Bevor ich beginne, wollte ich noch mal Lars Bobach dafür danken, dass ich diesen Gastbeitrag zum iPad Pro 9,7“ in seinem Blog veröffentlichen kann.

Mein Name ist Sebastian, ich bin 20 Jahre alt und habe zu diesem Sommersemester mit meinem Studium begonnen. Dafür war ich zuerst nur mit meinem MacBook Pro mit 13,3 Zoll und Stift und Papier bewaffnet. Für Philosophie und Bildungswissenschaften (Lehramtsstudent) ist mein MacBook das Gerät meiner Wahl, in Chemie war ich jedoch immer noch auf Papier und Stift angewiesen. Da ich aber eigentlich ein papierloses Büro anstrebte, war diese Lösung mehr als unbefriedigend. Also hatte ich mich ein wenig informiert und meine Wahl fiel aus verschiedenen Gründen auf das iPad Pro 9.7.

Seit etwa 2,5 Wochen habe ich das gute Stück jetzt bei mir und will meine Erfahrungen mit anderen teilen. Dabei war ich von Beginn an gespannt, ob es meinen Ansprüchen genügen würde und wirklich ein Pro-Gerät ist.

Unboxing:

iPad Pro 9,7''Wenn man das iPad erhält, ist es recht Apple typisch verpackt. Beim ersten in die Hand nehmen fällt mir auf jeden Fall schon einmal das wertige Gehäuse auf. Mit im Karton ist ein Netzteil, ein Lightning Kabel und ein kleiner Piekser, um den Sim Schlitten aus dem Gehäuse zu bekommen. Bei einer UVP ab 689€ hätte man vielleicht auch noch etwas mehr beilegen können, auf jeden Fall ein stärkeres Netzteil iPad Pro 9,7''wäre nett gewesen, aber dazu später mehr. Zur Verarbeitung kann ich nur sagen, dass alles gut sitzt, die Tasten bieten gute Druckpunkte und das Gehäuse wirkt überaus stabil. iPadProWenn man das Gerät hochkant auf dem Tisch vor sich liegend hat, gibt es oben den Knopf, um das Gerät an und auszuschalten und zwei Lautsprecher, rechts die Lautstärke Tasten, links den Smart Connector und auf der Unterseite den von zwei weiteren Lautsprechern flankierten Lightning Anschluss, über den das Gerät geladen und mit einem PC verbunden werden kann. Auf der Vorderseite findet sich die Frontkamera und der TouchID Sensor – warum man bei diesem jedoch auf die erste Generation zurückgreift, verstehe ich nicht – und auf der Rückseite gibt es die Hauptkamera samt LED.

Hardware:

iPad Pro 9,7''Kurz zu den Eckdaten des kleinen Pros: Die Abmessungen sind mit 240mm in der Höhe, 169.5mm in der Breite und 6.1mm in der Tiefe für ein Gerät mit 9,7 Zoll Display kompakt. Auch das Gewicht von 444g (Ich habe die Variante mit Sim-Slot) lässt das Gerät gut in der Hand liegen. Optisch ähnelt es sehr stark seinem Vorgänger, dem iPad Air 2. Unterschiede gibt es aber dennoch, denn es gibt jetzt den Smart Connector zum Anschließen verschiedener Peripherie wie zum Beispiel einer Tastatur, vier Lautsprecher Öffnungen (je zwei oben und unten), die jetzt durch LED unterstützte Kamera ragt, wie bei den iPhone Modellen der 6er-Reihe, ein Stück aus dem Gehäuse heraus und die große Plastikkappe der Cellular Modelle ist einem eleganteren Antennenstreifen gewichen. Dabei stört die herausstehende Kamera nicht, wenn das Gerät flach auf dem Tisch liegt, man muss sich also keine Sorgen machen, dass das Gerät auf dem Tisch wackeln würde. 

Unter der Haube hat sich auch etwas getan. Es steckt wie im großen Bruder der Apple A9X Prozessor, wobei er im kleinen Modell nur 2 Gigabyte RAM ansprechen kann. Beim Display bleibt es bei der Auflösung bei 2048 Pixeln in der Höhe und 1536 Pixeln in der Breite. Mir persönlich ist das Display mit 264ppi scharf genug. iPad Pro 9,7''Natürlich wäre mehr möglich, aber die Frage ist, wo der Alltagsnutzen läge. Dafür hat Apple an Parametern wie der Displayhelligkeit, der Spiegelung und der Farbtreue geschraubt.
Zusätzlich gibt es noch das bei Apple neue Feature, dass sich True Tone Display nennt. Dabei wird durch einen zusätzlichen Umgebungslichtsensor die Farbtemperatur des Umgebungslichtes gemessen und der Weißwert daran angepasst. Ich kann den positiven Effekt zwar durchaus wahrnehmen, vermisse ihn aber nicht und habe ihn auch ausgeschaltet, da ich bemerkt habe, dass die Akkulaufzeit darunter zu leiden scheint. Und wie beim großen Bruder mit 12,9 Zoll unterstützt das Gerät auch den Apple Pencil.

Multimedia:

Weiter oben habe ich ja die Eckdaten des Displays genannt, aber viel wichtiger ist doch, wie es sich im Alltag schlägt. Und da kann ich nur sagen: sehr gut. Die Helligkeit reichte bisher in jedem Szenario aus, die Farben leuchten und die Kontraste bieten subjektiv keinen Grund zur Beanstandung und das auch bei verschiedenen Betrachtungswinkeln. Wie es sich an einem sonnigen Tag draußen schlägt, kann ich nicht sagen, aber wenn man sich ein leicht schattiges Plätzchen sucht, sollte es auf gar keinen Fall große Probleme geben, bei direkter Sonneneinstrahlung sollte man sich immer noch bewusst machen, dass man ein spiegelndes Display vor sich hat, wenn die Reflexionen auch reduziert wurden. Zum Ansehen von Filmen oder Fotos ist das Display auf jeden Fall geeignet, wobei natürlich jedem klar sein sollte, dass sich durch das 4:3 Format schwarze Balken beim betrachten von Filmen nicht vermeiden lassen.

Die neuen Lautsprecher sind auf jeden Fall ein guter Schritt nach vorne. Dabei passt das iPad die Audioausgabe an die Ausrichtung des Displays an, sodass die beiden unteren Lautsprecher sich um die Tiefen kümmern sollen und die beiden oberen eben um die Höhen. Was die Lautsprecher an den Gehäuseseiten auf jeden Fall können, ist, Material laut wiederzugeben. Gerade im Querformat wird auch eine relativ breite Bühne geschaffen und es kommt ein recht deutlicher Stereoeffekt zustande. Eine Sache darf man aber nie vergessen, denn bei so einem dünnen Gerät kann man keinen wirklichen Bass erwarten, das ist rein physikalisch einfach nicht möglich. Um mal einen Film zu schauen oder beim Kochen ein bisschen Musik laufen zu lassen sind die Lautsprecher auf jeden Fall mehr als ausreichend.

Wo sich auch viel getan hat, ist bei der Kamera. Diese löst jetzt mit 12 Megapixeln auf und ist identisch zur Kamera des iPhone 6s. Man kann also auch Videos in bis zu 4K aufnehmen, Live Photos erstellen und hat eine zweifarbige LED-Leuchte zur Unterstützung bei schlechteren Lichtbedingungen. Bei Live Photos werden vor und nach dem Foto kurze Videos geschaffen, wodurch dann bewegte Bilder entstehen, wenn man sich diese in der Fotos-App anschaut und mit dem Finger das Bild gedrückt hält. Auch bei der Frontkamera hat sich ein bisschen was getan. Sie löst nun mit 5 Megapixeln auf und kann das Display als Retina Flash verwenden. (Ja, es ist wirklich sehr hell.) Ein paar Ergebnisse der Kamera habe ich mit angefügt. Zur Qualität kann ich sagen, dass diese bei guten Lichtverhältnissen wirklich auch sehr gute Ergebnisse erzielen kann, bei schlechteren Lichtverhältnissen aber auch mit Bildrauschen zu kämpfen hat. Für ein Tablet sind die Ergebnisse für mich mehr als brauchbar, aber oft werde ich nicht mit dem Gerät fotografieren, Dokumente ablichten sollte locker drin sein.

Fotografiert mit iPad Pro 9,7''Fotografiert mit iPad Pro 9,7''Fotografiert mit iPad Pro 9,7''Fotografiert mit iPad Pro 9,7''Fotografiert mit iPad Pro 9,7''

Mobiles Büro:

Kommen wir zum Hauptaspekt, warum ich mir das Gerät angeschafft habe, dem produktiven Einsatz. Dabei nutze ich zum Mitschreiben die App GoodNotes und zum Zeichnen und Malen die App Procreate. Beide Apps unterstützen den Apple Pencil. Dieser Stift war auch der ausschlaggebende Grund für das iPad. Denn nachdem ich den Stift einmal ausprobieren konnte, war ich begeistert. Für mich liegt der Stift gut in der Hand und die Präzision ist einfach genial. War das Schreibgefühl auf dem Display anfangs noch etwas ungewohnt, bin ich mittlerweile sehr zufrieden mit dem iPad als meinem neuen Notizblock. Dabei finde ich die Funktionen der beiden Apps sehr gut. GoodNotes gibt für mich mein Schriftbild gut wieder und nach kurzer Einarbeitung habe ich mich auch schnell an Menüführung und Handling der App gewöhnt und möchte die Sicherung in der iCloud nicht missen. Bei Procreate sind es die vielen verschiedenen Malutensilien, die man alle auch noch an seine Bedürfnisse anpassen kann, die einen riesigen Funktionsumfang erschaffen. Auch das Arbeiten in verschiedenen Ebenen und weitere Einstellungen sorgen für mich für ein vielfältiges Nutzungsvergnügen.

Ich habe mir bei der Überlegung zu einer digitalen Lösung hin lange Gedanken gemacht, ob ich denn bereit bin, den Preis für das iPad und zusätzlich noch das Geld für den Pencil anzulegen. Dabei kann ich zum Pencil sagen, dass er mich nicht enttäuscht hat und ich anderen auf jeden Fall dazu rate, den Stift zumindest einmal auszuprobieren. 

Akku:

Bei all diesen Punkten kommt immer eine große Frage auf: Und wie steht der Akku dazu? Auf jeden Fall kann ich entwarnen. Auch wenn das Gerät so dünn und kompakt ist, braucht man sich nicht vor einer schlechten Akkulaufzeit fürchten. Wenn ich normal mit dem Gerät arbeite, sprich ein bisschen im Internet surfe, ein paar Notizen mache, Videos schaue und Musik höre komme ich auf eine realistische Nutzungszeit von 7-9 Stunden. Dabei sind WLAN, Bluetooth und Mobile Daten immer an und das Display steht auf automatischer Helligkeit. Also selbst einen längeren Tag in der Uni macht das iPad mit, ohne dass man sich Sorgen machen müsste. Ein recht nerviger Punkt bleibt mir dabei aber dennoch, denn der Akku braucht ewig, bis er geladen ist. Von 0 auf 100% dauert es mit dem mitgelieferten 10W Netzteil etwa 3-4 Stunden. Da hätte man wie anfangs bereits angemerkt auf jeden Fall auch ein stärkeres Netzteil, wie beim großen iPad Pro bereits gezeigt, beilegen können.

Performance und Verbindungsmöglichkeiten:

Bei der Hardware und Software hatte ich ein schnelles System erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. In allen Lebenslagen rennt das Gerät, ohne sich eine Pause zu gönnen. Egal ob beim Wechseln zwischen Apps oder beim Spielen, alles geht sehr flott von der Hand. Bei der Performance wird einem niemals auffallen, dass der Prozessor etwas geringer tastet als im großen Modell und auch der halbierte RAM fällt nicht negativ ins Gewicht, schade finde ich dennoch, dass bei einem Gerät in dieser Preisklasse nicht auch die 4GB wie beim großen Pro drin gewesen sind, damit das Gerät noch besser für die Zukunft gewappnet wäre.

Neben WLAN nach den Standards a/b/g/n/ac und Bluetooth 4.2 gibt es das iPad auch mit einer Mobilfunk-Schnittstelle. Dabei werden Nano-SIMs unterstützt und man funkt in allen wichtigen Bändern im LTE Netz mit bis zu 300Mbit/s. Dabei empfand ich den Empfang noch etwas besser als bei meinem iPhone 6s. Über Empfangsprobleme im Netz der Telekom kann ich jedenfalls nicht meckern. Zusätzlich unterstützt das kleine Pro auch die Apple SIM in Form einer eSIM. Damit ist das iPad quasi Dual-SIM fähig. In der Praxis hat man dadurch die Möglichkeit, sich flexible Datentarife ohne Laufzeit zu buchen. Gerade wenn man viel im Ausland unterwegs ist, könnte das interessanter sein, als sich eine Prepaid SIM zu besorgen.

Außerdem gibt es ja noch den Smart Connector. Die drei kleinen Punkte im Rahmen dienen als Schnittstelle für Zubehör, wie zum Beispiel Apples Smart Keyboard, welches immer noch nicht mit deutschem Layout gibt. Ich denke, dass in Zukunft vielleicht auch Drittanbieter mehr Interesse an der Schnittstelle zeigen werden, so hat zum Beispiel Logitech bereits eine Tastatur ins Programm genommen, die sich über den Anschluss mit dem Tablet verbindet.

Fazit zum iPad Pro 9,7“:

Beim Lesen hat vielleicht der eine oder andere schon bemerkt, dass ich zufrieden mit meinem iPad bin. Ich habe das Gerät zwar erst kurz im Einsatz, aber es hat mich auch in der kurzen Zeit überzeugt und ich hoffe und denke, dass es mich auch in den nächsten Jahren nicht im Stich lassen wird. iPad Pro 9,7''Die Verarbeitung des hübschen Gehäuses ist super, die Arbeitsgeschwindigkeit ist mehr als schnell genug, multimedial steht das Tablet sehr gut da, gerade das Display hat mich begeistert und auf dem Weg zum mobilen Büro unterstützt es mich blendend. Für mich hat es das Pro im Namen also verdient. Wo es viel Licht gibt, gibt es aber auch ein wenig Schatten. So ist es für mich unverständlich, warum Apple dem Gerät so ein schwaches Netzteil beilegt. Auch auf einen alten TouchID Sensor zu setzen, empfinde ich als fragwürdig, vor allem, wenn es ja schon die neue Generation gibt. Dann auch noch den RAM zu halbieren, sehe ich ebenfalls ungern. Natürlich läuft das Ding auch so und hat weniger Pixel zu bewegen als das große Modell, aber gerade im Hinblick auf den Preis, mein nächster Kritikpunkt, wäre da mehr drin gewesen. Bei den Preisen bewegen wir uns bei Apple typisch auf einem hohen Niveau. Bei Apple startet die 32GB Variante bei 689€, ein stolzer Preis. Ist das Gerät denn sein Geld wert? Wenn man unbedingt den Apple Pencil nutzen will, hat man keine andere Wahl. Kann man auf ihn verzichten, sollte man sich vielleicht wirklich noch mal das iPad Air 2 ansehen. Natürlich bietet das kleine Pro mehr, das lässt sich Apple aber auch gut bezahlen. Wer bereit ist das Geld zu investieren, weil er auch Nutzungsszenerien für das Tablet hat, wird sehr zufrieden damit sein, denke ich – ich bin es jedenfalls.

Habt Ihr Fragen an Sebastian zum iPad Pro 9,7″? Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem neuen Pro gemacht? Ich freue mich auf unsere Diskussion in den Kommentaren.