hast, hier die Lotsen in der Informationsflut. Ist es jetzt als Unternehmen wichtig, die Marke oder die Person in den Vordergrund zu stellen?

KH: Ja, beides eigentlich. Also, das ist ja nun kein Geheimnis und wirklich auch keine neue Botschaft, dass Unternehmen sich stark positionieren müssen, um sichtbar und unverwechselbar zu sein. Aber es fällt eben immer schwerer. Du hast es ja selber gesagt, das Internet wird immer lauter und was ich eben oft sehe, ist, dass in Unternehmen in Deutschland der Digital CEO oder der Social CEO ist wirklich noch die Ausnahme. Also jemand, ein Geschäftsleiter, ein Vorstand oder in Deinen mittelständischen Unternehmen sind es eben auch Inhaber, dass die sich wirklich hinstellen und sagen, hier, ich stehe für das Unternehmen, ich mache mich sichtbar. Wir haben nicht nur einen Unternehmensblog oder einen Newsbereich, sondern wir haben Menschen, wir haben Fachleute, wir haben sichtbare Köpfe, die etwas zu sagen haben. Das ist eigentlich das, was ja auch dann der Unternehmensmarke zuträgt.

LB: Das ist auch meine Erfahrung, die Leute wollen ja auch mit Menschen kommunizieren und gerade im kleinen, mittelständischen Bereich, da sind ja die Marken nicht stark. Wenn man jetzt so ein Küchenstudio mit 20 Mitarbeitern oder 15 Mitarbeitern nimmt, das hat ja jetzt nicht so eine wahnsinnsstarke Marke. Da ist die Persönlichkeit des Inhabers und Chefs eigentlich viel wichtiger, aus meiner Sicht.

KH: Ja, aber auch der anderen Personenmarken. Also, Marke, da kann man sich ja drüber streiten, was macht eine Marke aus? Natürlich ist ein Küchenstudio nicht eine Marke mit einer Reichweite wie Apple. Das können die ja auch schon von der Nachfrage gar nicht bewältigen, aber es ist ja oft schon sehr stark am Ort positioniert. Oder nimm noch was Kleineres, nimm einen Bäcker. Die Qualität eines Bäckers steht und fällt natürlich mit der Qualität der Backwaren. Aber wenn diejenigen, die wirklich hinter der Theke stehen und die Menschen beraten, Bindungen herstellen, sich erinnern oder auch nur den Namen wissen, dann ist das schon eine ganz andere Kundenbeziehung. Und das hat auch was mit Personenmarken zu tun, im Kleinen. Natürlich kann ich nicht als kleiner Mittelständler eine ähnliche Markenrelevanz herstellen wie Apple oder wie Google oder wie eine große Automarke, aber, das will ich auch gar nicht. Ich kann aber schon vor Ort sehr verankert und unverwechselbar sein.

LB: Auf welche sozialen Medien sollte der Bäcker dann setzen zum Beispiel? Was würdest Du so einem Bäcker jetzt, um in dem Beispiel zu bleiben, empfehlen?

KH: Wenn ich jetzt meinen Bäcker zum Beispiel sehe, dann sehe ich schon mal, wenn die was posten auf der Facebook Fanpage. Aber, da hat es gerade wieder eine Studie gegeben, dass die Reichweiten grandios runtergegangen sind. Also, was mich wirklich interessiert, ist, wenn die Inhaber der Bäckerei, die ich nun ja auch vom Sehen kenne oder denen ich in meiner Bäckerei begegne, wenn die was aus ihrem Urlaub posten. Oder, wir haben einen sehr tollen Optiker hier am Ort. Auch da interessiert es mich mehr, wenn der mal was Persönliches schreibt, als wenn die jetzt irgendwie auf ihrer Facebook Fanpage irgendwelche gelackten Brillenbilder posten. Weil, das bin ich ja nicht, die Beziehung empfinde ich und ich gehe da wieder hin, wenn ich eine neue Brille brauche oder wenn mir der Bügel verbogen ist. Und darüber, wie gern ich dahingehe, entscheidet, wie ich empfangen werde und die Beziehung auf Dauer kann man schon über Facebook sehr gut pflegen. Also, ich würde sagen, Facebook ist im Moment in Deutschland wirklich die Plattform, die sich für kleine und mittelständische Unternehmen am meisten eignet. Zusammen vielleicht mit Instagram. Aber, wenn es darum geht, auch persönliche Beziehungen zu pflegen, dann ist Facebook einfach unerreicht, gerade in Deutschland. Xing auch, LinkedIn auch, in einem anderen Bereich. Aber Facebook, auch im B2B Bereich, Facebook ist im B2B Bereich, also Business zu Business, ein Geschäft zwischen Unternehmen, grandios unterschätzt.

LB: Jetzt erkläre mir oder der Community mal, ich weiß, worum es geht, aber, warum soll der Bäcker seine Urlaubsfotos posten? Da würde der doch sagen, das interessiert doch meine Leute nicht, die wollen gute Brötchen oder ein leckeres Brot. Warum soll der seine Urlaubsfotos posten. Warum hast Du daran Interesse?

KH: Ja, jeder braucht sich nur selber zu fragen, was er auf Facebook sehen will und keiner will Werbung sehen. Natürliche reißt ein tolles Urlaubsfoto keine schlechten Brötchen raus, aber wenn ich verschiedene Angebote vor Ort habe, dann wähle ich das aus, zu dem ich eine Beziehung entwickelt habe. Und es ist nun mal das, was die Leute am meisten interessiert. Das sehe ich auch, mich sprechen auch öfter Leute auf Urlaubs- oder Sportpostings auf Facebook an als auf professionelle Inhalte.

LB: Genau, da einfach die Persönlichkeit so ein bisschen in den Vordergrund stellen und eine Beziehung aufbauen zu seinem Netzwerk, wie Du das nennst.

KH: Ganz genau, aber, es muss einem natürlich Spaß machen. Es funktioniert im Grunde nicht anders als im richtigen Leben. Es gibt ja so Menschen, die tun so, als wäre Social Media irgendwie so Rocket Sciences, Raketenwissenschaft. Ist es ja gar nicht, 80 Prozent ist ja wirklich gesunder Menschenverstand. Manchmal fragt man sich natürlich, wo und an welcher Stelle zwischen dem richtigen Leben und im Internet ist da der gesunde Menschenverstand abhandengekommen, wenn jemand irgendwie wie wild irgendwelches Zeugs postet, was er auf keiner Party erzählen würde. Und das spricht eben auch dafür, zu begreifen, dass es, selbst, wenn es um Beziehungspflege geht, immer noch professionelle Kommunikation ist. Aber, man kann schon Sachen ausprobieren und man kann vor allen Dingen sich erinnern, was würde ich denn aus meinem gesunden Menschenverstand heraus tun? Was würde ich erzählen? Wie pflege ich meine Beziehung? Und da gibt es auch keine Patentlösungen, da muss jeder seinen eigenen Weg finden.

LB: Und Du hast etwas Wichtiges gesagt, es ist wie im echten Leben auch. Wenn man da netzwerkt, ist es genau das gleiche.

KH: Internet ist ja eigentlich das echte Leben. Es gibt Leute, die unterscheiden zwischen dem wirklichen Leben und dem Internet tatsächlich, ja, wo hört das echte Leben auf? Am Telefon oder keine Ahnung. Also, ich denke, das Internet ist auch das richtige Leben und wie im richtigen Leben muss man die Spielregeln kennen und bestimmte Dinge wissen.

LB: Wo siehst Du denn zurzeit Trends im Bereich Social Media? Was passiert denn da so gerade und was sollten Unternehmer beachten oder mitnehmen?

KH: Also, zunächst mal gibt es kaum noch Unternehmen und Unternehmer, die nicht begriffen haben, dass sie sowas wie eine Content-Strategie brauchen. Das heißt, dass sie sich Gedanken darum machen müssen, wie sie Inhalte ins Internet stellen, auch mit der Maßgabe, findbar zu sein im Internet. Aber die Schere zwischen der Erkenntnis, dass es notwendig ist und der tatsächlichen Umsetzung, die klafft tatsächlich noch weit. Aber ich sehe, dass im Moment sehr viele Unternehmen wirklich zumindest versuchen, sich da neu zu positionieren mit unterschiedlicher Nachhaltigkeit. Nicht jede ambitioniert angestoßene Content-Strategie bleibt dann auch dauerhaft auf der Straße. Und deswegen muss man sich so sehr früh auch wirklich die Ressourcenfrage stellen. Weil, es kann nun mal nicht ein Unternehmen mit fünf Mitarbeitern über Social Media mit dem kleinen Budget die gleiche Sichtbarkeit erzielen wie Coca-Cola.

LB: Ja, jetzt ganz kurz für die „Produktiv in digitalen Zeiten“ – Community, was ist eine Content-Strategie?

KH: Content heißt nichts anderes als Inhalt, aber das Digitale ist da mitgedacht. Das heißt, eine Content-Strategie befasst sich damit, wie ich Inhalte konzipiere, plane, entwickle und veröffentliche, um damit die von mir gewünschten Stakeholder oder mit anderen Worten Gesprächspartner, man könnte auch sagen Zielgruppen, zu erreichen. Und wenn ich diese Content-Strategie, wenn ich meine Inhalte dazu nutze, um Sichtbarkeit zu erzeugen und letztlich Umsätze zu machen, dann spricht man von Content Marketing. Und im Zentrum so einer Content-Strategie mit den wertvollsten Inhalten liegt eigentlich immer die eigene Internetseite, idealerweise mit einem redaktionellen Bereich, vielleicht sogar mit einem Onlinemagazin und da drumherum entspinnt sich natürlich das Netz aus Social Media Profilen, aus Gesprächen in Social Media und eben nicht nur den eigenen, sondern, das muss man eben auch sagen, viel wichtiger als die Frage, was sollen wir selber in Social Media veröffentlichen, ist, wie reden andere über uns und welche unserer Inhalte teilen andere in ihren Profilen? Daraus ergibt sich Sichtbarkeit und daraus ergibt sich Reichweite.

LB: Sehr gut erklärt, wobei, ich muss da ganz kurz einschränken. Also, wenn Du sagst, es hat jedes Unternehmen begriffen, also, letztens bei der Kreishandwerkerschaft hier in der Gegend, in Bergisch Gladbach, wurde ich eingeladen, auch darüber zu reden, die fünf wichtigsten Tipps im Onl nemarketing oder Tools im Onlinemarketing. Und da war vorher einer von der Telekom und der hatte wirklich das Thema, wie wichtig die eigene Webseite ist und da waren wirklich fünf Mann in dem Raum, Unternehmer, die keine eigene Webseite hatten. Was sagst Du denn dazu?

KH: Ja, grundsätzlich, wenn man sehr gut vernetzt ist und gut findbar ist vor Ort, dann kommt man vielleicht noch relativ lange ohne Internetseite aus. Aber, dass sie keine haben, heißt ja unter Umständen nicht, dass sie nicht die Notwendigkeit erkannt haben. Vielleicht wollen die es sogar besonders gut machen und haben deswegen noch keine. Aber die Frage, die man sich dann immer stellen muss, ist halt, wer soll die Informationshoheit über meinen eigenen Firmennamen haben? Und wenn ich keine eigene gut findbare Website habe, dann überlasse ich das eben anderen und wenn mal was schiefgeht, auch Krisen können jedes Unternehmen betreffen oder jemand kann mal was Falsches berichten, habe ich keine Plattform, um dem selbst etwas entgegenzusetzen.

LB: Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich sage auch immer, die eigene Webseite, der eigene Blog oder wie Du das nennst, der redaktionelle Teil, das ist die Homebase. Die brauchen wir einfach, da bestimme ich, was über mich gesagt wird.

KH: Ganz genau.

LB: Da kann ich auch reagieren.

KH: Da kannst du reagieren, da kannst du auch agieren. Wobei einem eben auch klar sein muss, in den Neunzigern konntest du auf deiner eigenen Website über dein Unternehmen behaupten, was du wolltest, jeder hat es geglaubt. Heute ist es wichtig, eine eigene Website zu haben, aber, womöglich die relevantere Quelle ist draußen, also, wie andere über dich reden. Stichwort Bewertungsplattformen, du kannst dich auf deiner eigenen Website als Unternehmen über den grünen Klee loben, wenn es auf Bewertungsplattformen anders aussieht, wenn andere in Social Media was anderes über dich sagen, nützt dir das auch nichts. Und das ist vielleicht eine der beglückendsten Erkenntnisse dieser digitalen Zeiten, dass Qualität sich tatsächlich lohnt, weil dann andere gut über dich reden. Aber es reicht eben nicht, du musst eben trotzdem überlegen, wie erzeuge ich Sichtbarkeit, wie erzeuge ich Relevanz. Ich kann nicht davon ausgehen, ich produziere einfach nur Qualität und das setzt sich dann schon von selbst durch.

LB: Ja, das ist auch immer die größte Sorge, wenn wir hier mit kleinen Unternehmen zu tun haben, ja, was andere sagen, da werde ich bewertet. Da wird bei Google über mich geschrieben, bei Facebook und, und, und. Dann sage ich, ja, aber, das ist doch die Riesenchance, die du hast, wenn du Qualität bietest. Und du kannst davon ausgehen, dass die, die keine Qualität haben, die werden aussortiert irgendwann. Also, ich glaub, diese Under-Performer, in den heutigen Zeiten tun die sich immer schwerer.

KH: Ja, und vor allem ist ja das, was Du gesagt hast, genau nicht ein Argument, sich selber zu engagieren. Weil, die Leute reden ja schon. Und nur, wenn du kein Monitoring hast, wenn du nicht guckst, was andere im solchen Social Web über dich äußern, dann erfährst du eben einfach nicht davon. Und deswegen ist übrigens ja auch die eigentliche Basis und das Unverzichtbare, egal, wie aktiv man selber im Web ist, ist ein gutes Monitoring. Das heißt, regelmäßig davon zu erfahren, wie andere über einen reden und da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Google Alerts sollte auf jeden Fall jemand haben. Ein Talkwalker Alert können wir auch hinterher verlinken, um einfach schon mal davon zu erfahren, wie andere über mich reden. Und auch da hilft übrigens Vernetzung. Du kannst auf Facebook nicht komplett durchsuchen, schon gar nicht Gruppen, aber, wenn du gut vernetzt bist, dann informieren dich andere, wenn sie was hören. Die informieren dich aber nicht, wenn auf deiner Website nur irgendwie eine Faxnummer steht.

LB: Das sicherlich nicht. Okay, was würdest Du denn sagen, wo wird sich denn diese ganze Social Media Landschaft in Zukunft hin verändern?

KH: Ja, ich werde immer gefragt, wie sieht das in 2020 aus? Und ich sage, ich weiß nicht mal, wie es Januar 2018 aussieht. Also, diese Zeiten wandeln sich ja sehr schnell und vieles, was für uns im Moment so ganz vorne ist, ist vielleicht nur Übergangstechnologie. Da werden wir vielleicht in ein paar Jahren so nostalgisch drauf zurückgucken wie heute auf einen Röhrenfernseher. Also, wichtig ist, dass dieser Satz, meine Kunden nutzen meine Website nicht mobil, der ist endgültig erledigt. Weil alles immer mobiler wird, alles wird immer multimedialer, alles wird immer mehr. Das heißt, das haben wir ja schon angesprochen, es wird schwerer, sich durchzusetzen. Ich bin selber sehr gespannt, weil es einfach gar keine lineare Entwicklung ist und man immer denkt, jetzt weiß man, wo es hingeht, macht so die Entwicklung einen Seitenschritt und es passiert ganz was anderes. So wie mit Snapchat, das war ein totaler Hype, bis es Instagram-Stories gab, aber auch das ist natürlich nur ein sehr kleines Beispiel. Ich weiß nicht, wie wir in zwei oder drei oder fünf Jahren kommunizieren werden, aber eines muss man sagen, das geht nicht wieder weg.

LB: Nein weggehen wird es nicht und Kommunikation ist nach wie vor A und O. Was siehst Du denn, um den Bereich jetzt mal abzuschließen mit Social Media und Content, welche Fehler machen denn Deine Unternehmen oder welche Fehler siehst Du denn da am häufigsten, die im Bereich Content oder Social Media Strategien gemacht werden?

KH: Ja, die meisten Fehler sind im Grunde, dass es gar keine richtigen Strategien sind. Man kann ja ruhig mal ausprobieren, aber, wenn man es Strategie nennt und rein taktisch arbeitet, dann wird es schwierig. Natürlich haben alle Unternehmen Ressourcenprobleme, das haben aber auch größere Mittelständlern und haben auch Konzerne. Also, es wird oft vergessen, wie wichtig wirklich eine Analyse, eine Evaluation, ist, um überhaupt erstmal die Basis zu schaffen. Es wird oft vergessen, wie wichtig es ist, sich wirklich eine Strategie zu überlegen und vor allen Dingen eine Strategie zu überlegen, die nicht nur toll im Konzept aussieht, sondern auf Dauer auch durchhaltbar ist und mit Spaß durchhaltbar ist. Und einer der allerhäufigsten Fehler, den ich beobachte, ist, das vergessen wird, dass man intern genauso argumentieren muss wie extern. Das heißt, in der externen Kommunikation wird über Nutzen nachgedacht und wie man gut argumentiert und intern wird dann gesagt, ja, das müssen wir machen und es ist wichtig fürs Unternehmen. Da macht aber keiner mit, das heißt, man muss wirklich auch intern Menschen motivieren, mitzumachen und ihnen zeigen, was es ihnen bringt.

LB: Ja, meine Beobachtung, sehe ich auch so, aber, meine Beobachtung ist noch was, was auch häufig ein Fehler ist, keine Kontinuität. Dann sagt man mal, okay, jetzt mache ich es und dann kommt der nächste Großauftrag, gerade bei Handwerkern ist es oft so und dann stirbt es dann wieder, dann schläft es wieder ein. Das wirkt natürlich auch ein Stückweit unprofessionell. Wie oft hat man das schon gesehen, man geht auf die Webseite und der News Artikel, das sind die Weihnachtsgrüße aus 2015, der letzte. Das ist auch immer ein riesen Fehler, finde ich. Dann sollte man lieber gar nichts machen als so.

KH: Ja, das weiß ich nicht, ich glaube halt, dass oft Beratungen wirklich tolle Strategien machen und alle sind Feuer und Flamme und man sich nicht überlegt, was ist denn der Plan B. Weil, wenn ein großer Auftrag ist, natürlich geht der Kunde vor. Aber man kann sich etwas überlegen, was zumindest nach Aktivität aussieht und muss mal ganz klar sagen, ich kann auch keine Dächer decken und deswegen kann auch ein Dachdecker wahrscheinlich nicht so gut professionelle Kommunikation wie ein Kommunikationsprofi. Und ich habe jetzt, Handwerker sind jetzt klassisch nicht so meine Kunden, aber, ich habe natürlich dazu auch schon eine Meinung und es gibt ja schon auch gute Beispiele. Es ist ja nicht so, dass es generell nicht … und gerade im Handwerksbereich kann man ganz viel mit Bildern arbeiten auch.

LB: Ja, mit Bildern, mit Erklärungen. Und gerade, weil das Handwerk ja in Teilbereichen auch einen sehr schlechten Ruf hat, ist es umso wichtiger, dass man da was machen kann und es ist so einfach, sich dann da abzusetzen. Also, wir haben so gut wie nur Handwerkskunden in unserer Online-Marketing Agentur. Wir haben uns ja darauf spezialisiert, nicht nur, aber fast nur und ich finde es gerade da ist es supereinfach, sich da von der Konkurrenz abzusetzen. Weil die wenigsten nämlich die Zeit dafür haben und genau was Du sagst, das Ressourcenthema, da gibt es natürlich Agenturen, die da einem helfen. Jetzt wollte ich hier keine Werbung für meine Agentur machen, aber, es ist ja so.

KH: Behauptete er! Mutig!

LB: Nein.

KH: Zufällig, ist Dir so rausgerutscht?

LB: Nein, nicht zufällig, aber, das war jetzt nicht Grundintention, warum ich Dich interviewt habe.

KH: Ja.

LB: Aber, weil Du sagst, Ressourcenthema, haben wir nämlich auch. Denen leuchtet das allen ein, unseren Kunden, wenn wir denen sagen, so musst du es machen, Content-Strategie, Social Media, sagen die, ja, alles klar, genau, genau, aber wann? Weil, die haben ja schon bis unter die Oberkante zu tun und sie fragen sich immer, wie kriegen wir das hin? Und da gibt es halt wirklich professionelle Agenturen, die vielleicht auch dann für solche Unternehmen dann spezialisiert sind.

KH: Ja, aber häufig lohnt es sich auch, vielleicht zu überlegen, muss ich wirklich so viel Geld für eine Agentur ausgeben oder kann ich mir da einen Anstoß holen und kriege ich vielleicht eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, der das für mich in Teilzeit macht? Das kann man ja auch überlegen. Ich bin nie dafür, auch Kommunikationsexpertise ganz rauszugeben. Weil, dann wechselt irgendwann nach fünf Jahren die Agentur und man ist immer so weit wie am Anfang. Also, man kann sich durchaus auch überlegen, holt man sich strategische Unterstützung zum Beginn und ein bisschen Begleitung, aber vielleicht idealerweise ist einer im Unternehmen, der tatsächlich auch dafür freigestellt ist, das zu machen. Und das ist, glaube ich, etwas, das wir alle noch lernen müssen, dass die Social Media Kommunikation andere Reaktionszeiten erfordert, auch andere Arbeitszeiten. Aber, dass man sich damit nicht die eigene Freizeit kannibalisieren sollte auf Dauer, das geht schief.

LB: Super Schlusswort. Das lassen wir erstmal so stehen, weil, jetzt kommen wir nämlich zu unseren Abschlussfragen. Bist Du dafür bereit, Kerstin?

KH: Absolut.

LB: Okay, welcher ist denn Dein wichtigster Selbstmanagement-Tipp?

KH: Das ist eine etwas peinliche Frage, weil, ich bin total überorganisiert. Meine Familie profitiert davon, dass ich beruflich so viele Konzepte mache, dann organisiere ich hier nicht alles über. Also, für mich ist im Selbstmanagement wirklich am wichtigsten, mal fünfe gerade sein zu lassen, mal locker zu lassen. Ich bin ganz gut organisiert, aber, einfach mal locker zu lassen, mich zu entspannen, einfach mal was nicht zu machen, was ansteht. Das ist eigentlich so meine Herausforderung.

LB: Okay, den Perfektionismus irgendwo da auch abzulegen.

KH: Ja, Perfektionismus noch nicht mal. Ich bin halt sehr strukturiert. Ich sehe halt alles sofort immer in so einer Ordnung und in so einer Struktur und dann möchte ich das auch gerne so machen. Und ich habe erst mit fortschreitendem Alter gelernt, dass man auch einfach mal auf dem Sofa sitzenbleiben und etwas erst morgen machen kann.

LB: Okay. Was machst Du denn als Unternehmerin, um abzuschalten?

KH: Ich laufe weite, weite Strecken über Land. So zwischen, in der Woche so zehn, zwölf Kilometer, am Wochenende bis zu 30 km, laufe ich so langsam, trabe ich so durch den Wald und über Land vor mich hin und höre dabei Musik über Spotify. Das wäre schon eine App-Empfehlung, da kann ich gar nicht drauf verzichten. Und das ist eigentlich so meins, um runterzukommen, abzuschalten. Wobei ich das eigentlich auch ganz gut kann. Ich kann auch ganz gut einfach mal, so, wie wir uns im Zug kennengelernt haben, ja, einfach mal sehen, da ist jemand, der sieht interessant aus und mich unterhalten. Das ist für mich abschalten, einfach mal zurücklehnen und durchatmen, ist für mich abschalten. Also, es fällt mir relativ leicht.

LB: Schön. Jetzt hast Du gerade Spotify schon erwähnt. Welche App kannst Du denn noch empfehlen?

KH: Also, um mein eigenes Projektmanagement zu machen und auch mit vielen Kunden, da kann man wahnsinnig viel mit machen, ist Trello. Ich mache auch automatisierte Monitoring über Trello und Fanpage Karma. Ich glaube, dass man in diesen Zeiten, wenn man Facebook und Instagram macht, kaum auf Fanpage Karma verzichten kann. Und, was ich auch noch sehr gerne nutze, ist Buffer.

LB: Erzähle mal ganz kurz, was Fanpage Karma ist, bitte.

KH: Es ist letztlich ein Tool, um Dialoge vor allen Dingen auf Facebook und Instagram zu managen und auch davon zu erfahren, wenn jemand da sich äußert. Da gibt es auch einen Shitstorm-Alarm, wenn plötzlich ganz viele unter einem Posting kommentieren. Also, das macht es sehr leicht, solche Sachen zu managen. Verschiedene Fanpages und Profile zu managen, das ist mit Fanpage Karma sehr einfach. Buffer ist ein, allerdings muss man sagen, das kann man nur solchen Menschen empfehlen, die Englisch können oder dafür aufgeschlossen sind, sich die wichtigsten Begriffe mal in eine Liste zu schreiben. Damit kann man Social Media Posts sehr gut vorplanen und auch analysieren. Man kann andere Publikationen abonnieren, aber es ersetzt nicht die Strategie. Man kann natürlich in Social Media nicht alles automatisieren, aber ich nutze sehr gerne Buffer, um beispielsweise Content Queue Ration zu machen, das heißt, Inhalte zu sammeln, die ich dann in meinen Profilen auf meinen Seiten Anderen zur Verfügung stelle.

LB: Nutze ich auch.

KH: Wenn jetzt zum Beispiel dieser Podcast erschienen ist, dann nehme ich den Link und verteile das direkt auf verschiedene Kanäle und schreibe jeweils individuell natürlich was dazu.

LB: Genau, welches Buch hat Dich als Unternehmer und Mensch denn am meisten geprägt?

KH: Das ist eine schwierige Frage.

LB: Du liest zu viel, oder?

KH: Die meistens sagen, ich lese sehr viel, ich bin ja eigentlich Literaturwissenschaftlerin. Da ist immer die Frage, was ist denn mein Lieblingsbuch? Das wechselt eigentlich immer. Man sagt ja gerne so prestigeträchtige Sachen oder so witzige Sachen wie, Pippi Langstrumpf oder der kleine Prinz oder so. Weiß ich jetzt gar nicht.

LB: Was liest Du denn zurzeit?

KH: Ich lese im Moment Anne of Green Gables. Es gibt nämlich auf ein Netflix eine Serie, Anne with an e, da ist dieses sehr berühmte, eigentlich als Jugendbuch geplante, Anne of Green Gables, neu verfilmt worden und da habe ich mir jetzt die gesamte Reihe auf Skoobe, das ist eine Buchlese-Flatrate, genommen und das lese ich im Moment auf Englisch, einfach so zum Entspannen. Es ist ganz interessant und zwischendurch lese ich natürlich auch immer Fachbücher.

LB: Werden wir hier verlinken auf jeden Fall. Was ist denn der beste Ratschlag, den Du jemals erhalten hast?

KH: Ich glaube, mein Vater hat mir, als ich so 14 war, beigebracht, wie man netzwerkt. Und der hat mir halt gesagt, jeder gibt dir gerne Rat, wenn du wirklich das fragst, was du wissen willst. Also, wenn du um Rat fragst, dann frage auch um Rat und habe nicht im Hinterkopf, dass du eigentlich einen Job willst. Und wenn du jemanden fragst, hast du mal eine halbe Stunde Zeit, dann stehst du auch nach 25 Minuten auf. Und jeder, der nicht selber weiter weiß, wird dir jemanden empfehlen. Aber ich glaube, der wichtigste Rat fürs Netzwerken, den mein Vater mir gegeben hat, ist, offen kommunizieren und keine verdeckten Vorhaben.

LB: Sehr guter Tipp. Ja, kommen wir zur letzten Frage. Wie kann denn jetzt die „Produktiv in digitalen Zeiten“ – Community mit Dir in Kontakt treten?

KH: Kerstin Hoffmann auf Google eingeben?

LB: Okay, da findet man alles?

KH: Ja, es gibt in meinem Blog pr-doktor.de am Rand ein Schnellkontaktformular und es gibt auf meiner Website kerstin-hoffmann.de eine Kontaktmöglichkeit. Aber, man kann mich natürlich auch auf Xing finden oder auf Facebook. Und auch diese ganzen Social-Media-Kanäle habe ich auch in meinem Blog an der Seite verlinkt. Es ist eigentlich ziemlich einfach, einen Kanal zu finden, den man selber bevorzugt.

LB: Aber, wenn man Kerstin Hoffmann bei Google eingibt, ist ja wahrscheinlich die ersten fünf Seiten voll mit Deinem eigenen Content?

KH: Ja, mein Name ist relativ generisch. Böse Zungen behaupten ja, ich hätte nur deswegen einen Doktortitel gemacht, damit ich mich von all den anderen Leuten absetze, die auch Kerstin Hoffmann heißen.

LB: Ja, okay, was bietest Du an für Unternehmen? Klar, Du bietest Strategieberatung an?

KH: Ja, Strategieberatung, Content-Strategie. Ich mache da so Kick offs, das heißt, ich biete es an, da einfach einzuleiten. Ich begleite auch operativ. So ein Drittel sind meine Vorträge, ich halte wirklich Vorträge und Keynotes zu diesen Themen. Dann starte ich in Unternehmen solche Projekte, das ist das zweite Drittel und das dritte Drittel ist die Begleitung einer solchen Strategie. Da habe ich jetzt gerade mehrere Kunden, die ich über ein oder zwei Jahre darin begleite, das wirklich umzusetzen. Und Teile sind natürlich dann auch Social Media Strategien und sowas. Aber, es fängt immer damit an, zu sagen, wen wollen wir eigentlich erreichen? Wenn das schon gemacht ist, wenn Unternehmen wirklich sagen, so, wir brauchen jetzt eine Content-Strategie, einen Corporate Blog oder wir brauchen eine Social Media Strategie, kann man auch da einsetzen. Das sind aber eigentlich so die Themen, die ich behandle.

LB: Super, wenn Ihr da draußen Interesse habt, mal mit der Kerstin zusammenzuarbeiten, Strategie entwickeln oder für einen Vortrag sie buchen wollt oder eine Begleitung, dann kann ich Euch nur raten, nehmt mit ihr Kontakt auf. Dann sage ich Kerstin mal, vielen Dank bis hierhin, hat sehr viel Spaß gemacht, war sehr viel Input, danke dafür.

KH: Danke Dir, Lars. Das waren ganz tolle Fragen, super Gespräch, vielen Dank.

LB: Ja, fand ich auch. Und Euch wünsche ich auch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ciao.