Vorletzte Woche war es mal wieder so weit. Ich hatte mit Feuereifer und ohne Unterbrechung für mehrere Stunden an einem neuen Projekt gearbeitet und es wurde und wurde nicht fertig. Am Ende fühlte ich mich total ausgelaugt und war unfähig, mich länger als 2 Minuten zu konzentrieren.
Wie ein Auto, das Stunden mit Vollgas im ersten Gang gefahren wird, hatte auch ich meinen Motor total überhitzt.
Das Ende vom Lied: Meine Konzentrationsfähigkeit und die damit verbundene Produktivität ließen eklatant nach. Die Arbeit zog sich unnötig in die Länge und das Ergebnis war zum Schluss auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doof, dabei sollte ich es doch eigentlich besser wissen…
Mir wurde also wieder deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Pausen für die Produktivität sind. Regelmäßiges Abschalten gehört zu einem guten Selbstmanagement, wie die goldene Rolex zu Donald Trump.
Nur leider haben Pausen in Deutschland einen schlechten Ruf. Nach Umfragen der Gewerkschaft Verdi arbeiten 10% der Berufstätigen 8 Stunden oder mehr durch, ohne Pause. Nach dem Motto: Wer keine Pause macht, ist produktiver, kriegt mehr geschafft und ist kein Faulenzer. Ein großer Irrtum!
Es ist sogar eher umgekehrt. Wer keine Pausen macht, wird immer müder und muss sich daher am Ende des Tages immer mehr und intensiver anstrengen. Ein Teufelskreis.
Die Wissenschaft zu Pausen
Das Gehirn funktioniert wie ein Muskel und verbraucht enorm viel Energie (Glucose). Das dafür notwendige Energiedepot ist schnell aufgebraucht und muss regelmäßig aufgefüllt werden. Das gelingt am besten in Pausen, in Phasen geringer Konzentration.
Genau wie unsere tägliche Arbeitszeit ist auch dieser Energievorrat endlich. Im Gegensatz zur Zeit können wir diese Energie aber mit gezielten Auszeiten erneuern. So absurd es klingen mag, sind Pausen also die einzige Möglichkeit, den Output eines Tages zu erhöhen.
Wie funktionieren richtige Pausen?
Eine Pause ist aber nicht, auf dem iPhone Emails zu überprüfen oder bei Facebook vorbeizuschauen. Nein. Ein Pause bedeutet wirklich abschalten und nicht den großen gegen einen kleinen Bildschirm tauschen.
Weg vom Schreibtisch, raus an die frische Luft, Bewegen, Spazieren, Sport, Schlafen, ein nettes Gespräch mit Kollegen oder einfach ein Restaurant- oder Café-Besuch.
Tools, die helfen
Ich nutze sehr gerne die Pomodore-Technik. Dabei wird der Arbeitstag wie eine Tomate (pomodore) in mundgerechte Scheiben geschnitten.
Zum Beispiel 50 Minuten arbeiten und dann immer eine Pause von 15 Minuten. Diese Aufteilung funktioniert für mich am besten.
Empfehlen kann ich hier die App Be Focused.
Die gibt es für den Mac und iOS (iPhone / iPad). Es lassen sich dort sogar Aufgabenlisten führen (mache ich nicht!), die in der Pro-Version über alle Gerätschaften synchronisiert werden.
Neben der Unterstützung für die Entwickler habe ich ich mich für die Pro-Version entschieden, da dann keine nervigen Werbeanzeigen eingeblendet werden.
Die obigen Einstellmöglichkeiten sind aber auch in der Freemium-Variante vorhanden und fast schon zu viel des Guten.
Be Focused gibt es übrigens auch für die Apple Watch. Dort macht die App am meisten Sinn. Mal eben schnell den Timer am Handgelenk gestartet und rein in die Arbeit.
Fazit
Willst Du den Output Deines Arbeitstages steigern, helfen keine Überstunden. Nein, Du brauchst mehr Pausen! Denn wer regelmäßig Pausen in seinen Tag einbaut, ist länger konzentriert, deutlich leistungsfähiger und viel kreativer.
Um dies in der Praxis anzuwenden, ist die Pomodore-Technik ein gutes Tool und die App Be Focused eine gute Unterstützung.
Soweit zumindest die Theorie. Jetzt muss ich es nur noch konsequent umsetzen…
Hast Du heute schon eine Pause gemacht? Nein? Dann fang am besten direkt mit zwei Minuten Nichtstun an.
Wie teilt Ihr Euch den Tag ein? Wieviele Pausen macht Ihr? Habt Ihr einen Tipp, wie regelmäßige Pausen in den Arbeitstag integriert werden können? Ich freue mich auf unseren Austausch in den Kommentaren.
Hallo Lars!
Gerne würde ich Dir nochmal den Tipp geben, LiquidText auf dem iPad zu testen. Einen besseren Annotator und Notizblock kannst Du gar nicht bekommen!
Gruß,
Opa
Danke, schaue ich mir an 🙂
Danke für die Ergänzung, lieber Jürgen.
Dass regelmäßige Pausen auch die geistige die Produktivität steigern, stellte ja schon Da Vinci mit seinem polyphasischen Schlafrhythmus unter Beweis. Die Tipps für die Umsetzung im Arbeitsalltag finde ich sehr gut (auch hier in den Kommentaren!).
Ich schätze aber, dass die meisten der 10% Angestellten, die 8h ohne Pause durcharbeiten, das weniger tun weil sie glauben ihre Produktivität steige dadurch, sondern weil sie dann früher nach Hause können. Bzw weil diese Zeit nicht unbedingt als Arbeitszeit entlohnt wird, obwohl man sie in der Regel aber auf der Arbeit verbringt. Das heißt obwohl es einen Mehrwert für das Unternehmen bringt, die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern, gehören die Pausen zur Freizeit des Mitarbeiters, der aber wenig Freiheiten hat, die Pausenzeit wirklich frei zu gestalten.
für mich ist Brain Focus als Android App super, ich kann dort verschiedenste Arbeits & Pausen „Aufgaben“ erstellen. Sehr hilfreich: Wenn man möchte, wird in dieser Konzentrations-Zeit das Handy und alle Benachrichtigungen stumm gestellt
Danke für den guten Tipp, Johannes.
Ich bin froh, dass ich Hern Bobachs Newsletter bekomme. Be Focus ist genau das was ich gebraucht habe.
Vielen Dank
Ich hab leider viel zu lange gebraucht, das zu lernen. Erst seit einigen Wochen gelingt es mir, das überwiegend konsequent umzusetzen. Aber es fällt mir immer noch sooo schwer, nach 50 Minuten den Griffel fallen zu lassen. Ich muß mich förmlich zwingen, eine Pause zu machen. Ich kannte das
schlicht weg nicht, das war stets verpöhnt. Aber so ganz allmählich kann ich es auch spüren, dass es wirklich notwendig und gut ist.
Anfangs wusste ich gar nicht, was ich in der Zeit jetzt machen soll. Hab mir dann mal eine Liste namens „Trennungs-Handlungen“ erstellt, die ich sowohl für diese neuen Home-Office-Pausen wie auch als
Trennung zwischen zwei Aufgaben hergenommen habe. Da stehen so Sachen drauf wie:
– Genußmoment – z.B. einen Löffel Nuß-Nougat-Creme genüsslich
essen
– Ferngesteuerten Mini-Heli fliegen
– Kurzer Spaziergang
– Kurz in die Sonne legen
– Einen Tee oder Kaffee kochen
– Spülen
– Musizieren
– Meditieren
– Augen schließen / Power-Napping
– Aus dem Fenster schauen und die Natur beobachten
– Dehnübungen
– Progressive Muskelentspannung
Werd mir jetzt mal noch die App und den Link anschauen. Danke für die Inspiration.
So far. Gruß, Micha
Danke für die super Ergänzung, lieber Micha. Mir geht es da wie Dir. Sehr schwierig, aber so ein Pomodore-Timer in Verbindung mit der Apple Watch hilft 🙂
Michael’s Vorschläge sind richtig gut.
Ich arbeite rund 50% meiner Arbeitszeit zuhause im HomeOffice. Ich habe mir schon vor längerem angewöhnt, regelmässige Pausen zu machen ( mind. stündlich ) und dabei konsequent den Schreibtisch zu verlassen.
Es macht sehr viel aus, nicht morgen eine grosse Flasche Wasser mit ins Arbeitszimmer zu nehmen, sondern kleine Gläser Wasser und wenns leer ist in Küche zu gehen und neues zu holen – oder eben keine grosse Thermoskanne Kaffee, sondern normale Tassen immer frisch aufgeschüttet.
Dabei kann man schön mal das Fenster öffnen und frische Luft reinzulassen.
Mein Arzt hat mir vor langer Zeit mal ein Faltblatt mit Rückenübungen mitgegeben, die bieten sich auch an, mal zwischendurch ein kleine Übung einzuschieben
Auch finde ich es wichtig, eine richtige Mittagspause zu machen, In der Firma ist es einfach, wie gehen meist mit mehreren in die Kantine, zuhause setze ich mich fürs Essen ins Wohnzimmer und schaue etwas TV oder so. Hauptsache weg von der Arbeit um Abstand zu bekommen.
Genau!
Aus diesem Grund leben Raucher auch mental gesünder (ich bin
Nichtraucher) und sind oft by the way produktiver 😉