Fokus ist mein Thema. Aber was bedeutet Fokus denn nun genau? Was versteht Barbara darunter? In der heutigen Folge wollen wir das klären. Barbara Fernández und ich sprechen über die Bedeutung von Fokus, Balance und Lebensqualität.

Die Podcastfolge

Transkript

BF = Barbara Fernández
LB = Lars Bobach

BF:
Herzlich willkommen zum Hallo Fokus! Podcast. Wir sorgen für mehr Fokus in Leben und Beruf, sodass wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt. Mein Name ist Barbara Fernández und hier mir gegenüber sitzt Lars Bobach. Hallo lieber Lars.

LB:
Hallo Barbara.

BF:
Was bedeutet Fokus wirklich? Endlich stellst du die Fragen aller Fragen.

LB:
Die Fragen aller Fragen.

BF:
Ja, wir möchten heute ein Gespräch über Balance und Lebensqualität führen und der Untertitel, den finde ich auch wahnsinnig einladend. Das klingt nach einem gemütlich gedanklichen Spaziergang durch das Thema Fokus.

LB:
Ja, so war es gedacht.

BF:
Sehr gut. Ja, da ist doch meine Eingangsfrage. Wie ist das eigentlich mit dem Fokus? Oftmals erlebe ich das so, wenn Leute sich so ein Thema nehmen, dass das auch ein Thema für sie selber war. Und dann hat man so viel Energie da reingesteckt und so viel selber gelernt, dass man Lust hat, es weiterzugeben. Deswegen meine Frage. War Fokus schon immer ein Thema für dich oder ist dir das einfach leicht gefallen von Hause aus?

LB:
Nee, das war schon immer ein Thema. Also das ist auch jetzt nicht leicht. Ich weiß, es gibt vielleicht den einen oder anderen, dem es leichter fällt, aber die kenne ich zumindest nicht. Hat sicherlich auch mit meiner Positionierung zu tun, dass ich ja helfe, Fokus zu bekommen oder hier einen Hallo Fokus! Podcast habe. Aber nein, also mir ist das nicht in die Wiege gelegt worden. Leider. Und zu dem, was du gesagt hast, das ist ja wirklich so, dass man immer das lehrt, was man selber am meisten braucht.

BF:
Ja, und indem man lehrt, lernt man ja auch wieder ganz viel.

LB:
Absolut.

BF:
Ich meine, es ist immer gut, wenn man erst ein bisschen was kann, bevor man mit dem Lehren anfängt. aber man lernt dann trotzdem weiter.

LB:
Absolut. Auch wenn man Bücher schreibt, das ist ja genau das Gleiche. Die Bücher, die wir schreiben, und das sagen viele Autoren, die jetzt auch Sachbücher oder auch Ratgeber schreiben, das, was sie da geschrieben haben, ist eigentlich in erster Linie erstmal für sie selbst. Und man kriegt seine Gedanken sortiert, indem man schreibt, indem man strukturiert.

BF:
Vorträge hält.

LB:
Genau.

BF:
Indem man sagt, was ist das eigentlich, was mich bewegt? Oder was möchte ich dir eigentlich wirklich sagen?

LB:
Genau. Aber leicht gefallen, no.

BF:
Und das ist schon in der Schule aufgefallen, beim kleinen Lars in der ersten Klasse, dass der sich schwer konzentrieren konnte oder wann ist das so richtig aufgefallen? Jetzt zittert die Unterlippe und er schmunzelt vor sich hin.

LB:
Ich überlege gerade, ich denke gerade an den kleinen Lars, aber da muss ich wirklich mal überlegen, in der Schule schon? Also ich war nie ein guter Schüler, aber ob das mit Fokus zu tun hat? Also der Begriff Fokus und was Fokus wirklich bedeutet, wo wir uns ja heute auch drüber unterhalten wollen, ist auch mir erst in den letzten Jahren aufgegangen. Deshalb könnte ich nicht sagen… Da war ich besonders wibbelig. Ich war sicherlich der Klassenclown. Ich weiß noch, meine Chemielehrerin, die hatte immer die Sitzordnung und dann hat sie immer in die Sitzordnung eingetragen Plus und Minus, wenn wir irgendwas gut gemacht haben oder weniger. Und den haben wir ihr geklaut, kurz vor der Zeugnisvergabe. Das war die größte Katastrophe für sie, denn sie hat sich ganz schwer getan mit den Zeugnisnoten, weil das ihre Grundlage war, dieser Sitzplan. Und hinter meinem Namen stand in Klammern Hauptstörer.

BF:
Ja?

LB:
Hauptstörer. Ja.

BF:
Ja, sehr gut. Okay. Gut, dass wir das mal wissen.

LB:
Genau, also das ist der kleine Lars.

BF:
Ja, also ich meine, mir fallen da viele Sachen ein. Euch als Zuhörerschaft bestimmt auch. Der eine oder andere hat auch Kinder, Kinder in Schule und man weiß ja auch so vom Klassenclown entweder Unterforderung oder vielleicht warst du auch unterfordert?

LB:
Ja, mir wurde schnell langweilig.

BF:
Ja, dir wurde schnell langweilig und heute wird dann vieles diagnostiziert. Der Hauptstörer wird nicht einfach schlecht benotet, sondern der wird dann diagnostiziert und es muss ausgemerzt werden. 

LB:
Medikamentiert dann auch noch.

BF:
Genau. Bei dir ist es so, du bist einfach mehrfach Unternehmer geworden und dir ist es nicht mehr langweilig geworden. Du hast deine Berufung gefunden.

LB:
Genau. Ja, aber Fokus, was bedeutet das denn für dich, Barbara?

BF: 
Also Fokus ist im Schauspiel ja so wichtig, sich sehr tief zu konzentrieren und wirklich genau in diesem Moment zu sein. Also wenn ich nicht wirklich beim Partner bin oder nicht wirklich beim Spiel in dem Moment, dann wird das unauthentisch und dann wird das gemacht und dann fällt das auf. Und deswegen ist das natürlich auch ein tolles Training. Es gibt andere Sachen, wo das auch ganz ähnlich gelagert ist, wie bei der Meditation oder auch beim Tango-Tanzen ist das ganz wichtig. Und ich liebe diesen Zustand sehr, muss ich sagen. Ich kann jetzt gar nicht sagen, ob das bei mir vorher schwierig war oder weniger schwierig. Jetzt fällt mir gerade ein, dass ich Kunstradsport gemacht habe. Das ist auf dem Fahrrad Akrobatik machen.

LB:
Das war mal sogar eine olympische Disziplin, glaube ich. Kann das sein?

BF:
Ja, kann sein.

LB:
Wenn man so auf dem Rad Handstand auf dem Lenker macht.

BF:
Genau.

LB:
Das hast du gemacht?

BF:
Das habe ich gemacht, ja.

LB:
Wahnsinn.

BF:
Auch relativ erfolgreich. Das habe ich so zwischen sechs und 14 Jahren gemacht. Und da muss man auch total konzentriert sein. Man muss das Gleichgewicht halten und so weiter. Ja, und apropos langweilig, mir war auch immer in der Kirche langweilig. Dann habe ich halt gedacht, ich mache mal Messdiener, weil dann kann ich wenigstens vorne mitmachen. Und dass man sich dann auch so konzentriert und der Fokus wird gegeben und gehalten. So zieht sich das ein bisschen durch, auch durchs Musikinstrument spielen und dann eben im Schauspiel. Ich mag das sehr und das ist auch ein Zustand der Entspannung. für mich.

LB:
Also Fokus ist jetzt für dich “präsent sein”.

BF:
Präsent sein, da sein mit allen Sinnen, im Moment gegenwärtig sein und dann ist alles andere ausgeblendet und ich merke, auch wenn man dann manchmal in diesem Fokus-Moment sehr dolle arbeitet und auch das Energie kostet, ist es aber eine Art zu arbeiten, die auch so Energie zurückgibt. Also ich fühle mich danach oft nicht ermattet. Wenn so Desorientierung ist und hier ein bisschen und da ein bisschen, dann finde ich es unglaublich ermattend und ermüdend.

LB:
Genau, dann bist du hinterher total kaputt.

BF:
Richtig.

LB:
Passt gut, was du sagst. Das ist natürlich jetzt nicht so, wie ich jetzt hier Fokus definiere. Fokus kann man sich aus unterschiedlichsten Perspektiven angucken. Als Fotograf hast du einen Fokus, der Hintergrund wird unscharf, du holst das, was du betonen willst, in den Fokus und den Rest halt nicht. Oder wie du es jetzt sagst, so ganz achtsam, ganz im Moment sein. Und das passt genau zu dem, was Fokus ist, dass man sich bewusst gegen viele andere Dinge entscheidet. 

BF:
Ja, das stimmt. 

LB:
Und Fokus ist, was ja heutzutage so oftmals Fokus genannt wird, und deshalb war mir diese Folge auch wichtig, ist, dass man denkt, fokussiert ist man, wenn man Ablenkung vermeidet.

Dass man sagt, okay, jetzt schalte ich mein Telefon auf stumm oder in den Flugmodus oder sowas. Dann bin ich fokussiert in dem Moment. Das ist sicherlich teilweise richtig, aber ich glaube, Fokus kann man viel, viel weiter spannen. Weil selbst wenn ich das tue, aber ich sage mal 10.000 Projekte gleichzeitig habe, 20 Zielen hinterher renne, dann ist man immer noch nicht fokussiert. Auch wenn ich mein Telefon in dem Moment im Flugmodus habe. Deshalb, ich muss mich ganz klar darauf konzentrieren, wo will ich meine Energie und meine Zeit verwenden und wo halt nicht. Das ist jetzt Fokus für mich und wie du es beschreibst. Das ist es ja genau, du bist ganz in dem Moment und blendest in dem Moment erstmal alles andere aus. 

BF:
Ja, verstehe. 

LB:
Genau.

BF:
Bin gespannt auf die Folge.

LB:
Wir sind ja mittendrin.

BF:
Wir sind mittendrin, aber ich bin jetzt gespannt auf das, was du mir stellvertretend für unsere Zuhörerschaft quasi auch an Tipps und Ideen und Struktur dafür mitgibst, weil das ist ja das, was du dann noch tust.

LB:
Ja, das würde ich gerne tun. Also erstmal grundsätzlich, ich habe mir natürlich auch mal angeguckt, wo kommt das Wort Fokus eigentlich her? Das ist auch mal wichtig, sich das irgendwie klarzumachen. Fokus kommt halt vom Lateinischen. Die Endung lässt es ja vermuten,die  us-Endung. Es sind ja viele lateinische Worte. Und das bedeutet, es war damals so das Lagerfeuer, der Sammelpunkt im Dorf. Das war der Fokus, so wurde das halt im Lateinischen genannt. Wo man sich verbunden hat, der Wärme gespendet hat. Ja, der dafür da war, dass man als Gemeinschaft mal gemeinsam innegehalten hat und sich dort getroffen hat.

BF:
Das wusste ich nicht und das finde ich total schön. Das fehlt eigentlich. Das ist total gut, auch so im Dorf oder im Veedel oder in Gemeinschaften. In Familien, denke ich, versuchen wir das ja sicherlich. Viele von uns versuchen das sicherlich immer mal wieder so, die Gemeinschaft zusammenzuholen, vielleicht beim Essen oder dass man wieder so sich connectet und dann wieder ausströmt in die Welt. Ja, schön.

LB:
Es ist ja auch Fokus, also in der Familie. Man hat Familientreffen, vielleicht auch irgendwelche immer wiederkehrenden Routinen, wo man sich dann zusammensetzt und so, das ist ja das Schöne. Und da kommt das Wort eigentlich her. Das ist eigentlich auch wirklich gut, wenn man sich das mal überlegt, wie es jetzt übersetzt wird, von wegen Ablenkungen vermeiden und so. Der Ursprung ist aber dieser Sammelplatz irgendwo. Und das finde ich irgendwo schön.

BF:
Sammelplatz nicht nur von Menschen, sondern Sammelplatz auch von Ideen oder Sammelplatz auch von Energien. Und Lagerfeuer hat für mich auch immer so etwas wie Aufladen. Das hat ja auch etwas Aufnehmendes.

LB:
Und wenn man sich dann mal anguckt, wo wir jetzt herkommen, also wir haben dieses Multitasking quasi permanent, wir haben dieses Attention Hopping, wie man das nennt. Ich bin mal hier zwei Sekunden, mal da zwei Sekunden. Ich führe endlose To-Do-Listen. Ich erhoffe mir immer von der Technologie, dass sie mir viel abnimmt. Tut sie ja auch, aber im Endeffekt wird es trotzdem immer mehr. Ich bin jetzt auch mal gespannt mit KI zum Beispiel. Könnte man ja auf die Idee kommen, dass die KI einen wirklich jetzt mal entlastet. Aber ich zweifle daran. Weil, klar entlastet sie, es hilft bei gewissen Sachen, es ist wie ein Werkzeug, es hilft bei vielen Dingen, macht vieles einfacher. Aber wie füllen wir denn dann die Zeit, die dadurch frei wird? Da kann man sich ja philosophisch fragen, aber es ist ja so, dass wir generell den Tag trotzdem immer voller packen.

BF:
Ja, es ist auch eine erhöhte Erwartung dann da, wenn alle KI nutzen, um bestimmte Dinge hinzukriegen oder in einer beschleunigten Zeit hinzukriegen, dann wird es auch erwartet und dann wird auch wieder vollgestopft. Genau.

LB:
Fokus bedeutet für mich deshalb, wenn wir gleich in den Hauptteil gehen, nur ganz kurz mal, es ist, glaube ich, wichtig, dass man sich einfach seine eigenen Grenzen bewusst macht. Das ist wichtig, dass man dadurch nämlich eine gewisse Demut bekommt, weil man nicht alles machen kann, auch wenn einem das die ganze Social-Media-Welt irgendwie vorgaukelt. Man kann alles erleben, man kann alles machen und wir können nur selbst uns Grenzen setzen, weil alles ist möglich. Ich glaube, dem ist einfach nicht so. Dass man geduldig ist, das hat auch viel mit Fokus zu tun, weil das ist auch das, was einem so mit am schwersten fällt. Ich meine, klar, wenn man da der Zappel-Philipp in der Klasse ist, dann… Geduldig zu sein und Dinge auch mal bis zum Ende durchzugehen. Und wenn man das mal erkannt hat und dann loslassen kann, dann ist man meines Erachtens fokussiert. Und das geht jetzt anders als…

BF:
Das beschreibt jetzt so ein bisschen so, wie komme ich eigentlich in so einen fokussierten Zustand? Also die eigenen Grenzen wahrnehmen, geduldig sein mit mir im Prozess der Veränderung und auch loslassen von den Dingen, von welchen Dingen jetzt nochmal loslassen, also von den anderen Dingen, die nicht im Fokus sind?

LB:
Ja und natürlich aber auch von den eigenen Erwartungen. 

BF: 
Achso, okay, von diesem Ergebnisse produzieren. 

LB:
Genau, dass man da einfach die Dinge auch mal nicht erzwingt, sondern sich vielleicht entwickeln lässt. Das ist auch eine Kunst. Indem man aber auch loslässt von den Erwartungen, die man selbst an sich hat oder von denen man glaubt, die andere an einen haben, ist ja auch immer schwierig.

BF:
Das ist besonders schwierig. Das möchte ich übrigens gerne einstreuen, da gibt es die sogenannte Erwartungserwartung. Also die Erwartung, die ich habe, die jemand anders an mich hat, ist eine Erwartungserwartung. Und da merken wir doch, wenn wir das Wort hören, schon, das ist doppelt gemoppelt Quatsch. Weil wir immer denken, dass der andere erwartet, dass es bei mir total blitzblank aufgeräumt ist, mache ich mir total Stress vor dem Besuch. Dabei fühlt sich jemand anders viel wohler, wenn es bei mir auch nicht so astrein ist, dass Leben sichtbar ist, sagen wir mal so.

LB:
Ja, auf jeden Fall, das führt uns halt wirklich komplett weg vom Fokus, diese ganzen Erwartungserwartungen, aber auch unser volles Leben. Ich meine, ich sage ja immer, wir leben in einem Zeitalter der existenziellen Überforderung. Wir haben selber viel zu viel zu tun, unseren Job, unsere Familie, unsere Gesundheit. Das alles muss ja unter einen Hut gebracht werden. Da haben wir im Job die ganzen Deadlines, die Meetings, die Herausforderungen, die damit einhergehen. Wir haben in der Familie die Elternabende, die Wocheneinkäufe, die Kinderarztbesuche. Und dann sollen wir uns um unseren Körper kümmern, unsere mentale Gesundheit. Wir haben einfach viel zu viel. Und dann kommt dazu ja noch, und da kommt auch wieder Fokus mit ins Spiel, die unendlichen Möglichkeiten. Dieses Grenzenlose, was wir heute haben. Und Peter Ducker, der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler, hat mal gesagt, unser Zeitalter ist das Zeitalter, was in Erinnerung bleiben wird, wenn man in ein paar hundert Jahren auf unser Zeitalter guckt, wo die Menschen erstmals eine Wahlmöglichkeit haben. Weil wir wahnsinnig viele Möglichkeiten haben. Und in der westlichen Welt ist es ja so. Und er sagt, wir sind überhaupt nicht darauf vorbereitet. Und das ist ja auch so. Wir machen hier ein bisschen, da ein bisschen, denken, wir können alles tun. Das sorgt für Verzettelung und unfokussiert sein.

BF:
Genau. 

LB:
Also, Fokus nochmal, es ist nicht Ablenkungen vermeiden, sondern es ist wirklich ganz bewusst, da gucken wir uns die drei Punkte jetzt gleich auch nochmal an, ganz bewusst wirklich die eigenen Grenzen erkennen und sich darauf zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Fokus ist für mich weniger, aber besser.

BF:
Also Fokus ist nicht was anderes weglassen, sondern sich proaktiv für etwas entscheiden auch.

LB:
Ja, da gehört das eine ja zum anderen. Ich würde es andersrum formulieren. Ich würde sagen, Fokus ist nicht, sich bewusst für etwas zu entscheiden. Das gehört sicherlich dazu, aber Fokus ist vielmehr, sich zu entscheiden, was tue ich nicht mehr.

BF:
Okay.

LB:
Kleiner Werbeblock.

BF:
Ja, let’s do it.

LB:
Es gibt wieder die Fokus-Tage. Das erste Mal wieder nach Corona. Vor Corona habe ich die gegeben. Letztes Mal waren die in Leverkusen und ein großer Erfolg. Die Fokus-Tage sind diesmal in Köln, zwei Tage Workshop mit mir in Präsenz zum Thema Fokus.

BF:
Wer kann sich anmelden? 

LB:
Jeder. 

BF:
Muss man Unternehmerin, Unternehmer sein?

LB:
Also ich sage mal, alle Unternehmer, Selbstständige, Führungskräfte, Balance-Suchende …

BF:
Also wenn ich jetzt angestellt bin und keine Führungskraft bin, kann ich mich auch anmelden?

LB:
Anmelden kannst du dich. Also ich sage mal so, je weniger du fremdgesteuert bist, umso besser.

BF:
Ah, okay. Es geht darum, dass du deine eigenen Hürden erkennst und veränderst.

LB:
Genau. Wobei man das als Angestellter ja gut auch kann.

BF:
Absolut. Okay, also es richtet sich an UnternehmerInnen, Selbstständige, Führungskräfte, aber das soll jetzt nicht ausgrenzend sein. Im Grunde muss sich jeder bei dir anmelden und es sind zwei Tage voller Workshops. Oder ist es ein großer Workshop? Kannst du da noch ein bisschen zum Programm sagen?

LB:
Ja, ich gehe durch alle Themen, die für Fokus wichtig sind. Und mit einfachen Themen fangen wir an. Ich habe ja das Fokus-System, so nenne ich das. Das ist mein System, was anfängt mit Kleinigkeiten bis hin zu, wie organisiere ich mich, meinen Tag, meine Woche, mein Jahr. Und da gehen wir einmal komplett durch. Natürlich ist es nicht eine reine Vor-Kopf-Veranstaltung und jetzt hier schön mitschreiben, sondern viele Gruppenarbeiten, ein tolles, umfangreiches Workbook gibt es dazu.

BF:
Das heißt, es hat auch so einen kleinen Networking-Effekt?

LB:
Ja, klar. Also an den zwei Tagen werden die Gruppen immer wieder neu gemischt, dass man sich dann untereinander…

BF:
Und lernt andere Leute kennen, man lernt, wie gehst du mit solchen Themen um, wie gehe ich mit solchen Themen um. Wie groß ist der Workshop, wie viele Leute können sich anmelden?

LB:
28.

BF:
28, okay. Das heißt, schnell sein, Plätze buchen, Plätze sichern. Es ist bestimmt schon was gebucht. Und du hast auch gesagt, das ist so eine schöne Location da.

LB:
Ja, genau. Das ist ein… Hotel Stadtpalais heißt das. Das ist die alte Badeanlage.

BF:
Die alte Badeanstalt aus Deutz.

LB:
In Köln. Genau, direkt am Bahnhof.

BF:
Das heißt, die Anreise ist easy.

LB:
Anreise ist total easy, ja.

BF:
Perfekt. Ja, sehr schön. 

LB:
Freue ich mich auch total drauf.

BF:
Und Essen und alles gibt es da auch? Gibt es ein Abendprogramm?

LB:
Nee, Abendprogramm nicht, aber tagsüber ist alles natürlich inkludiert.

BF:
Da bietet Köln ja auch viele eigene Möglichkeiten.

LB:
Genau, genau. Aber das löst sozusagen bei mir so ein bisschen die Fokus-Woche ab. Die werden wir aber auch noch machen. Das ist ja dieses Online-Format, aber das ist dann jeden Tag nur eine Stunde. Und ich hatte es ja vor Corona gemacht. Ich mache es mittlerweile bei Firmen auch, die zwei Tage, die Fokus-Tage. Schon mehrfach bei Firmen gemacht, auch in anderen Akademien biete ich die an.

BF:
Da habe ich auch sehr viel Positives gehört von den Leuten, die dabei waren. Das kann ich ja mal gerade dazu steuern, dass die Vertriebler von ISOTEC auch oft berichten.

LB:
Ja genau, bei ISOTEC in der Akademie.

BF:
Dass es wirklich sehr hilfreich war, sich da zu organisieren. Also wenn man Vertriebler ist, ist es vielleicht auch besonders gut hinzugehen. Denn da muss ich auch wissen, wie lege ich meine Kundentermine, wann mache ich was, wie mache ich das mit den Telefonaten? Da hast du ja ein unglaublich gutes System entwickelt, da durchzugehen.

LB:
Und Fokus bedeutet auch da, nicht mehr in kürzerer Zeit. Das ist ja ganz wichtig. Also die Leute, die dann da hinkommen, die sollen jetzt nicht erwarten, dass ich denen jetzt hier die Produktivität irgendwie raushole und dass sie jetzt zwei Stunden noch mehr und noch mehr arbeiten und noch mehr Aufgaben abhaken. Nee, darum geht es nicht. Sondern es geht wirklich um Fokus.

BF:
Okay, super dann. 

LB:
Genug Werbung.

BF:
Genau, springen wir in den Hauptteil. Punkt 1, Fokus durch Demut.

LB:
Ja, da hole ich mal insofern aus, also jetzt nicht bei Adam und Eva, aber eins meiner Themen ist ja ohne Aufgabenliste arbeiten. Aufgabenliste sorgen nur für Verzettelung. Ich weiß, das sehen viele anders und viele sind auch anderer Meinung. Ich bin der Meinung, Aufgaben gehören in den Kalender. Da sagen immer viele, ja, aber wie soll das denn alles da rein? Das passt nicht. Ja, genau! Das ist es ja. Und Fokus durch Demut bedeutet für mich, und deshalb habe ich das gerade erzählt, die eigene Begrenztheit, die eigenen Grenzen kennen. Und das hat mit Demut zu tun. Ich kann nicht, wenn ich irgendwie im Kopf habe, dass ich alles geregelt kriege, dass ich alles erledigen kann, noch die unwichtigsten Aufgaben oder noch das nächste Projekt oder noch das nächste Ziel oder noch das nächste Produkt oder die nächste Firma. Ich muss mir meiner Grenzen klar werden. Ich muss da demütig sein. Ich muss einfach sagen, ja, das ist begrenzte Zeit, ein begrenztes Leben und ich kriege da nur gewisse Dinge geschafft. Das sorgt für Fokus, wenn ich mir das klar mache. Sobald du, und das ist deshalb so wichtig, die Aufgaben in den Kalender einträgst, werden dir die Grenzen sofort bewusst. Wenn ich mit Unternehmern oder Führungskräften arbeite und sage, jetzt trage den ganzen Scheiß, den du da auf deiner To-Do-Liste hast, in den Kalender, das ist wie eine Schocktherapie für die. Das passt ja gar nicht. Die Grenzen werden klar.

BF:
Das ist wie ein Durchspielen von dem, was geht. Was kann ich? Und wie viele Tage kann ich jetzt ohne Mittag zu essen? Dann quetsche ich das noch da rein. Also wenn ich mir auch keine Pausen gegönnt habe, dann kommst du natürlich irgendwann ins Hintertreffen und schaffst noch nicht mal mehr dein Minimum.

LB:
Genau. Und jetzt kann man das ja weiterspinnen. Und wenn dir diese Grenzen bewusst sind und du demütig damit umgehst, dann wird plötzlich dieser Mythos ”Nein sagen ist schwer”, und ich weiß, mit Nein-Sagen tun sich viele schwer und da haben wir auch schon ganz viele Podcast-Folgen gemacht, Barbara. Aber Nein-Sagen ist ja nur dann schwer, wenn ich in der Illusion lebe, irgendwann mal für alles Zeit zu haben.

BF:
Nein-Sagen ist auch nur dann schwer, wenn mir klar wird, dass Nein-Sagen eigentlich die Angst vor Ablehnung ist.

LB:
Auch, genau.

BF:
Und wenn ich mir sozusagen klar mache, dass ich auch Menschen ablehne oder Situationen und dass auch andere Menschen mich ablehnen werden. Wenn ich damit sozusagen meinen Frieden mache, dann ist das mit dem Grenzen ziehen gar nicht mehr so schwer.

LB:
Genau, das ist mental. Aber wenn ich jetzt mal sage, nein zu anderen, jetzt fangen wir mal an, Nein zu mir selbst zu sagen, zu Sachen, wo ich wieder eine neue Produktidee habe, wo ich ein neues Unternehmen wieder gründen will und solche Sachen, da muss ich auch Nein zu sagen. Und das ist gerade, wo Leute, die Unternehmer sind, die Macher sind, so wie ich, sich total schwer tun. Wir haben ja immer neue Ideen, wir haben dieses Feuerwerk an Ideen im Kopf und da müssen wir zu ganz, ganz vielen Dingen nein sagen. Wenn ich aber in der Illusion lebe, das wollte ich sagen, dass ich irgendwann mal für den ganzen Kram Zeit habe, dann fällt es mir auch schwer, Nein zu mir selbst zu sagen. Aber wenn ich die Grenzen kenne, wenn ich genug Beweise für meine eigene Begrenztheit habe, wie im Kalender, und demütig bin, dann fällt Nein sagen auch viel, viel leichter. Auch zu den eigenen Ambitionen.

BF:
Ja, das heißt, dann kann man Nein sagen, auch ohne schlechtes Gewissen. Und das ist ja das, wo oft  Leute, oder das kenne ich auch von mir selber, ich denke, ja gut, bevor ich jetzt Nein sage, dann muss ich so viele Emotionen aushalten und so viele Gedanken haben. Dann kann ich auch einfach schnell hingehen.

LB:
Ja, aber wie gesagt, das sind die Anforderungen von außen. Wir machen es uns ja selbst auch schwer, indem wir uns tausend Dinge aufhalsen, die wir gar nicht müssten. Und das hat nichts mit Anforderungen von außen zu tun. Muss ich dieses neue Produkt, muss ich diesen neuen Standort, keine Ahnung. 

BF:
Fokus durch Demut. Da ist der Fuchs und der Igel.

LB:
Genau, Fuchs und Igel, ich glaube, das hatten wir hier schon häufig. Der Unterschied, das ist auch immer mein Thema bei Unternehmen. Bist du Fuchs oder Igel? Der Fuchs weiß viel, kann viel, bleibt aber in der Mittelmäßigkeit hängen. Der Igel kann eine Sache und die macht der Weltklasse.

BF:
Und was kann der Igel?

LB:
Der macht sich zu einem Ball, nur noch Stacheln außen und kann dann nicht angegriffen werden.

BF:
Genau, das macht er so außergewöhnlich gut. Ich frage jetzt so doof nach, weil vielleicht gibt es schon nochmal jemanden, der neu einschaltet und der würde dann vielleicht sich gerade fragen, was ist jetzt nochmal die Kernkompetenz des Igels? Also diese Art der Verteidigung ist wirklich, der kann jetzt nicht so viel, aber das kann er so richtig gut.

LB:
Genau. Und da ist er Weltklasse. Und der Fuchs, der sieht halt tausend Möglichkeiten. Der sieht da den Dachs, da das Kaninchen, da den Hasen. Soll ich jetzt hier über den Hügel, über den Bach, links am Baum, rechts am Baum? Keine Ahnung. Und durch diese Verzettelung bleibt er in der Mittelmäßigkeit hängen. Und der Igel, der wird halt Weltklasse, weil er nur eine Sache und die richtig gut kann. Und das hat mit Demut zu tun. Mit weniger, aber besser.

BF:
Weniger besser.

LB:
Genau.

BF:
Oder vieles halbgar. 

LB: 
Genau. 

BF:
Dafür steht quasi die Gleichung.

LB:
Genau.

BF:
Ich tue mich ein bisschen schwer, den Fuchs als so mittelmäßig da jetzt stehen zu lassen, aber sagen wir mal, dafür steht das Bild. 

LB:
Das Bild, genau. 

BF:
Okay, gut. Punkt Nummer zwei. Fokus braucht Geduld. Super. Das ist ja voll dein Thema, ne?

LB:
Ja. Also genau, Fokus hat auch viel mit Geduld zu tun. Und wenn wir nicht geduldig sind und uns immer wieder, sobald irgendwie was ansatzweise läuft, auf das nächste Projekt, auf das nächste Ziel, auf die nächste Errungenschaft stürzen, dann können wir nicht fokussiert sein. Fokus braucht Geduld. Wir müssen den einen Weg, den wir eingeschlagen haben, einfach geduldig bis zum Ende gehen. Und da müssen wir durch Täler marschieren, da müssen wir steinige Wege nehmen, da müssen wir mal eine Serpentine nehmen. Das gehört dazu. Und Fokus kann man im Englischen als Abkürzung nehmen. F-O-C-U-S. Follow One Curse Until Success. Also: F olge einem Pfad, bis du Erfolg hast. Und das bedeutet Geduld. Fokus bedeutet auch geduldig sein. Und nicht direkt aufs nächste Pferd.

BF:
Genau, das ist ja auch so, dass die Gewohnheiten, die dazugehören, einfach auch Zeit brauchen. Denn wenn ich mich auf etwas fokussiere und dann öfter Nein sage, etwas weglasse, dann fühle ich mich so ein bisschen komisch. Dann ist es irgendwie neu und es braucht Zeit, bis sich das so eingroovt. Deswegen ist es gut, da zu bleiben, schwer zu werden und im Fokus zu bleiben. Dafür brauche ich Geduld.

LB:
Und wenn man jetzt mal bei allem … Ich biete Workshops an, jetzt kann ich natürlich sagen, der Workshop, jetzt mache ich den nächsten, dann mache ich den nächsten, dann mache ich den nächsten oder ich kann sagen, der eine Workshop oder die zwei, die ich anbiete, die mache ich jetzt einfach jedes Mal immer ein Stückchen besser. Sodass sie irgendwann mal wirklich Weltklasse sind. Oder ich mache halt 30 und davon alle nur an der Oberfläche. Oder ich schreibe ein Buch. Oder 20 Bücher. Ich meine, da gibt es bestimmt auch Leute, die schreiben 20 gute Bücher. Aber das ist das Gleiche. Das ist auch das mit Geduld. Dann bleib bei einer Sache und mach die wirklich, bis die wirklich richtig klasse ist.

BF:
Ja, ich höre zu und kann da nur zustimmen. Das ist jetzt ein bisschen langweilig dann für die Zuhörer. Es macht ja immer Spaß, wenn ich vielleicht auch was dagegen zu sagen habe oder was ergänze. Aber ja, das ist total so und so muss ich das auch sagen. Ist das mit meinem Präsenztraining auch. Das mache ich wirklich seit zehn Jahren. Da sind so viele Leute schon durch. Ich habe so viele Situationen damit erlebt. Das ist auch einfach Erfahrung. Dann weißt du schon, ach klar, hier muss ein bisschen mehr Raum, ein bisschen mehr Zeit, hier muss es jetzt schnell gehen, hier muss jetzt noch ein bisschen was Vertiefendes. Du spürst und lebst dieses Seminar so richtig. Das ist einfach auch Erfahrung, die dann über die Jahre dich darin außergewöhnlich gut macht.

LB:
Genau, und jetzt überlege ich mal, das würdest du nicht da reinstecken, sondern machst immer wieder was Neues, sagst, ah, das ist ja auch interessant, das ist ja auch gut. Dann würdest du diese Tiefe nie erreichen.

BF:
Genau, und bei Handlungen und Tätigkeiten ist es ja auch so. Zum Beispiel beim Tango-Tanzen ist es so, du musst bestimmte Bewegungen, die musst du einfach viele, viele, viele Male machen. Beim Golfen ist das Gleiche. Der Japaner sagt ja, 30.000 Mal muss man Dinge machen, bis man etwas kann. 

LB:
Bruce Lee hat mal gesagt dazu, ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal geübt hat, ich fürchte den Mann, der einen Kick 10.000 Mal geübt hat.

BF:
Ja, das beschreibt es doch perfekt. Bruce Lee, da haben wir schon unser Zitat. Setzst du das nochmal ans Ende?

LB:
Ne, da hast du auch ein gutes, aber das ist auch noch passend dazu.

BF:
Okay, dann Punkt Nummer drei, Fokus als Lebensqualität.

LB:
Ja, habe ich mir überlegt, Fokus hat für mich auch viel mit Lebensqualität zu tun, weil auch hier natürlich gilt weniger, aber besser statt mittelmäßig, klar. Aber Fokus hat auch was mit den Lebenskonten zu tun. Es gibt ja mein Prinzip mit den Lebens-Konten. Ich habe meine Lebensbereiche und jeder Lebensbereich ist ein Konto. Manche sind im Plus, manche sind im Minus. Und dass ich mir das einfach klar mache. Und dann heißen die bei mir auch Fokus-Konten, die Konten, auf die ich mich jetzt mal fokussieren sollte, damit ich Balance in mein Leben kriege.

BF:
Wie heißen denn die anderen Konten?

LB:
Die  Lebenskonten.

BF:
Achso, es gibt Lebenskonten und es gibt Fokus-Konten.

LB:
Die legst du, wenn du dein Review machst, im Idealfall alle halbe Jahre, dann guckst du dir an, was sind denn meine Fokus-Konten, auf welche Konten sollte ich denn mal möglichst einzahlen.

BF:
Okay, einzahlen, okay, alles klar. 

LB:
Und meine Erfahrung ist, dass die Lebensqualität oder auch die Zufriedenheit im eigenen Leben viel damit zu tun hat, dass diese Konten einigermaßen in Balance sind. Ich kann noch so viel Geld haben, wenn meine Gesundheit nicht gut ist, meine Familie nicht gut ist, hilft mir dieses eine volle Geldkonto nicht. Oder mein Unternehmen floriert, aber gleichzeitig ist meine Ehe im Arsch. Auch scheiße. Deshalb, man muss da einfach für eine Balance sorgen und das schafft auch Fokus, indem ich einfach sage, ich muss mich dann mal auf diese anderen Bereiche konzentrieren. Und auch der Bereich, was mir jetzt in letzter Zeit wirklich sehr, sehr, sehr viel geholfen hat für Fokus, ist, dass ich so Zeiten, ich nenne das immer so Anspannungsphasen, also High-Performance, Low-Performance-Phasen. Also, ich habe Phasen, jetzt haben wir uns gerade darüber unterhalten, Anfang des Jahres war bei mir echt busy, war voll, alles im gesunden Maße und jetzt zur Zeit ist es so ein bisschen ruhig. Und das genieße ich auch. Und dass man diesen Rhythmus einfach irgendwo hat, auch das sorgt für Balance. Nicht die ganze Zeit nur angespannt und nicht die ganze Zeit nur im Schluffi-Modus. Aber wenn man Fokus auch für die Lebensqualität umsetzt, dann hat das viel mit den Lebens-Konten zu tun und auch mit dieser Balance zwischen Anspannung und Entspannung.

BF:
Ja, genau. Also Leute, die in den Burnout laufen möchten, falls da jemand unter euch ist, dann ist es ganz gut, wenn man das mit der Entspannung sein lässt und nur in der Anspannung bleibt. 

LB:
Ja, das ist ein sicheres Rezept. 

BF:
Dann hat man eine relativ hohe Chance, da zu landen.

LB:
Ja.

BF:
Ja, also das machen wir hier so witzig, lapidar dahin, aber das ist natürlich, das ist wie Atmen. Wir atmen ein, wir atmen aus. Es gibt Tag, es gibt Nacht, wir sind wach, wir schlafen. Es braucht alles ein Anspannen und ein Entspannen. Und in der Arbeit, wenn ich Unternehmer bin und auf so einem hochgedrehten Level gar nicht mehr ausatme oder gar nicht mehr zur Ruhe komme, was vielen passiert durch den Mental Load, den sie mit sich tragen, dann wird es tatsächlich gefährlich. Also da kann man das Schmunzeln über den Burnout eigentlich sich auch wieder in die Tasche stecken, denn das ist in keinster Weise auf die leichte Schulter zu nehmen.

LB:
Ja, und man muss sich das historisch angucken, dass wir auch gar nicht dafür gemacht sind. Ich meine, man guckt sich Tiere an, also wie leben die? Oder auch unsere Vorfahren. Da gab es halt Zeiten, wo sie viel zu tun hatten, aber auch ganz, ganz klar Zeiten, wo sie entspannt haben. Und jetzt, durch die Technologisierung und überall, Arbeit ist immer und überall und keine Ahnung was, ist es nicht gesund. Und auch darauf kann man den Fokus setzen, indem man einfach sagt, ich muss ganz bewusst auch Low-Performance-Phasen in mein Leben bringen. Und hier auch nochmal so mit dem Fokus. Ich tue mich dann immer schwer und ich habe da echt ein Problem mit, mit Wellness-Hotels und diesem ganzen Wellness-Kram. Als würde das unsere Probleme lösen. Also viele sagen, dann mache ich mal ein Wellness-Wochenende. Mag ja alles schön sein, es gibt auch Leute, die genießen sowas 100 pro. Aber das löst das Problem nicht. Das packt das Leben noch voller.

BF:
Genau, es ist so ein bisschen dieses Sensation-Seeking am Wochenende oder in den Urlaubsmomenten. Und dieses wahnsinnig viel Arbeiten, um dann in diesen Urlaub zu fallen und dann auf so einer Matte zu liegen, ermattet vom Leben und der Arbeit und sich dann von Seite auf Seite zu wälzen. Das ist es ja auch eigentlich nicht. Also Urlaub, wer keine Aktivität mehr im Urlaub spüren kann oder Lust auf Bewegung hat oder so, Das ist schwierig und ich glaube auch, dass das ein schwieriges Prinzip ist. Das wird uns aber sehr viel suggeriert, dass wir sozusagen durchhalten und dann kommt die Belohnung. Und die Belohnung ist aber so kurz und so wenig und auch so konsumorientiert, dass es gar nicht mehr heilt. Also, es dringt gar nicht mehr durch. Das füllt die Ressourcen oft gar nicht ausreichend auf.

LB:
Ja, absolut. Aber es wird uns ja irgendwie dann suggeriert, wenn wir dann mal ein Wellness Wochenende machen oder wenn wir einen, keine Ahnung, Spinat-Mango-Smoothie trinken, dann geht es uns wieder gut. Ist ja so.

BF:
Okay, super. Ich glaube, wir sind an dem Punkt, dass ich mal wiederhole bzw. zusammenfasse. Also was bedeutet Fokus wirklich? Darüber haben wir uns heute unterhalten. Wir sind in die Tiefe gegangen und wir haben gelernt, zumindest ich, dass Fokus auch Lagerfeuer heißt. Zusammenkunft. Sehr schönes Bild, das ich mitnehmen werde. Es gibt die moderne Fokus-Illusion und es ist eben nicht nur, dass ich mal was vermeide, sondern dass ich auch aktiv Nein sage und meine Grenzen akzeptiere. Okay. Welche drei Punkte hat Lars jetzt strukturiert zusammengefasst? Es war erstens Fokus durch Demut, zweitens Fokus braucht Geduld und drittens es entsteht Fokus als Lebensqualität. Fokus ist ja wirklich dein zentraler Punkt mittlerweile geworden. Deine Seite heißt so, deine Tage heißen so, deine Seminare heißen so. Dein Planer heißt so. Man könnte ja fast sagen, Fokus ist ein Lebenswert geworden. Was glaubst du, welcher tiefere Sinn liegt dahinter?

LB:
Also mir ist klar, Fokus ist der Schlüssel zu einem glücklichen, erfolgreichen Leben. Weil es mehr ist als Ablenkung ausschalten, weil es mehr ist, als sich auf eine Sache zu konzentrieren. Ein fokussiertes Leben, weniger aber besser, das ist der Schlüssel.

BF:
Dann würde ich gerne das Zitat von Ralph Waldo Emerson dazu fügen, ein Philosophen und Schriftsteller aus den USA, hat im vorletzten Jahrhundert gelebt, aber auch der wusste schon zusammenzufassen: “Konzentration ist das Geheimnis der Stärke”. In diesem Sinne wünschen wir euch wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Die Fokus-Tage

Was Fokus wirklich bedeutet

Fokus und Ablenkung

Fokus bedeutet für mich, bewusst zu entscheiden, wofür man Zeit und Energie einsetzt und wofür nicht. Es geht um weniger, aber besser. Für Barbara ist es im Schauspiel dieser Zustand der Präsenz, bei dem alles andere ausgeblendet wird. Das empfindet sie als sehr angenehm und als Form der Entspannung, die trotz Anstrengung Energie zurückgibt. Im Gegensatz dazu empfindet sie Desorientierung und das Verzetteln als unglaublich ermüdend.

Der Weg aus dem Hamsterrad

Heute findet man sich schnell im Hamsterrad des Multitaskings und der endlosen ToDo-Listen. Auch wenn Technologie vieles erleichtert, packt man den Tag oft trotzdem immer voller. Man glaubt, fokussiert zu sein, wenn man Ablenkungen wie das Telefon vermeidet. Doch wahre Fokussierung geht meiner Meinung nach tiefer. Sie bedeutet, sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren und bewusst die eigenen Grenzen zu erkennen.

Ursprung des Wortes Fokus

Das Wort „Fokus“ stammt vom lateinischen Wort für „Lagerfeuer“ – ein Sammelpunkt für Gemeinschaft und Wärme. In der heutigen Zeit der ständigen Verfügbarkeit von Arbeit und unendlichen Möglichkeiten ist es wichtiger denn je, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Drei Säulen des Fokus

Fokus lässt sich in drei wesentliche Punkte unterteilen:

1. Fokus durch Demut

Fokus durch Demut bedeutet für mich, sich der eigenen Grenzen bewusst zu werden. Man kann nicht alles gleichzeitig erledigen. Wenn man Aufgaben in den Kalender einträgt, erkennt man schnell die eigene begrenzte Zeit. Dies erleichtert das „Nein“-Sagen zu neuen Projekten oder Zielen, auch zu den eigenen Ambitionen.

Wer in der Illusion lebt, irgendwann für alles Zeit zu haben, tut sich mit dem Nein-Sagen schwer. Erkennt man jedoch die eigenen Grenzen, wird das Nein-Sagen leichter, auch zu den eigenen Ambitionen.

Hier wird der Unterschied zwischen dem Fuchs (der vieles kann, aber mittelmäßig bleibt) und dem Igel (der eine Sache meisterhaft beherrscht) deutlich. Der Igel wird Weltklasse, weil er sich auf eine Sache konzentriert und diese perfektioniert, während der Fuchs sich verzettelt. Es geht um weniger, aber besser.

2. Fokus braucht Geduld

Fokus erfordert, einen eingeschlagenen Weg geduldig bis zum Ende zu gehen. Das Akronym F.O.C.U.S. (Follow one course until success) verdeutlicht, dass man an einer Sache dranbleiben muss, um erfolgreich zu sein. Wer nicht geduldig ist und sich immer wieder auf das nächste Projekt oder Ziel stürzt, sobald etwas ansatzweise läuft, kann nicht fokussiert sein. Dazu passt das Zitat von Bruce Lee:

ausrufezeichen„Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal geübt hat, ich fürchte den Mann, der einen Kick 10.000 Mal geübt hat.“

3. Fokus als Lebensqualität

Fokus trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei. Er hilft dabei, eine Balance in den verschiedenen Lebenskonten (z.B. Gesundheit, Familie, Beruf) zu finden. Ein Ungleichgewicht in diesen Bereichen kann die Zufriedenheit mindern, selbst wenn ein Bereich sehr erfolgreich ist. Es ist wichtig, auf alle Lebensbereiche einzuzahlen und zu schauen, welche aktuell mehr Aufmerksamkeit benötigen. 

Zudem ist es wichtig, bewusst Phasen hoher Anspannung (High-Performance-Phasen) mit Phasen der Entspannung (Low-Performance-Phasen) abzuwechseln, um Burnout zu vermeiden. Man ist als Mensch nicht dafür gemacht, ständig angespannt zu sein. Wellness-Wochenenden oder kurzfristige Belohnungen lösen oft nicht das eigentliche Problem der Überlastung, da sie das Leben oft nur noch voller packen. Es geht darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und auch den Fokus auf Phasen der Ruhe zu legen.

Fazit

Konzentration ist das Geheimnis der Stärke. Fokus ist der Schlüssel zu einem glücklichen und erfolgreichen Leben, denn er bedeutet, mehr als nur Ablenkungen auszuschalten – er ist ein bewusster Weg zu einem erfüllteren Dasein.

Die Fokus-Tage

Die Fokus-Tage sind zurück! Ich biete wieder meinen Präsenz-Workshop zum Thema Fokus an. Er wird am 4. und 5. Juli 2025 in Köln-Deutz stattfinden und richtet sich an Unternehmer, Unternehmerinnen, Selbstständige und Führungskräfte, aber auch an Angestellte, die mehr Kontrolle über ihre Zeit gewinnen möchten. Im zweitägigen Workshop werden alle wichtigen Themen meines Fokus-Systems behandelt, um den Teilnehmenden zu helfen, ihren Tag, ihre Woche und ihr Jahr besser zu strukturieren. Es gibt Gruppenarbeiten, ein umfangreiches Workbook und Networking-Möglichkeiten. Es sind noch Plätze verfügbar. 😀

Das könnte Dich auch interessieren:

Burn Baby, burn
Nein sagen für Unternehmen – Thomas Kötting