Kritik erreicht mich täglich. Sei es von nörgelnden Geschäftspartnern, unzufriedenen Kunden oder vermeintlich besser wissenden Mitarbeitern.
Alles Negative landet bei mir auf dem Tisch. Das bringt das Unternehmertum und Chef-Sein nun einmal so mit sich. Schneller als einem lieb ist, kreisen die Gedanken nur noch um Probleme, wie Reiner Calmund um das All-Inklusive Buffet im Robinson-Club.
Gegenwind gehört zu jedem Unternehmen dazu und gerade der Umgang mit Kritik ist ganz entscheidend für das Betriebsklima.
In diesem Zusammenhang hat der Blogger-Kollege Frank Albers zu einer Blogparade aufgerufen. Das Thema:
Gegenwind – Was tun bei Fehlentscheidungen, Rückschlägen und Kritik?
Das ist ein sehr weit gespanntes Feld. Ich möchte mich in meinem Beitrag daher auf den Umgang mit Kritik im Unternehmensumfeld konzentrieren.
Wie geht man als Chef und Unternehmer mit Kritik um?
In meinen mittlerweile fast 20 Jahren als Geschäftsführer und Unternehmer habe ich schon jeden erdenklichen Fehler diesbezüglich gemacht. Ich fühlte mich persönlich angegriffen, reagierte emotional, habe versucht, meine Fehler unter den Tisch zu kehren. Alles schon passiert und alles falsch.
Daher habe ich für mich die folgenden Regeln für einen entspannten und respektvollen Umgang mit Kritik entwickelt:
Respekt
Eins ist klar: Kritik bekommt man in der Regel nur von Menschen, denen man selbst oder seine Firma am Herzen liegt. Mit der Kritik zeigen sie eindeutig, dass ihnen die Sache nicht egal ist.
Mit dieser Grundeinstellung muss man dem Kritisierenden gegenübertreten. Und wie macht man das am besten? Ganz einfach: Erst einmal bedanken.
Alleine das einfache Wort ‚Danke‘ zeugt von Respekt gegenüber dem Gegenüber und es löst auch bei Dir die negative Grundeinstellung.
Ich habe mich schon oft über etwas wahnsinnig geärgert, aber nachdem ich mich erst einmal bedanken ‚musste‘ (nach meinen eigenen Regeln!), war bei mir sämtliche Negativität sofort verflogen. Ich war, wie man so schön neudeutsch sagt, in einem komplett anderen ‚Mindset‘.
Verständnis
Versuche, Dich in den anderen hineinzuversetzen. Wie würdest Du denken und reagieren, wenn Du Dein Kunde oder Mitarbeiter wärst und Dir das Gleiche widerfahren wäre?
Das hebt das Verständnis direkt auf ein ganz anderes Niveau.
Positiv
Das ist meine absolute Lieblingsbeschäftigung: Aus allem etwas Positives ziehen. Auch Kritik und Fehler haben immer, und wirklich immer, etwas Positives.
Gehe ich richtig mit der Kritik um, bringt sie mich immer weiter und ich kann, auch wenn sie aus meiner Sicht vielleicht unbegründet ist, trotzdem etwas daraus lernen.
Ehrlich
Jetzt wird es ganz einfach: Sei ehrlich zu Dir selbst. Ok, das war ironisch. Nein, jetzt mal im Ernst, das ist mit Sicherheit der schwerste, aber auch wichtigste Part.
Schwer besonders deshalb, weil Du abwägen musst: Ist die Kritik berechtigt? Liege ich mit meinem eingeschlagenen Weg richtig?
Gerade als Unternehmer musst Du manchmal auch gegen Kritik und Widerstände den eingeschlagenen Weg weitergehen und versuchen, die Kritiker trotzdem mitzunehmen. Keine leichte Aufgabe.
Mir hilft in solchen Fällen immer ein Gespräch mit einem Freund oder Vertrauten, der mich und mein Unternehmen gut kennt und von dem ich eine ehrliche Einschätzung erwarten kann.
Annehmen
Ist die Kritik berechtigt, ist es wirklich simpel. Sie einfach annehmen. Sein Verhalten ändern, Prozesse anpassen, Produkte verbessern etc.
Was hat das jetzt mit der Unternehmenskultur zu tun?
Als Unternehmer und Geschäftsführer bist Du immer Vorbild. Dein Verhalten färbt auf alle Deine Mitarbeiter ab, ob Du willst oder nicht, und so wird auch das Klima in Deiner Firma und Deinem Team maßgeblich beeinflusst.
Ich kenne einen Unternehmer, dessen Kunden haben irgendwie alle dieselben Namen: Blödmann, Idiot, Penner, A..loch… Der Firmeninhaber nimmt keine Kritik an und die unzufriedenen Kunden werden nur verunglimpft und nicht ernst genommen.
Was glaubst Du, wie die Mitarbeiter dieser Firma über ihre Kunden denken? Wie in diesem Unternehmensumfeld mit Fehlern und Kritik umgegangen wird?
Fazit
Ein entscheidender Faktor für ein gesundes Unternehmensklima ist der offene und ehrliche Umgang mit Kritik und Fehlern. Nur so entsteht ein Arbeitsumfeld, aus dem Kreativität und Produktivität entsteht.
Du als Vorbild musst dabei mit gutem Beispiel voran gehen. Sei respekt- und verständnisvoll. Wäge die Kritik ehrlich ab. Nimm berechtigte an, aber bleibe auch stark und Dir und Deinem Weg treu.
Wie geht Ihr mit Kritik und Fehlern in Euren Firmen um? Was macht Ihr, um eine offene Unternehmenskultur zu bewahren? Ich freue mich auf Eure Anregungen in den Kommentaren.
Hallo Herr Bobach,
ein schöner Artikel. Ich freue mich immer, wenn Unternehmer dazu stehen, dass auch sie Fehler machen und kritisiert werden. Ich treffe zu oft auf Unternehmer, die lieber Säure trinken würden, als dazu zu stehen, dass nicht alle ihre Kunden zufrieden sind. Vor allem Freiberufler neigen dazu.
Als ich letzte Woche einen Artikel zum Umgang mit Kritik veröffentlichte, bekam ich auf Xing allerhand Kritik. Manche berechtigt, so dass ich den Artikel seitdem verbessere. Doch ein Kommentator schrieb schlichtweg, dass seine Kunden nicht über genug Fachwissen verfügten, um ihn kritisieren zu dürfen. Das fand ich einen erstaunliche Arroganz.
Viele Grüße,
Wiebke Wetzel
http://wiebke-wetzel.de/mit-kritik-umgehen/
Ui, das ist wirklich erstaunlich.
Aber jemand, der so über seine Kunden denkt, wird diese nicht mehr lange haben. Garantiert 😉
Lieber Lars,
vielen Dank für die Teilnahme an meiner Blogparade.
Da ich als externer IT-Projektleiter im Laufe der Zeit viele Unternehmen
„von innen“ kennen gelernt habe, sind mir diese Probleme wohl bekannt.
Und es ist für mich immer wieder überraschend, wie oft die
Unternehmenskultur statt von Offenheit, Ehrlichkeit und Respekt,
vielmehr durch Angst und „unter den Tisch kehren“ geprägt ist. Angst
macht unproduktiv, das ist aber leider in vielen Chefetagen noch nicht
angekommen.
Liebe Grüße
Frank
Danke für Deine gute Idee zur Blogparade. Es sind ja auch schon einige interessante Artikel zu dem Thema erschienen. Schön.