Heinz Leuters ist ein entspannter Typ. Letztes Jahr hat er seine Firma verkauft und seitdem geht er nur noch seiner Leidenschaft nach: Fliegen, Coachen und als Speaker.

Sein Unternehmen, die blowUP media GmbH, hat er innerhalb von 20 Jahren zu einem Umsatz von mehr als 30 Millionen Euro geführt und zum Marktführer in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern gemacht.

In seinen Seminaren und Auftritten als Speaker, verbindet er die beiden Welten ‚Unternehmer sein‘ und Fliegerei auf inspirierende Weise.

Hier das Transskript des gesamten Interviews und vorab die im Interview erwähnten Links:

Links:

Organisationssoftware 1crm

‚What Really Works: The 4+2 Formula for Sustained Business Success‘ von William Joyce, Nitin Nohria, Bruce Roberson

Alleinflug‚ von Elly Beinhorn

Heinz Leuters

Flugsimulator Workshop: You have Control

Habt Ihr Fragen an Heinz? Dann einfach rein damit in die Kommentare.

Interview:

LB: Herzlich willkommen beim Podcast „Produktiv in digitalen Zeiten“. Wir geben Unternehmern Orientierung im digitalen Dschungel, sodass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Lars Bobach und ich sitze heute hier nicht mit Barbara, nein, heute sitze ich hier mit Heinz Leuters. Hallo Heinz.

HL: Hallo Lars.

LB: Schön, dass du da bist, freut mich sehr. Heinz ist Unternehmer zu allererst, Pilot, Key-Note-Speaker und er packt das irgendwie alles zusammen, das Pilot, das Unternehmertum in seine Key-Note-Speakings rein, in sein Coaching rein. Ich selber habe auch schon ein Seminar bei ihm besucht, bin total begeistert und freue mich jetzt hier mit dir zusammenzusitzen.

HL: Ja, ich freue mich auch.

LB: Ja, schön. Stell dich bitte der „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community mal kurz vor. Was hast du bisher gemacht? Was treibt dich an? Und lass uns bitte auch an dem privaten Heinz Leuters ein bisschen teilhaben.

HL: Ja, gern. Ich glaube, die wichtigen beruflichen Dinge hast du schon ganz kurz erwähnt. Ich bin Unternehmer, ich habe eine mittelständische Firma aufgebaut mit einem super Team. Über ungefähr 20 Jahre hinweg ist die Firma blowUP media große bunte Bilder an Baugerüsten, heute der Marktführer in Europa. Ich bin Pilot, ich fliege, seitdem ich 13 bin und habe mich entwickeln können in Richtung Fluglehrer, in Richtung Co-Pilot auf internationalen Strecken quer durch Europa und ich bin Führungsexperte, habe zwei Coaching-Ausbildungen gemacht, eine mit Abschluss, bin also zertifizierter Coach. Diese drei Dinge bringe ich heute zusammen, die der Lars gesagt hat, bei dem Thema Flugsimulator-Workshops. Ich arbeite mit Führungskräften zusammen im Simulator von der Boeing 737, beim Speaking und beim Coaching.

LB: Okay. Was war das denn für ein Unternehmen genau? Ihr habt große Werbebanner an Gerüsten aufgehangen.

HL: Ja, genau.

LB: Wie viele Mitarbeiter hattest du, wie groß war dein Team?

HL: Wir sind angefangen zu zweit 1994. Wir haben uns selbstständig gemacht, sind in diese Idee eingestiegen. Ein sehr, sehr guter Freund von mir, wir sind immer noch bestens befreundet. Das ist, glaube ich, womöglich ungewöhnlich. Wir haben zu zweit angefangen und haben die Firma in Deutschland zum Marktführer machen können, haben internationalisiert und als ich ausgeschieden bin als CEO und Gesellschafter so vor zwei, drei Jahren, so im Sommer 2013/2014, hatte die Firma 80 Mitarbeiter, gut 30 Millionen Euro Umsatz und wir waren in fünf Ländern vertreten. Davon waren wir in vier Ländern Marktführer.

LB: Super. Was war deine Aufgabe da genau?

HL: Ich war über viele Jahre der CEO der Gesellschaft, also der Sprecher der Geschäftsführung mit den üblichen Aufgaben für Strategie, für Mitarbeiter, für Produkte und ich habe also in meiner Funktion die Geschicke der Firma maßgeblich bestimmt.

Ich habe den Erfolg nicht alleine geschafft, sondern das ging wirklich über ein super Team mit super Leuten. Aber ich war der, der… wie würde man sagen? Die Richtlinien der Politik dann doch maßgeblich beeinflusst hat.

LB: Super. Du hast die Firma ja, du hast gesagt, du bist ausgeschieden, du hast sie verkauft. Das ist ja was, wovon viele Unternehmer träumen. Viele Unternehmer fühlen sich ja fast im eigenen Unternehmen schon so ein bisschen gefangen. Wie hast du das geschafft? Wie ist dieser Ausstieg dir gelungen?

HL: Das Gefühl kenne ich natürlich sehr gut. Wenn du irgendwas über, keine Ahnung, Größenordnung 20 Jahre machst, dann war es bei mir so, dass sich viele Dinge revolvierend angefühlt haben und ich hatte das Gefühl, alles schon mal gesehen und alles schon mal gemacht zu haben. Das stimmt natürlich nicht, das war natürlich nur meine eigene Wahrnehmung. Aber um auf deine Frage zu kommen, wir haben das so gemacht, mein Geschäftspartner Werner und ich haben sehr früh einen großen Gesellschafter mit reingenommen, so 1997 nach drei Jahren, drei Jahre nach der Gründung, und wenn du einen Mehrheitsgesellschafter mit reinnimmst, dann ist das Schicksal eigentlich klar. Also irgendwann verkaufst du an den. Für uns war das gut, weil wir das Wachstum machen konnten, also die Firma Ströer aus Köln ist das, war unsere Bank und unser natürlicher Käufer. Also mein Weg oder unser Weg war der, früh einen Mehrheitsgesellschafter reinzunehmen, mit dem zusammen Wachstum zu realisieren und damit aber gleichzeitig schon mal jemanden aufzuperlen, der eines Tages die Anteile kauft.

LB: Das heißt also, Ihr habt auch da natürlich dann auch finanziell schon anfangs von ihm mit Wachstumsfinanzierung und so schon von ihm profitiert?

HL: Ja, absolut, absolut. Also ohne Ströer hätten wir das Wachstum nicht machen können. Also operativ haben die nicht viel gemacht, das ist auch gut so. Es gab ein gutes Vertrauensverhältnis, aber wie ich eben sagte, Ströer war unsere Bank und die haben halt das Wachstum doch mit erheblichen Beträgen finanziert.

LB: Super. Ja, toll, da träumt jeder von ohne Bank dann auszukommen. Haben die denn viel Einfluss genommen oder…? Das ist ja, ich habe ja, ich meine, da hat man ja auch irgendwo als Unternehmer Angst vor. Ich hole mir jemanden rein, so dieses Heuschreckengespenst, und die kommen dann jede Woche und wollen Zahlen von mir sehen und wehe, die sind dann nicht so wie prognostiziert.

HL: Ja, das Thema hatten wir natürlich auch. Wenn du also… du bist nicht mehr Herr im eigenen Laden. Das muss man wissen. Wir hatten aber damals die Chance, bestimmte Dinge zu vereinbaren, die uns doch einen großen Einfluss erhalten haben. Wir haben einen Gesellschaftervertrag gemacht, in dem war sowas drin wie so ein gewollter Einigungszwang. Das heißt, keine der Parteien konnte maßgebliche Dinge alleine entscheiden, sondern dafür brauchte es in der Gesellschafterversammlung ein Stimmverhältnis, was jeweils eine Partei alleine nicht erreichen konnte. Das heißt, das war ein großer Punkt, der sich sowohl operativ ausgewirkt hat als auch so im Schutz des Minderheitsgesellschafters. Ich nenne das eben gewollter Einigungszwang. Wenn du als Partner, wenn du wirklich als Partner anfängst, dann geht das auch. Wenn das so losgeht, der eine will den anderen so oder so übernehmen und das ist das allerallerallerallererste Ziel, dann funktioniert das nicht. Aber sich auf Augenhöhe zu begegnen, das abzusichern durch gesellschaftsrechtliche Mechanismen, das hat uns sehr geholfen.

LB: Super Input, wichtiger Input auch, glaube ich, für alle, die auch an sowas denken. Jetzt ist deine Geschichte ja wirklich, das hört sich ja alles toll an, Unternehmen aufgebaut, über 30 Millionen Euro Umsatz, 80 Mitarbeiter, verkauft, jetzt dich ich sage mal fast selbst verwirklicht als Coach mit dem Pilotentum dann, also mit dem Pilot, so einer Leidenschaften von dir zusammengeführt, das merkt man dir in deinen Trainings ja auch an, muss ich sagen. Ich habe ja wie gesagt eins gemacht. Aber das ist ja nicht alles, das ist ja nicht nur Sonnenschein auf der Welt. Das wissen wir ja. Was war denn deine größte Niederlage als Unternehmer und was hast du daraus gelernt?

HL: Ja, also es waren mehr als eine Niederlage. Also die größte Niederlage war die Fehlgründung in Frankreich. Wir sind, nachdem wir in Deutschland das so ein bisschen für uns sortiert hatten und Marktanteile hatten, mit denen wir zufrieden waren, sind wir zum Millennium, also von 1999 nach 2000, ins Ausland gegangen, haben sieben Länder gleichzeitig gegründet ohne genug Geld, ohne Personal und ohne Ahnung und das war jetzt nicht so eine super Idee und dabei sind ein paar Länder umgefallen wie Frankreich zum Beispiel. Ich habe in Frankreich die Komplexität völlig unterschätzt. Also wie die französische Wirtschaft funktioniert, habe ich nicht begriffen und habe das völlig unterschätzt. Das war so finanziell die größte Niederlage und die mich auch frustriert hat. Die anderen Niederlagen wie, oh, wir gründen sieben Auslandsfirmen, dann kommt die Internetblase und alle Firmen sind im Verlust, das ist sage ich mal eine Krise, habe ich nicht als Niederlage empfunden, sondern wir haben was draus gemacht und haben dann die Kurve gekriegt. Aber Frankreich ist die größte Niederlage und der Grund ist, glaube ich, ich habe die Komplexität unterschätzt, habe mich nicht gut genug vorbereitet, habe nicht genug Marktrecherche betrieben, sondern wir haben gesagt, wenn wir riesen Poster in München und in Hamburg machen können, können wir auch in Paris und das ist nicht genug. Also das ist nicht genug, man braucht mehr Vorbereitung, mehr Recherche und auch eine Struktur, die das leisten kann. Das haben wir alles nicht gehabt.

LB: Okay, aber es ist ja auch oft gutgegangen. Ich bin ja auch immer ein Freund davon, erstmal aus dem Flugzeug rausspringen, unterwegs bastele ich mir dann schon erstmal den Fallschirm. Aber es ist natürlich bei gewissen Größenordnungen dann fraglich. Aber auf die Nase und auf die Schnauze fallen als Unternehmer, das gehört dazu.

HL: Ja, absolut.

LB: Was würdest du denn als deine unternehmerischen Stärken bezeichnen?

HL: Ja, also ich glaube, ich bin gut da drin, in die Zukunft zu denken. Also ich glaube, ich kann ganz gut antizipativ denken in so Szenarien „Was ist wenn“ und das auch über verschiedene Aspekte hinweg. Also jetzt in Märkten, was passiert in Märkten in der Zukunft, also natürlich nur in Märkten, in denen ich mich auskenne. Ich kann jetzt für, keine Ahnung, für autonomes Fahren kann ich nichts zu sagen, aber in dem Bereich Außenwerbung und in dem Bereich Riesenposter, da kann ich schon in verschiedenen Szenarien denken und auch bei Menschen. Also ich kann mir ganz gut vorstellen, was ist bei dem anderen gerade so emotional und gedanklich los, was passiert da gerade, was ist für ihn oder sie wichtig, wo sind da die Antreiber und dann so mich ganz gut in diese Situation des jeweils anderen reinzuversetzen, das ist, glaube ich, meine Stärke. Und ich habe einen Grundsatz dabei, der heißt „Keine Aktio ohne Reaktio“. Das heißt, egal was ich mache, es wird irgendeine Auswirkung haben. Also egal was ich tue oder auch nicht tue, wird sich auswirken und ich denke nicht in einem Szenario, wo ich alleine die Welt beeinflusse und das geht dann schon so in die Richtung, sondern es sind immer noch andere Leute, die auf mich und auf mich als meine Person, auf meine Kommunikation, auf meine Ideen reagieren. Also antizipativ denken und den Grundsatz hochhalten „Keine Aktio ohne Reaktio“. Das ist, glaube ich, meine Stärke.

LB: Also von dem, wie ich dich kenne, ich meine, wir kennen uns jetzt nicht sehr gut, aber ein bisschen, kann ich das, glaube ich, würde ich das unterstreichen. Also von der Außenwahrnehmung liegst du da, glaube ich, richtig. Was sind denn deine Schwächen?

HL: Ja, ich verzettele mich schon mal. Ich mache zu gern die Dinge, die mir viel Spaß machen und da kriege ich dann oft die Kurve nicht. Also ich verzettele mich dann bei den Dingen, die mir Freude machen. Das muss nicht immer die Top-Priorität sein, die eigentlich angesetzt ist und dran ist und das ist sicherlich meine Schwäche.

LB: Kann ich total nachvollziehen, aber manchmal kann man das ja übereinanderbringen, Leidenschaft und den Fokus dann wirklich auf wichtige Sachen legen. Das kann ja auch zusammenpassen. Finde ich übrigens Fokus ganz kurz, habe ich in Amerika eine super Übersetzung gehört „Follow one curse success”, also folge einem Weg, bis du erfolgreich bist und ich kann das auch, das ist auch eine meiner großen Schwächen, immer mal vom Weg abzukommen, weil mir irgendwas anderes plötzlich wahnsinnig Spaß macht.

HL: Dann kennst du das gut, denke ich.

LB: Ja, kenne ich sehr gut. Wie organisierst du dich und dein Leben denn? Welche Tools nutzt du? Hast du eine Vision, einen Businessplan? Ich meine, jetzt bist du als Coach in Key-Note-Speaker sehr wahrscheinlich eine One-Man-Show, hast vielleicht noch eine Assistentin oder wie ist das?

HL: Nee, das mache ich selbst und da liegt mir auch eine Menge dran, weil ich kenne das aus vergangenen Zeiten, wo mich eine Assistentin in meinen Reisen und in meinen Hotelbuchungen unterstützt hat oder das für mich organisiert hat und dann bist du in Stockholm und plötzlich in einem Hotel 30 Kilometer außerhalb, nur weil es 19 Euro billiger gewesen ist. Das mache ich nicht mehr. Also ich mache das, es ist ja mein eigenes Leben und mein eigener Körper und meine eigene Zeit, das organisiere ich alles selber. Ich kann also so dann gucken, welchen Job ich machen will und welchen ich vielleicht nicht machen will. Das kommt relativ selten vor, dass ich irgendwas nicht mache, weil ich mache eh meistens die Sachen, die mir gut gefallen und das hat sich ja schon, so wie du eben gesagt hattest, schon ganz gut entwickelt. Nee, keine Assistentin, ich mache alles selbst und da gibt es zwei, drei Tools zu, die technologiebasiert sind, die ich nutze. Ich glaube, das wichtigste Tool für mich ist so eine integrierte Businesssoftware. Das Ding kommt eigentlich aus der Schiene CRM, Customer Relation Management, ist aber mehr. Das steuert meine Angebote, das Angebotsverfahren, das Auftragsverfahren, das Abarbeitungsverfahren bis hin zur Rechnungsstellung und Zahlungsverfolgung. Ich hätte das viel eher machen sollen. Zu Anfang habe ich mir einen abgebastelt mit Outlook, Excel und Word und war nach sechs Wochen völlig verloren und bin dann auf das Tool gekommen. Das Tool heißt One CRM oder 1 CRM.

LB: Wie heißt das nochmal?

HL: Also die arabische Ziffer eins und dann CRM, One CRM. Das kann das alles. Es geht über verschiedene, geht über alle Plattformen, vom Handy über ein iPad auf den Laptop und wie auch immer. Das ist also eine internetbasierte Lösung. Ich habe alle meine Kontakte immer dabei, habe alle meine Angebote immer dabei, alle Jobs, die ich machen muss, dabei, die Rechnung, die ich geschrieben habe, den Zahlungsstand und da kann jeder, der so arbeitet wie ich so als One-Man-Band, dem kann ich echt nur empfehlen, sich so ein Ding sofort anzuschaffen, vielleicht sogar als allererstes. Klar, Positionierung und Businessplan, aber danach würde ich mir so ein Ding anschaffen. Dann kommen die Leute vielleicht nicht in die Situation wie ich, dass du nach sechs Wochen dich mit den Rechnungsnummern vertust, du weißt nicht mehr genau, wann du wo sein sollst. Der Termin, der im Kalender steht, war das jetzt ein Termin „mit Bleistift“ oder muss ich den wirklich wahrnehmen? Also 1 CRM ist sicherlich eine von mehreren Lösungen, integrierte Lösungen, eine Business Support Software, die mir tierisch hilft und ich sage es einfach nochmal, so ein Ding muss man sich sofort besorgen und zwar sofort.

LB: Super. Werden wir auf jeden Fall in den Artikel zu diesem Interview verlinken. Du sprachst von zwei Tools. Was war das andere noch?

HL: Ach so, ja, der Rest ist, also die Technik darum herum wie ein iPad und ein Telefon und ein Laptop. Also die integrierte Lösung ist eben dieses 1 CRM, wo halt alles drin ist, von E-Mails über weiß der Himmel was. E-Mails, Kalender, Angebote, Aufträge, Rechnungen, Zahlungseingänge, alles. Also so ein Ding braucht man. Und dann dazu halt die Hardware, also ein iPad oder ein Laptop, dass du halt immer drankommst und Telefon logischerweise auch. Aber jetzt wird es ein bisschen kleinteilig.

LB: Ja, okay, das ist, glaube ich, klar. Du sagtest eben richtig, in deiner Firma, die du dann erfolgreich auch verkauft hast, warst nicht du alleine für den Erfolg zuständig, sondern das ganze Team und ich finde, das Team, also das ist immer zum Beispiel für mich das allerallerwichtigste. Das steht bei mir wirklich vor Gewinn, Umsatz, allem Pipapo, ein gutes Team aufbauen, ein gutes Team führen. Und welche Tools oder welche Philosophie hast du denn da genutzt? Ich meine, mit 80 Mitarbeitern hast du ja ordentlich was zu tun gehabt.

HL: Ja, die waren ja auch noch in fünf Ländern verteilt und da war relativ schnell klar, dass du das montagliche Statusmeeting eben nicht abhalten kannst. Wie willst du das machen mit Leuten in England, Belgien, Frankreich ein bisschen, Niederlande und Deutschland? Funktioniert nicht. Wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich, da gibt es gar keine Tools. Und meine Entwicklung ist die, dass ich das zu Anfang schon geglaubt habe, also vor vielen Jahren war ich schon jemand, der so an diese strukturierten E-Mails und Vereinbarungen usw. geglaubt hat. Das habe ich auch so gemacht. In der Zeit war ich alles andere als eine gute Führungskraft und habe es dann auch verändert. Das war die Zeit, wo ich dann die Coaching-Ausbildung gemacht habe, nicht um in dem Bereich zu arbeiten, sondern um mit meinen Mitarbeitern anders zusammenzuarbeiten und bin weg von diesem Schachbrettthema, also ich bewege Leute auf dem Schachbrett. Das sind für mich Tools und Techniken, an die glaube ich nicht mehr. Ich glaube heute da dran, dass des um die Leute geht, um die Menschen geht und dass es wichtig ist herzugehen, Menschen zu finden, mit denen man ähnliche Werte teilt und die in der Lage sind, die Ziele zu erreichen. Und dafür gibt es eigentlich keine wirklichen Tools, weil ich muss zu meinen Mitarbeitern, das waren immer so Landesgeschäftsführer, die wiederum Mitarbeiter hatten, zu denen muss ich eine echte Beziehung aufbauen. Ich muss mit denen in der Lage sein, eine richtige Beziehung zu haben, wo wir über die Werte sprechen und wo wir über Ziele und Zielerreichung sprechen. Und wenn das klappt, wenn das klappt, dann geht das in die richtige Richtung. Und für mich ein anderer wichtiger Grundsatz ist eben auch die Haltung oder der Glaube da dran, dass meine Mitarbeiter auch was erreichen wollen und dass sie das können. Also meine Denke ist nicht, Menschen machen prinzipiell erstmal Fehler, sondern meine Denke ist, Menschen wollen erstmal was erreichen und das können die auch und ich als CEO bin dabei oder meine Aufgabe ist, zu den Themen, die ich mit denen habe, Produkte, Strategie, Struktur, Zielerreichung eine gemeinsame gedankliche Basis und auch eine emotionale Basis herzustellen und wenn das klappt, dann geht es in die richtige Richtung und wenn wir das nicht gehabt hätten, dann kannst du nicht so eine Firma von ich sage mal 1 Million Euro Umsatz in 1994 auf 33 Millionen Umsatz 2015 bringen. Das funktioniert nicht. Du brauchst mit deinen Mitarbeitern eine gemeinsame Wertebasis, eine gemeinsame geschäftliche Basis. Das ist ja kein Ponyhof, sondern du musst schon geschäftliche Ziele auch vereinbaren und die müssen auch erreicht werden, aber wenn das da ist, dann geht das in die richtige Richtung. Das hat aber nichts mit Tools zu tun, gar nichts.

LB: Super. Kann ich… ganz gefesselt habe ich zugehört, weil finde ich nämlich genauso, hast du ganz toll ausgedrückt, muss ich sagen. Wie stellst du dich und dein Unternehmen in Zeiten des digitalen Wandels auf? Ich meine, du hast gerade von dem Tool, diesem CRM-Tool erzählt, aber auch was ist mit deinen Produkten? Hast du da was Digitales oder wie sieht das aus mit dem Marketing im digitalen Zeitalter jetzt im Internet?

HL: Ja, da erwischt du mich so ein bisschen, wenn ich ehrlich bin. Da habe ich auch dreimal in der Woche ein schlechtes Gewissen, weil ich das nicht intensiv genug mache. Natürlich habe ich eine Website, also es gibt zwei Websites, einmal zu den Flugsimulator-Workshops oder auch zu mir persönlich als Coach und als Speaker. Die heißt eben so, wie ich auch heiße, heinzleuters.de und das ist für mich das wichtigste und zentrale Tool. Da ist drauf, wer ich bin, was ich mache, da sind ein paar Videos drauf, dann ist aber auch schon Schluss. Dann ist aber auch schon Schluss mit digitalen Produkten. Ich halte die Videos für extrem wichtig und auch die Beschreibung und die Fotos. Ich bin nicht so sehr unterwegs in den sozialen Medien. Das ist das, was mir eben das schlechte Gewissen macht, da könnte ich viel, viel mehr machen. Ich habe aber nicht so viel Lust dazu und konzentriere mich sehr, sehr, sehr auf meine Website und das ist so sage ich mal mein digitales Herzstück meiner Arbeit.

LB: Und konzentrieren auf die Website, wie kann ich mir das vorstellen? Bloggst du?

HL: Ja, jetzt nicht so alle Woche, jede Woche oder alle 14 Tage. Ich schreibe so alle zwei Monate einen Artikel zu den Themen, zu den Themen „Fliegen und Führen“, wo hat die Fliegerei was zu tun mit Unternehmer sein oder mit Führung. Das kommt eben alles aus meiner Zeit, wo ich lange, lange Pilot und Fluglehrer war, kombiniert mit meinen Erlebnissen als Unternehmer und mit der Denke so als Führungskräfteexperte. Das mache ich so alle zwei Monate, weil ich glaube, mehr geht den Leuten auf den Zacken, wenn ich denen dauernd irgendwas schicke. Ich würde selber nicht viel mehr von mir lesen wollen als alle zwei Monate mal einen gescheiten Artikel. Das mache ich auf der Website und ansonsten bin ich oldschoolmäßig usw. Also ich mache Kaltakquise, also ich mache drei, vier Tage in der Woche, sorry, im Monat, drei, vier Tage im Monat Kaltakquise. Ich gucke, wer sind meine Kunden, wo hat es gut funktioniert, wo gibt es eine Kundenschicht, die ähnlich ist, und dann mache ich Internetrecherche, rufe da an, schicke denen eine E-Mail mit Hinweis auf meine Website und rufe wieder an. Also oldschool.

LB: Okay, okay. Also mit dem Bloggen kann ich dir auf der einen Seite recht geben, erstmal finde ich gut, dass du das machst. Ich bin ja der Meinung, jeder Unternehmer, jede Führungskraft sollte bloggen. Einmal alle zwei Monate, oh, das ist schon ein bisschen wenig.

HL: Ja, ja, ich weiß. Ich bin nicht überrascht, dass du das sagst.

LB: Ja, genau. Aber es ist natürlich so, da geht natürlich auch, wie du richtig gesagt hast, Qualität vor Quantität. Also wenn ich jede Woche was schreibe und dann bringe ich keine Qualität raus, dann hilft mir das auch nicht weiter. Aber du darfst natürlich bei deinen Lesern oder Kunden oder Interessenten nicht vergessen, die lesen ja nicht jeden Artikel von dir, sondern die suchen sich die ja auch aus und da könnte man schon ein bisschen mehr zur Verfügung stellen.

HL: Ja. Ich weiß, ich weiß.

LB: Okay, jetzt habe ich dir hoffentlich nicht noch ein schlechteres Gewissen gemacht.

HL: Nein.

LB: Heinz, du bist ein entspannter Typ. So habe ich dich kennengelernt. Was machst du denn als Unternehmer, um abzuschalten?

HL: Ja, das ist total wichtig. Als erstes mal nehme ich mir die Freiheit dann zu arbeiten, wenn ich will und auch nicht zu arbeiten, wenn ich nicht will. Also ich kann das gar nicht so richtig trennen. Also andersrum, also gedankliche Prozesse und unternehmerische Vorgehensweise kann ich von meinem Privatleben nicht gut trennen. Die Aktivitäten kann ich schon trennen, weil ich hänge ja nicht jeden Tag am Telefon. Und ich sehe auch, dass das wichtig ist, sich Freiräume zu schaffen, wo auch die Gedanken da mal ein Stück weg bleiben in Richtung Unternehmen. Das schaffe ich dadurch, dass ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Ich habe eine Frau, mit der bin ich seit, keine Ahnung, ich glaube, gut 20 Jahren verheiratet. Wir kennen uns schon viel länger und das ist… ich rechne immer brutto und netto. Also sind meine Frau und ich 20 Jahre zusammen, das heißt verheiratet und brutto und über 30. Das ist ein tierischer Faktor, wenn du in einer glücklichen Beziehung bist, glaube ich wenigstens. Ich habe zwei Kinder, da freue ich mich, dass ich an deren Leben teilhaben kann. Die älteste studiert jetzt in Köln und der andere muss noch zwei Jahre bis zum Abi und ein Teil von dem Leben zu sein von den jungen Leuten, das bringt dich schon dazu, ab und zu mal abzuschalten. Und meine Hobbys halt, ich bin immer noch leidenschaftlicher Flieger, mittlerweile privat mit einem kleinen Kunstflugzeug, und leidenschaftlicher Motorradfahrer und da habe ich jeweils Freunde und Kumpels, mit denen ich diese beiden Sachen mache und Familie, Motorradfahren und Fliegen bringt mich zum Abschalten.

LB: Also Abschalten ist wirklich das Wichtigste in der Produktivität. Nur wenn ich richtig abschalte und auch mal richtig am Wochenende oder wann auch immer einfach mal die Füße hochlege, nichts mache, dann kann ich auch wieder richtig produktiv starten. Genau. Kommen wir zu den Abschlussfragen. Bitte um schnelle und kurze, präzise Antworten. Welcher ist dein wichtigster Produktivitätstipp?

HL: Hatten wir schon, gleich mit einer integrierten Businesssoftware zu starten.

LB: Okay. Auf welche drei digitalen Gadgets, also Hardware, kannst du nicht mehr verzichten?

HL: In der Reihenfolge Laptop, Telefon, iPad.

LB: Laptop, Telefon, sag mal bitte, was du da grob hast.

HL: Ehrlich, willst du das hören?

LB: Ja. Ich weiß.

HL: Ich habe ein Windows 10 Laptop, ich habe ein Androidtelefon und ein MAC OS iPad.

LB: Immerhin das iPad. Ich habe bewusst gefragt, ich wusste das ja, als wir hier die Technik da eingestielt haben hier, weil dass du das nicht hast, aber ich wollte es unbedingt nochmal hören, weil mir wird ja nachgesagt, ich rede ja nur mit Apple-Leuten und das stimmt nämlich gar nicht.

HL: Das stimmt, also ich bin lebendiger Beweis dafür.

LB: Genau, genau. Welche App oder welchen Internetdienst kannst du der „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community empfehlen?

HL: Irgendwie eine richtig Top-Hostingfirma, die also dir selber, also die dir deine Website hostet. Ich persönlich programmiere die auch noch selber, also ich kann HTML, also in Grenzen. Dann die Businesssoftware wie eben, das ist bei mir 1 CRM, und ich brauche halt immer und überall ein Netz. Also ich brauche ein top-digitalen Netzprovider, damit ich überall rankomme und das ist für mich auf der einen Seite Strato, mit denen arbeite ich als Hostingfirma zusammen. Ich arbeite mit der Software von 1 CRM und bin bei Deutschlands bestem Netz, wer immer das genau sein mag.

LB: Okay. Welches Buch hat dich als Unternehmer und Mensch am meisten geprägt?

HL: Da gibt es ein Buch von so einer Harvard-Kombo, das heißt „What really works, the 4+2 formula for sustained business success”. Das gibt es auch bei… das ist nicht so neu. Das gibt es logischerweise auch bei Amazon. Das ist geschrieben von vier oder fünf Harvard-Professoren. Die haben eine 10- oder 15-Jahre, nee, eine 5-Jahre-Studie gemacht, also Field-Studie gemacht, warum sind eigentlich welche Unternehmen erfolgreiche und welche nicht und da gibt es eine Formel, dass sich die Unternehmen auf vier strategisch extrem wichtige Dinge konzentrieren und aus weiteren vielen möglichen sekundären Erfolgsfaktoren zwei rauswählen. 4+2 ist ein extrem wichtiges Buch für einen Unternehmer, finde ich. Was mich persönlich geprägt hat, ist ein Buch von Elly Beinhorn, das heißt „Alleinflug“. Elly Beinhorn ist eine Dame, die vor dem Weltkrieg und nach dem Weltkrieg alleine die ganze Welt im Flugzeug bereist hat und da habe ich eine Menge draus gelernt.

LB: Schön. Welches ist der beste Ratschlag, den du jemals erhalten hast?

HL: Der ist uralt. Als ich mit der Fliegerei anfing, musste ich so die Handbücher lesen und in einem Handbuch stand neben dem Verfahren drin, wie man dieses Drudeln beendet, wenn es so runtergeht, musst du eine bestimmte Steuerbewegung machen und daneben hatte der Fluglehrer handschriftlich geschrieben „Auch wenn es nicht klappt, nicht aufgeben, immer wieder versuchen“. Das ist eigentlich für mich der wichtigste Ratschlag, den ich in meinem Leben bekommen. Auch wenn es nicht klappt, nicht aufgeben, immer wieder versuchen.

LB: Im Flugzeug, glaube ich, relativ wichtig in so einem Moment. Genau. Wenn du nochmal bei null anfangen könntest, was würdest du heute anders machen?

HL: Ich hatte mir gedacht, dass du mich sowas fragst. Habe ich keine Antwort drauf. Also geschäftlich würde ich nichts anders machen. Ich glaube, dass ich mich früher… in so einer Laufbahn früher von Technologien, Tools verabschieden würde und mich früher den Menschen zuwenden würde. Das würde ich anders machen. Aber ich würde jetzt nichts irgendwie, keine anderen Geschäftsentscheidungen treffen, sondern ich glaube, ich würde mich… ich, wenn ich nochmal das alles machen würde, würde ich mich früher dem Thema der Personen, der Beziehungen, der Menschen zuwenden als ich es gemacht habe.

LB: Okay. Dann erstmal vielen, vielen Dank bis hierhin.

HL: Gerne.

LB: War super spannend, hat mir Spaß gemacht.

HL: Mir auch.

LB: Wie kann denn jetzt die „Produktiv in digitalen Zeiten“-Community mit dir in Kontakt treten, wenn sie jetzt Interesse an so einem Coaching oder an so einem Training mal hat oder wo findet man dich denn im Netz?

HL: Also das geht eigentlich, wie gesagt, der digitale zentrale Punkt ist die www.heinzleuters.de und ich habe nichts gegen ein Telefonat. Also wenn jemand Interesse an irgendwas an dem hat, was ich tue, da kann er meine Telefonnummer finden. Ich freue ich über einen Anruf. Ich glaube, dann ist man sofort im Thema oder eine Mail und ich rufe zurück.

LB: Okay, super. Also Heinz, vielen, vielen Dank bis hierhin.

HL: Gerne.

LB: Hat Spaß gemacht und dann wünsche ich dir eine produktive Zeit. Ciao.

HL: Danke dir, Lars, Tschüss.