Anfang 2015 hatte ich mich komplett übernommen. Meine Agentur war frisch gegründet und die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt. Parallel musste ich mich noch um meinen ISOTEC-Fachbetrieb und diesen Blog hier kümmern. Einfach zu viel.

Auf Grund dieser Belastung war ich anfangs relativ selten in der Agentur. Die ersten Mitarbeiter waren gezwungen, die anstehenden Aufgaben größtenteils eigenständig zu erledigen. Ich schaute nur ab und zu vorbei, hauptsächlich zu den regelmäßig angesetzten Besprechungen.

Bei allem übermenschlichen Einsatz, den die Mitarbeiter in dieser Zeit zeigten und für den ich noch immer sehr dankbar bin, waren die Besprechungen für mich ein echter Kulturschock: Es wurde nur über Probleme diskutiert. Meine sicherlich teils naive, aber grundsätzlich positive Grundeinstellung konnte sich, auf Grund meiner fehlenden Anwesenheit, nicht auf meine Mitarbeiter übertragen. Das hatte ich in dieser Form noch nicht erlebt. Sie kochten mit ihren Problemen im eigenen Saft.

Es gab nur eine Lösung: Das Problemschwein!

Das Problemschwein

Die Idee kam von meiner Assistentin (Danke Gaby!). Sie hatte mir eine Spardose in Form eines Schweins besorgt und es beidseitig groß mit ‚Problemschwein‘ beschriftet.

Dies habe ich dann mittig und omnipräsent auf dem Besprechungstisch der Agentur platziert.

Chancen sehen mit dem Problemschwein

Ab sofort stand in Besprechungen und auch in Vier-Augen-Gesprächen das Problemschwein im Mittelpunkt.

Die Regeln

Jeder Mitarbeiter, der ein Problem ansprach, ohne eine Lösung zu präsentieren oder eine Herausforderung / Chance darin zu sehen, musste sofort zwei Euro in das Schwein einwerfen. Da war ich gnadenlos.

Ich wollte mich persönlich aber nicht bereichern. Nein, ich wollte den Fokus darauf lenken, nicht die Probleme, sondern die Chancen in den Vordergrund zu stellen. Bevor ein Problem angesprochen wurde, sollten sich Gedanken in positiver Richtung gemacht werden. Es sollten Chancen gesehen und Lösungen gesucht werden. Unbedachtes Probleme wälzen: Zwei Euro!

Chancen sehen

Jedes Problem, gerade im geschäftlichen Umfeld, ist immer eine Herausforderung und bietet auch immer die Chance, etwas zu verbessern, daraus zu lernen und sich für die Zukunft neu aufzustellen.

Technische Probleme brauchen Lösungen und auch der unzufriedene Kunde ist eine hervorragende Möglichkeit, zu lernen und besser zu werden. Wie sagte schon Bill Gates: ‚Deine unzufriedenen Kunden sind Deine größte Lernquelle‘.

Auch in Personalfragen lässt sich jede, und wirklich jede, Herausforderung in eine Chance umwandeln. Man muss sie nur sehen!

Die Auswirkung

Die Auswirkungen des Problemschweins waren enorm: Wurden in den ersten Wochen die Mitarbeiter noch regelmäßig um Geld erleichtert, war nach drei Monaten die Fütterung des Problemschweins endgültig vorbei.

Nachdem das Schwein die folgenden sechs Monate zwar präsent, aber teilnahmslos (im wahrsten Sinne des Wortes) auf dem Besprechungstisch verbracht hatte, habe ich es weggeräumt.

Es wurden einfach keine Probleme mehr gewälzt. Den Herausforderungen wird sich jetzt positiv gestellt.

Fazit

Der Erfolg eines Unternehmens, eines Teams, aber auch eines Solopreneurs hängt ganz stark von den Gedanken, der eigenen Programmierung und somit von der Herangehensweise ab.

Wird Problemen ein zu großer Raum eingeräumt, stehen schnell die falschen Gedanken im Mittelpunkt. Alle Chancen, seien sie auch noch so groß, werden übersehen. Bedauerlich, denn so stehen wir uns und unserem persönlichen Erfolg nur selbst im Weg.

Solltest Du in Deiner Firma oder in Deinem Team Ähnliches beobachten, kann das Problemschwein auch für Dich die Lösung sein. Bei uns hat es erfolgreich für ein positiveres und vor allem kreativeres Klima gesorgt.

Bevor ich es vergesse (und bevor Fragen kommen): Eigentlich wollten wir den Inhalt des Problemschweins auf unserer Neujahrsfeier (Weihnachtsfeier im Januar) auf den Kopf hauen. Na ja, es hatten sich nur knapp 20 Euro angesammelt. Ein rauschendes Fest sieht anders aus…

Wie geht Ihr mit Problemen in Eurem Team um? Habt Ihr einen Tipp, wie aus Problemen Herausforderungen und Chancen werden? Ich freue mich auf Eure Anregungen in den Kommentaren.